Wahnsinnig gut!
Die kleine Hafenstadt Norrtälje ist im Aufruhr, als buchstäblich über Nacht ein gelber Container auftaucht, der scheinbar niemandem gehört. Die alleinerziehende junge Mutter Siw hat besondere Fähigkeiten ...
Die kleine Hafenstadt Norrtälje ist im Aufruhr, als buchstäblich über Nacht ein gelber Container auftaucht, der scheinbar niemandem gehört. Die alleinerziehende junge Mutter Siw hat besondere Fähigkeiten und ist überzeugt davon, dass etwas Unheilvolles geschieht, wenn der Schiffscontainer geöffnet wird. Dies denkt auch Max, der ebenfalls eine paranormale Besonderheit aufweist. Nachdem die Eigentumsverhältnisse geklärt wurden, lässt der Bürgermeister den Container öffnen und das Grauen nimmt seinen Lauf, als die Menschen und auch die Stadt selbst anfangen, sich zu verändern.
„Vielleicht möchtet ihr jetzt einwenden, das Grauen sei nur ein Begriff und nichts, was eine physische Gestalt annehmen kann. Gestattet mir deshalb die Anmerkung, dass es der Wind ist, der hier spricht. Auch ich kann auf einen Begriff reduziert werden und doch bin ich und spreche hier zu euch. Und ich sage euch, dass es das Grauen war.“ (Seite 463)
Als Schwedens Antwort auf Stephen King (im Buch übrigens hartnäckig Steven genannt) nennt Daily Mirror den Autor und im Falle des vorliegenden Buches würde ich dies unterschreiben! Hätte man mir das Buch ohne Angabe des Autors in die Hände gelegt, hätte ich beim lesen als ersten Tipp Stephen Kings Namen in den Topf geworfen. Vorab weise ich ausdrücklich darauf hin, dass es sich um einen Roman handelt. Wer aufgrund des Klappentextes einen Thriller oder übermäßigen Horror erwartet, wird enttäuscht. Der Container spielt zwar eine Rolle, überwiegend aber eine untergeordnete, denn so richtig thematisiert wird dieser erst im letzten Drittel des Buches. Bis dahin gibt es Hinweise und Anmerkungen, es gibt sogar eine Stimme, die aus dem Container berichtet, der fast aus der Hölle zu stammen scheint. Dennoch dreht die Geschichte sich hauptsächlich um drei befreundete Männer und zwei Freundinnen sowie Familien der fünf Personen, die alle zufällig aufeinandertreffen und deren Leben dadurch verändert wird.
Max, Johan und Marko sind seit vielen Jahren miteinander befreundet und auch Siw und Anna sind beste Freundinnen seit der Schulzeit. Wie es dazu kam, was die fünf so unglaublich unterschiedlichen Menschen erlebt und miteinander durchgemacht haben, wird erzählt und dies nicht immer chronologisch, sondern zeitlich versetzt und so, dass oft etwas verschwiegen und damit die Spannung aufrechterhalten wird. Mir hat das sehr gefallen, ich fand es mega interessant, zu lesen, wie die Kinder zu Jugendlichen und letztendlich jungen Erwachsenen geworden sind, was sie geprägt hat und welche Dinge ihren Charakter geformt haben. In Verbindung mit der parallel erzählten Geschichte, die den Container betrifft, der Einfluss nimmt auf die Menschen von Norrtälje und auch die Stadt selbst, ergab dies eine tolle Story, die für mich gerne über die 768 Seiten hinaus hätte gehen können. Zu keinem Zeitpunkt empfand ich Langeweile, kein Erzählstrang war uninteressant, geschweige denn zu viel. Die ungewöhnliche Erzählweise, in der ein namenloser Erzähler mich direkt ansprach, hatte zusätzlich fast etwas Intimes, ich hatte oft das Gefühl, mittendrin zu sein, statt den Lauf der Dinge nur als unbeteiligte Dritte verfolgen zu können.
Zusätzlich zu dem oben bereits genannten Umstand, dass aus Stephen King auf unerklärliche Weise Steven King wurde, gab es manchmal eine etwas holprige, stellenweise eine fast schon seltsame Übersetzung. Diese möchte ich allerdings nicht bewerten, weil mich diese Aussetzer aufgrund der großartigen Geschichte nicht übermäßig beeinflusst haben. Ich zähle das vorliegende Buch zu einem meiner Jahreshighlights und freue mich darauf, weitere Bücher des Autors lesen zu dürfen. Für dieses grandiose Werk vergebe ich zehn Sterne von fünf und bin mir im Klaren darüber, dass dies mathematischer Unsinn ist. Große Leseempfehlung gibt es natürlich zusätzlich dazu!