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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.09.2024

Ein Mutmachbuch

Das magische Funkeln
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Das kleine Bärenjunge ist ängstlich, traut sich vieles nicht zu. Dann bekommt es eine magische Feuervogelfeder geschenkt und mit ihr als Sicherheit schöpft er Mut. Bis die Feder auf einmal verschwindet ...

Das kleine Bärenjunge ist ängstlich, traut sich vieles nicht zu. Dann bekommt es eine magische Feuervogelfeder geschenkt und mit ihr als Sicherheit schöpft er Mut. Bis die Feder auf einmal verschwindet ...

"Das magische Funkeln" ist ein Mutmachbuch für Kinder ab 4 Jahren. Ich würde es tatsächlich auch schon für Dreijährige empfehlen. Die Texte sind kurz und verständlich gehalten, sodass auch schon kleinere Kinder der Geschichte gut folgen können.
Außerdem sprechen die wunderschönen Illustrationen für sich, allein durch das Betrachten dieser begreift man die Handlung.
Das gesamte Buch macht einen hochwertigen Eindruck, die Seiten sind etwas dicker und stabiler, das Cover hat sogar eine Goldprägung.

Einen Stern ziehe ich ab, da ich die Auflösung nicht gut vermittelt finde. Für Kinde wäre es verständlicher, wenn der kleine Bär selbst gemerkt hätte, dass er die Feder nicht mehr braucht und sie nicht einfach - wie im Buch - verschwindet.

Dennoch ist es allein schon wegen der wirklich besonderen Illustrationen ein kleiner Schatz im Bücherregal, meine Tochter mag es sehr. ⭐️4/5⭐️

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Veröffentlicht am 06.09.2024

Moralische Abgründe

Trophäe
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Das Spitzmaulnashorn fehlt noch in Hunters Trophäensammlung, dann hat er die “Big Five” voll. Also ersteigert er die Lizenz und reist nach Afrika. Nachdem Wilderer ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht ...

Das Spitzmaulnashorn fehlt noch in Hunters Trophäensammlung, dann hat er die “Big Five” voll. Also ersteigert er die Lizenz und reist nach Afrika. Nachdem Wilderer ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht haben, beobachtet Hunter wütend ein indigenes Volk. Und dann erzählt sein Jagdleiter ihm, dass es da eine noch exklusivere Lizenz gibt. Ob er schon einmal von den “Big Six” gehört hat?

“Trophäe” ist ein ganz außergewöhnlicher Roman, der einen tief in seinen Bann zieht. Zunächst lernen wir den Protagonisten kennen: Hunter White, weiß, reich, männlich, der Prototyp eines Großwildjägers. Auf den ersten Blick unsympathisch, schafft es die Autorin Gaea Schoeters doch, ihn in all seinen menschlichen Facetten darzustellen und so sympathisiert man immer mehr mit ihm.
Hunters Gedanken sind es auch, die die “Pro”-Argumente für die Großwildjagd in Afrika liefern, die auf den ersten Blick auch ganz nachvollziehbar wirken.
Und dann kommt der Cut, der große moralische Konflikt: Hunter bekommt das Angebot, gegen Bezahlung Jagd auf den Anhänger eines indigenen Volkes zu machen.
Hier fängt man gemeinsam mit dem Protagonisten zu zweifeln an: Denn wenn die Trophäenjagd auf Tiere Naturschutz bedeutet, bedeutet die Menschenjagd dann nicht Entwicklungshilfe? Wo zieht man die Grenze? Warum ist das eine legitim und das andere absolut absurd und unvorstellbar?

Großartig erzählt, begleiten wir Hunter auf seiner Reise. Mit einer enorm bildgewaltigen Sprache werden wir auf diesen fremden Kontinent entführt, lernen so viel - nicht nur über die Jagd, sondern über die Politik des Landes, über die Flora und Fauna, über die bemerkenswerten Naturvölker. Man merkt, wie unglaublich viel Recherchearbeit Schroeters in ihren Roman gesteckt hat und kann so viel aus diesem mitnehmen.
Gleichzeitig schafft sie es, einen von Seite eins an in einen Sog zu ziehen, aus dem man erst nach Beenden des Buches entkommt.

“Trophäe” ist ein kluger Roman, welcher zum Nachdenken anregt und einem so vieles lehrt. Ich werde wohl ihn wohl noch lange im Gedächtnis behalten und gerne weiterempfehlen. ⭐️5/5⭐️

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Veröffentlicht am 02.09.2024

Warmherzig

Leonard und Paul
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Leonard und Paul sind gute Freunde. Sie leben beide mit Mitte 30 noch in ihrem Elternhaus, treffen sich zu Brettspielabenden und führen ein ruhiges Leben in geordneten Bahnen.
Bis beiden etwas Unerwartetes ...

Leonard und Paul sind gute Freunde. Sie leben beide mit Mitte 30 noch in ihrem Elternhaus, treffen sich zu Brettspielabenden und führen ein ruhiges Leben in geordneten Bahnen.
Bis beiden etwas Unerwartetes widerfährt und sie sich zwangsläufig den Veränderungen anpassen müssen.

“Leonard und Paul” ist ein Buch, welches jene in den Mittelpunkt rückt, die sonst kaum Beachtung finden: zwei ruhige, introvertierte Männer, die mit wenig zufrieden sind.
Es ist nicht reißerisch, spannend oder laut erzählt, sondern im Gegenteil: ganz unaufgeregt beschränkt es sich auf alltägliche Situationen und es ist schön, die kleinen Entwicklungen der beiden zu verfolgen.
Dabei wachsen einem die beiden Protagonisten, aber auch Pauls liebevolle Familie, Kapitel für Kapitel mehr ans Herz.
Die Geschichte ist so warmherzig, geistreich und humorvoll erzählt, dass das Buch ein wahrer Wohlfühlroman ist. Auch wenn es kein Highlight für mich war, habe ich es sehr gerne gelesen und empfehle es allen ruhigeren Personen da draußen, die auch gerne mal aus der Norm fallen und keinen Nervenkitzel in ihrem Leben brauchen. ⭐️4/5⭐️

*Aus dem irischen Englisch übersetzt von Andrea O'Brien

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Veröffentlicht am 29.08.2024

Faszinierend

Das Evangelium der Aale
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Wenn mir einmal jemand prophezeit hätte, dass ich ein 250 Seiten langes Sachbuch über Aale lesen würde, hätte ich demjenigen wohl nicht geglaubt. Aber mit seiner ruhigen und poetischen Erzählart schafft ...

Wenn mir einmal jemand prophezeit hätte, dass ich ein 250 Seiten langes Sachbuch über Aale lesen würde, hätte ich demjenigen wohl nicht geglaubt. Aber mit seiner ruhigen und poetischen Erzählart schafft Svensson Atmosphäre und Spannung, sodass es sich wie ein Roman liest.
Die berührenden Erinnerungen an seinen Vater, die immer wieder zwischengeschoben werden, passen wunderbar zu der beinahe mythischen Anziehungskraft, welche dieses einzigartige Tier auslöst.
Der Autor erzählt, auf welche Weise Wissenschaftler*innen seit Jahrhunderten versuchen, den Aal zu erforschen - angefangen bei Aristoteles bis hin zur Moderne. Und ehrlicherweise wusste ich nicht, was für ein faszinierendes Tier er ist und wie wenig bis heute über ihn bekannt ist.
Ich bin Svensson gerne auf seiner Reise in die Vergangenheit und die Weltmeere gefolgt und habe viel aus seinem Buch mitgenommen. ⭐️4/5⭐️

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Veröffentlicht am 28.08.2024

Spannende erste, schwache zweite Hälfte

Sing, wilder Vogel, sing
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Irland, im Jahr 1849: Die Hungersnot hat die Bevölkerung fest im Griff. Als beinahe ihr ganzes Dorf zugrunde geht, gelingt der jungen Honora die Flucht nach Amerika.
Doch auch hier ist sie weit entfernt ...

Irland, im Jahr 1849: Die Hungersnot hat die Bevölkerung fest im Griff. Als beinahe ihr ganzes Dorf zugrunde geht, gelingt der jungen Honora die Flucht nach Amerika.
Doch auch hier ist sie weit entfernt vom Glücklichsein. Sie kämpft sich von einer Misere in die nächste, gibt nicht auf, um sich ihren großen Traum zu erfüllen: Freiheit.

Jacqueline O'Mahony behandelt in ihrem Roman “Sing, wilder Vogel, sing” ein bedeutendes Kapitel der irischen Geschichte: die große Hungersnot im 19. Jahrhundert. Interessant ist dabei die Wahl der Protagonistin. Es geht um eine junge Frau, die schon immer anders war, der von Geburt an eingeredet wurde, sie stünde unter einem Fluch und die sich nie verstanden gefühlt hat.
Leider finde ich sie etwas überzeichnet: sie kann alles, weiß alles, überlebt alles, sodass sie irgendwann einfach nicht mehr glaubhaft ist. Ein paar Schwächen hätten ihrer Authentizität meiner Meinung nach ganz gutgetan.
Der Irland-Teil des Buches ist intensiv, dramatisch und fesselnd. Man fühlt mit den Charakteren mit und kann deren Verzweiflung geradezu greifen.
Dann folgt die Flucht und der Amerika-Teil und die Atmosphäre ist verschwunden. Hier wird alles nur noch sehr oberflächlich behandelt, man fühlt als Leserin nicht mehr mit und man hat den Verdacht, die Autorin wolle zu viele Themen in zu wenig Seiten quetschen.
Der Schreibstil O'Mahonys ist angenehm poetisch, die Ausdrucksweise sehr gewählt und metaphorisch. Leider doppeln sich einige Formulierungen.

Insgesamt ist es ein Roman mit einem interessanten Thema und einer besonderen Protagonistin, der mich allerdings nicht überzeugen konnte. Nach dem mitreißenden Anfang dachte ich, dies könnte ein Fünf-Sterne-Buch werden, so sind es leider nur ⭐️3/5⭐️.

aus dem irischen Englisch von pociao und Roberto de Hollanda

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