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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.07.2024

Grandios geschrieben

Seinetwegen
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„Seinetwegen“ ist ein sehr persönlicher Roman der in Berlin lebenden Schweizer Journalistin, Schriftstellerin und Architektin Zora del Buono.

Im Alter von acht Monaten hat die Autorin ihren Vater bei ...

„Seinetwegen“ ist ein sehr persönlicher Roman der in Berlin lebenden Schweizer Journalistin, Schriftstellerin und Architektin Zora del Buono.

Im Alter von acht Monaten hat die Autorin ihren Vater bei einem Autounfall verloren. Nun – sechzig Jahre später – will sie sich auf die Suche nach dem Unfallverursacher begeben. Dabei nimmt Zora del Buono ihre Leser mit auf eine Reise durch die Zeit und ihre Familiengeschichte. Sie verknüpft historische Ereignisse mit persönlichen Erfahrungen. Sie erinnert sich an ihre Kindheit, ihre Familie und die Menschen in ihrem Umfeld.

Die Sprache der Autorin ist intensiv, dicht und klar. Immer wieder schweift sie von ihrem eigentlichen Vorhaben - den Unfallverursacher zu finden - ab, verliert aber niemals den roten Faden. Alles hängt zusammen.

Es ist ein sehr persönlicher Roman, in dem auch Bilder von ihr, ihrer Mutter und ihrem Vater zu finden sind. Die Kindheit der Autorin, das Aufwachsen ohne Vater bleibt leider sehr im Hintergrund und stattdessen steht mehr die Mutter als verwitwete Frau im Vordergrund.

Es geht um Schuld, aber auch um Hoffnung und Liebe. Es ist eine ungewöhnliche Spurensuche, in der sich der unbekannte Unfallverursacher zu einem Menschen mit einer eigenen Persönlichkeit verwandelt.

Die Autorin hat hier viel über sich und ihre Familie preisgegeben und dabei weit mehr als nur ihr persönliches Schicksal erzählt.
Mich hat der Roman beeindruckt und gefesselt.

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Veröffentlicht am 30.07.2024

Kaltblütige Rache

Yoko
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„Yoko“ ist ein spannender Thriller des österreichischen Autors Bernhard Aichner.

Yoko hat vor zwei Jahren eine Manufaktur für Glückskekse eröffnet. Bei der Auslieferung ihrer Kekse an ein chinesisches ...

„Yoko“ ist ein spannender Thriller des österreichischen Autors Bernhard Aichner.

Yoko hat vor zwei Jahren eine Manufaktur für Glückskekse eröffnet. Bei der Auslieferung ihrer Kekse an ein chinesisches Restaurant sieht sie, wie zwei Männer einen kleinen Hund quälen. Dieser stirbt bevor sie dazwischen gehen kann. Sie geht auf die Männer los, aber diese sind brutal und das nicht nur gegenüber dem Tier. Sie schlagen Yoko bewußtlos, entführen sie und drohen ihr. Yoko hat nur noch einen Gedanken: Rache.

Der Schreibstil von Bernhard Aichner lässt sich leicht lesen, die Sätze sind einfach und es wird direkt zu Beginn dramatisch. Durch die Aneinanderreihung vieler kurzer Sätze steigert er die Spannung und fesselt seine Leser.

Yoko ist eine ungewöhnliche Protagonistin. Durch ihren ursprünglichen Beruf als Metzgerin hat sie die perfekten Voraussetzungen um ihre Rachepläne umzusetzen. Diese stehen im starken Kontrast zu der geschilderten Liebe zu ihrem Vater, dessen Metzgerei sie nach seinem Tod in die Glückskeks-Manufaktur umgewandelt hat.
Obwohl Yoko und ihre Rachepläne alles andere als legal sind, ist ihr Vorgehen menschlich und nachvollziehbar.

Es ist ein spannendes und intensives Leseerlebnis und mich hat der Autor mit seinem Thriller wieder einmal von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt, so dass ich jetzt schon wahnsinnig gespannt bin, was uns als nächstes von Bernhard Aichner erwartet.

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Veröffentlicht am 30.07.2024

Ganz schön schaurig

Der Riss in der Wand
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„Der Riss in der Wand“ ist ein schauriges aber auch schwieriges Buch der Autorin Ina Maschner.

Die 26-jährige Hedwig möchte in Wien Kunst studieren, erhält eine Zusage und freut sich riesig darüber. Allerdings ...

„Der Riss in der Wand“ ist ein schauriges aber auch schwieriges Buch der Autorin Ina Maschner.

Die 26-jährige Hedwig möchte in Wien Kunst studieren, erhält eine Zusage und freut sich riesig darüber. Allerdings kommen direkt Schuldgefühle auf und sie wagt es nicht, ihre Freude mit ihren Eltern zu teilen, da sie von ihnen manipuliert und klein gehalten wird.
Auf der einen Seite ist da der Drang in ihr, in die Welt hinaus zu gehen und etwas zu erleben aber gleichzeitig kann sie sich nicht von ihrem Elternhaus lösen.
Ihre Eltern Gretel und Karl wirken lieblos. Karl ist gleichgültig und aggressiv und ihre Mutter verbittert.
Ihr Bruder Franz hat es geschafft. Er hat die Familie verlassen und seitdem wird über ihn nicht mehr gesprochen.

Die Handlung wird aus der Ich-Perspektive von Hedwig erzählt und wechselt zwischen der Gegenwart und Erinnerungen aus der Vergangenheit.
Hedwigs Gedanken sind oft wirr und ich fand es nicht immer leicht ihnen zu folgen. Es ereignen sich merkwürdige Dinge in dem Haus und für mich war zunächst unklar was hier wirklich passiert.

Die Atmosphäre des Romans ist durchgehend düster und unheimlich.
Die Kapitel sind kurz und tragen Überschriften die neugierig machen.

Auch wenn ich während des Lesens oft das Gefühl hatte total zu schwimmen, war ich gefesselt. Ein beklemmendes Gefühl und leichte Gänsehaut waren stets zugegen.
Ein Wohlfühlbuch ist dies definitiv nicht, aber wer sich gerne mit menschlichen Abgründen und daraus entstandenen psychischen Erkrankungen auseinandersetzt, für den ist das die richtige Lektüre.

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Veröffentlicht am 29.07.2024

Typisch Paasilinna – schräg & unterhaltsam

Vorstandssitzung im Paradies
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„Vorstandssitzung im Paradies“ ist ein skurriler und unterhaltsamer Roman des finnischen Autors Arto Paasilinna.

Der finnische Journalist und Ich-Erzähler fliegt von Tokio nach Australien. Mit ihm an ...

„Vorstandssitzung im Paradies“ ist ein skurriler und unterhaltsamer Roman des finnischen Autors Arto Paasilinna.

Der finnische Journalist und Ich-Erzähler fliegt von Tokio nach Australien. Mit ihm an Bord sind Hebammen, Ärzte, Krankenschwestern und Waldarbeiter. Vor Melanesien kommt es durch einen Sturm zum Absturz. Die Passagiere und die Besatzung retten sich auf eine Insel. Nun gilt es zu überleben und es wird ein entsprechender SOS-Plan erstellt.

Durch den schnörkellosen, klaren Schreibstil des Autors lässt sich das Buch leicht und schnell lesen.
Die Kapitel sind kurz und es ist kein Problem das Buch über einen längeren Zeitraum zur Seite zu legen, da der Einstieg in die Handlung immer wieder leicht ist.

Die Ideen sind dabei wieder einmal ziemlich unglaublich. Die Situation ist total skurril und die Einfälle der Gestrandeten sind irgendetwas zwischen einfach unglaublich und total logisch. Diese Mischung aus Absurditäten und gleichzeitiger Authentizität ist einzigartig.

Arto Paasilinna zeichnet ein gelungenes Bild von den Menschen, wie sie sich in einer solchen Situation verhalten und wie sich die Lage über Wochen und Monate entwickeln könnte. Dadurch ergeben sich humorvolle Szenen, aber auch solche, über die es sich lohnt nachzudenken, da der Autor auch einiges an Gesellschaftskritik in eine Geschichte verpackt hat. Sein Werk ist bereits 1974 veröffentlicht worden, aber heute so aktuell wie damals.

Diese Story ist – wie man es von Arto Paasilinna gewohnt ist – kurios und voller ungewöhnlicher Ideen.

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Veröffentlicht am 24.07.2024

Ein wenig skurril und dennoch authentisch

Sobald wir angekommen sind
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„Sobald wir angekommen sind“ ist ein ungewöhnliches Buch des Autors und Filmregisseurs Micha Lewinsky.

Ben Oppenheim fürchtet den Dritten Weltkrieg, hat das Worst-Case-Szenario schon lange im Kopf und ...

„Sobald wir angekommen sind“ ist ein ungewöhnliches Buch des Autors und Filmregisseurs Micha Lewinsky.

Ben Oppenheim fürchtet den Dritten Weltkrieg, hat das Worst-Case-Szenario schon lange im Kopf und nun ist es soweit – denkt er. Als einzigen Ausweg sieht er Brasilien, dem Ziel, dass auch sein Lieblingsautor Stefan Zweig gewählt hat. Zusammen mit seiner Exfrau Marina und den gemeinsamen Kinder Rosa und Moritz will er von Zürich aus dorthin flüchten. Seine neue Freundin Julia mit ihrem Sohn Prince plant er dabei nicht ein. Schließlich handelt es sich um eine Flucht und nicht um einen Urlaub.

Der Schreibstil von Micha Lewinsky liest sich sehr angenehm. Er ist klar, lebendig und amüsant. Tiefgründiges, Gedanken, die nachdenklich machen und leichter hintergründiger Humor wechseln sich ab.
Mit Ben Oppenheim hat der Autor einen eigenwilligen Protagonisten erschaffen, der sich viele Gedanken über die Entwicklung in der Welt macht. Die Handlung beleuchtet ganz alltägliche Begebenheiten und obwohl Bens Gedanken durchaus nachvollziehbar sind, wirkt das ganze Szenario ein wenig skurril.

Thematisch birgt der Roman einiges in sich. Es geht um die jüdischen Wurzeln des Protagonisten und den damit verbundenen Fluchtinstinkt, Ängste, Familie, Selbstfindung, Atomkrieg und vieles mehr.

Ich habe das Buch gerne gelesen, es ist einfach mal etwas Anderes und alles andere als Mainstream.

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