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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.04.2017

Ein Kochbuch voller Lieblingsrezepte

Mia liebt Pasta
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Dieses Buch, diese Köchin hat mir der Himmel geschickt, absolut sicher. Ich war schon immer ein Fan von Nudeln und am liebsten gehe ich zum Italiener zum Essen. Das wird in Zukunft allerdings weniger vorkommen, ...

Dieses Buch, diese Köchin hat mir der Himmel geschickt, absolut sicher. Ich war schon immer ein Fan von Nudeln und am liebsten gehe ich zum Italiener zum Essen. Das wird in Zukunft allerdings weniger vorkommen, weil ich festgestellt habe, dass ich selbst genauso gut kochen kann, Mia sei Dank. Gut, genug gelobhudelt. Was macht dieses Buch so besonders?

Erst einmal ist es rein vegetarisch, aber man vermisst kein Fleisch. Und es ist irre abwechslungsreich. Hier wird gekocht, gefüllt, gebacken, was das Zeug hält, und etwas, das ich nie für möglich gehalten habe: Auch gesüßte Nudeln gehen. Oder gekühlt. Es gibt Pastagrundrezepte und - sehr geil! - Pestorezepte. Pesto mag ich gern, aber das gekaufte ist irgendwie nie so cool wie das beim Italiener. Oder jetzt das eigene.

Ich habe bestimmt inzwischen die Hälfte der Rezepte nachgekocht. Meine absoluten Favoriten sind Pasta mit Tomatenpesto und Kichererbsen (!), Linguine mit Süßkartoffel-Kokos-Creme (gab's jetzt schon dreimal) und Pfannenlasagne (geniale Idee!). Total originell finde ich die Pastatorte und Spaghettimuffins. Die süßen Cannelloni mit Apfel-Zimt-Füllung sind zum Niederknien, haben allerdings so viele Kalorien, dass ihr die Fastenzeit knicken könnt. ;)

Gut finde ich auch die Erklärungen am Anfang, die im Plauderstil und sehr sympathisch gehalten wurden. Ehrlich, hier bleibt mir einfach nichts weiter übrig als die volle Punktzahl zu vergeben. Wer Pasta mag, wird dieses Kochbuch lieben.

Veröffentlicht am 16.04.2017

Austausch der Besten

Lost in Fuseta
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Ein europäisches Austauschprogramm von Kriminalbeamten macht es möglich: ein deutscher Kommissar kommt ins portugiesische Fuseta, das nur knapp vorm Ar... der Welt liegt. Sein Name ist Leander Lost und ...

Ein europäisches Austauschprogramm von Kriminalbeamten macht es möglich: ein deutscher Kommissar kommt ins portugiesische Fuseta, das nur knapp vorm Ar... der Welt liegt. Sein Name ist Leander Lost und er ist seltsam, finden seine neuen Kollegen Carlos und Graciana. Gekleidet wie ein Bestattungsunternehmer, trotz der septemberlichen Wärme, spricht er nach dreiwöchigem Sprachkurs fließend Portugiesisch und versteht trotzdem keiner der Witze oder Ironie der anderen. Gleich am ersten Tag macht er sich unbeliebt. Um einen Verbrecher zu stoppen, schießt er Carlos ins Bein. Kein Beginn einer wunderbaren Freundschaft, doch da ist etwas, das die anderen erst später erfahren - Lost ist Asperger mit Inselbegabungen, und er wird noch ein wertvolles Mitglied ihres Teams werden.

Ich habe diesen Krimi von der ersten Seite an genießen können. Mal davon abgesehen, dass hier mal ein wirklich originelles Setting in Portugal mit dem seltsamen Leander Lost aufgebaut wurde, gab es auch einen Schreibstil, der endlich mal wieder nicht in den Augen wehtat und eine Kriminalgeschichte mit Hintergrund, die nicht schon von hier bis Sibirien ausgelutscht und langweilig ist. Geradezu niederknien möchte man für die Protagonisten, die alle interessant und gut ausgearbeitet waren und hallelujah, keiner von ihnen war depressiv und/oder Trinker. Wenn es überhaupt einen Kritikpunkt gab (und das ist ein pures Luxusproblem), dann der, dass mir relativ schnell klar war, wer hinter allem steckte, aber das ist Jammern auf hohem Niveau. Ich möchte mehr von diesem coolen Team lesen!

Veröffentlicht am 14.04.2017

I see dead people ...

Der Freund der Toten
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Ich würde gern sagen, dass dies das außergewöhnlichste Buch ist, das ich zumindest in letzter Zeit gelesen habe. Und auf gewisse Weise stimmt das auch, denn allein die Sprache ist wahnsinnig poetisch auf ...

Ich würde gern sagen, dass dies das außergewöhnlichste Buch ist, das ich zumindest in letzter Zeit gelesen habe. Und auf gewisse Weise stimmt das auch, denn allein die Sprache ist wahnsinnig poetisch auf eine Art, die nicht aufgesetzt wirkt. Warum dann trotzdem nicht volle Punktzahl? Ich versuche mal, die Sache zu beleuchten.

1976. In Mulderrig, Irland, ticken die Uhren noch ein wenig anders als im Rest vom UK. Fremde sind dort nicht willkommen, und doch taucht eines Tages ein solcher auf: Mahoney, ein junger Mann in abgerissenen Klamotten, der Dubliner Großstadtjunge mit jeder Faser schreit. Trotz seines unrasierten, ungewaschenen Äußeren wirkt er anziehend auf die Leute, er, mit seinen dunklen Augen, die vielen der Leute bekannt vorkommen, mit seinem schnellen Lächeln, seiner ganzen Art. Er sagt, er will mal raus aus der Großstadt, doch in Wirklichkeit sucht er etwas: die Wahrheit über seine Mutter, denn Mahoney ist im Waisenhaus aufgewachsen. Und so wirbelt er die kleinstädtische Idylle auf, macht sich gute Freunde und erbitterte Feinde und die Damenwelt liegt ihm zu Füßen. Doch es gibt auch einen Mörder, der viele Jahre lang seine Ruhe hatte, und der nicht bereit ist, seine idyllische Ruhe stören zu lassen. Was die meisten nicht wissen: Mahoney kann die Toten sehen, und die Toten sind auf seiner Seite.

Ist es ein Krimi? Nein, auch wenn kriminelle und ermittlungstechnische Elemente enthalten sind.
Ist es der große irische Roman? Bestimmt auch nicht, trotz der außergewöhnlichen Sprache und Poesie, mit welcher die Autorin ihre Worte und Geschichte webt.
Dieses Buch lässt sich in keine Schublade stecken, was gut ist. Ich war nahezu durchweg gefesselt, obwohl die Spannung mäßig ist - dieser Roman hat Spannung in dem Sinne nicht nötig, ich hatte sogar das Gefühl, dass er mich und meine Art (in der Regel sehr schnell) zu lesen entschleunigt. Er vermittelt trotz grausamer Momente eine Art Ruhe und oft auch Schmunzeln. Der einzige Grund, warum es dann doch Abzüge gab in der Bewertung war mein Unverständnis dafür, dass jede Frau einem abgerissenen, ungewaschenen (!) Hippie so hinreißend fand, dass sie ihre Röcke für ihn lüften wollen, das ging mir nach einer Weile auf die Nerven. Auch die plötzliche Liebe, die gleich mehrere Damen für ihn empfanden, war trotz meiner Sympathie für Mahoney nicht nachvollziehbar. Wen solche Sachen nicht stören, wird einen wirklich außergewöhnlichen Roman mit sympathischen und unsympathischen Protagonisten, einer ungewöhnlichen Handlung und faszinierenden Sprache vorfinden.

Veröffentlicht am 10.04.2017

Langeweile in Ostfriesland

Blindgänger
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Die Ermittler des Morddezernats Aurich in Ostfriesland langweilen sich. Es gibt keine Morde. Also drehen sie Däumchen und sind so träge geworden, dass sie nicht einmal in einem Vermisstenfall ermitteln ...

Die Ermittler des Morddezernats Aurich in Ostfriesland langweilen sich. Es gibt keine Morde. Also drehen sie Däumchen und sind so träge geworden, dass sie nicht einmal in einem Vermisstenfall ermitteln wollen. Ein pensionierter Malermeister ist verschwunden, und obwohl sein Auto leer in einem Forst gefunden wird mitsamt seinem toten, erschlagenen Hund auf der Motorhaube, sehen die Hauptpersonen Lisa und Jan keinen großen Grund zur Besorgnis. Das ändert sich, als ein abgelegener Hof gefunden wird mit einem halben Dutzend Leichen, eine davon der grausam zugerichtete Vermisste.

Es ist Winter in Ostfriesland und so winterlich eingefroren war und blieb die Geschichte. Die Hauptpersonen wissen nicht, was sie tun sollen, am liebsten "ermitteln" sie von zu Hause aus am warmen Kamin mit ein oder auch zwei Weinflaschen. Von dem Profiler Jan habe ich eigentlich nicht viel mehr behalten, als dass er ein eigenbrötlerischer Misanthrop ist, der Fälle durch Erleuchtung oder Eingebung löst - Profile erstellen sehen habe ich ihn nicht. Seine Kollegin ist blasser als ein vierhundert Jahre alter Hausgeist, jeder Windstoß fegt sie aus dem Gedächtnis, selbst nachdem sie gerade eine Szene hatte. Die Leute benehmen sich durchweg seltsam und die Logik der Täter oder der Taten konnte ich bis zum Schluss nicht erschließen. Einen Punkt für die Idee, einen halben für den Anflug von Spannung, der zum Schluss aufkam; weder Ausführung, Lektorat, Schreibstil oder die Protagonisten konnten mich ansonsten überzeugen. 1,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 10.04.2017

Prinzessin, Prinz und Assassine

Der Kuss der Lüge
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Lia hat eigentlich einen ewig langen Namen, wie er zu einer echten Prinzessin gehört, doch obwohl sie die "Erste Tochter" ist, hasst sie es, nur für Tradition und Pflicht zu leben. Als sie dann noch an ...

Lia hat eigentlich einen ewig langen Namen, wie er zu einer echten Prinzessin gehört, doch obwohl sie die "Erste Tochter" ist, hasst sie es, nur für Tradition und Pflicht zu leben. Als sie dann noch an einen unbekannten Prinz verheiratet werden soll, hat sie die Schnauze voll. Sie läuft mit ihrer Dienerin und besten Freundin Pauline fort. Gemeinsam versuchen sie, in einem kleinen, malerischen Fischerstädtchen, ein Leben aufzubauen. Sie arbeiten beide als Schankmagd und fühlen sich dabei sehr wohl. Allerdings geht es um ein bisschen mehr als eine verzogenen oder ungehorsame Tochter, die Politik grätscht in ihre Lebensplanung. Der verschmähte Prinz macht sich auf den Weg, sie zu finden und aus einem fernen Reich wird ein Meuchelmörder geschickt, um Lias Leben zu beenden, denn sie ist nicht nur ein politisches Unterpfand, sondern hat auch Gaben, von denen sie selbst nichts weiß.

Flott zu lesen, dieser 560-Seiten-Wälzer, das ist mal ein Fakt. Die Schreibweise ist sehr flüssig und auch sehr modern, wenn man bedenkt, dass wir uns hier in einer mehr mittelalterlich angehauchten Welt befinden, wobei einige Andeutungen noch etwas zur interessanten Vorgeschichte dieser Königreiche auf etwas ganz anderes schließen lassen. Ich finde es zwar ein bisschen unvernünftig von Lia, so lange gewartet zu haben, bis sie ein fettes Tattoo am Rücken hat, an dem sie jeder erkennen konnte, aber andererseits hätten es ihre Verfolger natürlich noch schwerer gehabt, sie zu finden, also war es für den Fortlauf der Geschichte schon ok. In der Mitte bekam die Sache einen ganz schönen Hänger, irgendwann war die tolle dörfliche Gemeinde dann doch ein bisschen langweilig und dass sich die Story wieder ziemlich an dem bekannten Muster des Triangels zu bewegen schien. Beide Männer sind selbstverständlich mega schön und können alles. Doch der Schluss war dafür wieder sehr spannend und sogar dramatisch und hat viel herausgeholt und neugierig gemacht. 3,5/5 Punkten.