Profilbild von AnnaMagareta

AnnaMagareta

Lesejury Star
offline

AnnaMagareta ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit AnnaMagareta über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.07.2023

Ein Stück deutsche Zeitgeschichte

Der Frühling ist in den Bäumen
1

In ihrem Roman „Der Frühling ist in den Bäumen“ schreibt die Autorin Jana Revedin über das Leben ihrer Mutter Renina.

Die 24-jährige Renina leidet physisch und psychisch unter ihrem Mann Fred. Fred ist ...

In ihrem Roman „Der Frühling ist in den Bäumen“ schreibt die Autorin Jana Revedin über das Leben ihrer Mutter Renina.

Die 24-jährige Renina leidet physisch und psychisch unter ihrem Mann Fred. Fred ist Physiker und gleichzeitig auch der Neffe von Marlene Dietrich. Obwohl sich Renina mit ihrer Heirat in eine gefährliche Abhängigkeit begeben hat, ist sie eine Frau, die weiß, was sie will. Mit der Gründung der ersten Frauenzeitschrift Deutschlands möchte sie ein neues Rollenverständnis für die Frauen erwirken.

Nicht alles in diesem Buch liest sich leicht. Die geschilderte Gewalt, die Renina erlebt, fand ich schon beim Lesen nur schwer zu ertragen und abstoßend. Umso drastischer und erschreckender ist das Ganze, da es in einer Gesellschaftsschicht stattfindet, in der man nicht damit rechnet. Für mich kam das unerwartet, da ich durch den Klappentext etwas anderes erwartet hatte.

Mir gefiel es wie die Autorin die Nachkriegszeit mit ihren positiven und negativen Aspekten zum Leben erweckt hat. Durch bekannte historische Persönlichkeiten, die zu dieser Zeit gelebt haben, wird die Handlung authentisch und lebendig.
Die Autorin schildert in ihrem Roman eine starke Frau, die sich für ihresgleichen einsetzt und eine neue Rolle für die Frauen in unserer Gesellschaft erwirken möchte.

Dies ist kein Buch, das sich nebenbei lesen lässt, sondern eines, das zum Nachdenken anregt und in dem ein Stück deutsche Geschichte lebendig wird.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.07.2023

Spannender historischer Roman

Fräulein Anna, Gerichtsmedizin (Die Gerichtsärztin 2)
1

„Fräulein Anna, Gerichtsmedizin: Die Schwabinger Morde“ ist nach „Die Prinzregentenmorde“ der zweite Band mit den Protagonisten Anna und Fritz der in München lebenden Autorin Petra Aicher.

Anna Zech ist ...

„Fräulein Anna, Gerichtsmedizin: Die Schwabinger Morde“ ist nach „Die Prinzregentenmorde“ der zweite Band mit den Protagonisten Anna und Fritz der in München lebenden Autorin Petra Aicher.

Anna Zech ist Krankenschwester und arbeitet in der Gerichtsmedizin. Fritz von Weynand ist Journalist. Während Anna aus einfachen Verhältnissen stammt, ist Fritz adelig und gehört der gehobenen Gesellschaft Münchens an. Beide verbindet eine innige Freundschaft.

Die Handlung beginnt 1914. In einem Münchener Hinterhof wird ein toter Säugling gefunden und Anna wird zum Fundort gerufen. Der Tod des unschuldigen Kindes berührt sie zutiefst und macht sie zugleich wütend. Gemeinsam mit Fritz versucht sie herauszufinden, was passiert ist.

Der Schreibstil von Petra Aicher ist lebendig und schon nach wenigen Seiten habe ich mich zeitlich um mehr als 100 Jahre zurückversetzt gefühlt. Der Erste Weltkrieg hat gerade begonnen, seine Schrecken und die düstere Atmosphäre, die damit einhergeht wird spürbar. Dabei geht die Autorin auch auf die unterschiedlichen Ansichten der Bevölkerung bezüglich dieses Krieges ein, so dass alles erschreckend nah und greifbar wird. Durch historische Details merkt man, dass die Autorin ausgiebig recherchiert haben muss. Wer sich in München auskennt, wird auch merken, dass die Petra Aicher Ortskenntnisse besitzt. Sie benennt und beschreibt die Handlungsorte so genau, dass ich stets alles vor Augen hatte.

Der Fall um den Säugling ist spannend und ich habe Anna und Fritz gerne bei ihren Ermittlungen begleitet, um auch selbst ein wenig mitzurätseln.

Zum Verständnis des Kriminalfalls sind keine Vorkenntnisse aus dem vorherigen Band notwendig. Allerdings lohnt sich dieser nicht nur weil er ebenso spannend ist wie dieser, sondern auch, weil es interessant ist die Entwicklung der Protagonisten zu verfolgen.

Ich kann diesen historischen Kriminalfall Liebhabern historischer Romane, Krimifans und Lesern, die München mögen nur empfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.07.2023

Erschreckend & absolut lesenswert

Overkill - Tod der Schwalben
3

„Overkill – Tod der Schwalben“ ist der dritte Fall für Hauptkommissarin Mo Celta von der Autorin Astrid Korten. Die Bücher lassen sich unabhängig voneinander lesen, aber es ist durchaus interessant die ...

„Overkill – Tod der Schwalben“ ist der dritte Fall für Hauptkommissarin Mo Celta von der Autorin Astrid Korten. Die Bücher lassen sich unabhängig voneinander lesen, aber es ist durchaus interessant die Entwicklung der Protagonistin von Anfang an zu verfolgen.

Der Handlungsort liegt dieses Mal in der Ukraine und ist zeitlich kurz nach dem Beginn des russischen Angriffskrieges angesiedelt. Hauptkommissarin Mo Celta nimmt an einem Austauschprogramm der EU-Ermittlungsbehörden in Kiew teil. In der ukrainischen Stadt Prypjat wird die übel zugerichtete Leiche des Sohnes eines russischen Ex-Ministers gefunden. Mo Celta beginnt gemeinsam mit dem Polizeihauptmann Felix Bojko zu ermitteln. Es bleibt nicht bei einem Toten und bei jedem wird eine präparierte Schwalbe gefunden.

Der Schreibstil von Astrid Korten liest sich angenehm und bildet damit einen starken Kontrast zu den geschilderten Ereignissen. Die Hintergründe des Thrillers beruhen nämlich auf wahren Begebenheiten. Hier werden die Folgen - für die Umwelt und die Bevölkerung - des Unglücks der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl aus dem Jahr 1986 deutlich. Auch die gegenwärtigen Ereignisse, der Angriffskrieg Russlands auf die Ukraine, sind mit der Handlung verwoben. Die Autorin muss für diesen Thriller gründlich recherchiert haben.

Mich hat dieser Thriller durchgehend gefesselt, aber er hat auch Entsetzen und Gänsehaut hervorgerufen, so dass ich beim Lesen immer wieder Pausen einlegen musste, um den Inhalt zu verarbeiten.
Das ist kein Lesestoff für schwache Nerven, aber er sollte gelesen werden, da wir vor der Realität die Augen nicht verschließen dürfen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.07.2023

Eine Detektivin im Katzenhoody

Miss Kat - Fall 1 - der entführte Kanari
1

„Miss Kat: der entführte Kanari“ ist der erste Fall für die smarte Detektivin Miss Kat von dem Journalist, Kinderbuch- und Kinderfilmautor Jean-Luc Fromental.

Der Kanarienvogel Harry von Herrn Titula ...

„Miss Kat: der entführte Kanari“ ist der erste Fall für die smarte Detektivin Miss Kat von dem Journalist, Kinderbuch- und Kinderfilmautor Jean-Luc Fromental.

Der Kanarienvogel Harry von Herrn Titula wurde entführt. Tief betrübt wendet er sich an Miss Kat, die den Fall annimmt, auch wenn er ihr zunächst alles andere als aufregend erscheint. Herr Titula hat keine Feinde und es gibt auch sonst nicht viele Hinweise. Miss Kat erfährt, dass er Harry von seiner Schwiegertochter Doris erhalten hat und geht zunächst dieser Spur nach.

Miss Kat ist eine tolle Protagonistin, die sich den Gefahren stellt und alles andere als ängstlich ist. Ihre Überlegungen sind clever und nachvollziehbar. Sie lässt ihre Leser an ihren Gedanken teilhaben.
Die Kapitel sind kurz und beginnen mit einem kleinen Fließtext. Ansonsten sind die Seiten im Comicstil gestaltet. Sie Zeichnungen der Illustratorin Joëlle Jolivet passen perfekt zur Handlung. Farblich wirkt alles ein wenig düster, was gut zur Atmosphäre der Ereignisse passt. Die Mimik von Miss Kat und auch der anderen Charaktere wird gelungen eingefangen.

Der Fall ist spannend und lädt zum Miträtseln ein.
Miss Kat ist einfach eine coole Protagonistin, die wir gerne in weiteren Fällen erleben würden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 10.07.2023

Nach dem Zweiten Weltkrieg

Das Leben, das uns bleibt
2

„Das Leben, das uns bleibt – Die Goldschmiedin“ ist ein historischer Roman der Autorin Tanja Steinlechner, den sie mit Blick auf das Leben ihrer Großmutter geschrieben hat.

Die Handlung umfasst die Jahre ...

„Das Leben, das uns bleibt – Die Goldschmiedin“ ist ein historischer Roman der Autorin Tanja Steinlechner, den sie mit Blick auf das Leben ihrer Großmutter geschrieben hat.

Die Handlung umfasst die Jahre von 1945 bis 1951.
Ruth und ihre Familie – ihre Schwester Gili, ihr Bruder Jo und ihre Eltern - müssen ihre Heimatstadt Breslau mit gefälschten Pässen verlassen, um ihre jüdischer Herkunft zu verschleiern. Ihr Bruder Harry ist im Krieg und die Großmutter bleibt zurück. Ruth lässt aber nicht nur ihre Großmutter, sondern auch ihre große Liebe Ilan zurück. Während Gili der Neustart gut gelingt und sie das Leben genießt, Jo Rachegefühle für das, was Hitler den Juden angetan hat, hegt, ist Ruth still und in sich gekehrt. Sie hängt ihrer Liebe zu Ilan nach. Dennoch lässt sie sich auf Juweliersohn Albert ein und heiratet diesen.

Der Schreibstil von Tanja Steinlechner liest sich angenehm leicht und flüssig. Sie beschreibt ihre Charaktere sehr detailliert und ich habe mit großem Interesse die unterschiedlichen Entwicklungen der drei Geschwister verfolgt. Jeder von ihnen hatte seinen eigenen Weg, mit dem Erlebten umzugehen.

Das Schicksal der Familie ist eines, dass so oder in ähnlicher Weise viele Menschen nach dem Krieg erleben mussten. Der Autorin ist es gut gelungen die Gefühle der einzelnen Charaktere authentisch zu vermitteln. Da ist die unbändige Wut von Jo über alles, was den Juden im Krieg angetan wurde. Die Angst der Mutter, die weiterhin leugnet jüdische Wurzeln zu haben. Gili, die einfach nur noch leben, tanzen, feiern und vergessen möchte. Ruth, die ihrer Liebe zu Ilan nachhängt und trotzdem eine Ehe mit einem anderen Mann eingeht und viele andere Charaktere, die alle unter den Nachwehen des Krieges leiden oder auch Vorteile daraus gezogen haben.

Der Zeitgeist, die Atmosphäre in der Gesellschaft werden hier in den verschiedensten Gesellschaftsschichten gelungen eingefangen.

Leider leitet der Klappentext ein wenig in die Irre und wer ihn noch nicht gelesen hat, dem möchte ich davon abraten, da er zu viel von der Handlung verrät und falsche Erwartungen weckt. Ich habe das Buch gerne gelesen, hatte aber durch die Kurzbeschreibung etwas Anderes erwartet.

Mit ihrem Nachwort rundet die Autorin ihr Werk gelungen ab. Ihr Roman ist fiktiv, aber sie hat viele Details aus dem Leben ihrer jüdischen Großmutter entnommen, wodurch die Handlung sicherlich noch an Authentizität gewonnen hat.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Atmosphäre