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Veröffentlicht am 11.06.2023

Welche fünf Worte wählst du?

Nicht ein Wort zu viel
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Eine spannende Geschichte aus fünf Worten? Eine Aufgabe die unmöglich scheint und doch hängt Claas Rehmagens Leben von diesen fünf Worten ab und davon, dass jemand eine Geschichte aus ihnen entwirft. Faja ...

Eine spannende Geschichte aus fünf Worten? Eine Aufgabe die unmöglich scheint und doch hängt Claas Rehmagens Leben von diesen fünf Worten ab und davon, dass jemand eine Geschichte aus ihnen entwirft. Faja Bartels ist diejenige, die das Unmögliche möglich machen muss, um Leben zu retten. Gelingt es ihr oder schnappen Jaro Schrader und Simon Schierling den Täter rechtzeitig?

Nicht ein Wort zu viel hat geschafft, was schon lange keinem Thriller mehr gelungen ist: Er hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt und mich auf eine emotionale Reise geschickt. Auf den letzten 50 Seiten konnte ich auch die Gänsehaut nicht zurückhalten. Wie das gelang?

Andreas Winkelmann hat nicht nur ein interessantes Tätermotiv erschaffen, dem ein ebenso interessanter Täter folgte, sondern Charaktere, die sowohl als Einzelperson als auch in der Kombination miteinander eine tolles Zusammenspiel boten.

Jaro Schrader ist ein eiskalter Zielfahnder, der sich zwischen Gerechtigkeit und Rache befindet und dessen innere Dämonen ihn täglich begleiten. Dennoch hat er ein gutes Herz, das er gerade gegenüber Faja Bartels häufig zum Vorschein bringt.

Simon Schierling ist Kriminalpolizist, der auch privat schon einiges durchgemacht hat. Seine Familie braucht ihn, sein Job auch und er steht dazwischen. Gewiss dieses Dilemma ist häufig in dieser Berufsgruppe zu finden und dennoch war Schierlings Gefühlsleben anders als bisher gelesen.

Faja Bartels hatte es nicht leicht in ihrer Vergangenheit. Gezeichnet von dieser versucht sie im Leben zu bleiben, Vertrauen zu haben und an sich selbst zu glauben. Eine Frau die durch ihre Schwächen eine unglaubliche Stärke vermittelt und ein Vorbild für jeden, der sich nicht lieben kann, ist.

Ich könnte jetzt noch weitere Charakter nennen, die ich auf ihre Weise stark fand, aber das würde den Rahmen sprengen, denn es gibt keinen den ich schlecht gezeichnet fand.

Auf inhaltlicher Ebene kann ich ein ebenso positives Fazit ziehen. Die aufgemachten Fäden werden alle am Ende geschickt verwoben, ohne dabei konstruiert oder unrealistisch zu wirken. Auch werden wichtige Themen angesprochen, die einen nachdenklich zurücklassen.

Wir bekommen ziemlich schnell Tatverdächtige doch bis zuletzt wird nicht klar, wer das entscheidende Puzzleteil ist. Das konnte für pausenlose Spannung sorgen und obwohl man sich seiner Sache sicher scheint, kommt am Ende die große Überraschung. Ganz großes Kino ohne an irgendeiner Stelle Glaubwürdigkeit zu verlieren.

Ein spannungsgeladener Thriller, dem ich jedem nur empfehlen kann und der für mich ein Highlight in diesem Genre darstellt.

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Veröffentlicht am 07.06.2023

Düsterer Roman

Mit zitternden Händen
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Mit zitternden Händen beginnt fulminant, ein Beginn der sich schlussendlich als Höhepunkt der Geschichte herauskristallisiert und dann mit jeder Seite immer weniger im Gedächtnis bleibt.

Die Geschichte ...

Mit zitternden Händen beginnt fulminant, ein Beginn der sich schlussendlich als Höhepunkt der Geschichte herauskristallisiert und dann mit jeder Seite immer weniger im Gedächtnis bleibt.

Die Geschichte spielt auf vielerlei Ebenen. Wir lernen die Gegenwart durch Billys Freund Dogge und den Polizisten Farid, der es aus dem Elendsviertel geschafft hat und den dortigen Jugendlichen helfen möchte kennen. Zudem erhalten wir Rückblenden, die die Freundschaft von Dogge und Billy, sowie die Kriminalität des Viertels in den Fokus rückt.

Mich konnte das Buch emotional leider irgendwann nicht mehr erreichen, das Spannungslevel hat sehr schnell nachgelassen und die Seiten zogen sich extrem. Wie konnte es dazu kommen, dass ein Jugendlicher seinen besten Freund in den Hinterkopf schießt? Diese Frage war interessant, der Aufbau der Freundschaft hat sich bei mir aber sehr schnell als wenig emotional und tiefgehend herausgestellt, zudem empfand ich diese Freundschaft sehr einseitig, sodass die bereits vollzogene Tat zwar weiterhin abscheulich war, aber mich an keiner Stelle mehr emotional schockieren oder mitnehmen konnte.

Zudem konnte ich mir bis zum Schluss von einem Charakter kein Bild machen, die Sichtweisen auf ihn waren so unterschiedlich, dass sich sein ‚wahres Ich‘ nicht herauskristallisieren konnte und ich keinen Zugang zu seiner Geschichte bekam.

Positiv hingegen fand ich die Atmosphäre, die Malin Persson Giolito erschaffen hat. Das düstere der Geschichte ist von der ersten bis zur letzten Seite zu spüren und durchdringt einen. Die Autorin zeigt, wie angreifbar Jugendliche sind, denen etwas bedeutendes in ihrem Leben fehlt.

Auch wenn es mich inhaltlich nicht bekommen konnte, so war dies durchaus bemerkenswert überzeugend dargestellt.

Außerdem ist der Unterschied der beiden Jungs konnte gut herausgearbeitet werden und stellte nochmal dar, dass für Kinder nicht nur ein finanziell stabiles Elternhaus wichtig ist, sondern vor allem die bedingungslose Liebe der Eltern/Familie.

Am Ende war dann auch nochmal etwas Dramatik im Spiel, diese konnte mich jedoch leider, aufgrund der vielen Längen, nicht mehr vom Hocker reißen.

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Veröffentlicht am 05.06.2023

Was bleibt am Ende?

Idol in Flammen
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Idol in Flammen hat mich durch seinen Klappentext und dem japanischen Setting gereizt. Die Frage ‚Wie abhängig kann ein Mensch von seinem Idol sein?‘ finde ich spannend und trifft den Nerv der heutigen ...

Idol in Flammen hat mich durch seinen Klappentext und dem japanischen Setting gereizt. Die Frage ‚Wie abhängig kann ein Mensch von seinem Idol sein?‘ finde ich spannend und trifft den Nerv der heutigen Zeit.

Skeptisch war ich aufgrund der geringen Seitenanzahl von Beginn an, denn Fanwahn(sinn) hat viel mit der menschlichen Psyche und der eigenen Lebenswelt zutun, das zu beschreiben benötigt Zeit und dementsprechend viele Seiten. So zumindest meine Annahme.

Dahingehend konnte mich das Buch positiv überraschen. Gewiss hätte das Thema detaillierter beschrieben und mehr Tiefe bekommen können, doch in Anbetracht der Seitenzahl Idol der Flammen deutlich stimmiger als vorab von mir erwartet.

Wir lernen Akari und ihre Liebe zu ihrem Idol kennen, doch werden tiefergehende Aspekte eher der Phantasie oder Interpretation des Lesers überlassen. Möglicherweise um ihr keinen Stempel zu verpassen und den Lesern die Möglichkeit zu geben sich mit Akari zu identifizieren, indem man sein Leben auf sie spiegeln kann. Mit dem Gedanken konnte ich dieser Offenheit auch positives abgewinnen, auch wenn es mir persönlich besser gefällt, wenn Dinge klar benannt werden.

Ansonsten denke ich jedoch, dass viele sich in Akari sehen können. Vielleicht nicht in diesem exzessiven Maße, doch in schwächeren Stufen kennen bestimmt viele das Leben als Fan. Sei es von einer Person, einer Gruppe oder einem Klub.

Besonders interessant fand ich jedoch die Beschreibung des japanischen Bandsystems der Idols. Mir sind zwar J-Pop Bands bekannt, jedoch nicht die Idols, weswegen ich das System sehr spannend und erdrückend fand. Ich möchte mir nicht vorstellen, wie stressig so ein Leben sein muss.

Alles in allem war das für mich ein kurzes, aber schönes Lesevergnügen. Einziger Kritikpunkt ist zwar die Kürze, obwohl ich es durchaus als stimmig empfand. Zudem hätte ich mir in einem Punkt eine Auflösung gewünscht.

Nicht unerwähnt lassen kann ich den stolzen Preis, den finde ich für 124 Seiten Lesevergnügen trotz Schutzumschlag und gebundener Ausgabe ganz schön happig. Einfluss auf meine Bewertung hat dieser aber natürlich nicht genommen.

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Veröffentlicht am 04.06.2023

Erfreuliche Gefühle weckt nur das Cover

Die unglaubliche Grace Adams
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Wir erleben den Roman aus der Sicht von Grace Adams und ihrem Ex-Mann Ben. Die Geschichte findet innerhalb drei verschiedenen Zeitebenen statt. Auf den beiden Vergangenheitsebenen erleben wir einerseits ...

Wir erleben den Roman aus der Sicht von Grace Adams und ihrem Ex-Mann Ben. Die Geschichte findet innerhalb drei verschiedenen Zeitebenen statt. Auf den beiden Vergangenheitsebenen erleben wir einerseits die Anfänge der Beziehung von Grace und Ben und andererseits das Zerwürfnis der Mutter-Tochter-Beziehung. In der Gegenwart versucht Grace Adams ihr Verhältnis zu ihrer Tochter Lotte wieder auf den richtigen Weg zu bringen und möchte unbedingt rechtzeitig zu ihrem 16. Geburtstag da sein.

Das Cover und auch der Klappentext hatten mich auf einen Roman eingestimmt, der sommerliche Gefühle erweckt während ich die warmherzige Grace Adams begleiten darf. Bekommen habe ich allerdings ein Buch, das vor allem die toxische Mutter-Tochter-Beziehung darstellt und die Wut von Grace Adams zum Vorschein bringt.

Diese unerwartete Geschichte hat es mir schwer gemacht, das Buch zu mögen. Ich mochte den Aufbau, dass wir in der Gegenwart nur einen Tag erleben, während die Vergangenheit deutlich mehr über die Charaktere preisgibt. Dieses Stilmittel hat mir sehr gut gefallen. So konnten sich die Charaktere im Schneeballsystem entwickeln und gewannen an Tiefe. Das führt auch dazu, dass wir viele Gedanken/Graces Handeln, erst im Nachgang verstehen bzw. nachvollziehen können.

Doch das war für mich schon das Beste an der Geschichte, ansonsten war leider alles anders als gedacht. Ich hätte nicht zu dem Buch gegriffen, wenn mir bewusst gewesen wäre, dass hier eher negative Gefühle aufgerüttelt werden und Themen wie Tod, Verlust und Missbrauch überwiegen.

Wer auf der Suche nach einem leichten Sommerroman ist, der sollte nicht zu Die unglaubliche Grace Adams greifen. Wer jedoch Interesse am wahren Leben hat, das durch Höhen und Tiefen, durch gute/s und schlechte/s Gedanken, Emotionen und Handeln geprägt ist, der kann hier bedenkenlos zugreifen.

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Veröffentlicht am 30.05.2023

Ein folgenschweres „Follow“

Der Follower (Tom-Bachmann-Serie 3)
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Ein Täter, der es nur auf eines abgesehen hat: Beine und Influencerinnen, die sein Begehren erwecken.

Der Follower ist der dritte Band der Tom Bachmann Reihe. Grundsätzlich lässt sich dieser Band eigenständig ...

Ein Täter, der es nur auf eines abgesehen hat: Beine und Influencerinnen, die sein Begehren erwecken.

Der Follower ist der dritte Band der Tom Bachmann Reihe. Grundsätzlich lässt sich dieser Band eigenständig lesen, enthält jedoch Spoiler zu den vorherigen Bänden, sodass sich die Beachtung der Reihenfolge empfiehlt.

Da es für mich nicht das erste Buch dieser Reihe ist, ist folgender Aspekt kein Kritikpunkt, der sich auf meine Bewertung niederschlägt, dennoch finde ich es weiterhin relevant zu erwähnen, dass die Reihe extreme Ähnlichkeit zur „Ich bin“-Reihe von Ethan Cross und Chris Carters Charakter Robert Hunter hat. Wer Chris Meyers Reihe liest, sollte sich daher auf ähnliche/bekannte Charakterzüge/Hintergrundgeschichten einstellen.

Leider waren auch in diesem Band seitenlange Berichte über Tom Bachmanns ehemalige Fälle inkludiert. Generell finde ich psychologische Aspekte zwar interessant, aber in dieser Umsetzung leider uninteressant.

Auch Tom Bachmann hat für mich keine gute Entwicklung genommen. Sein Background finde ich weniger spannend, seine Entwicklung (zwischen den Türen stehen) kommt für mich emotional viel zu schwach rüber. Das zieht sich durchs komplette Buch, sodass ich es eher als oberflächlich wahrgenommen habe.

Dennoch konnte mich das Buch an einigen Stellen auch abholen. Die Geschichte um Aaron, so viele Ähnlichkeiten sie an gewissen Stellen mit anderen Büchern auch hat, finde ich super spannend. Aaron ist ein ambivalenter Charakter, der nicht nur das Böse darstellt und durch diese Vielschichtigkeit interessant wirkt.

Der Schreibstil ist einfach gehalten und lässt sich dadurch flüssig lesen. In Kombination mit den kurzen Kapiteln sorgt dies dafür, dass das Buch sehr schnell durchgelesen ist.

Der Fall selbst konnte mich ebenso überzeugen und seit langem konnte mich der Täter mal wieder komplett überraschen, ohne dass dieser dabei aus den Fingern gezogen wurde. Neben dem Täter ist auch sein Motiv spannend.

Alles in allem ist Der Follower für mich kein Highlight, weil einige Nebenschauplätze zu viel Platz in Anspruch genommen haben, der dem Fall gut zu Gesicht gestanden und der Hauptgeschichte, die viel Potenzial hatte und gut war, Tiefe verleiht hätte.

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