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Veröffentlicht am 16.07.2024

Digitale Informationsflut und Überforderung

Ich komm da nicht mehr mit
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„Ich komm da nicht mehr mit“ ist ein ausgesprochen interessantes und aktuelles Buch von dem Journalisten, Redakteur und Autor Kester Schlenz.

Ich habe schon einige Bücher von Kester Schlenz gelesen, ...

„Ich komm da nicht mehr mit“ ist ein ausgesprochen interessantes und aktuelles Buch von dem Journalisten, Redakteur und Autor Kester Schlenz.

Ich habe schon einige Bücher von Kester Schlenz gelesen, in denen es immer eine Menge zu lachen gab. Dieses Mal geht es um ein sehr ernstes Thema, die Informationsflut und die alltägliche Überforderung, die vermutlich jeder von uns schon einmal verspürt hat.

Dank des lockeren Schreibstils liest sich der Ratgeber leicht und auch dieses Mal hat es der Autor geschafft, mich zum Schmunzeln zu bringen. Es gab viele Situationen, in denen ich einfach nur gedacht habe „Ja, genau so ist es“, „Das stimmt“ oder mich regelrecht erwischt gefühlt habe.

Das Buch besteht aus zehn Kapiteln. Die ersten sechs beschäftigen sich mit der digitalen Welt, der Informationsflut und den stetig wachsenden Anforderungen an uns.
Während uns vermittelt wird, dass das Leben dadurch einfacher werden soll, bleibt das Gefühl, dass es immer komplizierter wird. Hierzu gibt es eine Menge alltägliche Beispiele, in denen sich vermutlich jeder von uns irgendwo wiederfindet.
In den letzten vier Kapiteln werden Lösungen aufgezeigt. Diese klingen plausibel, sind aber nicht unbedingt einfach umzusetzen. Aber auch das verschweigt der Autor nicht und rät dazu, es immer und immer wieder zu versuchen.
Es lohnt sich, die Natur wieder mehr in den Fokus zu rücken und dort nicht als erstes die Kamera des Smartphones zu zücken oder mal wieder ein DIY-Projekt zu starten.

Eine kurzfristige Umsetzung ist vermutlich für die meisten nicht das Problem. Aber wie behält man diese Veränderung bei, wenn sich um einen herum nichts ändert und das Bombardement der Daten, Informationen und Anforderungen weitergeht?
Auch hierzu hat Kester Schlenz von seinen Erfahrungen berichtet und abschließend acht hilfreiche Tipps, die durchaus machbar sind, zusammengefasst.

Dieser Ratgeber betrifft uns alle und wer sich der digitalen Welt ein klein wenig entziehen und den damit zusammenhängenden Stress reduzieren möchte, dem kann ich das Buch nur empfehlen. Abgesehen davon ist es unterhaltsam und liest sich einfach angenehm.

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Veröffentlicht am 14.07.2024

Beunruhigend & eindringlich

Das Lied des Propheten
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„Das Lied des Propheten“ ist ein eindrucksvolles Werk des irischen Autors Paul Lynch.

Handlungsort ist Irland und eine neue Regierung ist an die Macht gekommen.
Eilish Stack ist Wissenschaftlerin und ...

„Das Lied des Propheten“ ist ein eindrucksvolles Werk des irischen Autors Paul Lynch.

Handlungsort ist Irland und eine neue Regierung ist an die Macht gekommen.
Eilish Stack ist Wissenschaftlerin und Mutter von vier Kindern – drei Teenager und ein Baby. Zusätzlich kümmert sie sich um ihrem zunehmend dementer werdenden Vater. Ihr Mann Larry ist aktives Mitglied in der Lehrergewerkschaft. Nachdem die neu gegründete irische Geheimpolizei, die Garda National Services Bureau - kurz GNSB - ihn vorgeladen hat, verschwindet er. Für Eilish ändert sich alles und ihr Leben gerät vollkommen außer Kontrolle.

Der Schreibstil von Paul Lynch ist sehr dicht und atmosphärisch. Schon von Beginn an erfahren wir viele Details wodurch die Bedrohung, die von den Veränderungen der GNSB ausgehen direkt greifbar werden. Durch fehlende Anführungszeichen und den dicht gedrängten Text – Absätze sind kaum zu finden – fühlte ich mich schon beim Lesen bedrängt.

Das hier aufgezeichnete Szenario ist so glaubwürdig beschrieben, dass ich fast das Gefühl hatte, dass mir die Luft wegbleibt. Das liegt zu einem großen Teil auch daran, dass vieles im Hintergrund bleibt und der Leser nur wenig über die neue autoritäre Partei erfährt, aber die Eingriffe in die Freiheit der einzelnen Menschen sind massiv und werden deutlich spürbar. Es ist Eilish Sicht, durch die wir hier alles erfahren, ihre Angst um ihre Familie, die wir spüren und die Machtlosigkeit, die mich fassungslos macht.

Die Ereignisse sind absolut erschreckend. Auch wenn es sich hier um eine Fiktion des Autors handelt, mir kam alles so greifbar und nah vor, da wir uns in Zeiten politischer Unruhen befinden. Es zeigt wieder einmal wie schnell es gehen kann, wenn die falschen Menschen Macht in die Hände bekommen, diese für sich (aus)nutzen und wie sehr wir unsere Demokratie schätzen sollten und uns diese bewahren müssen.

Mir wird dieses Buch mit Sicherheit noch lange im Gedächtnis bleiben und ich kann es nur empfehlen.

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Veröffentlicht am 07.07.2024

Sehr spannend und eindringlich

Feuerjagd
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„Feuerjagd“ ist der zweite Band mit dem Ex-Cop Cal Hooper der in Dublin lebenden Autorin Tana French. Die Handlung selbst lässt sich sicherlich auch ohne Vorwissen aus dem ersten Band „Der Sucher“ verstehen. ...

„Feuerjagd“ ist der zweite Band mit dem Ex-Cop Cal Hooper der in Dublin lebenden Autorin Tana French. Die Handlung selbst lässt sich sicherlich auch ohne Vorwissen aus dem ersten Band „Der Sucher“ verstehen. Aber da es Bezüge zum vorherigen Buch gibt und sich die Charaktere weiterentwickeln, halte ich es durchaus für sinnvoll dieses zuvor zu lesen.

Handlungsort ist wieder das kleine fiktive Dorf Ardnakelty im Westen Irlands, in das es den ehemaligen Polizisten Cal Hooper aus Chicago verschlagen hat. Er kümmert sich noch immer um Trey, die inzwischen 15 Jahre ist. Zu Hause fühlt sie sich nicht besonders wohl, deswegen ist sie am liebsten bei Cal. Die Beziehung zwischen den beiden ist stärker und inniger als zuvor.
Vollkommen überraschend kehrt Treys Vater Johnny Reddy nach vier Jahren zurück. Über seine Abwesenheit verliert er nicht viele Worte, stattdessen erzählt er etwas von Goldvorkommen. Begleitet wird er von einem Engländer, der von dem Gold durch seine irische Großmutter weiß.

Ich mag den Schreibstil der Autorin sehr. Sie schafft es jedes Mal wieder mich mit nach Irland zu nehmen und sorgt dafür, dass ich die Atmosphäre spüre und die Landschaft durch sehr bildhafte und detaillierte Beschreibungen vor Augen habe. Auch in diesem Roman ist ihr das wieder großartig gelungen.

Die Spannung baut sich langsam aber stetig auf und die Handlung ist ebenso komplex wie vielschichtig. Es geht um Intrigen, Rache und Vergeltung, aber ab und zu blitzt auch wohl dosiert ein wenig Humor durch. Gleichzeitig gibt es einen interessanten Einblick in die menschliche Psyche.

Die Charaktere wirken authentisch und lebendig. Durch sie erfährt man viel über die Gesellschaft in der ländlichen Gegend, über ihre Gemeinschaft, Vorteile, Misstrauen, Zusammenhalt und Ängste. Das Leben steckt eben voller Kontraste.

Mir hat auch der zweite Band mit Cal und Trey wieder sehr gefallen und ich freue mich auf weitere Bücher der Autorin.

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Veröffentlicht am 06.07.2024

„Was wirst du für mich tun?“

Wasserkämpferin
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Wasserkämpferin“ ist ein wichtiges Buch für junge Leser ab sechs Jahren der in Maryland lebenden Autorin Carole Lindstrom.

Josephine Mandamin und ihre Großnichte Autumn Peltier sind Wasseraktivistinnen ...

Wasserkämpferin“ ist ein wichtiges Buch für junge Leser ab sechs Jahren der in Maryland lebenden Autorin Carole Lindstrom.

Josephine Mandamin und ihre Großnichte Autumn Peltier sind Wasseraktivistinnen und Aktivistinnen für indigene Rechte. Sie kümmern sich um das Element Wasser, das für alle Lebensformen von essenzieller Bedeutung ist, aber leider von uns viel zu unvorsichtig genutzt wird.
In der Kultur der Aktivistinnen wird das Wasser als lebendiges Wesen angesehen und mit dem entsprechenden Respekt behandelt.

In kurzen einfachen Sätzen verdeutlicht die Autorin die Wichtigkeit von Wasser. Auf jeder Seite gibt es wundervolle, passende Zeichnungen der Illustratorin Bridget George, so dass das Buch auch optisch ein echtes Erlebnis ist.

Abschließend gibt es noch nähere Informationen über das Leben von Josephine Mandamin und Autumn Peltier.

Mit dem Buch gelingt es der Autorin sehr bildhaft und eindringlich ein Bewusstsein für Wasser - und den richtigen Umgang damit - zu schaffen. Ich bin der Meinung, dass es in jedes Kinderzimmer gehört – bitte unbedingt lesen, darüber reden und handeln.

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Veröffentlicht am 03.07.2024

Über verpasste Chancen und das Leben

Man sieht sich
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„Man sieht sich“ ist ein lebensnaher Roman der in Hamburg lebenden Autorin Julia Karnick.

Der Prolog beginnt im Jahr 2022 und Friederike ist gerade dabei sich auf ihr 30-jähriges Abitreffen vorzubereiten. ...

„Man sieht sich“ ist ein lebensnaher Roman der in Hamburg lebenden Autorin Julia Karnick.

Der Prolog beginnt im Jahr 2022 und Friederike ist gerade dabei sich auf ihr 30-jähriges Abitreffen vorzubereiten. Im Anschluß geht es in die Vergangenheit. Robert wechselt die Schule und trifft dort auf Frie. Er ist direkt verliebt, verrät dies aber nicht und Friederike bleibt für ihn unerreichbar. Die beiden sind lediglich gute Freunde. Ihre Wege trennen sich, die beiden verändern sich und treffen sich in verschiedenen Lebensphasen wieder.

Der Schreibstil von Julia Karnick gefällt mir gut. Die Dialoge sind lebendig und die Charaktere werden bildhaft beschrieben. Ihre Protagonisten sind authentisch und man begleitet sie beim Erwachsenwerden – mal zusammen, mal getrennt.
Dabei fängt sie das Lebensgefühl der jeweiligen Zeit gelungen ein. Ich bin in etwa zeitgleich mit Robert und Frie erwachen geworden und habe mich beim Lesen direkt zurückversetzt gefühlt. Wer die Atmosphäre der Zeit noch deutlicher spüren möchte, kann sich die Tracklist im hinteren Innencover anschauen oder auch anhören.

Sehr gelungen finde ich den Titel des Buches, da er sich durch das Buch durchzieht und immer wieder auftaucht. Ebenso stimmig ist das Cover, das zwei Menschen Hand in Hand in unterschiedlichen (Lebens-)Abschnitten zeigt – genau wie Robert und Frie.

Insgesamt ist es eine schöne Liebesgeschichte, die zeigt wie kompliziert es sein kann, dass der richtige Zeitpunkt eine wichtige Rolle spielt, aber letztendlich doch zusammenkommt, was zusammengehört.

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