Böse, böse, böse
YellowfaceEine Autorin, die das Werk einer anderen an sich nimmt und den Bestseller ihres Lebens veröffentlich. Allein diese Ausgangssituation wirft so viele moralische Fragen auf, jedoch behandelt „Yellowface“ ...
Eine Autorin, die das Werk einer anderen an sich nimmt und den Bestseller ihres Lebens veröffentlich. Allein diese Ausgangssituation wirft so viele moralische Fragen auf, jedoch behandelt „Yellowface“ nicht nur die offensichtlichen.
Das Buch handelt von June und man merkt sofort, dass Bücher ihr Leben sind. Trotzdem ist sie eine eher wenig erfolgreiche Autorin, die sich mit Aushilfsjobs über Wasser halten muss. Man spürt sehr gut den Frust, den sie verspürt und die Härte der Buchbranche, in der oft alles schön und blumig dargestellt wird.
June nicht zu mögen ist jedoch ziemlich einfach und ich glaube auf viele Menschen kann sie sehr unsympathisch wirken, denn sie nimmt das Werk ihrer toten Freundin und veröffentlicht es unter ihrem Namen. Dies rechtfertigt sie im Verlaufe des Buches immer wieder, vor allem vor sich selbst.
Ich mochte June jedoch trotzdem und wollte die ganze Zeit, dass es gut für sie ausgeht. Immer wieder kommt die Wahrheit fast heraus und June nutzt nicht immer saubere Mittel, um ihre Wahrheit zu verteidigen. Im Laufe des Buches steigert sie sich immer weiter in ihre eigenen Lügen hinein. Gleichzeitig gerät sie immer wieder in sehr unangenehme Situationen und wird immer wieder mit den Ungereimtheiten ihrer Veröffentlichungen konfrontiert.
In dem Buch lernt man jedoch auch die tote Autorin Athena Liu kennen, indem June von ihrer gemeinsamen Vergangenheit berichtet. Athena wirkt zunächst wie die perfekte Autorin: Schön, reich und erfolgreich. Im Laufe des Buches zeigt June jedoch auch negative Seiten von ihr. Während des Lesens habe ich mich aber immer wieder gefragt, ob Athenas schlechte Seiten nur von June so dargestellt wurden oder ob sie wirklich auch diese negative Charaktereigenschaften hatte.
Beim Lesen fragt man sich ständig Fragen wie, was hätte ich getan und ist das richtig?
Doch auch andere Themen kommen zur Sprache. Z.B. die Frage der kulturellen Aneignung. Darf eine weiße Autorin mit dem Leid chinesischer Arbeiter im ersten Weltkrieg Geld verdienen? Warum sind Bücher aus dem asiatischen Raum erfolgreich, allein weil es „in“ ist Bücher über andere Kulturen zu schreiben? Auf diese Fragen findet das Buch nicht unbedingt eine klare Antwort, diese gibt es aber auch gar nicht, es zeigt aber verschiedene Perspektiven auf.
"Yellowface" ist aus Junes Sicht geschrieben, trotzdem finde sich immer wieder Twitterbeiträge oder Chatverläufe in dem Buch. Das Buch ist nicht so lang, hat aber genau die richtige Länge, sodass es die ganze Zeit spannend bleibt und ich es kaum aus der Hand legen konnte.
Im Laufe des Buches kommen immer wieder neue Charaktere hinzu, die gut eingeführt werden und ihren Teil zur Geschichte beitragen. Es gab aber nie zu viele Charakter, sodass man nie den Überblick verloren hat.
Fazit:
Ein absolut faszinierendes Buch über die Abgründe der Buchwelt mit einer ambivalenten Hauptfigur, das mich gefesselt und vieles hat hinterfragen lassen.