Verstörend und mutig
Die VegetarierinDer Klappentext verspricht ein verstörend hypnotisierendes Buch und genau das ist es, was man bekommt. Han Kang erzählt die Geschichte einer Frau, die nach und nach aus dem Patriarchat ausbricht und allen ...
Der Klappentext verspricht ein verstörend hypnotisierendes Buch und genau das ist es, was man bekommt. Han Kang erzählt die Geschichte einer Frau, die nach und nach aus dem Patriarchat ausbricht und allen Meinungen zum Trotz zur Pflanze werden will.
Dabei kommt die Protagonistin Yong-Hye selbst gar nicht zu Wort, wir lernen sie einzig durch die Perspektiven ihrer Familienmitglieder kennen. Dieses Stilmittel finde ich interessant und gut gewählt in Bezug auf die behandelten Themen Selbst- und Fremdbestimmung.
Viel verstörender als ihre Metamorphose waren aber die kaum zu ertragenden frauenfeindlichen Gedanken und Handlungen, die Bevormundung, ja fast Entmenschlichung, Yong-Hyes durch andere, ich habe beim Lesen die ganze Zeit gehofft, dass sich in Südkorea seit dem Erscheinen 2007 etwas getan hat. Dahingehend ist “Die Vegetarierin” definitiv ein Augen öffnendes, kontroverses und wichtiges Werk.
Dennoch tue ich mich schwer mit der Bewertung dieses Buches. Mir persönlich gibt es zu viele unbeantwortete Fragen, zu viel Deutungsspielraum, der ganze Metamorphosenteil war mir zu absurd. Aus dem Ende wurde ich nicht richtig schlau.
Der schlichte, aufs Wesentliche reduzierte Schreibstil hat mir aber sehr gut gefallen und seine Wirkung erzielt: mich in seinen Bann gezogen. ⭐️3/5⭐️
*Übersetzt von Ki-Hyang Lee