Ein Blick auf Juist zu Zeiten der Weimarer Republik
Die Schule am MeerDer Roman entführt uns nach Juist und umfasst die Jahre 1925 bis 1934, also in die Zeit, in der Hitler an die Macht strebte und der Nationalsozialismus auch auf dieser kleinen Insel aufkeimte. Um so erfreulicher ...
Der Roman entführt uns nach Juist und umfasst die Jahre 1925 bis 1934, also in die Zeit, in der Hitler an die Macht strebte und der Nationalsozialismus auch auf dieser kleinen Insel aufkeimte. Um so erfreulicher empfand ich den Enthusiasmus einer Gruppe von Lehrern, die auf diesem Eiland in der rauen Nordsee ein Internat gründete, um ihre Ideale einer kinder- und jugendgerechten Schule zu leben. In einer Zeit, in der man die Kinder sonst nur mit Härte und Strafen erzog, war das ein Meilenstein in der Pädagogik. Man berücksichtigte die Individualität eines jeden Schülers, setzte auf die Gemeinsamkeit. Es entstand eine funktionierende Gemeinschaft fernab von Klassifizierung und Ausgrenzung. Doch die bunte Schar hatte auch mit Widrigkeiten zu kämpfen. Die eingeschworene Inselgemeinschaft, die aufkeimende Fremdenfeindlichkeit und der Judenhass trafen auch die kleine Gemeinschaft im Loog. Und auch mit den Launen der Natur hatten sie zu kämpfen. Doch sie gaben nicht auf und kämpften bis zum Schluss für ihre Ideale.
Der Roman hat mich sehr beeindruckt. Das Zusammenspiel von Fiktion und realem Geschehen hat wunderbar funktioniert. Sandra Lüpkes hat hier die Vergangenheit wieder aufleben und ein lebendiges Bild der Schule am Meer und ihrer Bewohner auferstehen lassen. Das liebevolle "Drumherum" - die Bilder im Buch, die Lagepläne und das Nachwort der Autorin tragen dazu bei, das ganze Buch als eine Einheit zu sehen. Sehr gelungen!
Hier und da hätten die Kapitel etwas geraffter sein können, aber das erwähne ich nur am Rande und es tut diesem wundervollen Buch keinen Abbruch.
Herausragend ist auch der Schreibstil von Sandra Lüpkes. Die Charaktere sind rund, viele sind mir ans Herz gewachsen.
Ich denke, es muss nicht alles bis ins kleinste Detail zu Ende erzählt werden, einiges kann auch stehen gelassen und meiner Fantasie überlassen werden. Für mich war die Geschichte absolut rund und gab mir ein Bild eines Kapitels der deutschen Geschichte, gemalt auf einem winzigen Flecken Erde. Natürlich erschrecken auch hier die Gebaren der Hitleranhängerschaft aber viel deutlicher zeichnete sich für mich ab, was positive Ziele und echte Gemeinschaft zustande bringen: denkende Menschen und die Hoffnung auf eine positive Zukunft und ehrliches Miteinander. Ein Lese-Highlight und absolut empfehlenswert!