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Veröffentlicht am 05.08.2019

Über den Krieg & die Liebe – emotional & bewegend

Ein Lied von Liebe und Verrat
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„Ein Lied von Liebe und Verrat“ ist der erste deutschsprachige Roman des Autors James William Brown.

Aliki ist das letzte berufsmäßige Klageweib im Dorf und erhält Besuch von einer Ethnografin, die mehr ...

„Ein Lied von Liebe und Verrat“ ist der erste deutschsprachige Roman des Autors James William Brown.

Aliki ist das letzte berufsmäßige Klageweib im Dorf und erhält Besuch von einer Ethnografin, die mehr über sie und ihre Klagegesänge erfahren möchte. Da Aliki für diese in der richtigen Stimmung sein muss, hinterlässt die Fremde ihr einen batteriebetriebenen Kassettenrecorder und Kassetten um die Totenlieder aufzunehmen. Aliki nutzt die Kassetten um über ihr Leben zu berichten. Sie beginnt damit mitten im Zweiten Weltkrieg, im Jahre 1943 als ihr Vater und zwei andern Männern des Dorfes von den Deutschen exekutiert wurde. Da Aliki niemanden mehr hat, kümmert sich Chrysoula, die Mutter ihres Freundes Takis um sie. Aber nicht nur sie findet bei Chrysoula Unterschlupf, auch Stelios und seine Mutter werden von ihr aufgenommen und da sie Juden sind, vor den Deutschen versteckt. Nachdem der Krieg ihnen ihre Mütter genommen hat, müssen sich die drei alleine durchschlagen, verlassen gemeinsam das Dorf und beginnen mit einem selbstgebauten Schattentheater die Leute zu unterhalten.

Mir gefiel die Idee des Handlungsrahmens, dass Aliki als alte Frau ihr Leben auf Band aufnimmt und erzählt. Fast könnte man dies zwischendurch vergessen, wenn sie nicht immer mal wieder die Kassette wechseln bzw. umdrehen müsste. An diesen Stellen erfährt man einige Einzelheiten aus Alikis gegenwärtigem Leben und dem der Dorfbewohner.

Mit Aliki, Stelios und Takis hat der Autor drei interessante Protagonisten geschaffen, die mir im Verlauf der Handlung richtig ans Herz gewachsen sind. Die Grausamkeiten, die sie während des Krieges erleben mussten, haben sie trotz der Rivalität, die zwischen Takis und Stelios herrscht, zusammenwachsen lassen.

Obwohl mir die Ereignisse während des Zweiten Weltkrieges nicht fremd waren, hat es mich immer wieder auf`s Neue schockiert und entsetzt wie skrupel-, gewissenlos und verroht die Menschen waren, da die Einzelschicksale berührend und authentisch beschrieben werden. Neben den drei Protagonisten werden auch die übrigen Charaktere facettenreich und authentisch beschrieben.

Der Erzählstil von Aliki ist sehr ruhig, teilweise fast ein wenig distanziert und gleichzeitig auch wieder voller Emotionen und es gelingt ihr trotz der schweren Zeiten und grausamen Erlebnisse immer wieder ein wenig Leichtigkeit durchblitzen zu lassen.

Mich hat dieser Roman total für sich eingenommen. Die ungewöhnliche Rahmenhandlung, der ruhige Erzählstil von Aliki und die Traditionen und Bräuche haben mich fasziniert und gefesselt.

Wer sich für die Zeit des Zweiten Weltkrieges und für die Kultur von Griechenland interessiert, sollte dieses Buch unbedingt lesen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Erzählstil
  • Figuren
  • Thema
Veröffentlicht am 31.03.2019

Fesselnder Thriller mit einem Mix aus Wissenschaft, Fantasy, Science Fiction & Romatik

Gefahr von der anderen Seite
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„Gefahr von der anderen Seite“ ist der erste Roman des promovierten Chemikers Mike Gordon.

Direkt von der ersten Seite an, nimmt die Handlung in mehreren Erzählsträngen ein enormes Tempo auf. Es geht ...

„Gefahr von der anderen Seite“ ist der erste Roman des promovierten Chemikers Mike Gordon.

Direkt von der ersten Seite an, nimmt die Handlung in mehreren Erzählsträngen ein enormes Tempo auf. Es geht um einen Unfall in CERN, den Suizid eines wissenschaftlichen Mitarbeiters an einer Universität in Paris, einen verschwundenen Wissenschaftler, mehrere Wissenschaftler, die gleichzeitig psychische Probleme bekommen, einen alten Geheimbund, einen engagierten Journalisten und einen Polizisten aus den Pariser Banlieues mit ausgeprägten Geruchssinn.

Trotz dieser anfänglichen Informationsflut, kann man der Handlung gut folgen, da der Schreibstil des Autors angenehm ist und die Sätze kurz und klar sind. Außerdem beginnt jedes Kapitel mit einer Datumsangabe und der Information aus wessen Sicht die Ereignisse geschildert werden. Der permanente Perspektivwechsel bringt unglaublich viel Spannung in die Handlung. Die Cliffhänger am Ende der Kapitel haben mich gefesselt und dafür gesorgt, dass ich das Buch nur schwer aus der Hand legen konnte.

Seine Charaktere beschreibt der Autor sehr facettenreich. Im Verlauf der Handlung gibt es eine Menge Personen, die sich aber in ihren Beschreibungen durch ihre unterschiedlichen Einstellungen und Ansichten so sehr unterscheiden, dass man sie problemlos auseinanderhalten kann.

Die beiden Protagonisten Mike und Maurice waren mir schnell ans Herz gewachsen. Beide werden authentisch dargestellt und man spürt wie es zwischen ihnen Knistert. An Maurice oft etwas derben und umgangssprachlichen Ton musste ich mich allerdings erst einmal gewöhnen.

Auch wenn es sich um einen Sci-Fi Thriller mit wissenschaftlichem Aspekt handelt, ist der wissenschaftlichen Anteil eher gering, dafür aber sehr gut verständlich. Im Vordergrund stehen der Thriller und die Entwicklung der Beziehung zwischen Mike und Maurice.

Obwohl es recht lange gedauert hat, bis ich zwischen den verschiedenen Handlungssträngen Zusammenhänge herstellen konnte, habe ich mich durchgehend bestens unterhalten gefühlt.
Die Handlung ist von der ersten bis zur letzten Seite spannend und die Erklärungen schlüssig.

Mir hat diese Genre-Mix sehr gut gefallen und ich freue mich auf weitere Bücher des Autors.

Veröffentlicht am 17.02.2019

Absurd & skurril – einfach zum Lachen

Der Dreiundvierzigjährige, der aus der Haustür trat und spazieren ging
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„Der Dreiundvierzigjährige, der aus der Haustür trat und spazieren ging“ hinter diesem skurrilen Titel verbergen sich zahlreiche Kurzgeschichten des Autors Jens Rohrer.

Seine Themenauswahl ist vielfältig, ...

„Der Dreiundvierzigjährige, der aus der Haustür trat und spazieren ging“ hinter diesem skurrilen Titel verbergen sich zahlreiche Kurzgeschichten des Autors Jens Rohrer.

Seine Themenauswahl ist vielfältig, mal geht es um ein Volksfest, einen Freizeitpark, den Sommer, Tiere, Kinder und vieles mehr.

Egal ob als Geschichte, Gedicht, Dialog oder Interview, eines haben seine Erzählungen gemeinsam. Es sind Situationen, die jeder kennt, die sich jeder vorstellen und in denen der Autor seine Leser durch seinen Humor zum Lachen bringt. Mal gelingt ihm dies durch Übertreibung und mal durch Wortwitz.

Mich hat das Buch amüsiert und ich hatte meinen Spaß an den kurzen Geschichten.
Es ist ein schönes Buch für Zwischendurch, dass man gut zu Hand nehmen kann, wenn man dringend etwas zum Lachen benötigt, um der Ärgernissen der Realität zu entkommen.

Veröffentlicht am 18.11.2018

Gut recherchierter historischer Roman und gleichzeitig fesselnder Auftakt einer Trilogie

Gut Greifenau - Abendglanz
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„Gut Greifenau – Abendglanz“ ist der erste Band der Gut-Greifenau-Trilogie von der Autorin Hanna Caspian.

Die Handlung beginnt im Mai 1913 in Hinterpommern auf dem Landgut Greifenau auf dem die Grafenfamilie ...

„Gut Greifenau – Abendglanz“ ist der erste Band der Gut-Greifenau-Trilogie von der Autorin Hanna Caspian.

Die Handlung beginnt im Mai 1913 in Hinterpommern auf dem Landgut Greifenau auf dem die Grafenfamilie von Auwitz-Aarhayn mit ihren zahlreichen Bediensteten lebt. Nachdem der alte Graf gestorben ist, erbt sein Sohn Adolphis das Gut. Dieser ist aber nicht wirklich an der Bewirtschaftung interessiert und deshalb übernimmt sein Sohn Konstatin diese Aufgabe. Adolphis Ehefrau Feodora ist nichts wichtiger als ihr Stand in der Gesellschaft und ihre Kinder standesgemäß zu verheiraten.

Zu Beginn des Buches findet man eine hilfreiche Personenübersicht über die Herrschaft, ihre Bediensteten, sonstige Charaktere und Karten der Umgebung von Ort und Gut Greifenau. Dank dieser übersichtlichen Informationen wird einem der Einstieg in die Geschichte leicht gemacht.

Der Schreibstil von Hanna Caspian ist angenehm, lebendig, bildhaft und vermittelt gut die Atmosphäre der damaligen Zeit. Die Lebensumstände werden gut und umfassend beschrieben und man erhält schnell einen intensiven Einblick in das Familienleben und in die Standesunterschiede zwischen der Herrschaft und den Bediensteten. Nach und nach lernt man die sehr unterschiedlichen und facettenreichen Charaktere kennen, die zum Teil sympathisch aber teilweise auch sehr unsympathisch sind. Durch den Perspektivwechsel der Personen erhält man einen sehr umfassenden Blick auf die gesamte Situation. Im Hintergrund der Geschichte stehen die historischen Ereignisse der Zeit kurz vor dem Ersten Weltkrieg. Dabei ist deutlich zu merken, dass die Autorin ausgiebig recherchiert hat und ich fand es sehr angenehm auf so unterhaltsame Art und Weise wissenswerte Fakten vermittelt zu bekommen.

In diesem Band werden mehrere Handlungsstränge eröffnet, die eine gewissen Spannung in das Buch gebracht haben und dafür sorgen, dass ich mich schon jetzt gespannt auf die Fortsetzung bin.

Ich habe das Buch gerne gelesen. Es war spannend und unterhaltsam und ich kann es Liebhabern historischer Romane, die fiktive Geschichten mit historischem Hintergrund mögen nur empfehlen.

Veröffentlicht am 10.06.2018

Erschütternd & schockierend

Gleis der Vergeltung
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„Gleis der Vergeltung“ ist ein zu tiefst erschütternder Roman der Autorin Astrid Korten, der auf einer wahren Begebenheit beruht.

Als Lynn-Elisabeth van Raaben am Tag ihrer Hochzeit vergeblich auf ihren ...

„Gleis der Vergeltung“ ist ein zu tiefst erschütternder Roman der Autorin Astrid Korten, der auf einer wahren Begebenheit beruht.

Als Lynn-Elisabeth van Raaben am Tag ihrer Hochzeit vergeblich auf ihren Bräutigam Benedikt wartet, da dieser verunglückt ist, bricht für sie eine Welt zusammen. Als sie sieben Jahre später von Tilda erfährt, dass der Unfall kein Zufall war, sondern von drei Personen herbeigeführt wurde, kann sie das so nicht stehen lassen und will Vergeltung. Schon bald befindet sie sich in den tiefsten Abgründen ihrer eignen Vergangenheit und hat mit Tilda eine Verbündete gefunden.
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Der Schreibstil von Astrid Korten lässt sich leicht und flüssig lesen, ist aber gleichzeitig auch unglaublich fesselnd und spannend.

In drei Abschnitten lernt man neben Lynn noch Maarten, Hendrik und Annabelle kennen. Während sich die Abschnitte jeweils mit einem der drei Protagonisten beschäftigen, gibt es zwischendurch immer wieder Rückblicke von Lynn. Lynn ist ein sympathischer Charakter, sie wirkt authentisch und man kann mit ihr mitfühlen.

Zu Beginn haben sich die Fragen in meinem Kopf gehäuft und ich habe mich mehrfach gefragt, wie das alles zusammenpassen könnte. Letztendlich ist es der Autorin ausgesprochen gut gelungen alle Handlungsstränge zusammenzuführen. Dabei thematisiert sie zahlreiche Themen wie Verlust, Wut, Trauer, Rache, Verdrängung und den Missbrauch an Kindern.

Ich glaube ich habe noch nie ein Buch gelesen, dass so spannend war, mich emotional so mitgerissen hat und mir gleichzeitig so viele Fragezeichen in den Kopf gezaubert hat, die letztendlich gut aufgelöst wurden, mich aber dennoch sprachlos und entsetzt über das, wozu Menschen fähig sind, zurückgelassen haben. Die Ereignisse werden mir noch lange im Gedächtnis bleiben und nachklingen.

Von mir gibt es für diesen Psychothriller 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung.