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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.05.2017

Unverhofft kommt oft

Die gefallene Schneekönigin - Der erste Fall für Schnyder&Meier
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Die Psychologiestudentin Zita Schnyder lebt zur Untermiete bei der allseits beliebten Helen Himmel. Helen hat an diesem Wochenende zum ersten Mal seit Jahren wieder ein Fest gegeben und fast alle Bewohner ...

Die Psychologiestudentin Zita Schnyder lebt zur Untermiete bei der allseits beliebten Helen Himmel. Helen hat an diesem Wochenende zum ersten Mal seit Jahren wieder ein Fest gegeben und fast alle Bewohner des kleinen Dorfes Waldbach eingeladen. Eine rauschende Party, doch am nächsten Morgen wird im naheliegenden Waldgebiet die Leiche der Geigenvirtuosin Isadora Heller entdeckt. Zita, die dort für gewöhnlich joggt, ist eine der ersten am Tatort. Da die Ermittlungen des zuständigen Kommissars Werner Meier in die falsche Richtung zu laufen scheinen, begibt sich Zita selbst auf die Fährte nach dem Mörder und bringt sich damit in Gefahr.







Mit dem ersten Fall ihrer Reihe um Kommissar Meier und die Psychologiestudentin Schnyder legt die Autorin einen so ungewöhnlichen wie spannenden Kriminalroman vor, der am ehesten als Gesellschaftskrimi bezeichnet werden kann. Ihre Sprache ist frisch und mit einem Touch schweizerischer Ausdrücke angereichert, die amüsieren. Nichtsdestotrotz spannt sie einen Bogen, der uns Lesern Dramatik bietet und sie schafft es, diesen über das ganze Buch über zu halten. Mehr noch, sie dreht die Geschehnisse um und nicht vieles bleibt, wie es auf den ersten Schein zu sein vermag. Ihr Tempo ist dabei schnell und flüssig, was das Lesen angenehm macht.


Sehr gerne vergebe ich dem Buch seine wohlverdienten fünf von fünf möglichen Sternen. Unbedingt möchte ich es anderen Lesern weiter empfehlen, denn die gesunde Mischung aus Persönlichkeiten, die einem Agatha Christie Krimi entstiegen sein könnten, einer letzte Szene, die mich an „Immer Ärger mit Harry“ von Hitchcock erinnern ließ und die Atmosphäre in tiefverschneiter Kulisse samt brummeligen Kommissars, die nordischen Krimis entstammen könnten - dies alles ergibt einen modernen schweizerischen Kriminalroman, der all diese Vergleiche nicht im geringsten scheuen muss. Die Autorin hat die Fäden allzeit gut geführt und sie oft noch einmal gewendet, bevor sie ihre Geschichte völlig überraschend, mit einem für mich unverhofften Täter, enden ließ.

Veröffentlicht am 03.05.2017

Cornwall erleben mit Nora und Smuggler

Cottage mit Kater
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Die Krimiautorin Nora Beck ist nach zwei derben Schicksalsschlägen psychisch und physisch angeschlagen. Daher nimmt sie gerne das Angebotes eines Freundes an, sein Haus in Cornwall zu hüten. Nora erhofft ...

Die Krimiautorin Nora Beck ist nach zwei derben Schicksalsschlägen psychisch und physisch angeschlagen. Daher nimmt sie gerne das Angebotes eines Freundes an, sein Haus in Cornwall zu hüten. Nora erhofft sich, dass sie ihren Kopf frei bekommt und endlich ihr neuestes Werk fertig stellen kann. Gleich am ersten Tag erstellt sie sich eine To-do-Liste. Doch diese selbstauferlegten Vorsätze werden sabotiert, als erstes von einem schwarz-weißen Kater, dem Nora den Namen Smuggler vergibt, und dann auch noch von Noras neuem Nachbarn, dem Kameramann Phil Benning. Wird sie sich erholen und vor allem, kann sie ihren Kriminalroman rechtzeitig fertigstellen? Denn die Lektorin macht bereits kräftig Druck ...





Von den ersten Zeilen an konnte ich mich Wegträumen nach Cornwall und der sympathischen aber gestressten Nora nach Cornwall folgen. Es ist schön ihre Entwicklung mitzuerleben, die sie in der Geschichte durchlebt. Die Autorin Hermien Stellmacher schreibt intensiv und warmherzig mit einer guten Portion Witz versehen. Ihr Schreibstil ist flüssig und in einem guten Tempo. Ihre Sprache gefällt mir ausgesprochen gut. Das alles macht das Lesen durchaus angenehm. Ein Buch zum die Seele baumeln lassen. Die Autorin lässt Nora ihre Erlebnisse mit Smuggler geschickt in deren fiktiven Krimi einbauen, dies gibt uns Lesern gleichzeitig einen Einblick in die Vorgehensweise und Überlegungen eines Schriftstellers. Eine geschickte wie - positiv - bemerkenswerte Idee. Die Figuren sind allesamt auf ihre Art und Weise liebenswert und perfekt angelegt.


Nur zu gerne vergebe ich diesem Buch seine mehr als wohlverdienten fünf Sterne von fünf möglichen Sternen und empfehle es unbedingt weiter an Leser, die sich entführen lassen möchten an die südwestliche Küste Englands und in Noras und Smugglers Abenteuer hinein tauchen möchten. Ich habe grandiose Lesestunden erlebt und mich jederzeit sehr gut unterhalten gefühlt. Aber Obacht, es sei zu beachten, dass Nicht-Katzenbesitzer nach der Lektüre des Buches eine große Sehnsucht nach einem gerade solchen Vierbeiner verspüren!

Veröffentlicht am 03.05.2017

Was im Leben zählt

Als die Liebe endlich war
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Im April 1938 geht die Familie Schwarz, die Eltern Grete und Erwin und die beiden Kinder Carl, 12 Jahre alt, und Ida, 9 Jahre alt, fort von Deutschland. Sie besteigen in Genua das Schiff „Conte Biancamano“ ...

Im April 1938 geht die Familie Schwarz, die Eltern Grete und Erwin und die beiden Kinder Carl, 12 Jahre alt, und Ida, 9 Jahre alt, fort von Deutschland. Sie besteigen in Genua das Schiff „Conte Biancamano“ mit dem Ziel Shanghai. Einer der wenigen Orte auf der Welt, wohin Juden zu der Zeit noch fliehen konnten, denn es wurde kein Visum benötigt. Kurz vor dem Ablegen des Schiffes jedoch entschließt sich Erwin zurück nach Deutschland zu gehen, seine Verbundenheit für seine Heimat ist zu groß, hatte er doch für das Land im ersten Weltkrieg gekämpft. Außerdem ist er zuversichtlich, dass sich die Lage daheim bald zum Guten ändern wird. Seine Frau und die Kinder könnten dann bald ebenfalls nach Hause kommen. Grete hofft inständig, dass sich ihr Mann doch noch entschließt, ihnen mit einem der nächsten Schiffe zu folgen. Zu schlimm waren bereits die Repressalien gegen ihn, der als Arzt nur noch jüdische Patienten behandeln durfte, und die gesamte Familie. Nach dem Ende des Krieges geht der Sohn der Familie nach Amerika und baut sich dort ein neues Leben an der Seite von Emmi auf. Carl und Emmi, die ebenfalls aus Deutschland stammt leben 60 Jahre glücklich und in großer Liebe beisammen, bis die Vergangenheit sie beide einholt.





Die Autorin Andrea Maria Schenkel hat mit ihrem neuesten Werk eine Geschichte über die Liebe erschaffen und darüber, ob in der Liebe wirklich nur das Heute zählt und es kein Gestern gibt. Die Autorin verwendet dafür eine schöne und klare Sprache. Eindrucksvoll und tiefgreifend erzählt sie die Geschichte von Carl und Emmi und wie das Leben sie zusammen geführt hat. Ihr Schreibstil ist beeindruckend und unverwechselbar. Das Tempo ist perfekt angelegt. Die Charaktere sind hervorragend ausgefeilt und die Figuren spielen perfekt miteinander und hätten nicht besser getroffen sein können. Wie in einem Film sehe ich die einzelnen Szenen vor mir.


Von Herzen gerne vergebe ich diesem Buch seine wohlverdienten fünf von fünf möglichen Sternen und empfehle es nur zu gerne weiter an Leser, die die Fähigkeiten einer exquisiten Geschichtenerzählerin, wie sie Andrea Maria Schenkel eine ist, zu schätzen wissen. Ich wurde von der ersten bis zu letzten Seite brillant unterhalten.

Veröffentlicht am 03.05.2017

(Un)heilige Schlagerwelt

Elbsirenen: Morinos erster Fall
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Kriminaloberkommissar Francesco Morino und Kriminalkommissarin Bea Hinrichs von der Polizei Hamburg ermitteln im Fall des tot aufgefundenen Schlagerstars Harald Menke AKA Harry. Schnell wird dem Ermittlerteam ...

Kriminaloberkommissar Francesco Morino und Kriminalkommissarin Bea Hinrichs von der Polizei Hamburg ermitteln im Fall des tot aufgefundenen Schlagerstars Harald Menke AKA Harry. Schnell wird dem Ermittlerteam klar, dass lediglich die zahlreichen Fans um den Sänger trauern. Im Familien- und Bekanntenkreis sowie unter Kollegen wird unumwunden zugegeben, dass niemand wirklich in Trauer um Harry weint. Einzig die Schwester der Ehefrau seines Bruders scheint die Ausnahme zu sein, denn sie ist völlig aufgelöst. Alle Befragten berichten von dem unangenehmen Zeitgenossen, der keinen Zwist ausgelassen hat und immer wieder anderen schaden wollte, solange er einen Nutzen für sich daraus ziehen konnte. Der Kreis der Verdächtigen ist somit groß und die Suche nach dem Täter nicht die leichteste. Zudem ist im Beginn der Recherchen noch unklar, ob Harry tatsächlich ermordet wurde, oder ob es sich um Totschlag handelt. Francesco und Bea müssen tiefer in die Schlagerwelt hinein tauchen und das Business verstehen lernen als es den beiden lieb ist.




Der Autorin Jelka Dieckens ist mit ihrem Krimidebüt ein hochspannendes Werk aus der gar nicht so heilen Schlagerwelt geglückt. Die erste Geschichte über das neue Kommissarduo enthält alles, was man von einem hervorragenden Kriminalroman erwartet: Dramatik, verschlungene Wege, viele Verdächtige, unklare Verhältnisse, der Mörder oder die Mörderin lange Zeit verborgen. Die Charaktere hat Jelka Dierckens allesamt auf unfassbare Weise lebhaft und glaubwürdig entworfen, ihr Zusammenspiel ist mustergültig. Die Schreibweise der Autorin, ihre Sprache und das Tempo im Roman sind bemerkenswert und mitreißend. Die Dialoge sind authentisch und leibhaftig. Besonders gut hat mir gefallen, dass dieses Ermittlerteam auch ein durchaus gesundes, erotisches Privatleben besitzt. Morino liebt es unverbindlich und hat so manches erotische Gastspiel. Während seine berufliche Partnerin Hinrichs in einer für sie aufreibenden Beziehung feststeckt. Schön ist hierbei der Konflikt der jungen Frau herausgearbeitet.


Nur zu gerne vergebe ich diesem Buch seine wohlverdienten fünf von fünf möglichen Sternen und empfehle es weiter an alle Krimileser. Eine Liebe zu Hamburg ist für das Lesen dieses Regiokrimis nicht erforderlich, doch könnte es durchaus sein, dass sie sich ungewollt entwickelt, denn Jelka Dieckens hat die Stadt wunderbar getroffen. Ich selbst erwarte nun hibbelig den zweiten Band um Francesco Morino und Bea Hinrichs.



Veröffentlicht am 03.05.2017

Ein Sommer, der alles verändern soll

Rabenfrauen
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Im Sommer 1959 erhält das fiktive Dörfchen Grösitz Besuch von einem christlichen Zeltlager. Die Gemeinschaft wird geleitet von einem gewissen Paul Schäfer. Die Mädchen Ruth und Christa aus dem Ort kommend, ...

Im Sommer 1959 erhält das fiktive Dörfchen Grösitz Besuch von einem christlichen Zeltlager. Die Gemeinschaft wird geleitet von einem gewissen Paul Schäfer. Die Mädchen Ruth und Christa aus dem Ort kommend, fühlen sich gleich angezogen von einem der Mitglieder, dem charismatischen Erich. Letztendlich verlieben sich die Freundinnen nahezu gleichzeitig in den jungen Mann. Zum ersten Mal in ihrem Leben erfahren Ruth und Christa gegenseitige Eifersucht und Lügen sowie Heimlichkeiten. Doch etwas weitaus Schlimmeres soll ihrer beider Leben schließlich entscheidend verändern.





Ich muss zugeben, dass mich dieses Buch zunächst einmal sprachlos zurück gelassen hat. Das Schicksal der Menschen, die ihr Leben in der Colonia Dignidad unfreiwillig verbringen mussten, geht mir nahe und wird mich bestimmt noch eine Weile beschäftigen. Sicher hatte ich vorab durch die Berichterstattung der Presse von der Psycho-Sekte gehört, mich aber bisher nicht näher mit dem Thema auseinander gesetzt. Der Autorin Anja Jonuleit ist es gelungen, die fiktive Geschichte ihres Buches „Rabenfrauen“ perfekt in das tatsächlich Geschehene, in die wirklichen geschichtlichen Ereignisse, hinein zu verweben. Der Roman ist in drei Erzählsträngen angelegt. Anja Jonuleit lässt dabei abwechselnd ihre drei weiblichen Hauptfiguren zurück blicken. Alle drei sind durch ihre Schicksale und Familien mit der Colonia Dignidad verstrickt. Durch die verschiedenen Stränge steigert die Autorin die Spannung und Dramatik der brisanten Story noch einmal mehr. Satzbau und Sprache der Autorin sind brillant, ihr Schreibstil ist faszinierend. Mich hat Anja Jonuleit von der ersten bis zur letzten Seite mitnehmen und fesseln können; ich musste das Buch einfach in kürzester, möglicher Zeit durchlesen, so sehr hat mich das Schicksal der Protagonisten beeindruckt.


Nur zu gerne vergebe ich dem Buch seine mehr als wohlverdienten fünf von fünf möglichen Sternen und empfehle es unbedingt weiter an Leser, die Familiengeschichten vor einem tatsächlichen, geschichtlichen Hintergrund lieben. Besonders aufmerksam machen möchte ich zudem auch auf den Film aus dem Jahre 2015 „Colonia“, verfilmt von Florian Gallenberger, durch den man noch einmal tiefere Einblicke und zusätzliche Bilder in das Leben der Sekte, erhält.