Profilbild von AnneMF

AnneMF

Lesejury Star
online

AnneMF ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit AnneMF über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.07.2021

Ein richtig gutes Buch

Dein ist das Reich
0

In der Missionsanstalt Neuendettelsau bildet man junge Missionare aus um sie zu gegebener Zeit nach Neu Guinea zu schicken. Das Reich Gottes sollte rekrutiert werden. Eine Familienerzählung, welche von ...

In der Missionsanstalt Neuendettelsau bildet man junge Missionare aus um sie zu gegebener Zeit nach Neu Guinea zu schicken. Das Reich Gottes sollte rekrutiert werden. Eine Familienerzählung, welche von einem kleinen Ort in Bayern an die Südsee führte, war so behaftet mit Unglück und auch Nostalgie, dass die Nachgeborene (Autorin) oft alles von sich wies. Die Großeltern waren überzeugte Kolonialisten. Ihre Großmutter Linette emigrierte nach dem verlorenen Krieg in die USA um der großen Armut zu entfliehen. Der Großvater Johann zug als abenteuerlicher Missionar nach Kaiser Wilhelm Land, er wollte dort die Ungläubigen bekehren. Die Wege vierer aufmüpfiger Menschen kreuzten sich auf schicksalhafte Weise.

Die gepriesene Südsee Idylle erwies sich als engherzige Frömmigkeit. Gott mit Leib und Seele zu dienen war oberstes Gebot. Jeder hat seine Pflicht zu tun, wo der allmächtige Gott ihn hinstellt.

Heiner Mohr hat mit Marie eine Frau an die Seite gestellt bekommen, die lieber ein Mann gewesen wäre und keine Heirat wollte. Nach 9 Jahren beugt sie sich dem Willen der Diakonie und zieht nach Übersee. Wenn die Missionare drüben eine Frau brauchten, wurde meist nach gesunden gottesfürchtigen Mädchen Ausschau gehalten. Die nicht zimperlich waren und wussten was harte Arbeit ist.

Das Leben auf den Plantagen ist alles andere als einfach, deutsche Tugenden wollen die Einheimischen nicht gelten lassen. Die andauernde Hitze und viele Krankheiten machten den Missionaren das Leben zur Qual. Es herrscht Rassismus, die Freundschaften mit den Schwarzen wird untersagt. Man will eine Volkskirche aufbauen. Dann wird der Missionar Johann Hensolt von einer schweren Infektionskrankheit dem Schwarzfieber gepackt und wäre fast gestorben, wenn ihn nicht eine Einheimische gerettet und gesund gepflegt hätte. Ein schlimmes Gottes Vergehen wirft Johann aus der Mission. Er muss zurück nach Deutschland, wo er Linette kennenlernte, die auf Urlaub weilte. Sie heiraten und kehren beide nach Neu Guinea zurück. Aus der Ehe gehen drei Kinder hervor, die sie später bei einem Heimatbesuch alleine in einem Heim zurückließen um wieder zurück in das längst verlorene Land zu gehen. Der Kontakt wurde nur über Briefe aufrecht erhalten. Wie können Eltern so etwas nur tun? Ich bin selbst Mutter und weiß wovon ich rede.

Die arische Rasse von Hitler im zweiten Weltkrieg geplant um die Reinheit zu erhalten. Die rote Fahne mit dem schwarzen Hakenkreuz wehte überall in dem kleinen Ort. Im zweiten Krieg brechen andere Zeiten an als zuvor. Die Juden wurden als Feindbild der Nazis angesehen.

Ein Lob an die Autorin, sie hat gut recherchiert. Die Aufzeichnungen und Fotografien wurden gut dokumentiert. Die Mission Gottes in der deutschen Übersee Kolonie ist sehr detailreich geschrieben. Der Roman ist vielstimmig und hat mich in manchen Passagen sehr bewegt. Als Johann mit dem Schiff unterging. Die persönlichen Schicksale gingen mir doch sehr nah. In der Familienchronik wurde einen namenlose Tochter erwähnt. Die 480 Seiten waren nicht einfach zu lesen, viele Gedankensprünge konnte ich oft nicht richtig einordnen. Das Kapitel deutscher Geschichte wird mir noch lange in Erinnerung bleiben, die Autorin hat ein richtig gutes Buch geschrieben.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 22.06.2021

So viel Gefühl

Das Glück zwischen den Dünen
0

Die Hochzeit steht an und Sophie hat alles was sie sich so sehr wünscht. Was ihr nicht gefällt ist, dass die Hochzeit auf Gut Marienlund stattfinden soll. Sophie plagen schmerzhafte Erinnerungen an diesen ...

Die Hochzeit steht an und Sophie hat alles was sie sich so sehr wünscht. Was ihr nicht gefällt ist, dass die Hochzeit auf Gut Marienlund stattfinden soll. Sophie plagen schmerzhafte Erinnerungen an diesen Ort, hat sie doch bei einem Reitunfall ihre beste Freundin Nele verloren. Philip stört das nicht, er kümmert sich auch sonst nicht besonders um Sophies Wünsche. Er entscheidet wichtige Angelegenheiten einfach über Sophies Kopf hinweg. Das kann nicht lange gut gehen.

Ein Ruf ihrer Tante Änne kommt zur rechten Zeit, der Besuch bei ihr auf Sylt kommt genau richtig. Als sie Klemens, ihren Jugendfreund aus Marienlund Zeiten wieder trifft, fragt sie sich, was ihr Leben bisher ausmachte. Sie denkt nicht mehr an die Hochzeit, sie will nicht mehr zurück auf's Festland, sie will auf Sylt bleiben. Gefühle fahren Achterbahn.

Da ich gerne nach Sylt fahre, habe ich mich beim lesen direkt an schöne Plätze erinnert. Das Rauschen des Wassers am Strand, ich hab mich regelrecht hingeträumt. Besonders Keitum. Die Geschichte bekam Tiefgang durch Ännes Krankheit und es gibt ein Testament, das einige überrascht. Wenn man sich dem Tod nähert, bleibt keine Zeit mehr für Lebensträume.

Mir hat der Roman gut gefallen, der Schreibstil ist leicht und flüssig. Die Autorin hat viel Herz in diese Geschichte gepackt. Danke für die schönen Lesestunden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.06.2021

Geschwisterliebe

So wie du mich kennst
0

Die beiden Schwestern Karla und Marie sind wie ein Einheit, ich bin nicht ich, ohne dich, sagten sie einander oft. Während die Eine der Liebe wegen in die USA zieht, bleibt Karla in der Kleinstadt in Bayern, ...

Die beiden Schwestern Karla und Marie sind wie ein Einheit, ich bin nicht ich, ohne dich, sagten sie einander oft. Während die Eine der Liebe wegen in die USA zieht, bleibt Karla in der Kleinstadt in Bayern, und zieht ein bescheidenes Leben dem Glamour der Großstadt vor. Marie hat es weit gebracht, sie arbeitet als Fotografin in der Weltstadt. Trotz der großen Entfernung sahen sie sich häufig, wenn Karla sie in New York besuchte. Sie waren sich absolut sicher, dass sie bei ihren Gesprächen sich alles anvertrauten.

Dann reißt unerwartet ein schwerer Unfall in der second Avenue Marie aus dem Leben. Karla reist nach New York um die Wohnung der Schwester aufzulösen. Es gibt viele offene Fragen, auch was die gefundenen Fotos betrifft. Ein ganzer Ordner voll mit Fotografien, darunter Bilder einer toxischen Ehe von Nachbarn gegenüber Maries Appartement. Es muss etwas schlimmes in Maries Leben gegeben haben, dass sie nicht einmal mit ihrer Schwester teilte. Es niemandem erzählte. Gedanken quälen Karla, warum fuhr Marie über die rote Ampel. Was war passiert.

Mit der Auflösung der Wohnung kommt Karla nur schleppend voran. Man kann etwas, was im Innern klebt, nicht am Äußeren wegwischen. Die Erzählabschnitte mit den früheren gemeinsamen Erlebnissen der beiden Schwestern hat mich sehr bewegt. Besonders als ich las, was Marie erlebt hat. Die Menschen, welche uns am nächsten stehen, wie Freunde oder Geschwister, wer kann sie schon richtig einschätzen. Wahrheiten werden verschwiegen oder schön geredet, wie die Mutter nach ihrem Kuraufenthalt. Warum ist es so schwer über die wichtigen Dinge im Leben zu sprechen.

Der Roman hat mir gefallen, teilweise auch sehr traurig, da hatte ich dann Wasser in den Augen. Ich stelle mir beim Lesen fast immer alles geschriebene bildlich vor. Der Schreibstil hat mir gefallen, es kam keine Langeweile auf, obwohl gewisse Abschnitte zu perfekt gehalten waren. Trotzdem die Geschichte um die beiden Heldinnen war glaubwürdig. Ich hatte angenehme Stunden beim Lesen dieses Buches.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 06.06.2021

Generationskonflikt mit treibender Handlung

Im Reich der Schuhe
0

Alex Cohen ist Mitte zwanzig und Erbe eines Schuhimperiums. Sein etwas spleeniger Papa bleibt weiterhin im Hintergrund. Mit seines Vaters Ansichten ist Alex nicht glücklich, er will eigene Originale entwerfen. ...

Alex Cohen ist Mitte zwanzig und Erbe eines Schuhimperiums. Sein etwas spleeniger Papa bleibt weiterhin im Hintergrund. Mit seines Vaters Ansichten ist Alex nicht glücklich, er will eigene Originale entwerfen. Er denkt da unter anderem an weiches Schuhleder, was sein Vater niemals in Betracht ziehen würde. Billige Schuhe für Kaufhausketten will er auf keinen Fall herstellen.
Alex wird von vielen immer noch als ein Ausländer in China angesehen, weil er jüdischer Abstammung ist.

Er lernt die Fabrikarbeiterin Ivy kennen, und will herausfinden, ob sie wirklich nur eine kleine Fabrikarbeiterin ist. Sie spricht ihm zu perfekt englisch.Er will sie als Schuhmodell, und verliebt sich in sie, obwohl sie älter ist als er. Eine zarte Liebesgeschichte entwickelt sich. Sie vermittelt ihm eine völlig andere Sicht auf seine Lebenseinstellung. Die Altlasten seines Vaters müssen ausradiert werden, es wird Zeit für einen Wechsel. Der Schlappschwanz scheint endlich erwachsen zu werden.

Der Autor gibt uns einen guten Einblick in chinesische Verhältnisse. Gewerkschaften funktionieren dort nicht, die Arbeiter werden immer noch ausgebeutet. Funktionäre lassen sich von Geldgebern im Ausland schmieren. Menschenrechte werden vorenthalten. Korruption steht an oberster Stelle. Daran wird sich im Reich der Mitte nie etwas ändern. Es sei denn, das Volk gewinnt irgendwann die Macht über sein Land.

Die Ich Erzählweise des Protagonisten Alex vermittelte mir vieles über dessen Gefühlswelt, welches ich bei Ivy doch eher vermisst habe. Die Rebellin gefiel mir trotzdem gut. Spencer hat einen guten Debütroman geschrieben, am Anfang kam ich nicht so richtig in Schwung, das besserte sich von Page to Page. Das Vater Sohn Ende war für mich keine Überraschung.

Das Cover ist nicht gut gewählt, es deutet in keiner Hinsicht auf den Plot hin. Die Illustration ist nicht stimmig, es geht doch um Schuhe, das hätte man besser darstellen können.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.05.2021

Träume, Wünsche und Katzenliebe

Die Katzen von Shinjuku
0

Die Geschichte dreht sich um Katzen und die beiden Haupt Charaktere Yama und YumeChan. , Er, ein kleiner Fernsehjournalist ringt verzweifelt um Erfolg, aber sein Chef traktiert ihn immer wieder, er sei ...

Die Geschichte dreht sich um Katzen und die beiden Haupt Charaktere Yama und YumeChan. , Er, ein kleiner Fernsehjournalist ringt verzweifelt um Erfolg, aber sein Chef traktiert ihn immer wieder, er sei nicht fähig für was Großes. Er zweifelt immer wieder an sich selbst.

Sie Yume
Chan ist Kellnerin im Lokal und vertraut den Menschen nicht wirklich.

Yamas schicksalhafte Wendung beginnt in einer Kneipe namens Karinka. Dort geht es um ein Katzen Glücksspiel und einen Katzenplan von allen möglichen Katzen. Katzen und ihre Bedeutung sind in der Kultur Japans sehr bekannt. Ebenso wie der Genuss von Alkohol. Die Kneipe wird eine Art Rückzugsort für Yama. Der Charme in Karinka und die treue Verbundenheit der Vierbeiner wird sein Ruhepol.

Yume-Chan die Bedienung in der Kneipe hegt Gefühle für Yama, die auch erwidert werden. Sie schreiben zusammen Gedichte. Yama will sein Leben nicht der Gier nach Geld und Macht verpfänden. Dann passiert eine schlimme Tat in der Kneipe und Yume_Chan wird festgenommen. Wir erfahren warum das Heimkind Erie die Katzen den Menschen vorzieht.

Der Roman ist flüssig geschrieben, hab das Buch nur zum schlafen aus der Hand gelegt. Der Autor beschreibt die immer wiederkehrenden Sorgen und Ängste sehr einfühlsam. Träume und Wünsche bleiben trotzdem bestehen. Ich fand das Ende nicht so gut für's Herz, es hat mich sehr bewegt. Erst wenn man zurückblickt erkennt man seinen Weg.



Die Gedichte gefallen mir auch gut, besonders das Achtzehnte. Ich hab auch einen Kater zu Hause. Ein empfehlenswertes Buch, auch für jene, die keine Katzen haben.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere