Faszinierender Gesellschaftsroman
Die GebärmutterChina greift seit vielen Jahrzehnten mit seiner Familienpolitik in die Privatsphäre der Bürger ein.
Autorin Sheng Keyi hat auf sehr anschauliche und fesselnde Weise, ein vollkommen real wirkendes und ...
China greift seit vielen Jahrzehnten mit seiner Familienpolitik in die Privatsphäre der Bürger ein.
Autorin Sheng Keyi hat auf sehr anschauliche und fesselnde Weise, ein vollkommen real wirkendes und gleichzeitig berührendes Bild einer davon betroffenen Familie gezeichnet, in der insbesondere das Schicksal der weiblichen Familienmitglieder über mehrere Generationen hinweg beleuchtet wird. Ihr Leben ist weder frei noch selbstbestimmt, gilt als wertlos und wird vor allem von den Erwartungen der Gesellschaft, als auch der strengen staatlich gesteuerten Geburtenkontrolle und Ein-Kind-Politik bestimmt.
Der 1900 geborenen Familienpatriarchin und Großmutter Xi wurden schon im Kindesalter die Füße gebunden, nur um als Erwachsene einem gängigen Schönheitsideal zu entsprechen. Ihre Tochter Wu Aixiang bekommt nach der Geburt ihres letzten Kindes zwangsweise eine Spirale eingesetzt und leidet fortan unter den Auswirkungen. Auch ihre Töchter können nicht auf ein glückliches Leben hoffen, geschweige denn auf ihre Männer und Väter der Kinder zählen. Trotz emotionaler Kälte, manch harter Worte und Vorwürfe untereinander, überwiegen zwischen den Frauen dennoch der familiäre Zusammenhalt und die gegenseitige Unterstützung.
Zum leichteren Verständnis hält das Buch zu Beginn übrigens einen ausführlichen Stammbaum der Familie Chu bereit, wodurch sich das recht simple Prinzip der chinesischen Namensgebung leicht nachvollziehen lässt. Vorab einmal damit vertraut gemacht, sollte es keinerlei Probleme geben, Protagonist*innen auseinander zu halten und der Geschichte zu folgen.
Denn diese lohnt es sich wirklich, zu lesen! Die Autorin versteht es einfach, sozialkritische Themen auf faszinierende Weise in einen Roman zu verpacken, den man am liebsten gar nicht mehr aus der Hand legen möchte.