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Veröffentlicht am 24.04.2018

Je nachdem zu welchem Lerntyp man gehört, kann dieses Buch durchaus hilfreich sein.

The Awful English Grammar Die schreckliche englische Grammatik
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Wer kennt sie nicht, die Fallstricke der englischen Sprache? Man denkt, es klappt schon ganz gut, und dann weiß man doch wieder nicht, ob man sich mit of, by oder from für die richtige Präposition entschieden ...

Wer kennt sie nicht, die Fallstricke der englischen Sprache? Man denkt, es klappt schon ganz gut, und dann weiß man doch wieder nicht, ob man sich mit of, by oder from für die richtige Präposition entschieden hat oder wie es um die Zeitenfolge bei if-Sätzen im Konditional II bestellt ist. Jeremy Taylor besitzt langjährige Erfahrung als Englischlehrer und kennt sich mit den Problemen im Sprachunterricht aus. Er weiß: Grammatik muss verstanden werden, und sein Buch ist Beweis dafür, dass das sogar amüsant sein kann! In leicht verständlichen Dialogen werden dem Leser Mustersätze wie auf einem Tee-Tablett serviert und am jeweiligen Kapitelende in einer Tabelle zusammengefasst...(Klappentext)

♚♚♚♚♚♚♚♚♚♚

"Darf ich vorstellen: Barry Buggins, ein leidenschaftlicher, wenn auch nicht besonders begabter Mann aus England."
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"Meet Barry Buggins, an enthusiastic, but not particularly talented Man from England."
(S .8 & 9 - Anfang)


Ich sage immer mein Englisch hat Harry Potter-Niveau, bedeutet, dass ich Kinderbücher bis, sagen wir mal 12 Jahren, lesen kann und den Zusammenhang verstehe, ohne ständig im Wörterbuch nachschlagen zu müssen.
Die Grammatik war jedoch immer schon mein großes Problem. Ich habe mich im Laufe der Jahre immer höchst erfolgreich davor gedrückt mich näher damit zu beschäftigen, so eine Abneigung habe ich dagegen.
Da ich von den zweisprachigen Ausgaben aus dem dtv-Verlag bisher sehr begeistert war (und immer noch bin), wählte ich nun diese Neuausgabe, welche sich mit der englischen Grammatik beschäftigt. Irgendwann muss ich diesbezüglich ja mal in die Puschen kommen.

Das vorliegende Buch soll für Einsteiger geeignet sein. Nun ja, dem kann ich mich nicht wirklich anschließen. Meiner Meinung nach sollte mindestens das B1-Niveau vorhanden sein.
Zudem ist die Art Sprachen und die dazugehörige Grammatik zu erlernen sehr individuell. Was für den einen die richtige Art und Weise ist, muss bei einem Anderen nicht zwangsläufig ebenso funktionieren. Tja, und leider muss ich sagen, dass sich mir in diesem Buch die englische Grammatik nicht völlig erschloss.
Was sich mir jedoch erschloss war, dass ich zu diesen Grammatik-Lern-Typen gehöre, der die Grammatik nicht anhand von Geschichten erlernen kann, sondern wie in Mathematik so etwas wie Formeln, Tabellen, sowie ein Arbeitsbuch benötige mit dem ich arbeiten kann. Ich muss die "Formel" also selbst schriftlich umsetzen, um sie in mein Hirn zu bekommen.
Das ist für mich persönlich eine wichtige Erkenntnis, da ich nun weiß WIE ich an die Grammatik herangehen muss, um diese zu verinnerlichen und dies ist auf jeden Fall ein Schritt in die richtige Richtung.

Als Ergänzung finde ich dieses Buch jedoch durchaus geeignet und nicht nur, um Grammatik zu lernen. Es blieb ja auch durchaus das eine oder Andere hängen, aber vor allem eignet es sich sehr gut als Wiedereinstieg in die englische Sprache.
Man nimmt neue Wörter in sein Vokabular auf und erlernt so manche typische Redewendung.
Die Geschichte selbst ist einfach gehalten und auch witzig. Ich musste mehrmals schmunzeln und daher liest es sich im Grunde relativ flott weg.
Die Übersetzung stimmt nicht immer 1:1 überein, z.B.: "Wirklich?" wird hier nicht mit "Really?" übersetzt, sondern mit "I don't believe you.", wobei es natürlich auf das Selbe kommt.

Was beinhaltet nun diese "Grammatik-Geschichte"?
- hauptsächlich die verschiedenen Zeitformen, deren Untergruppen, Frageform, sowie Satzkonstruktionen (hier liegt meine persönliche Schwäche)
- Präpositionen
- Substantive und ihre Eigenarten (ob Artikel davor oder nicht, zählbar oder nicht zählbar)
- Fehler die wir Deutschsprachige bezüglich gerne machen (hier habe ich persönlich am meisten mitgenommen)

Veranschlaulicht wird dies hin und wieder mit Tabellen inklusive einem Beispiel. Für mich Tabellenliebhaberin waren es jedoch eindeutig zu wenig.

Wiederholt wird alles innerhalb der Geschichte, was durchaus von Vorteil ist.

Fazit:
Je nachdem zu welchem Lerntypus man gehört, kann dieses Buch durchaus hilfreich sein. Für Einsteiger ist es, meines Erachtens, jedoch nicht, bzw. nur bedingt geeignet. Trotzdem es für mich persönlich nicht allzu hilfreich war, fühlte ich mich aufgrund der lockeren und witzigen Geschichte gut unterhalten und nahm für mich zwar nur wenig neue Grammatik-Erkenntnisse mit, dafür einiges an neuen Vokabeln und Redewendungen.
Für all diejenigen die ihre Englischkenntnisse auffrischen oder vertiefen wollen, kann ich jedoch die zweisprachigen Bücher aus dem dtv-Verlag empfehlen. Diese gibt es in verschiedenen Schwierigkeitsstufen, von Anfänger bis Fortgeschrittene.

© Pink Anemone

Veröffentlicht am 19.04.2018

Ein fesselndes Sachbuch über die verschiedensten forensischen Fachrichtungen, welches mich begeistert zurücklässt.

Anatomie des Verbrechens
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Dem, der genau hinhört, enthüllen die Toten alles: Woher sie kommen, wie sie gelebt haben, wie sie gestorben sind. Wie minimal die Spur auch sein mag, dem scharfen Blick des Forensikers entgeht nichts.
Krimiautorin ...

Dem, der genau hinhört, enthüllen die Toten alles: Woher sie kommen, wie sie gelebt haben, wie sie gestorben sind. Wie minimal die Spur auch sein mag, dem scharfen Blick des Forensikers entgeht nichts.
Krimiautorin Val McDermid erzählt erstmals anhand von konkreten, spektakulären Beispielen von ihrer Faszination darüber, wie die Gerichtsmediziner arbeiten und selbst die kompliziertesten Fälle lösen...
(Klappentext)

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"Die Geschichten über die oft langwierige Etappe, die zwischen Verbrechen und Gerichtssaal liegt, werden sie nicht loslassen. Sie zeigen, dass die Wirklichkeit alles, was man erfinden kann, weit hinter sich lässt." (S. 12)

Das oben erwähnte Zitat kann ich genau so unterschreiben!

Hier werden anhand von historischen Kriminalfällen, sowie von solchen in der Gegenwart, die Geschichte und die Arbeitsweise verschiedener forensischer Fachrichtungen näher gebracht.
Man ist von Anfang an dabei - vom Tatort selbst angefangen, über die Gerichtsmedizin, bis hin zum Gericht und der Darlegung der Beweise. Es kommen Spezialisten wie z.B. Brandermittler, Pathologen und Wissenschaftler zu Wort, welche uns so Einblick in ihre Arbeitswelt ermöglichen.

Beim Lesen erkennt man, dass die Autorin eine Thriller-Autorin ist, da dies alles auf einer sehr packende Art und Weise geschieht und auch für den interessierten Laien leicht verständlich ist.

Inhalt inkl. ein paar Beispielen:

Tatort:
- historisches Beispiel wie sich die Tatortbegehung und Spurensicherung im Laufe der Geschichte änderte.
- wie sehr uns Serien wie vor allem "CSI - Den Tätern auf der Spur" beeinflussen, negativ wie positiv.

Spurensicherung am Brandort:
- unter welchen Bedingungen diese Ermittler arbeiten und was sie aus einem Häufchen Asche alles herauslesen könne. Hat z.B. jemand von Euch gewusst, dass ein Streichholz niemals komplett verbrennt, möge der Brand noch so groß und heiß sein? Diese Ermittler können anhand der kleinsten Rückstände sogar die Streichholzmarke bestimmen.
- der große Brand von London 1666

Entomologie, forensische Insektenkunde:
- der erste Fall der anhand von Fliegen gelöst wurde
- wie Entomologen anhand von Insekten den Todeszeitpunkt fast auf die Woche genau bestimmen können

Pathologie:
- die erste uns bekannte Autopsie
- was Arthur Conan Doyle mit dem Star-Rechtsmediziner Spilsbury zu schaffen hatte und was Eitelkeit bei einem Rechtsmediziner anrichten kann
- wie ein Rechtsmediziner Schritt für Schritt vorgeht, um Todeszeitpunkt, Todesart, etc. zu bestimmen und weitere Beweise sammelt

"Keine zwei Körper zersetzen sich auf die gleiche Weise und im gleichen Tempo. Man kann zwei Leichen betrachten, die buchstäblich nur 2 Meter auseinander liegen, und sie können auf vollkommen verschiedene Weise verwesen." (S. 109)

Toxikologie:
- die Geschichte der Giftmorde, der Gifte und deren Aufklärung
- Giftmorde durch Personal des Gesundheitswesens

Fingerabdrücke:
- Grundlage des Beweismittels Fingerabdruck und weshalb man sich nicht zu sehr darauf versteifen sollte.

Blutspuren und DNA:
- Geschichte des DNA Profils und Interpretation von Blutflecken
- Das erste Verbrechen, welches mittels eines DNA-Profils aufgeklärt wurde

Anthropologie:

"Blutige Kriege und Naturkatastrophen sind ihr Einsatzgebiet; die Toten nach Hause zu bringen ist ihr Beruf." (S. 211)

-Wie Anthropologen z.B. in ehemaligen Kriegsgebieten, nach Naturkatastrophen eingesetzt werden und wie sie arbeiten.
- was man alles anhand eines Skeletts herausfinden kann und das dafür manchmal nur ein 4mm kleines Stück Knochen benötigt wird.

Gesichtskonstruktionen:
- Wie den Skelettüberresten von Toten das Gesicht zurückgegeben wird, angefangen bei ägyptischen Mumien bis hin zu Vermisstenfällen.

Digitale Forensik:
- die Cyber-Ermittler vor denen nichts verborgen bleibt.
- der Fall McAfee (Gründer der Antiviren-Software)

Forensische Psychologie:
- gibt es das "Psychopathen-Gen"? Laut dem Neurowissenschaftler James Fallon ja. Dies konnte er durch Gehirnscans und DNA an sich selbst beweisen.
- Beispiele anhand von Fällen wie "Der Vampir von Düsseldorf" und "Jack the Ripper".
- Die Geschichte des Profilings

Vor Gericht:
- über die Arbeit der Vertreter der Anklage, sowie die der Verteidigung
- der Weg von Beweismitteln vom Tatort bis zum Gericht
- Der Prozess - der ultimative Test forensischen Beweismaterials

"Und wenn sie im Gericht ihren Zweck verfehlen, sind alle Anstrengungen der forensischen Wissenschaftler - Computerspezialisten, Rechtsmediziner, Insektenkundler, Experten für Fingerabdrücke, Toxikologen, etc. - umsonst gewesen." (S. 333)

Dabei wird der Leser auf jeder Seite von einer täuschend echten Fliege begleitet, die ich nicht nur einmal versuchte wegzuwischen.

Hier wühlen also Brandermittler stundenlang durch stinkende und schmutzige Trümmer, Maden werden von verwesenden Leichen gesammelt und zertrümmerte Schädel konstruiert.
Man blickt hinter die Kulissen der verschiedensten Experten, welche den Kampf um Gerechtigkeit auf ihre Weise bestreiten und dabei dem Tod und was dieser übrig lässt, direkt ins Gesicht blicken.
Sie sind mehr als nur Ermittler, Wissenschaftler, Forscher oder Psychologen. Es sind Menschen, die für die Gerechtigkeit in Abgründe blicken und es werden immer neuere Techniken und Ideen geboren, welche ein perfektes Verbrechen nahezu unmöglich machen.

Fazit:
Ein fesselndes Sachbuch über die verschiedensten forensischen Fachrichtungen, welches mich begeistert zurücklässt. Packend und leicht verständlich und daher kaum aus der Hand zu legen. Ich habe es regelrecht verschlungen, als hätte ich einen Thriller in der Hand.
Von Val McDermid habe ich bisher noch keinen Thriller gelesen, doch dies wird sich nun definitiv ändern. Denn wenn ihre Thriller nur halb so spannend und packend sind, hat sie bei mir schon gewonnen.

© Pink Anemone

Veröffentlicht am 11.04.2018

Eine Milieustudie die mich manchmal an meine Grenzen brachte. Trotzdem konnte es mich nicht gänzlich überzeugen.

Kühe
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Triggerwarnung: Sodomie, physische wie psychische Vergewaltigung, Tierquälerei, detailierte Beschreibung von Gewalttaten.

Um eine aussagekräftige Rezension zu schreiben, welche andere potenzielle Leser ...

Triggerwarnung: Sodomie, physische wie psychische Vergewaltigung, Tierquälerei, detailierte Beschreibung von Gewalttaten.

Um eine aussagekräftige Rezension zu schreiben, welche andere potenzielle Leser darauf vorbereitet was sie darin erwartet, um entweder nicht blind hineinzustolpern, oder aber Liebhaber dieses Genres anzufixen, ist es notwendig ein paar Zitate aus dem Buch wiederzugeben (wobei ich mich auf die harmloseren beschränke), sowie Weniges zum Inhalt (was mich persönlich an meine Grenzen brachte) anzuführen. Dies könnte auf manche Leser verstörend wirken, daher empfehle ich Zartbesaiteten auf das Buch, wie auch auf meine Rezension zu verzichten! Danke für Euer Verständnis.

♦♦♦♦♦♦♦♦♦♦

Steven ist 25 Jahre alt. Im Fernsehen beobachtet er all die perfekten, fröhlichen Menschen und träumt davon, selbst das normale Glück zu finden. Vielleicht mit Lucy, die eine Etage über ihm wohnt - auch wenn ihre Besessenheit für Vivisektionen echt krank ist.
Aber Stevens Mutter würde das niemals zulassen. Sie hasst ihn und will ihn zerstören: »Sie verabscheuten einander seit dem Augenblick, als sie ihn aus ihrer Fotze gedrückt hatte. In der zugemüllten Küche hatte sie ihn auf dem Tisch, an dem sie heute noch aßen, aus dem blutigen Schlamassel zwischen ihren Beinen gezogen und verflucht. Und er hatte ihr, da er spürte, dass es sein ganzes Leben lang noch schlimmer kommen würde, gleich in die Augen gepisst.«
Als Steven Arbeit in einem Schlachthaus findet, offenbart ihm der unvorstellbar perverse Vorarbeiter Cripps, wie man durch das Töten von Kühen echte Erfüllung findet. Doch die Tiere beginnen mit Steven zu reden und sie bitten um Hilfe ...
(Klappentext)

♦♦♦♦♦


Dieses Buch erschien in England bereits 1997 und wird von so manchen bereits als Horror-Klassiker bezeichnet. "Abartig", "Verstörend", "kranke Perversion" - das sind alles Bezeichnungen, welche man bezüglich des vorliegenden Buches liest. Aber man findet auch ebenso Titulierungen wie: "Begnadet", "Meisterwerk", "genialer Schreibstil".
Bis auf das "Meisterwerk" kann ich das alles unterschreiben.
Ich habe mich also gewappnet etwas wirklich Verstörendes zu lesen...und doch war es zu wenig. Außerdem dachte ich, ich wäre aufgrund meiner Vorliebe zu Splatter- und Gore-Filmen doch etwas abgehärtet...falsch gedacht, denn bei gewissen Szenen stieg sogar ich aus (wobei das vermutlich ganz andere Szenen waren als bei so manch anderen Lesern). Hier muss jeder selbst entscheiden ob das Buch etwas für einen ist, oder man lieber die Hände davon lässt.

♦♦♦

"Er verzehrte sich vor Sehnsucht, sie nachzuahmen, Anteil zu haben an der Massennormalität, die wie Kathodenwellen über die toten Nächte seiner Einsamkeit rollte." (S. 16)

Steven lebt mit seinen 25 Jahren immer noch bei seiner Mutter, jedoch nicht weil es ihm im Hotel-Mama so gut gefällt, sondern weil ihm nichts anderes übrig bleibt und er auch gar nicht anders kann. Er ist nämlich der Sohn einer absolut gestörten Mutter, was sich schon allein dadurch offenbart, dass sie von sich in der 3. Person spricht. Wenn es nur das wäre, denn sie schenkt Steven kein warmes zu Hause voller Liebe, sondern die Hölle auf Erden in einer abgesifften Drecksbude. Sie hält ihn klein, gibt ihm rohen Schafsmagen oder ähnlich ekelhaftes Zeug zu essen und beschimpft ihn auf das Derbste.

"Wer sollte dich denn lieben, Steven? Ich habe da draußen gelebt, bevor du meine Fotze infiziert hast. Ich weiß, was die mögen und lieben. Dich ganz sicher nicht. Hast du gehört du kleiner Pisser? Dich ganz sicher nicht." (S. 68)

Er selbst wünscht sich nichts sehnlicher als ein normales Leben zu führen. Ein Leben wie die Menschen in den Filmen, in die er sich flüchtet...ein Leben wie alle Menschen dort draußen. Sie hasst ihn genauso wie er sie hasst. Ein abartiges Abhängigkeitsverhältnis schweißt Steven und seine Mutter auf kranke Weise zusammen. Bis Steven eine Anstellung im Schlachthaus bekommt und ihn Cripps, ein perverses Schwein von Vorarbeiter, unter seine Fittiche nimmt und ihm lernt wie man im Töten von Kühen Erfüllung findet, sexuell wie auch emotional.
Das Macht- und Abhängigkeitsverhältnis zwischen Steven und seiner Mutter beginnt zu kippen....und dann beginnen auch noch die Kühe mit ihm zu sprechen. Auch sie begehren auf, verlangen nach Freiheit und auch sie wollen eine Verschiebung der Machtverhältnisse und dafür brauchen sie Stevens Hilfe.

Der Roman greift Themen auf wie Einsamkeit, zerstörende Macht- und Abhängigkeitsverhältnisse und physischen wie auch psychischen Mißbrauch und das auf sehr unkonventionelle Art und Weise in der sich Ekelszenen und blutige Gewalt fast ohne Punkt und Komma aneinanderreihen.

"Die Klingen der Schere glitten mit einem leisen Knirschen zusammen und schnitten den Muskel des Rektums durch. Gummy schrie und übergab sich, Blut spritzte aus seinem durchgeschnittenen Arsch." (S. 127)

Hier werden Sodomie und das Essen von Exkrementen (die zwei Dinge an denen ich besonders zu knabbern hatte) genauso detailliert und bildhaft beschrieben wie auch die Gewaltszenen, aber auch der Seelenschmerz von Steven.
Trotzdem ist es fast schon so etwas wie provozierende literarische Kunst, denn hier trifft intelligente Tiefsinnigkeit auf abartiges Szenario und derbe Gossensprache.

"Das Muttertier. Die lieblose Hurenfotze stand über dem Gasherd mit seinen zwei Flammen und rührte ranziges Schweinefleisch in einer Pfanne um. Die Küche roch nach Gas, Öl und dem Gestank toter Fische zwischen ihren Beinen." (S. 11)

Wenn man es schafft in all den Abartigkeiten zwischen den Zeilen zu lesen, ist es mehr als nur blosse Aneinanderreihung von Ekelszenen. Es ist eine Milieustudie aus der Unterschicht Englands, die ein Leben ohne Perspektive, jedoch mit umso mehr psychischer und physischer Verwahrlosung, aufzeigt. Man erlebt die Entwicklung eines verstörten, traumatisierten und schüchternen jungen Mannes zu einem GEstörten, kaltblütigen Individuum, wie es seine Mutter ist, der im Grunde nichts anderes wollte als ein normales Leben führen und keine Illusion von dessen, in der man nur so tut als ob.

Dies alles eröffnet sich dem Leser bis zur Mitte des Buches. Da scheint dem Autor dann jedoch die Puste ausgegangen zu sein. Die Ansammlungen von Abartigkeiten und Ekelszenen hören abrupt auf und treten ab hier nur noch vereinzelt auf - als hätte der Autor all sein Pulver an kranker Phantasie komplett verschossen.
Auch die Storyline selbst bricht in gewisser Weise in sich zusammen.
Damit begann dann für mich die große Langeweile mit der Frage: "Wohin will mich der Autor nun führen?"
Am Ende des Buches erfolgte die Antwort an mich selbst - "Niergends hin.", denn das Ende war in meinen Augen einfach nur bescheuert und lässt mich verdattert und unzufrieden zurück.

Ein Lob gebührt jedoch dem Festa-Verlag.
Die Umschlaggestaltung und die Qualität sind einfach eine Wucht. Eins der wenigen Male, bei denen mir das Cover der deutschen Ausgabe besser gefällt als das des Originals. Dadurch wurden 2 Sterne auf 3 aufgerundet.

Fazit:
Dieses Buch brachte selbst mich an ein paar Stellen an meine Grenzen, wobei es weniger die blutigen und abartigen Gewaltszenen waren, sondern eher die Sodomie-Szenen und die Stellen in denen Exkremente gegessen wurden (Mahlzeit!).
Trotzdem fand ich das Buch bis zur Mitte hin relativ gut und auf kranke Weise fesselnd. Doch dann fiel alles in sich zusammen, die Ekelszenen genauso wie der gesamte Plot und das Ende. Genauso gut hätte ich ab der Mitte aufhören können zu lesen.
Schade, denn das Buch hatte einen guten Anfang und durchaus Potenzial. Als "Horror-Klassiker" würde ich es also nicht bezeichnen und schon gar nicht als "Meisterwerk".

© Pink Anemone

Veröffentlicht am 09.04.2018

Ein packender Thriller der nichts für schwache Nerven ist und man auch in die kranke Gedankenwelt des Täters blickt. Ein wahrer Pageturner!

Die perfekte Gefährtin
1

WIE WEIT WIRD ER GEHEN, UM DIE PERFEKTE FRAU ZU FINDEN? ... In der Nähe von Edinburgh werden in einer abgebrannten Waldhütte die Überreste einer Frauenleiche gefunden. Nur wenige Gewebespuren führen zu ...

WIE WEIT WIRD ER GEHEN, UM DIE PERFEKTE FRAU ZU FINDEN? ... In der Nähe von Edinburgh werden in einer abgebrannten Waldhütte die Überreste einer Frauenleiche gefunden. Nur wenige Gewebespuren führen zu dem Schluss, dass es sich bei der Toten um die vor Tagen verschwundene Anwältin Elaine Buxton handelt. Detective Luc Callanach, der gerade erst seinen Dienst bei der Police Scotland angetreten hat, leitet die Ermittlungen. Doch er ahnt nicht, dass die echte Elaine Buxton noch lebt und in einem Keller gefangen gehalten wird ― von einem Mann, der nur einen Wunsch hat: die Frau zu finden, die er in seine perfekte Gefährtin verwandeln kann. Wird Callanach das Rätsel lösen, bevor der Täter die Geduld mit seinem Opfer verliert? ... (Klappentext)

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"Mit beinahe väterlicher Fürsorge legte er den Körper ab und breitete die Glieder aus, damit die Luft frei um die Haut zirkulieren konnte." (S. 7 - Anfang)

Der erste Satz und schon ist man mitten drin im Thriller. Hier wird nicht lange rumgefackelt und ab diesem Zeitpunkt kann man das Buch nicht mehr aus der Hand legen.

Da wäre ein schottischer Franzose der in Edinburgh einen Neuanfang wagt und es dort nicht nur aufgrund seines Akzents schwer hat, sondern auch wegen seines Aussehens. Er könnte nämlich durchaus als "Unterwäschemodel" (Buchzitat) durchgehen.
Wenn er dann auch noch so ein eitler und/oder aalglatter Fatzke gewesen wäre, dem immerzu die Sonne aus dem Arsch scheint, hätte ich wohl genau an dieser Stelle das Buch zugeklappt. Doch DI Luc Callanach ist alles andere als eitel oder aalglatt und die Sonne scheint ihm so viel aus dem Arsch, wie es die Sonne in den schottischen Highlands im Herbst zu tun pflegt. Er ist nämlich keineswegs auf den Mund gefallen, etwas griesgrämig und direkt. Blöd kommen braucht ihm auch keiner und schnell wird dem Leser klar, dass hier ein kompetenter Ermittler am Start ist. Immerhin ehemaliger Interpol-Agent und mit allen Wassern gewaschen. Außerdem wird sein tolles Aussehen kein weiteres Mal mehr erwähnt, was meine kleine Befürchtung war.
Weshalb er seinen Job aufgab, um zur schottischen Polizei zu gehen und regelrecht aus Frankreich geflüchtet ist, bleibt lange sein Geheimnis, über das er nicht reden möchte. Sicher ist, dass er daran ordentlich zu knabbern hat.
Kaum hat er seinen Dienst angetreten wird eine bis zur Unkenntlichkeit verbrannte Leiche gefunden. Die wenigen Hinweise, welche sichergestellt werden konnten, weisen auf die vermisste Anwältin Elaine Buxton hin. Doch irgendwas kommt DI Callanach suspekt vor und sein Bauchgefühl sagt ihm, dass daran etwas nicht stimmt.

Hier eröffnen sich dem Leser zwei Handlungsstränge in denen man zum Einen DI Collanach begleitet.
Im zweiten Handlungsstrang taucht man in die kranke Gedankenwelt des Täters Dr. Reginald King ein. Ein Komplexhaufen mit verschrobener Wahrnehmung und der gerne Gott spielt. Er möchte sich eine perfekte Gefährtin kreieren, die ihm ebenbürtig ist. Natürlich muss diese schon vorher intelligent sein und eine starke Persönlichkeit besitzen. Für den Vorgang setzt er grausame Foltermethoden als Erziehungsmaßnahme ein, um sie zu biegen und zu brechen, bis sie so ist, wie sie in seinen Vorstellungen sein soll. Dafür sind jedoch auch Opfer notwendig.

"Mit der Ausnahme des schreienden, wimmernden, sabbernden, plärrenden Haufens lebendigen Fleisches war alles um ihn herum verblasst. Kein peripheres Sehen hätte ihn ablenken können, und er hatte außer ihren animalischen Schreien nichts mehr gehört. Das waren die intensivsten, konzentriertesten Sinneseindrücke, die er je erlebt hatte." (S. 33)

In diesem Thriller ist dem Leser von Anfang an klar wer der Täter ist, doch das nimmt dem keineswegs die Spannung. Im Gegenteil, denn das Interessante und vor allem das Spannende ist hier die Ermittlungsarbeit. Die Autorin überlässt hier nichts dem Zufall, wie es in so manch anderen Thrillern und Krimis nur allzu häufig vorkommt.

Auch die Charaktere sind gut gezeichnet und authentisch. DI Collanach hat zwar durchaus ein mehr oder weniger privates Problem, doch das führt bei ihm weder zu dem mittlerweile thrillerüblichen Alkoholismus, noch steht dieses Problem im Vordergrund. Hier wird also keineswegs über Seiten hinweg rumgejammert. Für mich ist das ein großer Pluspunkt.

Der Schreibstil ist bildhaft und erzeugt wahres Kopfkino.
Der Plot ist außergewöhnlich, durchwegs spannend und enthält mehrere überraschende Wendungen.
Obwohl es bezüglich des Täters keine Überraschung geben kann, enthält dieser Thriller einen spannenden Showdown, der einem mitfiebern lässt.

Fazit:
Hier hält man wirklich einen wahren Pageturner in der Hand und ich habe diesen Thriller in kürzester Zeit verschlungen.
Nun hoffe ich, dass auch die weiteren Teile dieser Reihe nicht allzu lange nach der englischen Erstveröffentlichung, auf sich warten lassen.
By the way - dieser Thriller ist angeblich ab 16 Jahren, also ein Jugendthriller, was ich aufgrund der bildhaften Beschreibung von so mancher Gewalttat eher bezweifle.

© Pink Anemone

Veröffentlicht am 09.04.2018

Eine Mischung aus Thriller und Milieustudie in typisch schottischer Manier - schräg, mit coolen Sprüchen und bissigem Sarkasmus.

Wer andern eine Bombe baut
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War’s das für Raymond Ash? An der Uni träumten er und sein Kumpel Simon von einer Zukunft als Rockstar, stattdessen hat er jetzt, mit Mitte 30, ein schreiendes Baby und einen neuen Job als Lehrer an der ...

War’s das für Raymond Ash? An der Uni träumten er und sein Kumpel Simon von einer Zukunft als Rockstar, stattdessen hat er jetzt, mit Mitte 30, ein schreiendes Baby und einen neuen Job als Lehrer an der Backe – und Simon ist seit drei Jahren tot. Kein Wunder, dass Ray seinen Augen nicht traut, als er ihn am Glasgower Flughafen sieht. Und dann geschehen auf einmal Dinge, die seltsamer und brutaler sind als jedes von Rays geliebten Computerspielen.
Gemeinsam mit der Polizistin Angelique de Xavia (bekannt aus Die hohe Kunst des Bankraubs) gerät er in sich immer schneller überschlagende Ereignisse, und die beiden müssen über sich hinauswachsen, um einen Terroranschlag zu verhindern, den der »neue«, sehr sehr böse Simon verüben will. Nur: was ist überhaupt das Ziel der Attacke? Die Spur führt in die schottischen Highlands …
(Klappentext)

Hier muss man definitiv Geduld haben bis man weiß wohin einem der Autor führen will, sich der Unzufriedenheit der Protagonisten stellen und sich darauf einlassen.
Der Autor schafft es ein Portrait der Gesellschaft zu zeichnen in der alle unzufrieden sind und vor sich dahin leben, angepisst auf das Leben und einem selbst sind bis...ja bis ihnen alles um die Ohren fliegt (im wahrsten Sinne), das Grauen Einzug hält und man, genau wie auch die Protagonisten selbst, erkennt, dass die ganze Jammerei unnötige Kleinscheißerei ist....doch dann ist es zu spät.
In einem Moment fragt man sich, wohin einem der Autor führen will, im nächsten fliegen einem so plötzlich die Körperteile entgegen, sodass man nahezu genauso geschockt ist, wie die Protagonisten selbst.

"Zwischen sich und dem kornblumenfarbenen Sommerkleid sah er zwei Beine in den Trümmern liegen. Ein Fuß fehlte, der andere hing noch an fransigen Fleischfetzen. Der Schuh sah aus wie seiner. Genau solche hatte er auch, aber heute hatte er sie nicht angezogen. Heute nicht. Heute hatte er andere an, die alten. Bitte!" (S. 44)

Die Thematik des Terrors, die der Autor hier aufgreift, ist aktueller denn je und Brookmyre geht hier noch um einiges weitere - Auftragsterrorismus. Für Geld Bomben legen und so viele Menschen wie möglich mitreißen.

Und in dieser Branche hat einer die Nase ganz vorne - Black Spirit.
Er hieß mal Simon, war aber schon immer ein arrogantes Arschloch und immer der Meinung er wäre zu etwas Großem bestimmt. Nun ist er freischaffender Terrorist und genießt die Macht über Menschenleben zu bestimmen. Dieser beginnt nun sogar Visitenkarten zwischen all dem Schutt und der Leichen zu hinterlassen. Besseres Marketing gibt es fast nicht und eines muss man schon sagen - die coolsten Sprüche hat er auf Lager.

Doch die Anti-Terroreinheit Englands ist nun auf seinen Fersen. Darunter die zierliche aber toughe Angelique de Xavia (kurz Angel X genannt), die vor allem damit zu kämpfen hat die einzige Frau in dieser Truppe zu sein. Aber das schert sie einen Scheißdreck und ebenso wenig hat sie Respekt vor diesem Auftragsterror-Heini. Sie will ihn einfach nur zur Strecke bringen.

Dann wäre da noch Ray. Ein Mittdreißiger der seinem alten Leben als Profi-Gamer ohne Baby mit Koliken nachheult. Er hat für die Familie all seine pubertären Träume aufgegeben und führt jetzt ein solides Leben als Lehrer und Papa eines schreienden Kindes. Hinfort sind seine Träume Rockstar zu werden, oder das Geld als Gamer zu verdienen. Nach der Arbeit flüchtet er sich manchmal auf den Flughafen. Er beobachtet die Abflüge und genießt das Gefühl die Möglichkeit zu haben aus der ganzen Alltagsscheiße auszubrechen - einfach in einen Flieger steigen, Frau und Kind hinter sich lassen und einen Neuanfang wagen. Doch dann sieht er einen alten Freund, was eigentlich nicht möglich ist, da Simon seit über 3 Jahren tot ist. Erinnerungen kommen hoch und es macht KLICK.

"Es war eine schallende psychologische Ohrfeige gewesen, die ihn aus seinem depressiven Tunnelblick gerissen hatte, sodass er wieder richtig sehen konnte, was wirklich vor ihm lag." (S. 101)

Doch was nützt einem diese Erkenntnis, wenn man auf einmal gejagt und versucht wird einem den Kopf wegzupusten?

Last but not least hätten wir da noch zwei 13-jährige Jungs, Murph und Lexy.
Zwei typische Jungs, die sich in ihrer Coolness übertreffen wollen, die Schule schwänzen und allzu neugierig sind. Diese Neugierde wird ihnen jedoch zum Verhängnis und sie sind dadurch in dieser terroristischen Action schnell mitten drin, statt nur dabei. Nun müssen sie über sich hinauswachsen, um aus dieser Scheiße wieder heil herauszukommen und wenn man schon dabei ist, kann man den bösen Kriminellen doch auch gleich ordentlich ans Bein pissen.

Dieser Thriller wurde bereits 2001 veröffentlicht, trotzdem ist er aktueller denn je.
Mit Ray und Simon reist man in deren Rückschau jedoch auch in die verrückten 90er und vor allem Gamer werden daran ihre Freude haben. Ray vergleicht nämlich sein Leben und was darin passiert gerne mit einem PC-Game.

"Es war Team Deathmatch, dachte Ray, Rocket-Arena-Regeln: keine Health Packs, keine neue Armour, keine Respawns; wenn man stirbt, bleibt man tot, das erste Team, das komplett ausgelöscht wird, hat verloren." (S. 457)


Zudem ist dies nicht nur ein Thriller, sondern auch eine Milieustudie vom Feinsten. Hier werden also auch ruhigere und tiefsinnige Töne angeschlagen und daher hat der Thriller zwischendurch auch den Charakter eines Romans.
Beides ist jedoch gewürzt mit herrlich schwarzem Humor und bissigem Sarkasmus. Dieser Thriller erinnert mich daher so ein wenig an den Film "Bube Dame König Gras", falls den jemand kennt.

Fazit:
Dieser Thriller ist für all diejenigen, die ein Faible für Spannung UND intelligente Unterhaltung und nichts gegen bissigen Humor und den ein oder anderen derben Spruch haben.
Vor allem Gamer der 90er, die "Doom" und "Half-Life" zockten, kommen durch Ray auf ihre Kosten und können daher, wie ich, in Erinnerungen schwelgen.

Ich habe geschmunzelt, gelacht, mir vor Spannung die Nägel abgekaut und reiste mit Vergnügen in die 90er. Es war eine Freude in diesem Thriller im typischen scottish Style zu lesen und wurde bestens unterhalten. Herz, was willst du mehr?

© Pink Anemone