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Veröffentlicht am 16.05.2024

Eine unerwartete Reise nach Schweden

The Happiness Blueprint
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Kurzmeinung: Für mich KEIN hyggeliger Wohlfühlroman, doch als kleine Lovestory mit ernsten Themen durchaus interessant

Rezension:
Der Seufzer mit dem ich dieses Buch schließe ist lang und tief.
„Clever, ...

Kurzmeinung: Für mich KEIN hyggeliger Wohlfühlroman, doch als kleine Lovestory mit ernsten Themen durchaus interessant

Rezension:
Der Seufzer mit dem ich dieses Buch schließe ist lang und tief.
„Clever, witzig und skandinavisch-hyggelig: ein Roman mit Herz, Charme und Frauenpower!“ So wurde das Buch beschrieben und so ließ ich mich auf eine Geschichte ein, deren Klappentext mich gleich für sich einnahm und deren Cover mit seinen sanften, harmonischen Farben und der wunderbar bildgebenden Schriftart, so heimelig wirkt.

Doch leider musste ich bereits auf den ersten Seiten feststellen, dass die versprochene Atmosphäre auf sich warten ließ. Die Geschichte wird abwechselnd aus der Sicht von Klara und Alex erzählt und statt skandinavisch-hyggeliger Gemütlichkeit erwarteten mich Minderwertigkeitskomplexe, Familienstreitigkeiten und Depressionen. Damit musste ich erst einmal zurecht kommen und ich brauchte lange, um in die Geschichte hinein zu finden. Vielleicht ganz gut, dass auch die Geschichte ihre Zeit braucht, um in Schwung zu kommen. Nämlich ungefähr bis zur Hälfte des Buches, erst hier treffen Klara und Alex aufeinander ~

So lernte ich auf gemächliche Weise die Charaktere kennen.
Klara, eine kluge, junge Frau, neurodivergent und Diabetikerin hat ihre Schwierigkeiten damit sich in der Welt zurecht zu finden und sie scheint erst jetzt, in jener Zeit, in der wir Leser ihr Leben begleiten, so richtig dazu zu lernen. In ihrer Vergangenheit liegen tiefe Schwierigkeiten mit ihrer Familie, die es aufzuarbeiten gilt und sie macht es sich schwer, denn sie spricht nicht wirklich an, was ihr Problem ist. Lediglich wir Leser bekommen einen ausschweifenden Eindruck darüber was sie alles zu bemängeln hat, auch an sich selbst. Und während sie von anderen, insbesondere von den Mitarbeitern in der Firma ihres Vaters, Respekt ihr gegenüber als Frau einfordert, hält sie sich selbst keineswegs mit klischeehaften Denkweisen und bitteren Vorurteilen zurück. Nun…

Und dann wäre da noch Alex, der durchaus das Potential hat ein kleiner Bookboyfriend zu sein, wäre er nicht so tief in seinen Depressionen gefangen. Erst als er Klara kennen lernt, scheint sein Seelenschiffchen seinen Anker gefunden zu haben und er zeigt sich von einer ausgesprochen charmanten, humorvollen und liebevollen Seite – ausgenommen einige kleine Ausrutscher, die der Geschichte ein wenig Lebhaftigkeit verschaffen sollten -.

Auffallend ist der Schreibstil, der eigens auf die Charaktere zugeschnitten ist und obschon er ein wenig Eingewöhnung bedurfte (waren doch insbesondere bei Alex die Sätze sehr knapp und scheinbar unvollständig gehalten, da er seinen depressiven Zustand spiegelte), empfand ich ihn als gute Idee der Autorin, denn er schenkte den Charakteren noch einmal mehr Lebendigkeit. Ab Hälfte des Buches und mit der Entwicklung der Charaktere (Alex mehr als Klara) geriet der Schreibstil dann auch zunehmend lockerer und angenehmer zu lesen.

Und auch, wenn ich mich mit dem Buch ausgesprochen schwer getan habe, mich sogar ein wenig betuppt fühlte, möchte ich erwähnen, dass es durchaus einen Mehrwert hat, wenn man ein wenig Eigeninitiative als Leser aufweist.
Denn neben all dem Drama, welches vielleicht ein wenig zu viel des Guten war und hier und da konstruiert wirkte, waren gerade die schweren Themen wie Minderwertigkeitskomplexe, Depressionen, Autismus und Neurodivergenz – mehr oder weniger stark ausgearbeitet – durchaus interessant. Nicht nur Klara scheint ein kleiner Sonderling zu sein; in dieser Geschichte trägt jeder sein Päckchen, seine kleine oder auch große Eigenart, seine Seltsamheit … und nicht alles davon ist wirklich verständlich oder nachvollziehbar. Es regt jedoch zum Nachdenken an, auch über sich selbst.

Und ich fand die Aufmachung des Buches an sich sehr gelungen. Nicht nur das Cover ist ein echter Hingucker und lädt dazu ein kleine Details zu finden, die sich in der Geschichte widerspiegeln, auch lohnt es sich das Buch beim Aufschlagen einmal näher zu betrachten. Hier möchte ich jedoch nicht zu viel vorweg nehmen ~

So kann ich abschließend sagen, dass die Geschichte zwar nicht das war, was ich aufgrund der gegebenen Informationen wie beispielsweise dem Klappentext erwartet und mir auch erhofft hatte und immer wieder wirkte sie für mich wie eine zusammenhanglose Ansammlung von Ereignissen, eine Geschichte, der der so genannte rote Faden fehlte, jeder Menge Drama und ein kleines bisschen Lovestory, aber man kann ihr vielleicht eben aus diesen Gründen eine gewisse Wirklichkeit und Echtheit nachsagen und nicht zuletzt das Aufmerksam machen auf Themen, die in unserem Alltag vielleicht untergehen, führte für mich dazu, doch noch gut gemeinte 3 Sterne zu geben.

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