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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.11.2019

Provinzkrimi aus Franken – humorvoll & amüsant

Bülent Rambichler und der störrische Karpfen
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„Bülent Rambichler und der störrische Karpfen“ ist der zweite Band mit Bülent Rambichler - einem Kriminalbeamten aus Nürnberg - Sohn eines Türken und einer Fränkin – von der Autorin Anja Bogner. Man kann ...

„Bülent Rambichler und der störrische Karpfen“ ist der zweite Band mit Bülent Rambichler - einem Kriminalbeamten aus Nürnberg - Sohn eines Türken und einer Fränkin – von der Autorin Anja Bogner. Man kann das Buch unabhängig und ohne Vorkenntnisse aus dem ersten Band lesen.

Nachdem im fränkischen Strunzheim eine Leiche gefunden wurde, ist es wieder einmal Bülent Rambichler, der dort – in seinem Heimatdorf – die Ermittlungsarbeiten übernehmen soll. Als Leiter der neuen Spezialeinheit „Landfrieden“ macht er sich an die Arbeit. Bei der Leiche handelt es sich um den zweiten Bürgermeister und der letzte, mit dem dieser Streit hatte, war Erkan Rambichler, der Vater von Bülent.

Der lockere, humorvolle und lebendige Schreibstil von Anja Bogener ist äußerst unterhaltsam. Durch fränkische Redewendungen und einer Menge Wortwitz nimmt sie einen direkt mit in das fränkische Dorf und bedient sämtliche Klischees, die man von den Franken im Kopf hat.
Bülent ist absolut kein typischer Polizist. Am liebsten würde er nur vom Schreibtisch aus ermitteln und auch die Beschreibung der übrigen Charaktere ist ziemlich einmalig. Jeder für sich ist ein Original und ein wenig skurril.
Die Gestaltung der Innencover fand ich ebenfalls sehr gelungen und hilfreich. So findet man zu Beginn ein „Who is who in Strunzheim“ und am Ende eine Skizze des Dorfes,

In diesem Buch stehen nicht der Fall und die Spannung im Vordergrund, sondern vielmehr die Unterhaltung durch eine zum Teil recht derbe Sprachweise und die überspitzte Darstellung von Klischees.

Ich habe mich auch über den zweiten Fall von Bülent großartig amüsiert und mich gut unterhalten gefühlt.

Veröffentlicht am 15.11.2019

Emotional, spannend & atmosphärisch

Leas Spuren
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„Leas Spuren“ ist ein fesselnder Roman der Autorin und Literaturwissenschaftlerin Bettina Storks.

1940 lernen sich der Franzose Victor und die Deutsche Charlotte kennen und verlieben sich ineinander. ...

„Leas Spuren“ ist ein fesselnder Roman der Autorin und Literaturwissenschaftlerin Bettina Storks.

1940 lernen sich der Franzose Victor und die Deutsche Charlotte kennen und verlieben sich ineinander. Charlotte verstarb früh und Victor vererbte 2016 der Historikerin Marie und dem Journalisten Nicolas - für die beiden vollkommen überraschend - gemeinsam eine Wohnung in der besten Lage in Paris. Dies allerdings nur unter der Bedingung, dass sie ein verschollenes Gemälde auffinden und dies den überlebenden einer jüdischen Familie zurückgeben. Marie und Nicolas stellen sich der Aufgabe, beginnen in der Vergangenheit ihrer Familien zu suchen und stoßen dabei auf längst verdrängte und vergessene Erlebnisse, an die nicht alle Familienmitglieder erinnert werden wollten.

Die Autorin beschreibt ihre Charaktere detailliert und facettenreich, so dass mir die Protagonisten schnell sympathisch wurden und ich gut mit ihnen mitfühlen und ihre Gedanken nachvollziehen konnte.
Der Roman wird im Wechsel aus zwei Zeitebenen – der um den Zweiten Weltkrieg und der in der Gegenwart 2016 - berichtet, die beide ereignisreich und spannend sind. Jeder Wechsel hat den Sog weiterzulesen bei mir verstärkt.

Mich hat das Buch von der ersten Seite an gefesselt, die Atmosphäre von Paris, die Verflechtung von Fiktion und historischen Ereignissen, authentische Charaktere, eine spannende Geschichte, das alles ergab ein wundervolles Leseerlebnis, das mich emotional mitgenommen und berührt hat.

Der gesamte Roman ist in sich stimmig und der Epilog hat das Buch noch einmal sehr schön abgerundet, so dass es mir schwer fiel mich von den Ereignissen und den Charakteren zu verabschieden.
Ein wirklich wundervolles Buch, berührend, emotional und aufrüttelnd.

Ich kann es Liebhabern von historischen Romanen und Familiengeheimnissen nur empfehlen.

Veröffentlicht am 13.11.2019

Spannend & atmosphärisch

Totenstille
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„Totenstille: Denn das Böse ist lautlos“ ist das gelungene Krimidebüt des in Schweden lebenden Autors Will Dean.

Tuva Moodyson ist eine junge, ehrgeizige Journalistin, die – um ihrer Mutter näher zu sein ...

„Totenstille: Denn das Böse ist lautlos“ ist das gelungene Krimidebüt des in Schweden lebenden Autors Will Dean.

Tuva Moodyson ist eine junge, ehrgeizige Journalistin, die – um ihrer Mutter näher zu sein – aus der Stadt in das kleine Örtchen Gavrik gezogen ist und dort für die Lokalzeitung arbeitet. Tuva ist sehr engagiert, hat aber zwei Handicaps, die ihr die Arbeit oft schwer machen. Sie ist fast taub und fürchtet sich im Wald. Als sich ein grausamer Mord ereignet - der die Handschrift des sogenannten Medusa-Mörders trägt, der bereits vor 20 Jahren in der Gegend gemordet hat - wittert Tuva ihre Chance als Journalistin.

Der Schreibstil von Jean Dean ist sehr atmosphärisch und detailliert. Man spürt regelrecht die Kälte, das feuchte Klima – welches Tuva mit ihren Hörgeraten zu schaffen macht, die Feindseligkeit der Einheimischen, die Tuva während ihrer Ermittlungsarbeiten entgegenschlägt und die Angst, der Tuva in den verschiedensten Situationen immer wieder begegnet. Trotzdem ist sie ausgesprochen mutig und zielstrebig bei ihren Ermittlungsarbeiten und möchte die Wahrheit ans Licht bringen. Nichts ist ihr wichtiger als ein objektiver Bericht, da sie auf Grund ihrer Vergangenheit – über die man leider in diesem Buch noch keine näheren Einzelheiten erfährt – weiß, dass schlecht recherchierte Artikel Leben zerstören können. Die Einwohner des Dorfes werden sehr detailliert beschrieben, irgendwie sind sie alle ein wenig skurril und haben ihre Eigenarten und merkwürdige Angewohnheiten, halten aber fest zusammen. So richtig sympathisch, war mir – außer Tuvas Freundin Tammy, die einen kleinen asiatischen Imbiss hat – keiner.

Auch wenn ich das Verhalten der Protagonistin nicht immer nachvollziehen konnte, fand ich sie als Charakter interessant und hätte gerne mehr über sie und ihre – immer wieder angedeutete Vergangenheit, wie den tödlichen Autounfall ihres Vaters – erfahren. Das Buch blieb bis zum Ende spannend und das Ende hat mich überrascht.

Ich würde gerne weitere Fälle mit Tuva lesen und kann das Buch Krimilesern, die schwedische Atmosphäre mögen, empfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Geschichte
  • Figuren
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 10.11.2019

Biografie einer starken Frau – beeindruckend!

Nellie Bly
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„Nellie Bly“ von dem Autor Nicola Attadio ist die Biografie über eine unerschrockene und starke Frau, die im 19. Jahrhundert gelebt hat.

Nellie Bly - eigentlich Elizabeth Cochran - war eine Frau, die ...

„Nellie Bly“ von dem Autor Nicola Attadio ist die Biografie über eine unerschrockene und starke Frau, die im 19. Jahrhundert gelebt hat.

Nellie Bly - eigentlich Elizabeth Cochran - war eine Frau, die ihrer Zeit weit voraus war. Sie reist alleine durch die Welt und recherchiert als Journalistin auf eine Art und Weise, die eine Menge Mut und Energie erfordert. Ohne Angst berichtet sie über Missstände einer psychiatrischen Anstalt, über korrupte Politiker und als Kriegsreporterin. Sie klärt ihre Leser auf und hinterfragt das aktuelle Zeitgeschehen, wie es wohl kaum zuvor jemand gewagt hat.

Nicola Attadio berichtet sachlich und klar, aber trotzdem lebendig, über das Leben der Protagonistin. Ebenso interessant werden die historischen und gesellschaftlichen Hintergründe beleuchtet, die gut in die Geschichte einfließen.

Nellie Bly hattes es in ihrer Kindheit nicht leicht und wird auch im Laufe ihres Lebens immer wieder von Menschen, denen sie vertraut hat betrogen. Dadurch geprägt, wächst ihr Drang nach Gerechtigkeit und ihr Einsatz für andere Menschen, die ihrer Hilfe bedürfen.

Sie war eine faszinierende Frau, mutig und zielstrebig. Mich hat diese Biografie wirklich beeindruckt und ich fand die ausgesprochen interessant.

Veröffentlicht am 10.11.2019

Magie in Trier

Der Oktobermann
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„Der Oktobermann“ ist das erste Buch einer neuen Serie des in London lebenden Autors Ben Aaronovitch, der bereits erfolgreich die Buchreihe „Die Flüsse von London“ veröffentlicht hat. Diese spielt in ...

„Der Oktobermann“ ist das erste Buch einer neuen Serie des in London lebenden Autors Ben Aaronovitch, der bereits erfolgreich die Buchreihe „Die Flüsse von London“ veröffentlicht hat. Diese spielt in London, sein neues Buch in Trier, aber es gibt Parallelen, z.B. geraten sowohl Peter Grant (aus der Die-Flüsse-von-London-Reihe) als auch Tobi Winter eher zufällig in die Zauberei und stehen ihr offen gegenüber.

Nachdem es in Trier in den Weinbergen einen ungewöhnlichen Todesfall gegeben hat, wird Tobi Winter zur Hilfe gerufen. Gemeinsam mit einer Kollegin Vanessa Sommer soll er herausfinden, wer für den ungewöhnlichen Tod verantwortlich ist. Die Leiche ist verschimmelt, überdeckt mit Schimmel, der normalerweise nur an Weintrauben zu finden ist. Schon bald bekommt man einen Einblick in magische Ereignisse und es tauchen Flussgöttinen auf.

Ben Aaronovitch ist seinem Schreibstil, der sich leicht und flüssig lesen lässt, treu geblieben. Wie auch in der Peter-Grant-Reihe verwendet der Autor die Ich-Perspektive des Protagonisten und auch hier werden die Handlungsorte sehr detailliert beschrieben und die Atmosphäre des idyllischen Ortes Trier und den Weinbergen kommt gut an.

Ich war wirklich gespannt, ob es dem Autor gelingen würde seinen britischem Humor von London in die deutschen Weinberge zu verlagern und bin der Meinung, dass es geschafft hat. Etwas weniger Ironie, weniger Magie, die dafür sehr authentisch wirkte, die Charaktere bisher etwas weniger tief, aber trotzdem ein durchweg gelungener Einstieg in eine neue Serie. Regional-Fantasy ist mal etwas Anderes als das, was man sonst kennt. Ich bin gespannt auf weitere Fälle der Ermittlerduos Winter & Sommer.