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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.05.2023

Atmosphärischer Thriller

Die Chemie des Todes
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Dr. David Hunter zieht es aufs Land, weit weg von seinem früheren Beruf als Rechtsmediziner. Doch bald taucht eine Leiche auf und Hunter muss sich seinen früheren Dämonen stellen.

Durch die Ich-Perspektive ...

Dr. David Hunter zieht es aufs Land, weit weg von seinem früheren Beruf als Rechtsmediziner. Doch bald taucht eine Leiche auf und Hunter muss sich seinen früheren Dämonen stellen.

Durch die Ich-Perspektive konnte ich mich extrem gut in Dr. David Hunter hineinversetzen und ich habe mich die ganze Zeit gefragt, wem man trauen kann und wem eben nicht.
Dadurch bleibt aber auch die Täterperspektive aus, die ich ansonsten immer spannend empfinde. Da ich aber so intensiv mit Hunter mitfühlen/-leiden konnte, war das in diesem Fall gar nicht tragisch, sondern hat auch zu der mystischen Atmosphäre beigetragen.

Chemie des Todes ist ein atmosphärischer Thriller, der vor allem im letzten Drittel unter die Haut geht. Dennoch hätte ich mir gewünscht, dass meine Befürchtungen nicht eintreffen und ein gewisser Twist nicht mehr kommen würde. Das war mir dann am Ende zu viel, möglicherweise auch weil ich die Auflösung befürchtet hatte und mich doch lieber nicht bestätigt gefühlt hätte.

Und auch wenn mir der letzte Twist etwas die Spannung genommen hat, war es für mich ein wunderbares Leseerlebnis. Ein Thriller, der nicht durch ein rasendes Tempo und mordendes Monster punktet, sondern der vor allem durch seine wahnsinnig intensive Atmosphäre auftrumpfen kann.

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Veröffentlicht am 27.05.2023

Seelenwärmer

Die Früchte der Platane - Ein Kinderarzt mit Herz 01
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Mako Suzukake folgt beruflich seinen Eltern als Kinderarzt in einer Klinik. Als Kinderarzt würde sich wohl jeder jemanden wie Mako wünschen, der mit Herz seine kleinen Patienten pflegt und auch den Eltern ...

Mako Suzukake folgt beruflich seinen Eltern als Kinderarzt in einer Klinik. Als Kinderarzt würde sich wohl jeder jemanden wie Mako wünschen, der mit Herz seine kleinen Patienten pflegt und auch den Eltern seelisch zur Seite steht. Privat ist Mako jedoch ein ‚komischer Kerl‘, jedoch lässt sich erahnen, dass die Vergangenheit hier seine Spuren hinterlassen hat.

Die Zeichnungen sind bis auf wenige Ausnahmen sehr gut gelungen, auch inhaltlich konnte mich der Manga beinahe durchgehend überzeugen. Ich habe mir von einem Kinderarzt-Manga erstmal nicht viel versprochen, war jedoch sehr neugierig darauf, was mich hier erwartet und wurde positiv überrascht.

Gegen Ende konnte der Manga dann auch nochmal ordentlich an Spannung aufbauen, sodass ich mit Sicherheit in naher Zukunft auf den zweiten Teil lesen werde.

Die Früchte der Platane – Ein Kinderarzt mit Herz ist für all diejenigen etwas, die einen Seelenwärmer gebrauchen können.

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Veröffentlicht am 25.05.2023

Gefühlskaltes Sprachwunder

Babel
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Babel ist wohl das Buch, dass in diesem Jahr bisher die größten Vorschusslorbeeren genießen konnte. Manche sprechen gar vom „neuen Harry Potter“ und um einiges vorweg zu nehmen: die Erwartungen können ...

Babel ist wohl das Buch, dass in diesem Jahr bisher die größten Vorschusslorbeeren genießen konnte. Manche sprechen gar vom „neuen Harry Potter“ und um einiges vorweg zu nehmen: die Erwartungen können nicht erfüllt werden.

Generell mache ich mir wenig aus Marketing, dennoch bin ich der Meinung, dass man dem Buch mit solchen Vergleichen keinen Gefallen macht. Ich hatte deswegen zwar keine erhöhten Erwartungen, diese waren jedoch aufgrund des Klappentexts und der Leseprobe vorhanden.

Wir lernen auf den ersten Seiten (Leseprobe) den jungen Robin Swift kennen, der in Kanton (China) geboren wurde und von Professor Lovell eine Zukunft in England geboten bekommt. In diesem Abschnitt konnte ich mich Robin so stark mitfühlen, wie auf den folgenden 700 Seiten nicht mehr.

Wir erleben die komplette Geschichte aus Robins Sicht, doch anstatt seine Gefühlswelt glaubhaft darzustellen und mich als Leserin zu packen, wirkt Robin marionettenhaft und grau. Seine Entscheidungen sind für mich bereits zu Beginn nicht erklärbar, Gefühle können nicht transportiert werden und so erlebte ich die Geschichte nicht mit Emotionen, sondern war gelangweilt von Robins Erlebnissen.

Neben Robin sind auch Ramy, Victoire und Letty sehr präsent und vor allem Ramy empfand ich einen interessanteren Charakter als Robin ihn darstellte. Im Gegensatz zu Robin hatte Ramy klare Meinungen, seine Aktionen wirkten nicht aus dem nichts kommend und konnten nachvollzogen werden (wenn auch nicht immer verstanden). Dennoch wirkten alle vier Charaktere nicht authentisch für die damalige Zeit, im Verbund mit den gesellschafkritischen Aspekten muss man sich einfach bewusstwerden, dass dieses Buch knapp 200 Jahre zurückliegt und dafür waren sie mir zu modern gestaltet oder anders gesagt: ich hatte nicht das Gefühl, dass ich im Jahre ~1830 bin.

Die Zeit war für mich auch ein weiteres Problem. Wir lernen Robin als kleines Kind kennen, irgendwann fängt er an zu studieren und die Jahre vergehen. Doch wie viele? Ich konnte mir zu keiner Zeit ein Bild darüber machen, wie alt die vier Freunde sind oder wie viele Tage/Wochen/Monate zwischen Absätzen vergangen sein mögen. Darin habe ich mich teilweise verloren gefühlt. Denn auch dieser Aspekt ist für mich wichtig, um mit den Charakteren mitfühlen zu können und sie authentisch zu finden, da man ihre Aktionen natürlich immer in Beziehung zu ihrem Alter setzt.

Diese fehlende Tiefe auf einigen Ebenen sorgt dafür, dass ich den Roman als oberflächlich empfand. Ich hatte das Gefühl, dass ich hier eine gefühlslose Zusammenfassung einer Trilogie lese. Die Grundidee des Buches hätte durchaus eine Reihe an Büchern verdient gehabt, um den Charakteren leben zu erwecken und die Leser:innen mit ins Abenteuer zu nehmen, anstatt nur von diesen zu berichten.

Spannung konnte sich auch nie aufbauen, stattdessen plätschert die Geschichte inhaltlich nur so dahin, um dann aus dem Nichts tragische Szenen darzustellen, die nicht ins Szenario passen.

Die Thematik der Silberbarren, der Sprache und der Verbund mit Geschichte war durchaus interessant und sowohl sprachlich als auch historisch hat die Autorin einiges zu bieten, was sie auch gerne durch ellenlange Fußnoten zeigt, doch an Gefühl und Authentizität fehlte es dafür an einigen Ecken.

Für mich war Babel daher leider eine Enttäuschung.

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Veröffentlicht am 24.05.2023

Dunkelheit über Norrtälje

Unwesen
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John Ajvide Lindqvist wird als ‚Schwedens Antwort auf Stephen King‘ bezeichnet, was bei mir als King-Fan erstmal hohe Erwartungen schürt. Doch bereits nach den ersten hundert Seiten fühlte ich mich von ...

John Ajvide Lindqvist wird als ‚Schwedens Antwort auf Stephen King‘ bezeichnet, was bei mir als King-Fan erstmal hohe Erwartungen schürt. Doch bereits nach den ersten hundert Seiten fühlte ich mich von Lindqvist genauso an die Hand genommen, wie ich es ansonsten nur von King kenne.

Lindqvist nahm mich als Leserin an beide Hände und zeigte mir seine Heimat Norrtälje, die fünf Freunde - Siw, Anna, Johann, May und Marko – und ihre Familien.

Dabei waren sämtliche Charaktere so gut ausgearbeitet, dass man selbst den eher unsympathischen Hauptprotagonisten etwas abgewinnen konnte und zeitweise mit ihnen mitfühlte.

Dennoch hat mich Unwesen, wenn man bei King bleiben möchte, eher an Joyland erinnert. Gut geschrieben, doch am Ende fehlte das gewisse etwas. Ich habe das Buch zwar gerne gelesen, aber Spannung konnte ich nicht wahrnehmen.

Wir erleben die Geschichte aus verschiedenen Sichtweisen, u.a. die der fünf Hauptprotagonisten und in verschiedenen Zeitebenen, vorwiegend befinden wir uns allerdings in der Gegenwart.

Der Container war interessant und hat die Stimmung des Romans auch bestimmt, jedoch eher aus dem Hintergrund, was ich anhand des Klappentexts nicht ganz erwartete.
Ebenso stimmt für mich der letzte Satz des Klappentexts nicht mit dem Inhalt überein und kann falsche Erwartungen wecken, denen der Autor nicht gerecht werden kann, da er keinen Einfluss auf diesen Klappentext hat(deswegen natürlich nur eine Anmerkung meinerseits und kein Bewertungsaspekt).

Unwesen konnte mich leider nicht vollends überzeugen, da es einige Längen gab und die Geschichte mehr Potenzial gehabt hätte, dennoch bleibt Lindqvist Schreibstil mir in guter Erinnerung und ich werde mich bestimmt nochmal an eines seiner Werke wagen.

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Veröffentlicht am 11.05.2023

Solider Thriller

Der Morgen (Art Mayer-Serie 1)
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An der Siegessäule bleibt ein LKW mitten auf der Straße stehen und entblößt bald darauf einen schrecklichen Fund. Denn auf der Ladefläche befindet sich eine tote Frau, die auf ihrem nackten Oberkörper ...

An der Siegessäule bleibt ein LKW mitten auf der Straße stehen und entblößt bald darauf einen schrecklichen Fund. Denn auf der Ladefläche befindet sich eine tote Frau, die auf ihrem nackten Oberkörper die Adresse des Bundeskanzlers trägt.

Der Morgen von Marc Raabe ist der erste Band einer neuen Thriller-Reihe um das Ermittlerteam Art Mayer und Nele Tschaikowski. Wie bereits die Reihe um Tom Babylon spielt auch diese Reihe in Berlin.

Artur Mayer und Nele Tschaikowski könnten verschiedener nicht sein, dennoch konnte mich beide noch nicht von ihrem Charakter überzeugen. Wir erfahren in diesem Teil vor allem etwas von Artur Mayer und seiner Vergangenheit, welche mich in diesem Thriller am meisten interessiert hat und den größten Spannungsbogen aufweisen konnte.

In der Gegenwart plätscherte die Story phasenweise nur so vor sich hin und konnte mich nicht in den Bann ziehen.

Generell lag mir der Fokus des Thrillers zu stark auf den Ermittler Artur Mayer, nicht weil wir viel aus seiner Vergangenheit erfahren, sondern weil er Dreh- und Angelpunkt der Story wurde. Das wirkte auf mich viel zu stark inszeniert, zumal wir uns hier nicht in einem Dorf, sondern in einer Großstadt befinden und die zentralen Orte nicht in einem Stadtteil waren, sondern sich auf die ganze Stadt bezogen.

Die Vergangenheit Mayers war zwar spannend, jedoch wurde mir auch das inhaltlich irgendwann zu viel, gerade weil sich die Szenen innerhalb kürzester Zeit abgespielt haben sollen.

Insgesamt ein solider Thriller, der durch die Grundidee und den flüssigen, wenn auch sehr rauen, Schreibstil zu überzeugen wusste. Dennoch hätte ich mir an einigen Stellen mehr Tiefe und weniger Effekthascherei gewünscht. Durch die Vorerfahrungen mit der Reihe um Tom Babylon, konnten mich weder der Täter noch die zusammengeführten Stränge überraschen, weswegen ich mir ein anderes Muster gewünscht hätte. Gleichzeitig kann ich damit aber jedem Fan der Babylon-Reihe Der Morgen empfehlen.

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