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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.08.2023

Ein letzter Strohhalm

Der Eisbär und die Hoffnung auf morgen
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Es geht wieder zurück nach St. Piran.
Im örtlichen Pub treffen zufällig Student Tom Horsmith und Politiker Monty Causley aufeinander, die kaum unterschiedlichere Ansichten zum Klimawandel haben könnten. ...

Es geht wieder zurück nach St. Piran.
Im örtlichen Pub treffen zufällig Student Tom Horsmith und Politiker Monty Causley aufeinander, die kaum unterschiedlichere Ansichten zum Klimawandel haben könnten. Die Meinungsverschiedenheit endet mit einer waghalsigen Wette, die 50 Jahre später mit nichts Geringerem, als dem Einsatz des Lebens enden soll.

Ich bewundere Autor John Ironmonger dafür, dass er sich immer wieder traut, vermeintlich trockene Themen wie Umwelt- und Klimaschutz zum zentralen Punkt seiner
Romane zu machen. Dabei gelingt es ihm wie keinem Zweiten, die Relevanz dessen unaufdringlich und dennoch in aller Deutlichkeit, in einer unglaublich berührenden und gleichzeitig sehr unterhaltsamen, eingebungsvollen Geschichte zu vereinen.
Und obwohl der Klimawandel als omnipräsentes Thema mir persönlich etwas auf die Nerven geht, habe ich das Buch sehr gern und teilweise auch mit Tränen in den Augen gelesen.
Denn es ist eine Geschichte, die nicht nur Verständnis schafft, sondern wachrüttelt. Auf die Auswirkungen des Klimawandels wird seit Jahrzehnten immer wieder von Experten hingewiesen, doch die Maßnahmen, die seitens der Politik ergriffen werden, reichen bekanntlich erweise nicht einmal ansatzweise aus, um das Phänomen noch aufhalten zu könnten.

Das Szenarium wird durch zahlreiche Zeitsprünge über sieben Jahrzehnte weiter gesponnen und auch die Protagonisten, die sich währenddessen immer wieder begegnen, werden nicht verschont!
Dem Autor schafft es durch seine beeindruckend realistischen bildhaften Schilderungen, und die Auswirkungen und Konsequenzen unseres Nichthandelns auf die Umwelt und auf Spezies wie den Eisbären, der hier als Symbolfigur agiert, vor Augen zu führen.

Die Geschichte ist einfach großartig und umbedingt lesenswert, auch für diejenigen, die das Thema nicht mehr hören/ lesen können!
Ganz große Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 29.08.2023

Fortsetzungshighlight

Kalmann und der schlafende Berg
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Beim erneuten Aufeinandertreffen mit Kalmann, befindet sich dieser in ernsten Schwierigkeiten, genauer gesagt, sitzt er in einem abgeschotteten Verhörraum des FBI.
Wie er dorthin gekommen ist und weshalb, ...

Beim erneuten Aufeinandertreffen mit Kalmann, befindet sich dieser in ernsten Schwierigkeiten, genauer gesagt, sitzt er in einem abgeschotteten Verhörraum des FBI.
Wie er dorthin gekommen ist und weshalb, möchte ich an dieser Stelle keinesfalls vorwegnehmen. Nur soviel sei gesagt, Kalmann wird auch in diesem Teil mit einigen Ereignissen und Widrigkeiten konfrontiert, da er von plötzlichen „Alpträumen“ geplagt wird und sich sein Lebensmittelpunkt von Raufarhövn, dass er nun verlassen muss, nach Akureyri verschiebt, wo er fortan bei seiner Mutter lebt. Dies gestaltet sich als ein weniger leichtes Unterfangen, zumal sich die beiden nicht ganz so nahe stehen.
Und dann sind da ja auch noch Kalmanns berüchtigte Wutausbrüche.

Während es mir im ersten Band zunächst schwer gefallen ist, einen Draht zu der Figur „Kalmann“ aufzubauen, ist die Verbindung dieses Mal schon ab dem ersten Moment vorhanden. Nicht allein, weil es sich anfühlt, als träfe man auf einen alten Bekannten, nein, vor allem ist hier seine spezielle Persönlichkeit mit sämtlichen Fein- und Besonderheiten nochmals viel detaillierter als zuvor dargestellt. Diesmal überrascht er mich mit einer Insel-Begabung, die ich so nicht erwartet habe und ich habe auch den Eindruck, dass er an persönlicher Reife hinzugewinnt und bin begeistert von seiner Entwicklung.
Für mein Empfinden hat Joachim B. Schmidt bei der Fortsetzung seines Erfolgsromans mit diesem brillanten Plot noch eine große Schippe drauflegt.
Denn es passiert so einiges, manches zum Lachen, zum Weinen oder Mitfiebern und endet letztlich mit einem großen Feuerwerk und einem Kalman, der über sich hinauswächst.

Eine unbedingt lesenswerte Fortsetzung für alle Kalmann-Fans und diejenigen, die es noch nicht sind, lernen ihn garantiert zu lieben! Spätestens jetzt!
Ich hoffe an dieser Stelle sehr, dass es nicht die letzte Begegnung mit dem Sheriff von Raufarhövn war.

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Veröffentlicht am 27.08.2023

Lesehighlight

Fourth Wing – Flammengeküsst
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Der Hype um Fourth Wing hat bekanntermaßen vor Kurzem seine Flügel über die Bücherwelt ausgebreitet und in der Zwischenzeit auch mich damit eingefangen!
Ich hätte mir in meinen kühnsten Träumen nicht ...

Der Hype um Fourth Wing hat bekanntermaßen vor Kurzem seine Flügel über die Bücherwelt ausgebreitet und in der Zwischenzeit auch mich damit eingefangen!
Ich hätte mir in meinen kühnsten Träumen nicht vorstellen können, dass mich ein High Fantasyroman auch nur im Ansatz näher interessieren könnte, noch dazu über Drachen und Drachenreiter.

Autorin Rebecca Yarros hat es jedoch irgendwie geschafft, selbst mich aus der Realität in ihre Fantasiewelt zu entführen:

Die Geschichte handelt von der jungen Violet, die sich gezwungermaßen dem lebensgefährlichen Auswahlverfahren für angehende Drachenreiter am Basgiath War College stellen muss. Bereits am Aufnahmetag begegnet sie ihrer vermeintlich tödlichsten Bedrohung, Geschwaderführer Xaden.

Mit dem festen Vorsatz mich nicht von der Begeisterung anderer anstecken zu lassen, habe ich die Story letztlich von Beginn an beinahe ununterbrochen, süchtig und wie gebannt an jeder einzelnen Zeile hängend, inhaliert.
Von der ersten Seite an, betritt man ein Welt voller Spannung, Action und Nervenkitzel. Aber auch Freunde von knochentrockenem, frechen Humor, kommen hier voll auf ihre Kosten. Das Buch ist gespickt voller interessanter, lebendiger, liebens- und hassenswerter Charaktere. Vor allem Violets Mutter verdient hier ohne Frage den Titel als „Rabenmutter des Jahres“, denn als Generalin hat sie kein Erbarmen, weder mit ihrer körperlich viel zu schwachen Tochter, noch mit Widersachern.
Auch die Drachen sind erwartungsgemäß eine Spezies für sich:
Genau wie die Protagonisten sorgen sie für reichlich Feuer in der Handlung. Denn nach Laune enden die Rekruten entweder direkt als Reste eines Grillbriketts dürfen ihr Leben ab sofort an den Zipfel eines Drachenschwanzes hängen - und das im wahrsten Sinne des Wortes!

Da Teil 1 mit einem heftigen und unvorhersehbarem Cliffhanger, verstärkt sich das Suchtpotenzial ungemein!
Weiter möchte ich auf den Plot gar nicht eingehen, außer dass er bis zum Schluss absolut nichts vermissen lässt, bis auf die Fortsetzung, die leider erst im Dezember erscheint.
Und ja, obwohl es eigentlich überhaupt nicht mein Genre ist, konnte mich kein Zungensauger und Lippenknabberer über die ich beim Lesen kurzzeitig gestolpert bin, davon abhalten, dem Hype ganz und gar zu verfallen!

Für mich ganz klar ein, wenn nicht sogar schon DAS Jahreshighlight!

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Veröffentlicht am 23.07.2023

Herzensbuch

Die Erinnerungsfotografen
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Noch einmal einen besonderen Moment aus der Vergangenheit aus einer anderen Perspektive erleben dürfen!

Kurz vor dem Übertritt ins Jenseits treffen Menschen im Fotostudio von Hirasaka auf ihr Leben, ...

Noch einmal einen besonderen Moment aus der Vergangenheit aus einer anderen Perspektive erleben dürfen!

Kurz vor dem Übertritt ins Jenseits treffen Menschen im Fotostudio von Hirasaka auf ihr Leben, das in einzelnen Bildern festgehalten ist. Bei seinem Gästen handelt es sich um die 92-jährige ehemalige Kindergärtnerin Hatsue, ein Bandenmitglied und ein kleines Mädchen, die bei Hirasaka die Möglichkeit bekommen, ein Foto aus ihrer Vergangenheit neu aufzunehmen und damit den dort festgehaltenen Moment, noch einmal zu erleben.
Ihre interessanten, persönlichen Schicksale werden mit der für Japan so typischen, emotionalen Distanz geschildert, aber lassen mich als Leserin trotzdem keineswegs kalt. Zunächst gibt es bis auf das Fotostudio von Hirasaka keine erkennbare Verbindung zwischen den einzelnen Protagonisten und ihren Geschichten, doch sind sie alle gleich bedeutsam für das gesamte Buch. Das letzte Kapitel erzählt dann von einem kleinen Mädchen, deren schreckliche, herzzerreißende Geschichte mich so sehr berührt hat, dass sie eine Gänsehaut bei mir ausgelöst und sich in meinen Gedanken festgesetzt hat. Für mich ein Lesehighlight der besonderen Art, welches sich seine geballte Kraft wirklich bis zum Ende aufgehoben hat und so unerwartet ein ganz anderes Licht auf das gesamte Buch wirft.

Eine große und uneingeschränkte Leseempfehlung für dieses wunderbare Buch! 🫶🏻

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Veröffentlicht am 10.07.2023

Das Trauma bleibt

Macht
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Es ist ein Eintauchen in den Kopf einer vergewaltigten Seele. Ein ungeschönter Blickwinkel, der aufzeigt, welche Folgen eine Vergewaltigung für die Betroffenen tatsächlich hat. Pflegerin Liv, eine Mittdreißigerin ...

Es ist ein Eintauchen in den Kopf einer vergewaltigten Seele. Ein ungeschönter Blickwinkel, der aufzeigt, welche Folgen eine Vergewaltigung für die Betroffenen tatsächlich hat. Pflegerin Liv, eine Mittdreißigerin und Mutter zweier Kinder, ist genau das passiert. Obwohl die Tat schon viele Jahre zurückliegt, dreht sich ihr Gedankenkarussell nach wie vor unaufhörlich.
Die Lage spitzt sich zu, als Liv auf den Angehörigen einer neuen Patientin trifft. Es ist ein bekannter Schauspieler, der in der Vergangenheit der Vergewaltigung bezichtigt wurde.
Das Trauma bleibt bestehen und lässt den Alltag für die Opfer dieser Taten zur wahren Hölle werden lassen. Selbst Arztbesuche kosten unglaubliche Überwindung.
Das Ganze ist von der Autorin auf erschreckend authentische Weise geschildert, die Denkweise eines Vergewaltigubgsopfers nachvollziehbar dargestellt. Aus Angst, anders wahrgenommen zu werden, aus Scham, weil es ihnen peinlich ist, schweigen Menschen wie Liv, die manchmal auch einfach gar nicht wahrhaben wollen, was mit ihnen passiert ist und sich stattdessen einreden, es wäre ihr eigener Wille gewesen.

Diese Geschichte bewegt sich mit ihrem Hauptthema natürlich fernab von seichter Unterhaltung und Schema F. Das Thema finde ich hier sehr gut umgesetzt mit einer Protagonistin, die ihre Gedanken und Ängste unverblümt und unzensiert mit den Lesenden teilt. Ich gebe zu, dass ich aus diesem Buch in Sachen Verständnis noch einiges mitgenommen habe.
Für mich ist es am Ende definitiv ein intensives, lehrreiches und beeindruckendes Leseerlebnis, das mich noch lange beschäftigen wird.

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