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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.06.2019

Charmantes Großstadtmärchen

Sommer bei Gesomina
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Der zwölfjährige Jona verbringt die Sommerferien bei seinem früheren Kindermädchen Gesomina in Berlin. In der Straße mit dem kleinen Supermarkt von Herrn Dong geht jeder seiner eigenen Wege, doch fernab ...

Der zwölfjährige Jona verbringt die Sommerferien bei seinem früheren Kindermädchen Gesomina in Berlin. In der Straße mit dem kleinen Supermarkt von Herrn Dong geht jeder seiner eigenen Wege, doch fernab der Touristenattraktionen offenbart sich Jona eine ganz neue Welt. Als er erfährt, dass Gesomina vor fünfzig Jahren in Mogadischu von ihrem Sohn getrennt wurde, will er ihr unbedingt helfen und bringt dadurch Farbe in den tristen Alltag der Anwohner...
Florian Beckerhoff erzählt von Außenseitern, Lebensträumen, Einsamkeit und Hoffnung. In der Straße mit dem Frisör Ergün, der fast immer geschlossenen Bar Centrale und dem Geschäft für tasmanische Stiefel müssen die Menschen erst lernen aufeinander zuzugehen. Beckerhoff hat eine wunderbare kleine Welt geschaffen mit lebendigen und glaubwürdigen Charakteren, an deren Schicksal man Anteil nimmt. Jona ist ein aufgeweckter und verständnisvoller Junge, der sich damit abgefunden hat, dass seine Eltern selten Zeit für ihn haben. Doch bei Gesomina fühlt er sich geborgen und mit seiner offenen Art bringt er die Menschen dazu, langsam zusammenzurücken und Anteil am Leben der anderen zu nehmen. Es sind die genauen Beobachtungen, die vergnüglichen Situationen und das Zwischenmenschliche, die diesen Roman so lesenwert machen.
Ein leichtfüßiger und zugleich tiefgründiger Roman mit liebenswerten Figuren und feinem Humor.

Veröffentlicht am 21.06.2019

Spannender & unterhaltsamer viktorianischer Krimi

Der Fall des lachenden Kranichs
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Freddies Jugendfreund Zhen bittet den Sebastian Club um Hilfe, da seine Verlobte entführt wurde. Während sich die Ermittler in Hongkong aufhalten, geschehen in London mehrere Morde. Geschichten von einer ...

Freddies Jugendfreund Zhen bittet den Sebastian Club um Hilfe, da seine Verlobte entführt wurde. Während sich die Ermittler in Hongkong aufhalten, geschehen in London mehrere Morde. Geschichten von einer geheimnisvollen schwarzen Dschunke machen die Runde in Chinatown. Und man munkelt von einem Londoner Unterweltboss, der mit den Chinesen unter einer Decke steckt...

Der Fall des lachenden Kranichs ist ein spannender Krimi mit exotischem Flair, der den Leser nicht nur ins viktorianische London, sondern auch ins Kolonialchina entführt. Die damalige Zeit wird bildkräftig, wirklichkeitsnah und atmosphärisch geschildert iDe Herren des Sebastian Clubs zeigen sich erneut von ihrer charmanten, gewitzten und extravaganten Seite, was die Ermittlungen zu einem Lesevergnügen macht. Der Kriminalfall ist sehr gut konstruiert, wendungsreich und unvorhersehbar.

Ein toller viktorianischer Krimi, der zunächst neugierig macht und dann mit einer überraschenden, unterhaltsamen und spannenden Geschichte bis zum Schluss fesselt.

Veröffentlicht am 20.06.2019

Düster, spannend und sehr brutal

1793
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Der Jurist Cecil Winge, bei der Stockholmer Polizei für »besondere Verbrechen« zuständig, und der Veteran Jean Michael Cardell untersuchen den Mord an einem Unbekannten, dessen verstümmelte Leiche in ...

Der Jurist Cecil Winge, bei der Stockholmer Polizei für »besondere Verbrechen« zuständig, und der Veteran Jean Michael Cardell untersuchen den Mord an einem Unbekannten, dessen verstümmelte Leiche in der Stadtkloake trieb. Schon bald finden sie heraus, dass das Opfer mit chirurgischer Präzision gefoltert wurde...

Niklas Natt och Dag lässt in seinem historischen Kriminalroman zwei interessante Figuren ermitteln. Ein genialer und an Tuberkulose erkrankter Jurist und ein traumatisierter Veteran mit einem Holzarm wollen einen grausigen Mord aufklären, angetrieben von dem Wunsch nach Gerechtigkeit. Leider verliert sich Niklas Natt och Dag immer wieder in Milieuschilderungen und Nebenschauplätzen, wodurch die Aufklärung des Verbrechens in den Hintergrund rückt, nichtsdestotrotz ist die Handlung spannend.
Die damaligen Lebensumstände sind sehr gut recherchiert und authentisch, Niklas Natt och Dag schildert eine düstere und rohe Zeit, der Roman ist stellenweise äußerst brutal und aufgrund der detailreichen Schilderungen nah an der Grenze des Erträglichen.
Ein ungewöhnliches, abgründiges und aufwühlendes Leseerlebnis.

Veröffentlicht am 17.06.2019

Packende Dystopie

Dry
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An einem heißen Junitag fällt in Kalifornien die Wasserversorgung aus, die Bewohner sollen sich gedulden, doch schon bald sind Supermärkte leer gekauft. Als das Problem tagelang bestehen bleibt und selbst ...

An einem heißen Junitag fällt in Kalifornien die Wasserversorgung aus, die Bewohner sollen sich gedulden, doch schon bald sind Supermärkte leer gekauft. Als das Problem tagelang bestehen bleibt und selbst die letzten Eisvorräte aufgebraucht sind, beginnt ein dramatischer Kampf ums Überleben...

Dry ist eine packende Dystopie mit erschreckend realistischem Szenario. Die Situation ist beklemmend, die anfängliche Verunsicherung und Anspannung der Bewohner, die zunehmend blanker Panik weicht, sind deutlich spürbar und authentisch. Die Menschen sind auf der verzweifelten Suche nach Wasser, müssen ums Überleben kämpfen, dabei bleibt die Menschlichkeit auf der Strecke. Mittendrin vier ganz unterschiedliche Teenager, die sich in der Not zusammentun. Alyssa ist das nette Mädchen von nebenan, Kelton der seltsame Nachbarsjunge. Jacqui ist eine Rebellin, die schon länger auf der Straße lebt, Henry ein Überlebenskünstler, der stets auf seinen eigenen Vorteil bedacht ist. Sie alle müssen lernen, mit der lebensbedrohlichen Situation umzugehen. Dry zeigt eindrucksvoll, wie unterschiedlich Menschen in Extremsituation reagieren und wie zermürbend Durst ist, da wird einem wieder bewusst, was für ein kostbares Gut Wasser ist.

Eine spannende Dystopie, erschütternd und realitätsnah, die nachdenklich stimmt und aufgrund des beängstigenden Szenarios noch lange nachwirkt.

Veröffentlicht am 17.06.2019

Spannender Genre-Mix

Witchmark. World Fantasy Award für den besten Fantasy-Roman des Jahres 2019
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Miles Singer ist Arzt und behandelt Soldaten, völlig verändert aus dem Krieg zurückgekehrt sind. Dabei setzt er heimlich seine magischen Fähigkeiten ein, kämen sie ans Licht, würde er in einem Asylum eingesperrt. ...

Miles Singer ist Arzt und behandelt Soldaten, völlig verändert aus dem Krieg zurückgekehrt sind. Dabei setzt er heimlich seine magischen Fähigkeiten ein, kämen sie ans Licht, würde er in einem Asylum eingesperrt. Als Miles zu einem Sterbenden gerufen wird, der offenbar vergiftet wurde, stellt er mit Erschrecken fest, dass dieser die Aura einer Hexe hat. Zusammen mit einem Amaranthine versucht er den Mordfall aufzuklären....

Witchmark ist eine spannende Mischung aus Fantasy und Kriminalroman, Die Welt von Aeland ist stellenweise nicht einfach zu durchschauen, doch dies trägt zur geheimnisvollen Atmosphäre der Geschichte bei. Der Roman lebt von Gegensätzen wie Macht und Ohnmacht, Licht und Schatten und den daraus resultierenden Konflikten sowie interessanten Figuren. Miles ist ein sympathischer und intelligenter Charakter, der sich aufopferungsvoll um seine Patienten kümmert, sich von seiner mächtigen Familie distanziert hat und versucht ein weitgehend unauffälliges Leben zu führen. Seine Schwester Grace ist eine stärke Persönlichkeit, zielstrebig, undurchsichtig, aber ihrem Bruder trotz aller Differenzen zugetan. Der Amaranthine Tristan bring mit seiner charmanten Art und geheimnisvollen Aura eine gewisse Leichtigkeit in das Beziehungsgeflecht.

Alles in allem eine originelle Geschichte gepaart mit Magie und Romantik, die sich manchmal in der Komplexität verliert. Nichtsdestotrotz ist Witchmark eine fantasievolle, magische und spannende Spurensuche und ein lesenswerter Genre-Mix.