Drei starke Frauen, ihre Schicksalsfäden und die Wirrungen und Wendungen einer großartigen Geschichte über Träume, Mut und Selbstverwirklichung
SturmlichterKurzmeinung: Eine Geschichte, die zum Mitfühlen und Nachdenken anregt
Rezension:
Schon das Cover war für mich eine wundervolle Einstimmung in die Geschichte.
Sanfte Farben, zarte Verzierungen und drei ...
Kurzmeinung: Eine Geschichte, die zum Mitfühlen und Nachdenken anregt
Rezension:
Schon das Cover war für mich eine wundervolle Einstimmung in die Geschichte.
Sanfte Farben, zarte Verzierungen und drei Frauen, die sich mutig, sehnsüchtig und mit einem Lächeln hervor tun. Nachdem ich den Klappentext gelesen hatte, war es das Cover, welches mich zum Nachdenken anregte. Ich erinnere mich noch gut an die Werbung, in der es hieß, eine Frau habe nur zwei Lebensfragen. „Was soll ich anziehen?“ und „Was soll ich kochen?“.
Es ist für einen Freigeist wie mich schwerlich zu verstehen wie die Männer der vergangenen Zeit die Frauen nur so hatten unterschätzen können und wie sie es bis heute dann und wann noch immer tun.
So also begann ich zu lesen und ich stolperte schon in den ersten Seiten über eine Grundidee, die mich entzückte. Ich möchte hier keineswegs spoilern, darum kann ich es nicht recht benennen, es ist jedoch so, dass die Schicksalsfäden der drei Frauenfiguren durch kraftvolle Worte und große Träume miteinander verwoben sind.
Eigentlich wollte ich mir beim Lesen ein wenig Zeit nehmen, um die Zeilen gebührend auf mich wirken zu lassen, doch ich spürte schon nach den ersten Seiten, wie ich immer schneller wurde. Wir begleiten Torie, Clarissa und Mia, aber auch manchem Wegbegleiter der Frauen, in wechselnden Sichtweisen und ich wurde schon bald von der Faszination und Spannung rund um ihren Werdegang gepackt, wollte mehr erfahren, tiefer in die Geschichten eintauchen und das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen.
Ich möchte erwähnen, dass mir die Charaktere allesamt sehr gut gefallen haben.
Wir begleiten vor allem Tori auf ihrem steinigen Weg durch das Leben, dürfen miterleben wie ihr Traum, eine Mechanikerin zu werden, geboren wurde und mehr und mehr Gestalt annahm. Hier fand ich es vor allem wundervoll gelungen, dass es ausgerechnet ein Mann war, der ihr Mut machte und ihre Gedanken auf den richtigen Weg brachte. Dieses besondere Zusammenspiel wärmte mein Herz und zeigte die wahre Kraft des ebenbürtigen Miteinanders. Zuletzt hätte ich mir gewünscht, dass sie in ihrem Sein ein wenig mehr Entwicklung erfährt. Sie ist jung und in einer Zeit und Welt, die von den Mannsbildern dominiert wird, ist es sicherlich zuträglich ein dickes Fell und eine spitze Zunge zu tragen, doch wünschte ich mir für sie, dass sie das richtige Maß für beides noch entwickelte.
Clarissa ist da schon eine ganz andere Seele und ich habe es sehr genossen mehr über sie zu lesen. Ihr Wesen berührte mich tief. Sie wirkte so tapfer und gleichsam so sanft, von dem tiefen Wunsch durchdrungen endlich die Flügel ausbreiten zu dürfen, um ihren Ketten und goldenen Käfigen zu entfliehen und frei zu sein jenes Leben zu führen, welches ihr Herz ersehnt.
Und Mia. Wenn ich wählen müsste, welcher der zauberhaften Charaktere mir der liebste sei, würde ich sie benennen. Ich mag ihre Art so unglaublich gern, ihre Dankbarkeit gegenüber ihren Gönnerinnen und den Wandlungen, die ihr Leben erfahren hat, ihren starken und wachen Geist, ihre Sanftheit und beinahe Unerschütterlichkeit...einfach alles.
So folgen wir diesen drei Frauen und ihren Wegbegleitern, erleben mit ihnen die Zeiten des Krieges und nicht selten schlug mein Herz einen traurigen Takt. Durch den wundervollen Schreibstil beflügelt, der manchmal etwas zu sachlich und beschreibend ist, doch für mein Empfinden gelungen Emotionen überträgt, malte mir meine Phantasie die schönsten und wärmsten Bilder, doch den Krieg malte sie mir in besonders dunklen Schatten. Er machte weder vor Männern, noch vor Frauen halt und durchdrang in seiner Zerstörungswut jeden noch so kleinen Winkel der Welt. Nicht einmal Träume vermochten ihm Stand zu halten.
So gingen auch meine eigenen Gedanken auf Wanderschaft und ich komme nicht umhin zwischen den Zeilen über den Krieg und seine Folgen auch mein eigenes Leben zu sehen. Manchmal erscheint es mir schwer, der Weg meines Lebens steinig, doch oh wie dankbar ich auch dafür bin und wie bereit das Beste aus dem zu machen was mir geschenkt wurde.
So trägt das Buch nicht nur seine eigene Geschichte, sondern bietet auch genügend Freiraum, um die Gedanken und Gefühle der Leser:innen einzubringen und mit den Schicksalen der Figuren zu verknüpfen.
Das Ende kam ein wenig plötzlich.
Nachdem das Buch mit seinen über 500 Seiten eine gewisse Länge vorzuweisen hatte und sich an mancher Stelle etwas schleppend las, war ich mehr als gespannt wie sich die verworrenen Schicksalsfäden der drei Frauen lösen würden und etwas enttäuscht, als sie es dann auf recht hastige Weise taten. Da wir vornehmlich Tori auf ihrem Lebensweg folgten, blieben mir für die beiden anderen Frauen noch die ein oder andere Frage unbeantwortet und ich hätte gern mehr über sie gelesen.
So kann ich abschließend sagen, dass mir der Roman wirklich gut gefallen hat und obschon er hier und da ein paar kleinere Schwächen aufweist, hat er mich doch von sich überzeugen können. Vielleicht – und dies hoffe ich von Herzen – wird es für Clarissa und Mia eine andere Möglichkeit geben ihre Geschichten zu erzählen. Ich bin bereit.