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Veröffentlicht am 27.05.2021

Unheimlich und beängstigend

Ich will dir nah sein
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Lester Sharp arbeitet in London in einem Fundbüro des öffentlichen Nahverkehrs. Hier katalogisiert er alle verlorenen Fundstücke wie Handys, Schlüssel, Geldbörsen. Alle seine Fundstücke bekommen auch eine ...

Lester Sharp arbeitet in London in einem Fundbüro des öffentlichen Nahverkehrs. Hier katalogisiert er alle verlorenen Fundstücke wie Handys, Schlüssel, Geldbörsen. Alle seine Fundstücke bekommen auch eine Note seines persönlichen Interesses. Besonders gern hat er Kleidungsstücke und medizinische Geräte. In seinem privaten Leben hat er auch ein Hang zum Sammler und er ist etwas sonderbar. Er tut sich mit Frauen und zwischenmenschlichen Beziehungen etwas schwer. Als in der Wohnung nebenan die junge Erin einzieht, weiß er zunächst nicht wie er sich verhalten soll. Doch schon bald kommt er ihr nah, näher als er es eigentlich sollte.

Die Handlung wird in der personellen Erzählperspektive erzählt und ist aus drei unterschiedlichen Perspektiven der drei Protagonisten aufgebaut. Durch diese wechselnden Perspektiven konnte der Spannungsbogen bis zum Schluss gehalten werden. Wenn eine Perspektive vorbei war und die nächste kam, musste man automatisch weiterlesen, wel man immer wissen wollte was noch passiert bzw. wie es ausgeht.

Die Auflösung zum Schluss war sehr schlüssig und es gab sogar noch eine unerwartete Wendung, mit der ich so gar nicht gerechnet hatte.

Der Hauptprotagonist Lester Sharp war mir sehr gruselig und teilweise auch recht eklig. Ein richtiger Psychopath. Aber er wurde sehr glaubhaft und authentisch rüber. Nur der Grund warum er so ekelerregend und ein Psychopath fehlte. Gab es mal ein einschneidenes Erlebnis in seiner Kindheit oder ähnliches? Das wurde leider nicht erwähnt. Stattdessen wurde es einfach so dahingestellt. Dadurch blieb die Person dennoch sehr blass, genau wie die anderen beiden auch. Man hat kaum Gefühle der Personen gespürt und ich konnte deswegen auch keine Bindung aufbauen.

In der gesamten Story wurde wenig Platz für Nebensächlichkeiten gelassen. Zum einem fand ich das toll, weil man sich dann voll und ganz auf die Story konzentrieren konnte. Aber dann war eben auch das Problem, dass die Protagonisten recht blass blieben und sich keine Umgebungsbilder aufbauen wollten.

Bei einigen Schilderungen von Lesters Handlungen lief es mir schon kalt den Rücken runter, aber dennoch fehlte mir der letzte Kick. Für einen richtig guten Psychothriller fehlten mir hier einfach die Psychospielchen und das Gänsehautfeeling mit Herzklopfen. Es ging nicht so tief unter die Haut wie andere Psychothriller.

Der Appell, dass man bei einer neuen Wohnung als erstes das Schloss austauschen sollte, ist der Autorin gut gelungen. Echt beängstigend und gruselig sich vorzustellen, wenn jemand in meiner Abwesenheit durch die eigene Wohnung streift.

Mein Fazit:
Mit "Ich will dir nah sein" hat Sarah Nisi ein gelungenes Debüt hingelegt. Spannung bis zum Schluss. Allerdings hat mir noch das Gänsehautfeeling gefehlt. Aber das ist sicher noch ausbaufähig.

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Veröffentlicht am 26.05.2021

Hohes Tempo - Suchtgefahr!

DUNKELKAMMER
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Im winterlichen Innsbruck rettet sich ein Obdachloser in eine seit längerem leerstehende Wohnung. Dort macht er eine unglaubliche Entdeckung. Im Schlafzimmer liegt seit 20 Jahren eine Leiche, mumifiziert. ...

Im winterlichen Innsbruck rettet sich ein Obdachloser in eine seit längerem leerstehende Wohnung. Dort macht er eine unglaubliche Entdeckung. Im Schlafzimmer liegt seit 20 Jahren eine Leiche, mumifiziert. Das perfekte Fressen für Pressefotograf David Bronski. Er liebt das Fotografieren von Toten und zieht sich mit den Fotos in seine Dunkelkammer zurück. Gemeinsam mit seiner Kollegin Svenja Spielmann vom Tatort bereicht. Allerdings verschweigt er etwas, nämlich dass auch der Fall auch ihn betrifft...

"Dunkelkammer" ist der erste Band einer neuen Reihe mit dem Pressefotografen David Bronski.

Vor allem der besondere Schreibstil des Autors sticht hier raus. Viele kurze Sätze wurden aneinander gereiht,dazu noch kurze Kapitel und immer wieder unvorhersehbare Wendungen haben ein sehr hohes Tempo und Spannung auf einem sehr hohem Niveau erzeugt. Für mich war es total fesselnd und ich konnte mich nur schwer wieder loslösen.

Die Handlung wurde in verschiedenen Perspektiven erzählt. Es gab zwei unterschiedliche Arten, die "normalen" Kapitel und die Dialoge. Die normalen Kapitel waren immer aus unterschiedlicher Sichtweise erzählt, wobei aber am Kapitelanfang nicht erwähnt wurde, welcher Protagonist gerade handelt. Es hat sich aber immer sehr schnell erschlossen, weil es sich meist auf das vorangegangene Dialogkapitel bezogen hat.

Die Dialoge wurden mit Spiegelstrichen geschrieben. Auch recht ungewöhnlich, aber besser als wenn immer die sprechende Person vor dem Gesagten stehen würde. Als Leser hatte ich hier das Gefühl, dass ich direkt beim Gespräch dabei sein würde und immer zwischen den sprechenden Personen hin und her schauen würde. Das war ein bisschen wie ein Ping-Pong Spiel.

Als der Autor sich selbst in die Handlung mit einbrachte, musste ich sogar ein wenig schmunzeln.

Die Charaktere waren ungewöhnlich und wirkten originell und authentisch. Allerdings waren sie mir noch etwas blass. Ich konnte noch nicht so wirklich eine Bindung aufbauen, aber vielleicht kommt das noch in den Folgebänden. Bronski ist hier durch seine Leidenschaft des Fotografierens von Toten der speziellste Charakter.

Mein Fazit:
Ein super Auftakt. Hohes Tempo. Fesselnd. Für mich war es eher ein Psychothriller statt einem Krimi, aber egal, ich fand es trotzdem klasse, möchte gerne mehr davon haben und dann die Charaktere bitte auch nicht mehr so blass und unnahbar. So gibt es erstmal 4,5 Sterne und eine klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 24.05.2021

Racheplan

Ohne Schuld
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Im Zug von London nach York wird eine Frau von einem Unbekannten mit einer Waffe verfolgt. Sie kann in letzter Sekunde entkommen. Nur zwei Tage später stürzt eine junge Frau mit ihrem Fahrrad über ein, ...

Im Zug von London nach York wird eine Frau von einem Unbekannten mit einer Waffe verfolgt. Sie kann in letzter Sekunde entkommen. Nur zwei Tage später stürzt eine junge Frau mit ihrem Fahrrad über ein, über den Weg gespanntes, dünnes Drahtseil. Sie ist sofort bewusstlos und den nachfolgenden Schuss hört sie schon nicht mehr. Die beiden Opfer stehen in keiner Verbindung zueinander und doch soll es dieselbe Tatwaffe gewesen sein. Kate sollte eigentlich erst später bei der North Yorkshire Police anfangen, aber wird schon jetzt in die Ermittlungen hineingezogen. Auch für sie wird es brenzlig.

"Ohne Schuld" ist der dritte Band mit Ermittlerin Kate Linville. Es lässt sich auch ohne Vorkenntnisse lesen. Für mich selbst war es das erste Buch von ihr und ich habe es kaum gemerkt, dass es hier schon Vorgänger gibt.

Ich mag den Schreibstil. Er lässt sich sehr angenehm und flüssig lesen. Mit nur wenig Spannung und ohne großartiges Blutvergießen ist es der Autorin gelungen einen interessanten und trotzdem spannenden Kriminalfall zu gestalten.

Der Spannungsbogen ging immer auf und ab. Es gab Handlungen mit sehr viel Spannung, die auch Herzklopfen verursacht haben, aber dann gab es auch wieder Phasen zur Erholung, die aber keineswegs langweilig waren. Auch mit wenig Spannung blieb es interessant. Die Cliffhänger an den Kapitelenden haben einen an das Buch gefesselt. Man konnte nicht aufhören zu lesen, weil man wissen wollte wie es weitergeht und was noch passiert.

Anfangs sieht man keinen Zusammenhang. Erst ab der Hälfte kristallisiert es sich heraus. Ab dann weiß man auch schon wer der Täter ist. Das gibt der Spannung aber keinen Abbruch, weil es weiterhin immer noch unerwartete Wendungen und Überraschungen gibt.

Die Perspektivwechsel zwischen den einzelnen Protagonisten haben mir gefallen. So liest man nicht nur aus einer Sicht und das Puzzle setzt mithilfe der anderen Perspektiven weiter zusammen.

Schade finde ich, dass der Fall nicht ganz zum Abschluss gebracht worden ist. Es gibt ein offenes Ende. Es deutet zwar darauf hin, dass es weitergeht, aber mir ist es immer lieber wenn der eigentliche Kriminalfall im Buch abgeschlossen ist.

Mein Fazit:
Ein richtig gelungener Krimiroman. Auch ohne großartiges Blutvergießen sehr spannend und abwechslungsreich. Wegen dem "offenen Ende" gibt es einen kleinen Abzug und daher sind es 4,5 Sterne mit klarer Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 23.05.2021

Cold Case: Anhalter-Killer

Der Lohn des Verrats
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Der Abiturient Fabian Küster verschwindet im April 1993 spurlos. Ein Abschiedsbrief lag kurze Zeit später im Briefkasten. Seine Mutter Gabriele glaubt an ein Verbrechen, doch die Polizei stellt die Ermittlungen ...

Der Abiturient Fabian Küster verschwindet im April 1993 spurlos. Ein Abschiedsbrief lag kurze Zeit später im Briefkasten. Seine Mutter Gabriele glaubt an ein Verbrechen, doch die Polizei stellt die Ermittlungen ein und er Fall wird zu den Akten gelegt. Nun, zehn Jahre später taucht auf der Beerdigung seines Vaters ein anonymer Grabkranz mit Fabians Initialien auf. Gabriele ist der Überzeugung, dass ihr Sohn immer noch lebt und bittet Otto Hagedorn und Lupe Svenson vom LKA Düsseldorf um Hilfe. Ihre Neugier ist gepackt und so nehmen sich die beiden den Vermisstenfall an und stoßen bei ihren Recherchen schon bald auf einige Ungereimtheiten, unter anderem auch auf den ungeklärten Mordfall von Fabians Mitschülerin Bianca Jäger. Wurde sie damals Opfer vom sogenannten Anhalter-Killer aus derselben Zeit? Wie hängen die drei ungeklärten Fälle zusammen?

"Der Lohn des Verrats" ist der zweite Teil mit dem ungewöhnlichen Ermittlerteam Lupe Svenson und Otto Hagedorn. Man kann ihn auch ohne Vorkenntnisse lesen, aber es ist empfehlenswert den ersten Band vorweg zu lesen, weil die private Geschichte aufbaut. Aber ansonsten sind, für die die den ersten Band nicht kennen, alle wichtigen Informationen zu den Charakteren und ihrer Vorgeschichte gut in die Handlung eingewoben ohne den Lesefluss zu stören.

Die beiden Hauptcharaktere Lupe Svenson und Otto Hagedorn wurden sehr gut weiterentwickelt in ihrer persönlichen Geschichte. Die persönlichen Gespräche miteinander und ihre Sticheleien in der Handlung bringen dem Leser diese beiden Charaktere nah.

Der Autor verstand es, dem Leser grade so viel Informationshäppchen hinzuwerfen, dass man als Leser sehr gut miträtseln konnte und die Spannung immer wieder gesteigert wurde. Immer wieder gab es Cliffhänger an Kapitelenden oder auch zwischendurch dann wenn es grade man richtig spannend und interessant war. Bspw. wurde eine Unterhaltung an der perfekten Stelle unterbrochen, dass man unbedingt weiterlesen musste, weil man wissen wollte was dahintersteckt.

Mit einem flotten Tempo ging es durch die Handlung. Es wurden zwischen den verschiedenen Perspektiven, Gegenwart und Vergangenheit, immer wieder gewechselt.

Die Gegenwartsperspektive wird hauptsächlich aus Sicht von Lupe erzählt. Hier begleitet man sie bei der Ermittlungsarbeit, die sehr authentisch wirkte. Wie im echten Leben auch kamen sie ab und zu nicht mehr vorwärts und mussten wieder ein Schritt zurück gehen. In der Vergangenheitsperspektive hat sich für den Leser alles Stück für Stück zusammengesetzt.

Die Auflösung am Ende war verblüffend aber auch schlüssig. Allerdings fand ich den Showdown im Finale etwas abgehoben. Es glich ein bisschen wie in einer "Alarm für Cobra 11"-Folge. Das fand ich ein wenig übertrieben.

Mein Fazit:
Super spannend, tolle Ermittlungsarbeit und eine schlüssige Auflösung. Zum Ende ein wenig übertrieben, daher gibt es nur 4,5 Sterne und eine klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 22.05.2021

Messerwerfende Spreewaldgurke

Verfehlt
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Ihr Chef PH befindet sich gerade auf dem Weg zum Nordkap und deswegen vertritt Kommissarin Klaudia Wagner ihn. Ausgerechnet dann findet ein Mord auf dem Speewaldfest statt. Eigentlich sind Klaudia und ...

Ihr Chef PH befindet sich gerade auf dem Weg zum Nordkap und deswegen vertritt Kommissarin Klaudia Wagner ihn. Ausgerechnet dann findet ein Mord auf dem Speewaldfest statt. Eigentlich sind Klaudia und ihr Team auf dem Spreewaldfest eingeteilt um Betrunkene aus dem Verkehr zu ziehen und Streitigkeiten zu schlichten. Doch dann fällt der Schützenkönig tot ins Wasser. Während die Bergung des Toten aus dem Wasser läuft, verfehlt Schiebschick, Klaudias väterlicher Freund, ein Messerwurf und kurze Zeit später wird auch er an einem anderen Ort mit einem Messer im Rücken gefunden. Hängen die beiden Taten zusammen. Wer ist der Messerwerfer? Zeugen sagen, sie hätten eine messerwerfende Gestalt im Gurkenkostüm gesehen. Aber wo ist sie abgeblieben?

"Vefehlt" ist der 6. Teil der Spreewald-Reihe mit Kommissarin Klaudia Wagner. Er lässt sich auch ohne großartige Vorkenntnisse gut lesen. Der Fall ist in sich abgeschlossen. Nur die private Geschichte der Charaktere entwickelt sich weiter, wer drauf Wert legt, sollte mit Band eins anfangen, um nicht gespoilert zu werden.

Es ist ein angenehmer flüssiger Erzählstil, der sich schnell wegliest. Bei dem ein oder anderen Protagonisten wird der Erzählstil passend zum Charakter abgeändert. Es wird dann auch teilweise etwas schnoddrig.

Die Dialoge zwischen den Charakteren wurden sehr lebendig gestaltet. Beim Lesen hatte ich das Gefühl, ich stehe mit in der Runde oder sitze mit im gleichen Raum und verfolge das Gespräch hautnah.

In die Handlung wurde auch schön der Lokalkolorit perfekt eingewoben, nicht nur die Umgebung sondern auch das kulinarische wie z.B. der Gurkenschnaps, von dem ich vorher noch nie was gehört habe. Die tollen bildlichen Beschreibungen lassen einen beim Lesen tief in den Spreewald abtauchen.

Die Charaktere haben ihre Ecken und Kanten und auch ihr eigenes Privatleben, das sehr gut mit in die Handlung eingebunden wurde. Das Privatleben hat nicht überhandgenommen, sodass der Kriminalfall immer noch im Vordergrund gestanden hat. Die Entwicklung der Charaktere hat ein offenes Ende, was auf einen weiteren Band mit Klaudia Wagner Hoffnung macht.

Mein Fazit:
Ich war echt begeistert von "Verfehlt". Es war spannend und fesselnd bis zum Schluss mit schönen Lokalkolorit, der einen in den Spreewald abtauchen lässt. Freue mich schon auf einen nächsten Band und von mir gibt es eine klare Leseempfehlung.

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