Profilbild von Archer

Archer

Lesejury Star
offline

Archer ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Archer über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.03.2017

Asthmatische Purge

AchtNacht
0

Fitzek sagt selbst, dass er sich von The Purge, mehreren bekannten US-Filmen (sehr empfehlenswert!), hat beeinflussen lassen. Das ist überhaupt kein Problem, wenn er es gut umsetzt, aber genau daran scheiterte ...

Fitzek sagt selbst, dass er sich von The Purge, mehreren bekannten US-Filmen (sehr empfehlenswert!), hat beeinflussen lassen. Das ist überhaupt kein Problem, wenn er es gut umsetzt, aber genau daran scheiterte das Buch.

Es beginnt mit dem Loser Ben, der eigentlich recht unloserhaft versucht, einer jungen Frau zu helfen, die scheinbar überfallen wird. Doch er ist nicht up to date, denn die Frau hat sich für Geld misshandeln lassen. Doch damit nicht genug. Ben ist offensichtlich so ahnungslos, dass ihm völlig entgeht, dass das ganze Netz und selbst große Radio- und Fernsehsender über etwas sprechen, das sich AchtNacht nennt: eine Todeslotterie, bei der man einen Namen nennen kann, und bei der am 8. August um 8 Uhr 8 ein Opfer gezogen wird. Angeblich ist dieses Opfer für 24 Stunden lang vogelfrei und darf von jedem getötet werden, straffrei und mit einer Belohnung von 10 Millionen Euro. Eher zufällig bekommt Ben mit, dass er eines der beiden Opfer ist und muss sich auf eine Flucht quer durch Berlin begeben. Doch das ist nicht einfach, denn gewisse Leute halten seine im Koma liegende Tochter als Geisel und verlangen von ihm bald unlösbare Aufgaben.

AchtNacht ist seit langem das erste Buch von Fitzek, das mich wirklich interessiert hat. Als The-Purge-Fan habe ich natürlich Großartiges erwartet, auf Deutschland umgesetzt. Und allein die Idee und die Psychologie dahinter ist sehr interessant, zumal Fitzek auch flüssig schreibt. Aber wenn ich über das erste Drittel eine langweilige Familiengeschichte ertragen muss, wo über Bens Loserqualitäten geschwafelt wird, kann mich das nicht fesseln. Dass er Cameos eigener Figuren einbaut, ist eine nette Idee, aber weder für die Spannung noch überhaupt für die Story relevant. Das Ende empfinde ich als dermaßen unlogisch - zumal sämtliche Beteiligten eh halbtot zu Dingen fähig sind, obwohl sie eigentlich ohnmächtig irgendwo in der Gegend rumliegen müssten - dass es mir die ganze Geschichte fast gänzlich verleidet hat. Ein Punkt für Idee und Psychologie, ein Punkt für den Schreibstil, mehr ist nicht drin.


Veröffentlicht am 22.03.2017

Beneckes Plauderstündchen

Mordmethoden
0

Diese Rezension bezieht sich auf das Hörbuch.

Mark Benecke ist Kriminalbiologe und als solcher wahrscheinlich einer der berühmtesten oder zumindest der Öffentlichkeit bekanntesten. Nun hatte ich natürlich ...

Diese Rezension bezieht sich auf das Hörbuch.

Mark Benecke ist Kriminalbiologe und als solcher wahrscheinlich einer der berühmtesten oder zumindest der Öffentlichkeit bekanntesten. Nun hatte ich natürlich auch erwartet, dass er sich in dem (Hör)Buch zum größten Teil mit seinem Fachgebiet beschäftigt, der Wissenschaft der Krabbeltiere beim Untersuchen von Morden und anderen Verbrechen. Das gerät jedoch in den Hintergrund; wen das nicht stört und wer sich trotzdem gern vom Autor selbst unterhalten lässt, ist hier richtig.

Benecke berichtet über einerseits sehr bekannte Fälle wie die Entführung des Lindbergh-Babys oder auch den Mordfall O. J. Simpson. Was mich bei diesen mir relativ bekannten Fällen wirklich bei der Stange hielt (genauso auch bei "Papa" Denke, einem der schlimmsten deutschen Serienmörder), war die Art, wie Benecke diese Sachen angeht. Erst umreißt er kurz die anscheinend allen bekannten Fakten, doch nachdem er seinen Leser/Hörer auf den Stand der Medien gebracht hat, fängt er an, die Fälle neu zu beleuchten. Was ich auch wusste, aber gerade hier sehr deutlich vor Augen geführt bekam, war, dass man extrem schnell die Meinungen von Nicht-Juristen beeinflussen kann. Ich würde es jetzt nicht mehr ausschließen, dass der zum Tode verurteilte Entführer des Lindbergh-Babys fälschlich bezichtigt wurde und Lindbergh selbst dahinter steckt. Genauso gut schafft er es immer wieder, Zweifel an herkömmlichen "Wissen" über bekannte Fälle zu schüren. Interessant war auch sein Bericht über die Body Farm, in denen Tote unter natürlichen Verhältnissen, also im Freien, vergraben, ihre Zersetzung beobachtet und dokumentiert wird.

Man könnte jetzt meinen, diese ganzen vorgestellten Fälle hätten wenig mit Mordmethoden und auch nur selten etwas mit Kriminalbiologie zu tun. Doch wenn man über den irreführenden Titel des Buches hinwegsehen kann und wen es auch nicht stört, dass Benecke eine teilweise hektische (doch sehr verständliche) Aussprache hat, wer außerdem Interesse an True Crime hat, der wird hier auf jeden Fall auf seine Kosten kommen.

Veröffentlicht am 20.03.2017

Deutsches Ultimatum

Oscar Wilde & Mycroft Holmes - Folge 08
0

Im Dezember 1895 kommt es zu einem internationalen Eklat: Deutschland bezichtigt England, einen ihrer berühmtesten Forscher entführt zu haben und stellt ein siebentägiges Ultimatum, ihn wieder herauszugeben, ...

Im Dezember 1895 kommt es zu einem internationalen Eklat: Deutschland bezichtigt England, einen ihrer berühmtesten Forscher entführt zu haben und stellt ein siebentägiges Ultimatum, ihn wieder herauszugeben, oder es käme zum Krieg. Es geht um Wilhelm Conrad Röntgen, der soeben seine X-Strahlen dem wissenschaftlichen Publikum vorgestellt hat. Mycroft Holmes ist schnell klar, dass es sich um den Zirkel der Sieben handeln muss, der seine Finger im Spiel hat, und er schickt sein bestes (einziges) Pferd im Stall los, um den Wissenschaftler zu retten und zwei Völker vor einem grauenhaften Krieg zu bewahren. In den Schweizer Bergen kommt es daraufhin zwischen Oscar Wilde (dem betreffenden besten/einzigen Pferd), zweien Begleitern und den Männern des Zirkels zu einem Kampf auf Leben und Tod - und das mitten im tiefsten, kältesten Winter.

Ich denke, die Talfahrt, die diese Serie genommen hat, ist (hoffentlich :/ ) endlich erreicht. Das war mit Abstand die schlechteste Folge, die in den bisher erschienenen acht Folgen möglich war. Es war eine ziemlich lächerlich zusammengestöpselte Geschichte, die vorne und hinten nicht viel Sinn ergab und ich hatte das Gefühl, das zum ersten Mal selbst die Sprecher keinen großen Bock mehr auf diesen Teil hatten. Mycroft Holmes, der ältere Bruder des berühmten Detektivs, wird nur noch als Lachfigur dargestellt, der sich in die Hosen macht, wenn er vom Premierminister aufgesucht wird. Warum? Warum macht ihr diese anfangs so viel versprechende Serie so kaputt? Was hat euch Conan Doyle getan, oder Oscar Wilde, der in dieser Folge so blass wie eine uralte weiße Milkaschokolade wirkte? Das macht echt keinen Spaß mehr - und ich bin nicht sicher, ob ich mir die nächsten Folgen echt noch antun werde.

Veröffentlicht am 20.03.2017

Drachenzähmen leicht gemacht

Drachengasse 13, Band 01
0

Tomrin, Hanissa und Sando sind drei zwölf- und dreizehnjährige Jugendliche, die in Bondingor leben, einer Stadt, in der Menschen, Zwerge, Trolle, Elfen und andere Wesen friedlich zusammenleben. Dieser ...

Tomrin, Hanissa und Sando sind drei zwölf- und dreizehnjährige Jugendliche, die in Bondingor leben, einer Stadt, in der Menschen, Zwerge, Trolle, Elfen und andere Wesen friedlich zusammenleben. Dieser Friede wird seit einigen Nächten arg gestört, denn ein Monster namens Nachtfresser überfällt große Warenhäuser und frisst alles, was es erwischen kann. Tomrin, als Sohn des Stadthauptmanns, will das nicht länger dulden und zusammen mit seinen neuen Freunden macht er sich daran, das Monster zu stellen. Zum Glück für den Hitzkopf, der nicht immer überlegt, bevor er losprescht, ist Hanissa versiert in der Zauberkunst und Sando ein Straßenjunge, der sich überall auskennt.

Es hat mir Spaß gemacht, in diese Geschichte einzutauchen, denn das Gewirr der Straßen, die unterschiedlichen Rassen und hübsche, kleine Gimmicks wie auf Pfeilen reitende Kobolde lassen das Ganze zu einem tollen Abenteuer werden. Wenn man noch nicht allzu viele Fantasygeschichten kennt, ist es wohl auch einzigartig. Was mich anfangs gestört hat, war die sehr kindliche Sprache, die in den ersten paar Kapiteln benutzt wurde, das legte sich zum Glück irgendwann, aber zu dem Zeitpunkt dachte ich noch, dass lieber acht- bis zehnjährige Protagonisten gewählt hätten werden sollen. Bei genauerer Betrachtung gibt es auch sehr viele Gemeinsamkeiten mit ähnlichen, älteren Geschichten. Der Nachtfresser könnte aus How to tame a dragon stammen, der unterrichtende Geist aus Harry Potter, genauso wie Sardor und Klynt auf mich wirkten wie ein muskulöser Lockhart und ein etwas kleinerer Snape. Trotzdem habe ich mich gut unterhalten gefühlt, daher 3,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 19.03.2017

Kunst und Fälscher

Das letzte Bild der Sara de Vos
0

Sara de Vos ist eine holländische Malerin, die 1631 als erste Frau in die holländische Meistergilde aufgenommen wird. 300 Jahre danach ist Marty de Groot, Anwalt und reicher Erbe, im Besitz eines ihrer ...

Sara de Vos ist eine holländische Malerin, die 1631 als erste Frau in die holländische Meistergilde aufgenommen wird. 300 Jahre danach ist Marty de Groot, Anwalt und reicher Erbe, im Besitz eines ihrer Bilder. Erst spät merkt er, dass ausgerechnet dieses Bild irgendwann gegen eine geniale Fälschung ausgetauscht wurde. Und dann ist da noch Ellie Shipley, eine Kunststudentin, die sich darauf spezialisiert hat, Gemälde zu restaurieren; sie ist eine Frau, die auch hervorragend alte Maler nachahmen kann. Über 40 Jahre später kommt alles zusammen - Bilder von Sara de Vos, Marty und auch Ellie, ausgerechnet in Australien bei einer Kunstausstellung. Dabei stellt sich heraus, dass es fast nie um das Bild oder die Fälschung ging, sondern um Gefühle und das Leben.

Dieses Buch wird auf drei Zeitebenen erzählt, mit jeweils dem Fokus auf einem anderen Protagonisten. 1631 geht es um die Geschichte der Sara und der Entstehung ihres Bildes "Am Saum eines Waldes". Sara steht dabei stellvertretend für die wenigen echten historisch belegten Malerinnen, die in die Meistergilde aufgenommen wurden. 1957 wird die Geschichte von Marty erzählt, den ich bis zum Schluss nicht fassen konnte, zu widersprüchlich waren mir die Beschreibungen des Mannes. Und 2000 geht es um Ellie, die rückblickend über ihr Leben und Tun berichtet. Grundsätzlich fand ich dabei interessant, was über Kunst und Fälschung erzählt wurde, ich hatte nur überhaupt keinen Bezug zu den Hauptpersonen. Es war, als würde das ganze Buch aus einer Distanz erzählt werden, als würde ich einen Kinofilm sehen, in den mich meine Mutter widerstrebend geschleift hat, der sich zwar als spannender als erwartet herausstellt, aber nicht eindringlich genug, um wirklich nachzuhallen.