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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.05.2023

Ein folgenschweres „Follow“

Der Follower (Tom-Bachmann-Serie 3)
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Ein Täter, der es nur auf eines abgesehen hat: Beine und Influencerinnen, die sein Begehren erwecken.

Der Follower ist der dritte Band der Tom Bachmann Reihe. Grundsätzlich lässt sich dieser Band eigenständig ...

Ein Täter, der es nur auf eines abgesehen hat: Beine und Influencerinnen, die sein Begehren erwecken.

Der Follower ist der dritte Band der Tom Bachmann Reihe. Grundsätzlich lässt sich dieser Band eigenständig lesen, enthält jedoch Spoiler zu den vorherigen Bänden, sodass sich die Beachtung der Reihenfolge empfiehlt.

Da es für mich nicht das erste Buch dieser Reihe ist, ist folgender Aspekt kein Kritikpunkt, der sich auf meine Bewertung niederschlägt, dennoch finde ich es weiterhin relevant zu erwähnen, dass die Reihe extreme Ähnlichkeit zur „Ich bin“-Reihe von Ethan Cross und Chris Carters Charakter Robert Hunter hat. Wer Chris Meyers Reihe liest, sollte sich daher auf ähnliche/bekannte Charakterzüge/Hintergrundgeschichten einstellen.

Leider waren auch in diesem Band seitenlange Berichte über Tom Bachmanns ehemalige Fälle inkludiert. Generell finde ich psychologische Aspekte zwar interessant, aber in dieser Umsetzung leider uninteressant.

Auch Tom Bachmann hat für mich keine gute Entwicklung genommen. Sein Background finde ich weniger spannend, seine Entwicklung (zwischen den Türen stehen) kommt für mich emotional viel zu schwach rüber. Das zieht sich durchs komplette Buch, sodass ich es eher als oberflächlich wahrgenommen habe.

Dennoch konnte mich das Buch an einigen Stellen auch abholen. Die Geschichte um Aaron, so viele Ähnlichkeiten sie an gewissen Stellen mit anderen Büchern auch hat, finde ich super spannend. Aaron ist ein ambivalenter Charakter, der nicht nur das Böse darstellt und durch diese Vielschichtigkeit interessant wirkt.

Der Schreibstil ist einfach gehalten und lässt sich dadurch flüssig lesen. In Kombination mit den kurzen Kapiteln sorgt dies dafür, dass das Buch sehr schnell durchgelesen ist.

Der Fall selbst konnte mich ebenso überzeugen und seit langem konnte mich der Täter mal wieder komplett überraschen, ohne dass dieser dabei aus den Fingern gezogen wurde. Neben dem Täter ist auch sein Motiv spannend.

Alles in allem ist Der Follower für mich kein Highlight, weil einige Nebenschauplätze zu viel Platz in Anspruch genommen haben, der dem Fall gut zu Gesicht gestanden und der Hauptgeschichte, die viel Potenzial hatte und gut war, Tiefe verleiht hätte.

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Veröffentlicht am 27.05.2023

Atmosphärischer Thriller

Die Chemie des Todes
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Dr. David Hunter zieht es aufs Land, weit weg von seinem früheren Beruf als Rechtsmediziner. Doch bald taucht eine Leiche auf und Hunter muss sich seinen früheren Dämonen stellen.

Durch die Ich-Perspektive ...

Dr. David Hunter zieht es aufs Land, weit weg von seinem früheren Beruf als Rechtsmediziner. Doch bald taucht eine Leiche auf und Hunter muss sich seinen früheren Dämonen stellen.

Durch die Ich-Perspektive konnte ich mich extrem gut in Dr. David Hunter hineinversetzen und ich habe mich die ganze Zeit gefragt, wem man trauen kann und wem eben nicht.
Dadurch bleibt aber auch die Täterperspektive aus, die ich ansonsten immer spannend empfinde. Da ich aber so intensiv mit Hunter mitfühlen/-leiden konnte, war das in diesem Fall gar nicht tragisch, sondern hat auch zu der mystischen Atmosphäre beigetragen.

Chemie des Todes ist ein atmosphärischer Thriller, der vor allem im letzten Drittel unter die Haut geht. Dennoch hätte ich mir gewünscht, dass meine Befürchtungen nicht eintreffen und ein gewisser Twist nicht mehr kommen würde. Das war mir dann am Ende zu viel, möglicherweise auch weil ich die Auflösung befürchtet hatte und mich doch lieber nicht bestätigt gefühlt hätte.

Und auch wenn mir der letzte Twist etwas die Spannung genommen hat, war es für mich ein wunderbares Leseerlebnis. Ein Thriller, der nicht durch ein rasendes Tempo und mordendes Monster punktet, sondern der vor allem durch seine wahnsinnig intensive Atmosphäre auftrumpfen kann.

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Veröffentlicht am 27.05.2023

Seelenwärmer

Die Früchte der Platane - Ein Kinderarzt mit Herz 01
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Mako Suzukake folgt beruflich seinen Eltern als Kinderarzt in einer Klinik. Als Kinderarzt würde sich wohl jeder jemanden wie Mako wünschen, der mit Herz seine kleinen Patienten pflegt und auch den Eltern ...

Mako Suzukake folgt beruflich seinen Eltern als Kinderarzt in einer Klinik. Als Kinderarzt würde sich wohl jeder jemanden wie Mako wünschen, der mit Herz seine kleinen Patienten pflegt und auch den Eltern seelisch zur Seite steht. Privat ist Mako jedoch ein ‚komischer Kerl‘, jedoch lässt sich erahnen, dass die Vergangenheit hier seine Spuren hinterlassen hat.

Die Zeichnungen sind bis auf wenige Ausnahmen sehr gut gelungen, auch inhaltlich konnte mich der Manga beinahe durchgehend überzeugen. Ich habe mir von einem Kinderarzt-Manga erstmal nicht viel versprochen, war jedoch sehr neugierig darauf, was mich hier erwartet und wurde positiv überrascht.

Gegen Ende konnte der Manga dann auch nochmal ordentlich an Spannung aufbauen, sodass ich mit Sicherheit in naher Zukunft auf den zweiten Teil lesen werde.

Die Früchte der Platane – Ein Kinderarzt mit Herz ist für all diejenigen etwas, die einen Seelenwärmer gebrauchen können.

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Veröffentlicht am 25.05.2023

Gefühlskaltes Sprachwunder

Babel
3

Babel ist wohl das Buch, dass in diesem Jahr bisher die größten Vorschusslorbeeren genießen konnte. Manche sprechen gar vom „neuen Harry Potter“ und um einiges vorweg zu nehmen: die Erwartungen können ...

Babel ist wohl das Buch, dass in diesem Jahr bisher die größten Vorschusslorbeeren genießen konnte. Manche sprechen gar vom „neuen Harry Potter“ und um einiges vorweg zu nehmen: die Erwartungen können nicht erfüllt werden.

Generell mache ich mir wenig aus Marketing, dennoch bin ich der Meinung, dass man dem Buch mit solchen Vergleichen keinen Gefallen macht. Ich hatte deswegen zwar keine erhöhten Erwartungen, diese waren jedoch aufgrund des Klappentexts und der Leseprobe vorhanden.

Wir lernen auf den ersten Seiten (Leseprobe) den jungen Robin Swift kennen, der in Kanton (China) geboren wurde und von Professor Lovell eine Zukunft in England geboten bekommt. In diesem Abschnitt konnte ich mich Robin so stark mitfühlen, wie auf den folgenden 700 Seiten nicht mehr.

Wir erleben die komplette Geschichte aus Robins Sicht, doch anstatt seine Gefühlswelt glaubhaft darzustellen und mich als Leserin zu packen, wirkt Robin marionettenhaft und grau. Seine Entscheidungen sind für mich bereits zu Beginn nicht erklärbar, Gefühle können nicht transportiert werden und so erlebte ich die Geschichte nicht mit Emotionen, sondern war gelangweilt von Robins Erlebnissen.

Neben Robin sind auch Ramy, Victoire und Letty sehr präsent und vor allem Ramy empfand ich einen interessanteren Charakter als Robin ihn darstellte. Im Gegensatz zu Robin hatte Ramy klare Meinungen, seine Aktionen wirkten nicht aus dem nichts kommend und konnten nachvollzogen werden (wenn auch nicht immer verstanden). Dennoch wirkten alle vier Charaktere nicht authentisch für die damalige Zeit, im Verbund mit den gesellschafkritischen Aspekten muss man sich einfach bewusstwerden, dass dieses Buch knapp 200 Jahre zurückliegt und dafür waren sie mir zu modern gestaltet oder anders gesagt: ich hatte nicht das Gefühl, dass ich im Jahre ~1830 bin.

Die Zeit war für mich auch ein weiteres Problem. Wir lernen Robin als kleines Kind kennen, irgendwann fängt er an zu studieren und die Jahre vergehen. Doch wie viele? Ich konnte mir zu keiner Zeit ein Bild darüber machen, wie alt die vier Freunde sind oder wie viele Tage/Wochen/Monate zwischen Absätzen vergangen sein mögen. Darin habe ich mich teilweise verloren gefühlt. Denn auch dieser Aspekt ist für mich wichtig, um mit den Charakteren mitfühlen zu können und sie authentisch zu finden, da man ihre Aktionen natürlich immer in Beziehung zu ihrem Alter setzt.

Diese fehlende Tiefe auf einigen Ebenen sorgt dafür, dass ich den Roman als oberflächlich empfand. Ich hatte das Gefühl, dass ich hier eine gefühlslose Zusammenfassung einer Trilogie lese. Die Grundidee des Buches hätte durchaus eine Reihe an Büchern verdient gehabt, um den Charakteren leben zu erwecken und die Leser:innen mit ins Abenteuer zu nehmen, anstatt nur von diesen zu berichten.

Spannung konnte sich auch nie aufbauen, stattdessen plätschert die Geschichte inhaltlich nur so dahin, um dann aus dem Nichts tragische Szenen darzustellen, die nicht ins Szenario passen.

Die Thematik der Silberbarren, der Sprache und der Verbund mit Geschichte war durchaus interessant und sowohl sprachlich als auch historisch hat die Autorin einiges zu bieten, was sie auch gerne durch ellenlange Fußnoten zeigt, doch an Gefühl und Authentizität fehlte es dafür an einigen Ecken.

Für mich war Babel daher leider eine Enttäuschung.

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Veröffentlicht am 24.05.2023

Dunkelheit über Norrtälje

Unwesen
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John Ajvide Lindqvist wird als ‚Schwedens Antwort auf Stephen King‘ bezeichnet, was bei mir als King-Fan erstmal hohe Erwartungen schürt. Doch bereits nach den ersten hundert Seiten fühlte ich mich von ...

John Ajvide Lindqvist wird als ‚Schwedens Antwort auf Stephen King‘ bezeichnet, was bei mir als King-Fan erstmal hohe Erwartungen schürt. Doch bereits nach den ersten hundert Seiten fühlte ich mich von Lindqvist genauso an die Hand genommen, wie ich es ansonsten nur von King kenne.

Lindqvist nahm mich als Leserin an beide Hände und zeigte mir seine Heimat Norrtälje, die fünf Freunde - Siw, Anna, Johann, May und Marko – und ihre Familien.

Dabei waren sämtliche Charaktere so gut ausgearbeitet, dass man selbst den eher unsympathischen Hauptprotagonisten etwas abgewinnen konnte und zeitweise mit ihnen mitfühlte.

Dennoch hat mich Unwesen, wenn man bei King bleiben möchte, eher an Joyland erinnert. Gut geschrieben, doch am Ende fehlte das gewisse etwas. Ich habe das Buch zwar gerne gelesen, aber Spannung konnte ich nicht wahrnehmen.

Wir erleben die Geschichte aus verschiedenen Sichtweisen, u.a. die der fünf Hauptprotagonisten und in verschiedenen Zeitebenen, vorwiegend befinden wir uns allerdings in der Gegenwart.

Der Container war interessant und hat die Stimmung des Romans auch bestimmt, jedoch eher aus dem Hintergrund, was ich anhand des Klappentexts nicht ganz erwartete.
Ebenso stimmt für mich der letzte Satz des Klappentexts nicht mit dem Inhalt überein und kann falsche Erwartungen wecken, denen der Autor nicht gerecht werden kann, da er keinen Einfluss auf diesen Klappentext hat(deswegen natürlich nur eine Anmerkung meinerseits und kein Bewertungsaspekt).

Unwesen konnte mich leider nicht vollends überzeugen, da es einige Längen gab und die Geschichte mehr Potenzial gehabt hätte, dennoch bleibt Lindqvist Schreibstil mir in guter Erinnerung und ich werde mich bestimmt nochmal an eines seiner Werke wagen.

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