Profilbild von AnneE

AnneE

Lesejury Profi
offline

AnneE ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit AnneE über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.12.2021

Humorvolle Wohlfühl-Lektüre fürs Herz

Mach dich locker
0

Seitdem ich vor einigen Jahren eher durch Zufall meinen ersten Ellen-Berg-Roman gelesen habe, freue ich mich immer sehr, wenn es ein neues Werk dieser sympathischen Autorin zu lesen gibt!
Insofern war ...

Seitdem ich vor einigen Jahren eher durch Zufall meinen ersten Ellen-Berg-Roman gelesen habe, freue ich mich immer sehr, wenn es ein neues Werk dieser sympathischen Autorin zu lesen gibt!
Insofern war ich sehr gespannt darauf, die zweifache Mutter und erfolgreiche Food-Designerin Marie Hasemann kennenzulernen, der es anscheinend perfekt zu gelingen scheint, ihre Arbeit, Familie und den Alltag zu vereinbaren. Scheinbar… wäre da nicht die neu zugezogene, von Marie als ernsthafte Konkurrentin wahrgenommene Hippie-Mutter Babette, deren Erscheinen auf dem Elternabend eine Kettenreaktion an unerwarteten Wendungen auszulösen scheint, die letztendlich dazu führen, dass Maries Leben komplett auf den Kopf gestellt wird…
Wer Ellen-Berg-Romane kennt, kann sich vorstellen, dass diese Entwicklungen häufig so unerwartet und lustig sind, dass man das Buch eigentlich nicht mehr zur Seite legen kann.
Neben den rasanten Handlungsverläufen und des gewinnenden, humorvollen Schreibstils hat mir bei „Mach dich locker“ insbesondere auch die Bandbreite an unterschiedlichen Charakteren gefallen, durch die es Marie nach und nach, wenn auch unfreiwillig, gelingt, ihren Perfektionismus zu reflektieren. Spannend fand ich es, die Geschichte aus Maries Perspektive zu erleben, weil man sich so bis zum Ende nicht wirklich sicher sein konnte, wer es nun tatsächlich gut mit Marie meint.
Auch wenn Marie häufig sehr überspitzt reagiert und man es anfangs nicht leicht hat, ihre Verhaltensweisen nachzuvollziehen, muss man im Nachhinein wohl ehrlich zugeben, dass sie an ihrem Perfektionismus nicht alleine schuld ist – und dass die damit verbundenen „Service-Leistungen“ gern und wohlwollend sowohl von ihrer Familie als auch von ihrem (beruflichen) Umfeld in Kauf genommen werden… Und auch diese Perspektive greift das Buch meiner Meinung nach an verschiedenen Stellen, wie z.B., wenn die Familie sich morgens mal ohne Maries Organisationstalent selbstständig fertig machen soll, sehr augenzwinkernd auf.
Da das Leben selbst manchmal kompliziert genug ist, kann ich diese humorvolle Wohlfühl-Lektüre insbesondere denjenigen weiterempfehlen, die ihren Alltag ebenfalls zwischen Familie, Beruf und Haushalt jonglieren und dabei jeden Tag aufs Neue versuchen, ihr Bestes zu geben!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.12.2021

Spannungsgeladenes Katz-und-Maus-Spiel mit überzeugenden Charakteren

State of Terror
0

In „State of Terror“ geht es um Ellen Adams, neu ernannte Außenministerin der USA, die mit scharfem Verstand, einem gesunden Maß an Selbstironie und einem starken Team versucht, sich in ihrem Amt zu etablieren. ...

In „State of Terror“ geht es um Ellen Adams, neu ernannte Außenministerin der USA, die mit scharfem Verstand, einem gesunden Maß an Selbstironie und einem starken Team versucht, sich in ihrem Amt zu etablieren. Leider sind die Voraussetzungen dazu nicht so einfach, da es ihr von Seiten der Regierung, der Medien und der Staatschefs anderer Länder zunächst nicht leicht gemacht wird.

Erschwerend kommt eine Reihe von Bombenanschlägen hinzu, die als terroristische Handlungen zu deuten sind und in die sogar Adams Sohn Gil verwickelt zu sein scheint. Ein spannungsgeladenes Katz-und-Maus-Spiel mit unerwartet großem Ausmaß beginnt, bei dem man sich nie sicher sein kann, wer Freund und wer Feind der amerikanischen Regierung ist.

Von Anfang an überzeugt haben mich die verschiedenen Szenen- und Perspektivwechsel, die viel Spannung aufbauen und durchgängig zum Mitermitteln einladen. Auch die Beschreibung der verschiedenen Staaten, die entweder als Verbündete der USA eine wichtige Rolle spielen oder die aufgrund der notwendigen Ermittlungen und diplomatischer Gespräche durch Adams und ihr Team bereist werden, sind durchgängig sehr facettenreich beschrieben, sodass ein tiefgreifendes Verständnis zu den vorherrschenden Machtverhältnissen und politischen Bündnissen möglich wird.

Obwohl sehr viele Charaktere von Bedeutung sind, empfand ich die Beschreibungen durchgängig so detailreich und nachvollziehbar, dass ich mich immer gut in den verschiedenen Handlungssträngen orientieren konnte. Besonders hervorheben möchte ich hier Betsy, die persönliche Beraterin und jahrelange Freundin von Ellen Adams, die mit ihrer unvergleichlichen Art das perfekte Pendant zur Außenministerin darstellt und ihr durchgängig den Rücken stärkt. Dass mir zum Ende hin sogar deren Insider, die ich anfangs doch etwas befremdlich fand, ans Herz gewachsen sind, spricht für mich beispielhaft für die gelungene Darstellung dieser Charaktere.

Darüber hinaus war ich natürlich auch sehr gespannt auf Hillary Clinton in ihrer neuen „Rolle“ als Co-Autorin. Inwiefern ihr Insider-Wissen in die Geschichte eingeflossen ist, kann ich leider nicht beurteilen, da ich vorab leider noch keine Thriller von Louise Penny gelesen habe und die Geschichte grundsätzlich ja – zum Glück! – fiktiv ist! Trotzdem waren an vielen Stellen reale Bezüge zu erkennen und mir hat hier insbesondere die vielperspektivische Sicht auf die Dinge gefallen.

Insgesamt hat mir der Thriller von Hillary Rodham Clinton und Louise Penny so gut gefallen, dass ich ihn bereits mehrmals verschenkt habe, weil er meiner Meinung nach sowohl für politisch interessierte Leser:innen als auch für Fans von Thrillern mit starken Protagonistinnen und temporeichen Erzählungen zu empfehlen ist.

Außerdem würde ich zukünftig gern mehr von Louise Penny und Hillary Clinton lesen – und hoffe, dass aufgrund des offenen Endes vielleicht sogar eine Fortsetzung geplant ist.

Ich danke lovelybooks und Harper Collins für das Rezensionsexemplar

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 18.11.2021

Erfrischende Familiengeschichte mit viel unerwarteten Wendungen – begeisternd von der ersten Zeile an!

Wir sind schließlich wer
0

Anna von Betteray hat es nicht leicht – soll sie doch den ehrenwerten, plötzlich erkrankten Pfarrer van Bebber probeweise, und um sich als Pastorin zu etablieren, vertreten und tritt dabei mit ihrer unkonventionellen ...

Anna von Betteray hat es nicht leicht – soll sie doch den ehrenwerten, plötzlich erkrankten Pfarrer van Bebber probeweise, und um sich als Pastorin zu etablieren, vertreten und tritt dabei mit ihrer unkonventionellen Art in so einige Fettnäpfchen…
Auch wenn die langjährige Haushälterin des Pfarrers, in dessen Dienstwohnung Anna vorerst gemeinsam mit ihrem Hund Freddy während der Vertretungszeit untergekommen ist, an diesen Missverständnissen und dem scheinbar unvermeidbaren Dorftratsch nicht ganz unschuldig zu sein scheint.
Und so hat „Wir sind schließlich wer“ von Anne Gesthuysen mich nicht nur aufgrund der interessanten Rahmenhandlung, sondern auch wegen des besonderen Schreibstils von der ersten Zeile an begeistert.
Die Dialoge sind so erfrischend ehrlich und authentisch, dass ich mich nur zu gut in Annas Situation hineinversetzen konnte.
Etwas skeptisch und gleichsam gespannt war ich, wie es der Autorin wohl gelingen würde, die anderen, kriminalistisch anmutenden Handlungsstränge rund um Annas Schwester Maria und deren verschwundenen Sohn Sascha in die Rahmenerzählung einzubetten. Doch auch dies wurde meiner Meinung nach äußerst gelungen gelöst, in dem die Ermittlungen so viele andere Geheimnisse zum Vorschein bringen, dass die Entführung „quasi nebenbei“ mit aufgedeckt wird.
Darüber hinaus bietet dieser Familienroman durch die sehr ambivalente Beziehung der zwei Schwestern und ihrer Mutter aber auch viele Impulse zum Nachdenken, z.B. wie das eigene Leben durch die Familie geprägt wird, wie schnell man andere Leute – aufgrund ihres Standes oder Habitus – über- oder unterschätzt und was der Preis für ein selbstbestimmtes Leben ist.
Dementsprechend ist dieses Buch meiner Meinung für Leser:innen, die Freude an besonderen Familiengeschichten, unerwarteten Wendungen, urigen Figuren und einer sehr humorvollen, warmherzigen Erzählweise haben, sehr zu empfehlen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 31.10.2021

Tiefgründiger historischer Roman, der die Schrecken des Krieges am Beispiel des dritten Kreuzzuges mehrperspektivisch reflektiert

Krone des Himmels
0

Anders als es Klappentext und Prolog erwarten lassen, beginnt der historische Roman „Krone des Himmels“ von Juliane Stadler im Sommer 1189 in Frankreich. Erzählt wird die Geschichte aus Perspektive von ...

Anders als es Klappentext und Prolog erwarten lassen, beginnt der historische Roman „Krone des Himmels“ von Juliane Stadler im Sommer 1189 in Frankreich. Erzählt wird die Geschichte aus Perspektive von Étienne, der es aufgrund einer Missbildung schwer im Leben hat, sein Schicksal zu sehr herausfordert und deshalb sein Zuhause verlassen muss, und aus Perspektive von Aveline, genannt Ava, der schweres Unrecht widerfahren ist und die sich deshalb versündigt hat. Beide schließen sich aufgrund glücklicher Zufälle unterschiedlichen Pilgergruppen an und so begleitet man wechselweise ihren Weg ins Heilige Land, der für beide viel Unerwartetes bereithält. So wird Ètienne als Wundarzt ausgebildet und Ava nimmt als junger Bogenschütze Avery eine neue Identität an.
Bemerkenswert ist, wie die unterschiedlichen Erzählstränge sehr stimmig aufeinander aufgebaut sind, sodass man sich sehr gut in die jeweilige Lebenssituation hineinversetzen kann und – entsprechend der Ankündigung auf dem Klappentext – erwartungsvoll auf ein Zusammentreffen der beiden hin fiebert. Ebenfalls von Bedeutung ist zudem noch ein weiterer Erzählstrang, der die Ereignisse aus Perspektive des sarazenischen Offiziers Karakush, der mit der Sicherung der Stadt Akkon betraut ist, wiedergibt.
Meiner Meinung nach ist dies eine besondere Stärke des Romans, denn es gelingt ein vielperspektivischer Blick auf das Leben im Mittelalter, den Glauben, den Umgang mit Krieg und Frieden sowie der Rolle der Frau. Gerade im Zusammenhang mit den kriegerischen Handlungen wird somit deutlich, dass der Krieg keine Sieger kennt, sondern für alle Beteiligten nur Leid mit sich bringt. Insofern wurde ich häufig bei den Dialogen auch an „Nathan der Weise“ erinnert, da sie zumeist sehr tiefgründig gestaltet sind und zum Nachdenken anregen.
Darüber hinaus sind die geografischen Gegebenheiten und historischen Ereignisse rund um den dritten Kreuzzug umfassend recherchiert und sehr facettenreich dargestellt, wodurch die mittelalterliche Welt wirklich lebendig wird.
Insgesamt also eine empfehlenswerte Lesereise in die Zeit der mittelalterlichen Kreuzzüge – gekonnt erzählt und meisterhaft recherchiert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 31.10.2021

Ehrlicher, fragmentarischer Blick auf die Post-Millenials

Generation Z
0

Da mich das Cover bereits unheimlich angesprochen hat, war ich sehr gespannt auf die Perspektive der Autorin Valentina Vapaux und ihre literarische Umsetzung dieses hochaktuellen Themas.
Und tatsächlich ...

Da mich das Cover bereits unheimlich angesprochen hat, war ich sehr gespannt auf die Perspektive der Autorin Valentina Vapaux und ihre literarische Umsetzung dieses hochaktuellen Themas.
Und tatsächlich bietet dieses Buch durch die einleitenden Gedichte, die prosaischen Beschreibungen und die Auswahl an behandelten Schwerpunkten einen ganz neuen Zugang zur „Generation Z“, über die häufig ja entweder in Form plakativer Artikel oder wissenschaftlicher Beschreibungen zu lesen ist, was die Autorin ebenfalls gekonnt und (selbst-) ironisch aufgreift:
„Texte von Boomern und Gen-X-Autor:innen zeigen, dass Welten zwischen den Generationen liegen. Die Sprache ist ganz anders, irgendwie ulkig. Vor allem, wenn so von oben herab über ´unsere´ Themen geschrieben wird. Und trotz der klaffenden Lücke und des mangelnden Diskurses haben [die Boomer und Gen-X-Autoren] Jürgen und Klaus und all die anderen irgendwie recht […] so sind wir doch vor allem eins: fucking Social-Media-süchtig“ (Vapaux, S. 18).
Beschreibungen wie diese haben das Buch für mich sehr lesenswert gemacht: Ich wurde zum Nachdenken angeregt, musste häufig schmunzeln und habe meinen Wortschatz und Horizont erweitert bzw. verjüngt – und dass, obwohl ich mich zunächst mit den ersten beiden Kapiteln sehr schwergetan habe – zu melancholisch, vielleicht auch zu gewollt kunstvoll. Wie gut, dass das Buch durch die kurzen Kapitel und Interesse weckenden Überschriften zum Blättern und Verweilen einlädt.
Außerdem lese ich dieses Buch wie eine Einladung zum Diskurs: Wie verstanden fühlt sich die „Generation Z“ selbst durch Valentina Vapaux? Wo spricht sie aus, was andere denken? Wo provoziert sie zu sehr? (Und zwar nicht nur die entsetzte Mutter ihrer Mitbewohnerin, die dem stillen Protest in Form sehr offen zelebrierter sexueller Vorlieben und ausgestellter „Sextoys“ unverhofft ausgesetzt war.)
Insofern empfinde ich diesen fragmentarischen Blick auf die Post-Millenials insgesamt als sehr bereichernd, da es der Autorin gelingt, ihre – zumeist sehr provokante Meinung – gekonnt in Worte zu fassen und ihre Argumentation durch die entsprechenden Studienergebnisse zu untermauern.

Ich danke vorablesen und dem Gräfe und Unzer-Verlag für dieses Rezensionsexemplar.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere