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Veröffentlicht am 28.03.2024

Macht, Intrigen und düstere Familiengeheimnisse

Meeresfriedhof
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Dieses Buch hat mich mit seiner Komplexität - sowohl der Charaktere als auch der behandelten Themen - wirklich überrascht.

Es geht um eine mächtige, norwegische Familie mit zwei verfeindeten Linien. Als ...

Dieses Buch hat mich mit seiner Komplexität - sowohl der Charaktere als auch der behandelten Themen - wirklich überrascht.

Es geht um eine mächtige, norwegische Familie mit zwei verfeindeten Linien. Als die Familienälteste stirbt, bleibt das Testament verschollen und es zeigen sich Hinweise, dass sich in der Vergangenheit der Falcks einige dunkle Geheimnisse verbergen. Sascha fängt an zu recherchieren und mit ihr tauchen wir ein in die norwegische Vergangenheit des dritten Reiches, in den Kampf gegen den IS und in die Welt der Geheimdienste.

So behandelt das Buch einige historische Momente wie den Untergang des Hurtigrutenschiffes „Prinsesse Ragnhild“ 1940 sowie die zumindest für mich eher unbekannte Zeit der norwegischen Besatzung durch die deutsche Wehrmacht sowie die Widerstandsbewegung - sowohl auf Seiten der Sozialdemokraten als auch innerhalb der Deutschen Wehrmacht. Diese hat mich wirklich fasziniert und auch mit ein paar neuen Informationen versorgt.

Die Charaktere sind allesamt unheimlich vielschichtig und undurchschaubar. So treffen diese wiederholt Entscheidungen, mit denen ich nicht gerechnet hätte und die so die Spannung aufrecht erhalten und meine Sympathien regelmäßig in Frage gestellt haben.

Das Ende dieses ersten Teils einer Trilogie ist gut gelungen und verspricht schon jetzt eine spannende Fortsetzung der Geschichte. Für mich definitiv ein gelungener Auftakt - ich freue mich bereits auf die Fortsetzung.

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Veröffentlicht am 23.03.2024

Jugendthriller mit queerer Liebesgeschichte

Behalte das für dich!
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„Behalte das für Dich!“ ist aus meiner Sicht ein im Großen und Ganzen gelungener Jugendthriller.

Der Protagonist des Buches, Mac, öffnet zusammen mit ein paar alten Freunden eine Zeitkapsel und erinnert ...

„Behalte das für Dich!“ ist aus meiner Sicht ein im Großen und Ganzen gelungener Jugendthriller.

Der Protagonist des Buches, Mac, öffnet zusammen mit ein paar alten Freunden eine Zeitkapsel und erinnert sich zurück, als vor einem Jahr sein bester Freund Connor von einem Serientäter ermordet wurde. Schwelgend in Erinnerungen öffnet er eine Comic-Tüte, die Connor ihm am Tag seines Todes zurückgelassen hat und findet darin einen Hinweis, der ihn dazu veranlasst, selbst Ermittlungen anzustellen.

Er ist ein Jugendlicher und entsprechend fallen die Ermittlungen auch aus - das ist schon sehr authentisch dargestellt würde ich sagen. Mac ist ein sympathischer Charakter und man baut schnell Sympathien auf und fiebert mit ihm mit. Gegen Ende nimmt die Story auch richtig Fahrt auf und spitzt sich in 2-3 Situationen auch so zu, dass ordentlich Spannung aufkommt. Belohnt wird der Leser mit einem wirklich unvorhersehbaren Ende.

Ebenfalls Teil der Geschichte ist die beginnende queere Liebesgeschichte zwischen Mac und Quill, der ebenfalls einen geliebten Menschen an den Serienkiller verloren hat. Die Gefühlswelt einer ersten Liebe ist schön dargestellt und es hat mich gefreut, dass die beiden offen mit ihrer Beziehung umgehen und von den Eltern und engen Freunden voll akzeptiert wurden.

Was mich an dem Buch stört sind insbesondere zwei Dinge. Zum einen die Darstellung der Polizeit, ihrer Arbeit und Reaktion auf diverse Situationen. Diese ist aus meiner Sicht nicht nachvollziehbar und auch nicht realistisch dargestellt. Zum anderen fehlt mir tatsächlich etwas „Täterhintergrund“. Ich finde, dass die Psychologie hinter einer (oder mehreren) Taten immer eine wichtige Rolle in einem Krimi oder Thriller spielen. Mir sind die eigentliche Tatreihe und die Beweggründe des Täters zu blass geblieben.

Der Stil des Autors lässt sich wunderbar lesen. Also für Jugendliche, die Lust auf eine spannende Tätersuche, auf eine leichte Liebesgeschichte und die Frage nach Freundschaft haben, eine Lektüre wert.

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Veröffentlicht am 19.03.2024

Starker Roman über die Macht der Worte

Malnata
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„Malnata“ ist ein wirklich starkes Debüt der italienischen Autorin Beatrice Salvioni. Im historischen Kontext des Faschismus der 1930er Jahre und des Abessinienkrieges schafft sie zwei gegensätzliche, ...

„Malnata“ ist ein wirklich starkes Debüt der italienischen Autorin Beatrice Salvioni. Im historischen Kontext des Faschismus der 1930er Jahre und des Abessinienkrieges schafft sie zwei gegensätzliche, sehr starke und facettenreiche Charaktere und ein Statement für die Selbstbestimmung der Frau.

Francesca kommt aus einem strengen und recht lieblosen Elternhaus, in dem der Status eines „braven Mädchens“, Etikette und Angepasstheit einen hohen Stellenwert haben, um nach Außen das perfekte Bild abzugeben. Sie trifft auf „Malnata“, die Unheilbringerin, und findet in ihr mehr als nur eine Freundin. Unangepasst, frech und wild weckt diese Sehnsüchte und den Wunsch nach Freiheit und Selbstbestimmung in Francesca.

Es ist ein tolles Buch, dass einen mitnimmt in eine Zeit des Fachismus, in der die Kriegsstimmung lebendig wird - von der Angst bis zur Euphorie. Eine Zeit, in der von den Frauen erwartet wurde, dass sie geben ohne etwas dafür zu verlangen und in der die christliche Religion mit ihrem Bild von Gut und Böse, Gott und Teufel allerhand an Aberglaube und Ablehnung provoziert hat.

Die verschiedenen Charaktere sind sehr klar skizziert und stark in ihrer Persönlichkeit und Entwicklung - das betrifft vor allem die beiden Protagonistinnen aber auch die diversen Nebencharaktere, über die verschiedene Themen in das Buch einfließen.

„Malnata“ bezieht eine klare Position und ist in Zeiten der erstarkenden Rechten und der #MeToo Bewegung - wenn auch historisch angesiedelt - doch top aktuell. Absolute Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 18.03.2024

Melancholisch-nachdenkliches Gedankenexperiment

Das andere Tal
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Odile Ozanne, die 16 jährige Protagonistin dieses Debüts, lebt das mehr oder weniger „normale“ Leben eines Teenagers. Schule, erste Liebe, Freundschaften, Familie und die Frage nach der bestmöglichen Ausbildung ...

Odile Ozanne, die 16 jährige Protagonistin dieses Debüts, lebt das mehr oder weniger „normale“ Leben eines Teenagers. Schule, erste Liebe, Freundschaften, Familie und die Frage nach der bestmöglichen Ausbildung sind die Themen ihres jungen Lebens. Das Besondere: Odile lebt in einem ganz besonderen Tal. Geht man nach Osten über die Berge landet man in dem gleichen Tal mit den gleichen Menschen, nur 20 Jahre in der Zukunft. Geht man nach Westen über die Berge, landet man 20 Jahre in der Vergangenheit.

Der Autor schafft so eine einzigartige Welt, in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft greifbar nah beieinander liegen. Die Gesellschaft hat ein Schutzsystem entwickelt, das zwar in besonderen Fällen Einblick in die anderen Täler erlaubt, aber auch mit aller Härte die Beeinflussung verhindert. Somit ist dieses Buch ein sehr interessantes, philosophisches Gedankenexperiment in Romanform. Der philosophische Hintergrund des Autors scheint durch, denn es werden nicht zuletzt die großen Fragen der Zeitreise angedacht. Wenn ich die Wahl hätte, in welche Richtung würde ich gehen? Welche (Trauer)Fälle machen eine Reise möglich, ohne das Risiko von Flucht oder Einmischung mit sich zu bringen? Was sind die Folgen einer Einmischung?

Die Idee des Buches hat mich gleich überzeugt und ich fand auch die ganze Geschichte sehr schön und stimmig. Allerdings war der Roman für mich im Ganzen etwas zu „leise“ und ist stellenweise zu langsam daher geplätschert. Insbesondere in der zweiten Hälfte braucht man als Leser viel Ausdauer, denn das Erwachsenenleben von Odile und ihre Einsamkeit werden in aller Ruhe und mit sehr viel Raum für Gedanken und Melancholie erzählt.

Insgesamt hat der Autor einen sehr schönen Erzählstil, an seinen Bildern und der Verwendung teils seltener Wörter konnte ich mich erfreuen. Irritiert hat mich aber der komplette Verzicht auf die wörtliche Rede. Kann sein, dass dies als Stilmittel gewählt wurde, um auch typographisch Ruhe zu vermitteln. Ich empfand es als unnötig erschwerend. Man gewöhnt sich zwar dran, aber Anführungszeichen haben schon auch einen Zweck, denke ich.

Wenn man sich darauf einlassen kann und Freude an der „langsamen Lektüre“ hat ein schönes Buch. Thematisch auf jeden Fall sehr spannend und regt durchaus zu eigenen Gedankenspielen an.

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Veröffentlicht am 15.03.2024

Spannendes Jugendbuch über Freundschaft und Zusammenhalt

The Fort
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Ein spannendes Buch für Jugendliche, das wichtige Themen anspricht und viele Möglichkeiten zur Identifikation mit den Charakteren bietet.

Mir hat „The Fort“ ausgesprochen gut gefallen. Ich habe es an ...

Ein spannendes Buch für Jugendliche, das wichtige Themen anspricht und viele Möglichkeiten zur Identifikation mit den Charakteren bietet.

Mir hat „The Fort“ ausgesprochen gut gefallen. Ich habe es an einem Tag gelesen, da die Handlung absolut fesselnd war und die kurzen Kapitel und wechselnden Perspektiven mich geradezu durch das Buch getragen haben.

Im Zentrum des Buches stehen die fünf Jungen Mitchell, Evan, C.J., Jason und Ricky, die nach einem Hurricane einen alten Bunker im Wald finden, der durch den Sturm freigelegt wurde. Dieser Bunker ist mit allem ausgestattet, was das Herz begehrt und wird für die fünf geheimer Treffpunkt und Unterschlupf. Jeder der Jungen hat auf die ein oder andere Weise sein Päckchen zu tragen - ob Scheidung der Eltern, Abwesenheit der Eltern, Gewalterfahrungen, Umzug oder Zwangsstörungen - aus meiner Sicht kann sich sicherlich jeder jugendliche Leser in der ein oder anderen Figur ganz oder teilweise wieder finden. Das Buch bietet auf jeden Fall ausreichend Identifikationspotential.

Die Charaktere sind sehr unterschiedlich gezeichnet und jeder der fünf Jungen kommt als Ich-Erzähler zu Wort. In kurzen Kapiteln wechselt so immer wieder die Erzählerperspektive und erlaubt einem, noch näher an die Protagonisten heranzukommen und Einblick in die heimlichen Gedanken und Gefühle jedes einzelnen zu erhaschen. Die Handlung ist spannend, mit allerhand Herausforderungen für die Jungs und spitzt sich zum Ende hin schön zu.

Ein Buch über die Schwierigkeiten der Pubertät, über Familie und vor allem über Freundschaft und Zusammenhalt. Ein Buch mit der schönen und wichtigen Botschaft, dass man die Probleme, die das Leben für einen bereithält, nicht alleine bewältigen muss, sondern dass man sich Hilfe holen darf.

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