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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.07.2018

Ein Arbeiterleben auf knapp 200 Seiten zusammengefasst

Der Sprengmeister
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Ich kenne sowohl Henning Mankells Krimis als auch seine Afrikaromane und mag seine Schreibweise und seine Charaktere sehr. Daher war ich sehr gespannt auf einen Debütroman aus dem Jahr 1973, der erst jetzt ...

Ich kenne sowohl Henning Mankells Krimis als auch seine Afrikaromane und mag seine Schreibweise und seine Charaktere sehr. Daher war ich sehr gespannt auf einen Debütroman aus dem Jahr 1973, der erst jetzt ins Deutsche übersetzt wurde.

Oskar Johansson ist Sprengmeister und überlebt mit 23 Jahren eine Sprengung aus nächster Nähe. Dabei verliert er das linke Auge und die rechte Hand; außerdem hat er schwere Verletzungen am und im Unterleib. Obwohl er so schwer verletzt ist und ihn seine Verlobte nach dem Unfall verlässt, gibt Oskar nicht auf, er arbeitet sogar wieder als Sprengmeister.

Oskars Arbeiterleben wird aus zwei unterschiedlichen Perspektiven erzählt. Da gibt es einerseits den Erzähler und andererseits erzählt Oskar selbst Episoden aus seinem Leben. Die Reihenfolge dabei ist nicht chronologisch sondern richtet sich danach, was Oskar wann berichten mag.

Die Sätze sind teils sehr knapp und fragmentiert, aber gerade deswegen sehr eindringlich.

Ich finde es erstaunlich, dass Henning Mankell bereits mit 25 Jahren einen derart sozialkritischen Roman geschrieben hat. Anhand seines Protagonisten, dessen Leben und dessen politischen Einstellung, der Hoffnung auf eine Revolution und der damit einhergehenden Verbesserung der Arbeitsbedingungen und Lebenssituation für die Arbeiterschicht werden die Verhältnisse der schwedischen Gesellschaft Anfang des 20. Jahrhunderts sehr eindringlich und anschaulich dargestellt.

Der Sprengmeister ist ein stiller und ruhiger, aber sehr eindringlicher Roman.

Veröffentlicht am 16.07.2018

Ein spannender historischer Liebesroman

Eine unbeugsame Braut
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Illiana lebt in einer lieblosen Familie; die Mutter ist eiskalt und hängt nur an einem ihrer Söhne und ihr Vater und die Brüder sind roh und gewalttätig. Trotzdem ist Illiana ein mitfühlender Mensch geworden. ...

Illiana lebt in einer lieblosen Familie; die Mutter ist eiskalt und hängt nur an einem ihrer Söhne und ihr Vater und die Brüder sind roh und gewalttätig. Trotzdem ist Illiana ein mitfühlender Mensch geworden. Sie ist hilfsbereit und ihr Wissen um die Heilkraft von Kräutern und anderen Pflanzen ist dabei sehr hilfreich. In Kürze steht ihre Hochzeit mit einem netten jungen Mann an.

Aufgrund eines Missverständnisses gerät sie in die Hände des Königskriegers Markus Järv. Dieser ist berühmt berüchtigt und überall gefürchtet. Die beiden Protagonisten scheinen gegensätzlicher nicht sein zu können. Obwohl sich beide sträuben, entscheidet der König, dass Markus und Illiana heiraten müssen.

Auf ihrem gemeinsamen Weg haben die beiden vielen Gefahren zu trotzen und eigene Streitigkeiten auszutragen. Es gibt Missverständnisse, aber auch ein kennenlernen des jeweils anderen. So kann aus Hass Liebe und aus Verachtung Achtung und Verständnis erwachsen.

Mir gefällt, dass sich sowohl Illiana als auch Markus während der Story sichtbar entwickeln.

Der Schreibstil ist flüssig, angenehm zu lesen. Auch wenn im Großen und Ganzen das Ende vorhersehbar ist, so weiß Frau Ahrnsted durch unerwartete Ereignisse oder Nebenstränge den Leser jederzeit zu fesseln.

Der im 14. Jahrhundert spielende Liebesroman gewährt uns einen kleinen Einblick in die damaligen Lebensumstände und hat mir einige unterhaltsame Lesestunden beschert. Da ich einige Szenen für die damalige Zeit unrealistisch und für die Protagonistin unangemessen halte, vergebe ich trotzdem immer noch gute 4 Sterne.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Gefühl
  • Charaktere
  • Atmosphäre
  • Handlung
Veröffentlicht am 16.07.2018

Anrührende Geschichte einer persischen Familie

Als die Tage nach Zimt schmeckten
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Jeden Tag steht Zod – Sohn russischer Einwanderer – in Teheran vor dem Café Leila und wartet auf den Postboten in der Hoffnung, dass ein Brief aus Amerika für ihn dabei ist. Er schickte sowohl seinen Sohn ...

Jeden Tag steht Zod – Sohn russischer Einwanderer – in Teheran vor dem Café Leila und wartet auf den Postboten in der Hoffnung, dass ein Brief aus Amerika für ihn dabei ist. Er schickte sowohl seinen Sohn als auch seine Tochter in jungen Jahren nach Amerika, damit sie sich dort als freie und starke Persönlichkeiten entwickeln konnten. Nach nunmehr 30 Jahren kehrt seine Tochter Noor in ihre Geburtsstadt zurück und muss feststellen wie sehr sich ihre Heimat verändert hat.

In einer malerischen, teils sinnlichen bis hin zu einer fast poetischen Schreibweise erzählt uns Donia Bijan von einer mir bis dahin nahezu unbekannten Welt. Sie schafft es, dass ich förmlich die Gerüche von Vanille, Zimt und den Blüten der Granatapfel- und Mandelbäume in der Nase habe. Mir läuft das Wasser im Mund zusammen bei der Beschreibung der orientalischen Küche mit seinen vielen Gewürzen und zahlreichen Früchten.

Anhand der Familiengeschichte wird der politische Umbruch im Iran anschaulich dargestellt. Die Willkür, Gewalt und Unterdrückung erleben wir hautnah mit. Sie ist besonders – aber nicht nur – gegen Frauen gerichtet. Die Angst der Menschen auf der einen Seite und ihre Lebensfreude andererseits, die sie nur hinter verschlossenen Türen ausleben können, ist spürbar.

Wieso Noor meint, dass sich ihre jugendliche Tochter Lily nach einer Weile in Teheran einleben, sich an die Lebensumstände (Unfreiheiten) gewöhnen und letztendlich wohlfühlen wird, ist mir jedoch ein Rätsel.
Insgesamt handelt es sich um eine emotionale Familiengeschichte mit politischem Hintergrund.

Irgendwo im Mittelteil hatte ich kurzfristig Probleme mit der Geschichte, ohne dass ich es irgendwo dran festmachen kann und die Zeitsprünge brachten mich hin und wieder aus dem Konzept, daher vergebe ich „nur“ 4 Sterne.

Veröffentlicht am 25.06.2018

Schöne Fortsetzung der Reihe um die Sommerfreundinnen

Wir sehen uns im Sommer
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Bevor Sonja starb, hat sie Vorsorge getroffen, dass ihre drei Freundinnen sich keine Geldsorgen mehr machen müssen. Aber sie hat ihnen auch eine Aufgabe hinterlassen. Sie müssen sich zu ihren Lieblingsorten ...

Bevor Sonja starb, hat sie Vorsorge getroffen, dass ihre drei Freundinnen sich keine Geldsorgen mehr machen müssen. Aber sie hat ihnen auch eine Aufgabe hinterlassen. Sie müssen sich zu ihren Lieblingsorten rund um die Welt aufmachen und dort etwas von ihrer Asche verstreuen. Gleichzeitig erhalten sie Briefe, in denen Sonja ihnen ihre tragische Liebesgeschichte erzählt.

In Asa Hellbergs Büchern geht es um Frauen jenseits der fünfzig, die wie im wahren Leben mit diversen Problemen zu kämpfen haben. In diesem Fall handelt es sich um die drei verbliebenen Sommerfreundinnen. Zum besseren Verständnis empfiehlt es sich, die Vorgängerbände gelesen zu haben.

Die drei Frauen sind auf die eine oder andere Weise mit ihrem derzeitigen Leben nicht wirklich glücklich. Auf der Reise finden sie nicht nur wieder näher zusammen, sondern die Charaktere machen auch eine Entwicklung durch, die sie befähigt am Ende der Reise ihre Lebensumstände zu ändern. Mir gefällt es wenn man während der Geschichte eine Entwicklung der Personen feststellen kann.

Die Geschichte ist in dem gewohnt flüssigen und teilweise sehr humorvollen Schreibstil der Autorin verfasst. Es gibt aber auch traurige Momente und Situationen, die zum Nachdenken anregen.

Mir hat das Buch schon wie die Vorgänger unterhaltsame Lesestunden beschert und ich vergebe gerne vier wohlverdiente Sterne.

Veröffentlicht am 18.06.2018

Warum 4 Wochen vorher?

Der letzte Gast
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Mia verdient sich ihren Unterhalt als Dogwalkerin in München. Zu ihrem Kundenkreis gehört auch die unheilbar kranke Berna. Als Mia ihr den Pudel nach der Runde zurück bringt, findet sie die Dame tot in ...

Mia verdient sich ihren Unterhalt als Dogwalkerin in München. Zu ihrem Kundenkreis gehört auch die unheilbar kranke Berna. Als Mia ihr den Pudel nach der Runde zurück bringt, findet sie die Dame tot in ihrem Bett. Bei den späteren Ermittlungen ist sie nicht nur Zeugin sondern auch Verdächtige, aber das hindert sie nicht daran sich in die Ermittlungen einzumischen.

Mit Mia hat Sabine Kornbichler eine sehr sympathische „Ermittlerin“ erschaffen. Sie ist eine toughe Frau, die sich so leicht nicht unterkriegen lässt. Selbst als sie in lebensbedrohliche Situationen gerät, gibt sie nicht auf. Auch die übrigen Protagonisten sind gut ausgearbeitet und kommen in ihren Handlungen realistisch rüber.

Der Schreibstil ist angenehm und flüssig zu lesen.

Für mich war es der erste Krimi von Sabine Kornbichler und obwohl für mich relativ schnell nur eine Person als Täter in Frage kam, fühlte ich mich gut unterhalten und es fehlte mir auch nicht an Spannung.