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Veröffentlicht am 01.12.2016

Des Kaisers neue Kleider 2.0

Widerfahrnis
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Was man über des Kaisers neue Kleider wissen muss:

Ein Kunstmärchen von Hans Christian Andersen über einen Kaiser, der sich von zwei Betrügern Kleider nähen lässt, die angeblich nur sehen kann, wer würdig ...

Was man über des Kaisers neue Kleider wissen muss:

Ein Kunstmärchen von Hans Christian Andersen über einen Kaiser, der sich von zwei Betrügern Kleider nähen lässt, die angeblich nur sehen kann, wer würdig und nicht dumm sei. Tatsächlich stolziert der Kaiser nackt durch die Gegend, doch alle rufen begeistert aus, wie toll und mega seine Klamotten sind, bis ein kleines Kind mit dem eigenen nackten Zeigefinger auf den Herrscher zeigt und ruft: Aber er hat doch gar nichts an!

Was man über den Deutschen Buchpreis wissen muss:

Wird vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels vergeben. Partner ist unter anderem die Deutsche Bank Stiftung. Total gemeinnützig. ^^ Der Sieger erhält 25.000 Euro. Dieses Jahr vermutlich sponsored by fügt beliebige Zigarettenmarken ein

Was man über Archer wissen muss:

Nichtraucher, Outdoorsportler, kindliches Gemüt. Nutzt auch ganz gern den nackten Zeigefinger und ruft: Aber da ist doch gar nichts dran! Alles nackt, keine Substanz, keine Aussage!

Was man über dieses Buch (Widerfahrnis) wissen muss:

Nichts.

Veröffentlicht am 12.10.2016

Thanks god, it's over!

DNA
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Auf dem Cover des Buches steht: Yrsa Sigurdadottir ist eine der besten Kriminalschriftstellerinnen der Welt. Wenn das so ist - her mit den schlechten, denn die wissen dann wahrscheinlich, wie man Spannung ...

Auf dem Cover des Buches steht: Yrsa Sigurdadottir ist eine der besten Kriminalschriftstellerinnen der Welt. Wenn das so ist - her mit den schlechten, denn die wissen dann wahrscheinlich, wie man Spannung erzeugt und hält. Dabei fing die Sache ganz gut an.

1978 werden drei Kinder, vier, drei und ein Jahre alt, Geschwister, voneinander getrennt. Die Mitarbeiter in der sozialen Einrichtung tun es nicht gern, halten es aber aufgrund ihrer Familiengeschichte für notwendig.
Jetztzeit: Ein scheinbar vollkommen irrer Mörder geht um. Er bringt seine Opfer in seine Gewalt und tötet sie dann auf grausame Weise mit herkömmlichen Haushaltsgeräten wie einem Staubsauger oder Lockenwickler. Sein erstes Opfer war eine junge Frau und er übersah einen Zeugen. Die siebenjährige Tochter der Frau lag die ganze Zeit unter dem Bett und hat etwas von dem Mord mitbekommen. Es ist jetzt die Aufgabe von Kommissar Huldar und der Kinderhausmitarbeiterin Freya, das Kind zu befragen bzw. den Fall zu lösen.

Ich habe mich mal wieder reinlegen lassen. Die Leseprobe war ganz interessant und die Begeisterung für das neueste Buch von Sigurdadottir, von der ich bis jetzt noch nichts gelesen hatte, so überschäumend, dass ich nicht widerstehen konnte. Dann begann der übermenschliche Kampf. Der Kampf darum, nicht bei jeder Zeile einzuschlafen, die Augen krampfhaft offen zu halten, denn es konnte sich ja unter all dem privaten Gebrabbel irgendwas Relevantes für die Aufklärung verbergen. Und es war so entsetzlich viel Gebrabbel, was man auch noch irgendwie hätte ertragen können, wenn es nur irgendwen in den knapp 500 Seiten gegeben hätte, der irgendwie ein bisschen sympathisch gewesen wäre. Aber da fand sich nichts. Mit Abstrichen vielleicht noch Freya, aber das war's dann auch. Der Amateurfunker, der eine große Rolle spielte, war so nervig, dass ich ihm am liebsten bei jedem Auftauchen eine verpasst hätte, Huldar, der Kommissar einfach ein Arsch, der mit der Frau seines so ziemlich einzigen Freundes geschlafen hat (wobei Freundschaft in diesem Buch ein Konzept war, das irgendwie keiner verstanden hatte, Zweckbeziehungen ist der bessere Ausdruck). Seine Sorge dabei ist nicht, dass er seinen Freund hintergangen hat, sondern dass das rauskommen könnte. Überhaupt ist er triebgesteuert, eine andere Frau, mit der er schläft, belügt er von vorn bis hinten. Er ist ständig übermüdet, obwohl es keine Spuren gibt, die man verfolgen könnte, und ihm ein großes Team zur Verfügung steht, und allgemein ist er dermaßen inkompent, dass es wehtut. Die ganze Geschichte hängt sich immer wieder an denselben Sachen auf: Kind befragen, falsche Schlüsse ziehen, sich vom Mörder auslachen lassen und zusehen, wie dieser einen neuen Mord begeht. An dieser Stelle ende ich meine Bewertung, sonst wird sie genauso lang, langweilig und aufgeblasen wie das Buch.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Eine fatale Kombination aus Langeweile und Ungeduld

Weshalb die Herren Seesterne tragen
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Die Worte des Titels habe ich direkt aus dem Buch geklaut, irgendwo direkt vom Beginn, denn es drückte schon dort so perfekt aus, was ich beim Lesen empfand. Langeweile ob des endlos langweiligem Strom ...

Die Worte des Titels habe ich direkt aus dem Buch geklaut, irgendwo direkt vom Beginn, denn es drückte schon dort so perfekt aus, was ich beim Lesen empfand. Langeweile ob des endlos langweiligem Strom hohler aneinander gereihter Worte, die mal mehr, mal weniger Sinn ergeben, Hauptsache, es ist einzigartig, ist anders geschrieben als andere, weniger literarisch anspruchsvolle Bücher. Oh, ich wünschte, dieses Buch hätte irgendeinen Anspruch an den Leser außer dem, die Augen offen zu halten, sich durchzukämpfen durch eine Geschichte, die keine ist, durch einen Schreibstil, der keiner ist, durch eine suggerierte Bedeutung, die keine ist. Es sei denn, den Leser deprimieren zu wollen, ihm sagen zu wollen, das Leben ist langweilig, ist deprimierend, ist bedeutungslos - lasst die, die ihr das Buch aufschlagt, alle Hoffnungen fahren. Es geht so in die Tiefe. Die Wirtschaftslage ist schlecht, die Umwelt geht vor die Hunde, und die Hunde, die hier Annemarie heißen, sind fett und ausgesetzt worden. Frauen sind einsam und verlassen, Männer machen ihr eigenes Ding, und wer wissen will, warum die Herren Seesterne tragen, muss sich in eine Tankstelle begeben, die keine mehr ist. Es gibt kein Anfang und kein Ende, das Glück ist ein Fragebogen aus Bhutan, das - nur falls sich an dieses Buch jemand verirrt, der nicht aus der Welt der Hochintellektuellen stammt - kein Gas, sondern ein Königreich in Südasien ist. Anführungszeichen werden völlig überbewertet, das ist was für Anfänger oder Containergucker oder all diese Leute, die gute Unterhaltung erwarten, und falls jemand denkt, diese Rezension sei verwirrend, dem empfehle ich aus tiefsten Herzen dieses Buch, diesen Kessel aus Worten, zusammengerührt und geschüttelt und Schluss.

Zusatz: Ich habe schon überlegt, dem Buch sogar zwei Punkte zu geben, denn es hat mich zum Nachdenken angeregt. Erstens: Ich habe keinen Plan, wie meine Urgroßeltern heißen. Zweitens: Ich habe den Deutschen Buchpreis gegoogelt. Es ist ein vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels geschaffener Preis. Einer der Partner davon ist die Deutsche Bank Stiftung. Als ich las, dass die Deutsche Bank Stiftung etwas sei, das ausschließlich gemeinnützige Zwecke verfolge, hat mich das immerhin zum Lachen gebracht.

Veröffentlicht am 15.09.2016

I don't care about truth ...

DIE WAHRHEIT
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Ich hätte auf mein Bauchgefühl hören sollen, das mir nach der alles andere als spannenden oder auch nur interessanten Leseprobe riet, dieses Buch sein zu lassen. Aber wenn so viele, auch von mir geschätzte ...

Ich hätte auf mein Bauchgefühl hören sollen, das mir nach der alles andere als spannenden oder auch nur interessanten Leseprobe riet, dieses Buch sein zu lassen. Aber wenn so viele, auch von mir geschätzte Rezensenten, über den Erstling der Autorin so geschwärmt haben und sich auch auf dieses Buch so freuten, muss es doch gut sein, dachte ich. Vielleicht lullt sie mit einem Hausfrauenromananfang den Leser ein und dann knallt sie ihm einen fiesen, harten, guten Thriller um die Ohren? Doch Irren ist menschlich, heißt es.

Die Handlung: Sarah ist seit sieben Jahren allein, seit ihr Mann Philipp auf einer Geschäftsreise in Südamerika verschwand. Plötzlich heißt es, er käme zurück, sei gefunden worden, war sieben Jahre lang Entführungsopfer. Doch dann, am Flughafen, der Schock: Das ist nicht ihr Mann, sondern ein Fremder. Und der weiß etwas aus ihrer Vergangenheit, das es ihr unmöglich macht, ihn bloßzustellen. Jetzt muss sie einen Weg finden, sich und ihren achtjährigen Sohn vor dem Mann zu schützen, doch der hat alle Fäden in der Hand, kennt scheinbar alle ihre Geheimnisse.

Bei einem Thriller erwarte ich Spannung, überraschende Ereignisse, Verbrechen, die unter die Haut gehen. Keinesfalls rechne ich mit kaum unterbrochenen inneren Monologen der Hauptperson, schon gar nicht, wenn sie so langweilig ist wie Sarah. Es dauert wirklich und wahrhaftig ganze 73 Seiten, bis überhaupt einmal "der Fremde" auftaucht. Davor durfte man sich durch so interessante Sachen wie Haareabschneiden von Sarah durchquälen, oder ihr Erlebnis bei einer Sonnenfinsternis. Als die eigentliche Handlung einsetzt, beginnt ein Strom unlogischer Gedanken und Verhaltensweisen beider Hauptpersonen, sowohl Sarahs als auch "des Fremdens". Sarah beschreibt ihn übrigens permanent als gefährlich - dieses Gefühl konnte ich nie nachvollziehen, wohingegen mir Sarah durchaus einer Überprüfung durch einen Psychologen hätte wert gewesen wäre. Die Lösung der ganzen Geschichte war so extrem an den Haaren herbeigezogen, dass ich es kaum glauben konnte, und das Buch endete, wie es begann: als Frauenroman mit "dramatischem Hintergrund". In diesem Buch hat mich nichts erreichen können. Nicht die Geschichte, die ich als durchweg unglaubwürdig einschätze, und auch nicht der Schreibstil, der zwar flüssig, aber einfach und mit einer Vorliebe für kurze Sätze daherkam. Stilblüten wie "Es machte mich lächeln" (Einen kurzen Moment dachte ich: Hey, Übersetzer, jetzt hast du aber Mist gebaut - bis mir einfiel, dass es eine deutschsprachige Autorin ist, die wahrscheinlich nicht vom Thüringischen ins Hochdeutsche übersetzt werden muss) rundeten das Buch als etwas ab, das ich persönlich als schlecht einschätze.


Veröffentlicht am 15.09.2016

Massenmord, Vergewaltigung, Stockholm Syndrom - so romantisch!

Zorn und Morgenröte
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Es gibt Bücher, die schlecht geschrieben sind. Es gibt Bücher, die einen ärgern. Und es gibt Bücher, die man hasst - weil sie einfach so krank sind. Und es scheinbar keiner merkt oder es absichtlich ignoriert. ...

Es gibt Bücher, die schlecht geschrieben sind. Es gibt Bücher, die einen ärgern. Und es gibt Bücher, die man hasst - weil sie einfach so krank sind. Und es scheinbar keiner merkt oder es absichtlich ignoriert. Dieses Buch ist eines davon. Ich werde es jetzt mal grob zusammenfassen und das Märchenhafte weglassen, vielleicht verstehen dann mehr Leute, was ich meine.

Da ist ein 16jähriges Mädchen. Sie hat ihre beste Freundin verloren. Ihre Freundin wurde ermordet. Jeder weiß, wer der Mörder ist oder diese Morde in Auftrag gibt. Es ist ein achtzehnjähriger einflussreicher Junge, dem sich niemand traut entgegenzustellen. Jeden Tag sucht er sich ein Mädchen aus, heiratet sie und lässt sie im Morgengrauen umbringen. Dutzende, fast schon hundert Stück. Warum? Niemand weiß es. Diese 16jährige plant, den 18jährigen umzubringen und meldet sich daher freiwillig. Ihr Masterplan? Sie hat keinen. Weil sie ihm eine Geschichte erzählt, überlebt sie den ersten Morgen. Und auch den nächsten. An der Geschichte selbst kann es nicht gelegen haben, die war nett, aber kein Straßenfeger. Der 18jährige vergewaltigt sie übrigens in der ersten und der zweiten Nacht. Sie wehrt sich nicht, aber da sie kein Einverständnis gibt, braucht man nicht drumrum reden. Es ist Vergewaltigung. Später erfährt sie, dass sie die Einzige ist, bei der er das getan hat. Suuuuuper. Da kann sie stolz sein, oder? Weil er so gut aussieht. Und Tigeraugen hat. Tigeraugen! Alter! Das wird mindestens so oft erwähnt wie er Mädchen hat umbringen lassen. Jedenfalls fängt das Mädchen jetzt erst mal an zu überlegen, wie sie sich an dem Jungen rächen will für seine Morde. Wie gesagt, einen Masterplan hatte sie ja nicht. Sie hatte überhaupt keinen Plan. Aber sie tut nichts. Im Gegenteil. Als sie endlich die Möglichkeit hat, ihn zu töten oder töten zu lassen (siehe im Souk), rettet sie ihn sogar. Und das Beste: Sie verliebt sich in ihn. Wo kommt da die Liebe her? Weil ihr alle im Palast erzählen, dass der Junge ja gar nicht so schlimm ist? Das ist übelst logisch. Ich finde auch, es gibt Schlimmeres als Mord und Vergewaltigung. Wenn mir das Schlimmere einfallen sollte, werde ich das hier ergänzen. Zum Schluss ist der 18jährige geneigt zu erzählen, warum er tut, was er tut. Für mich ist das kein Grund. Überhaupt keiner. Er hat so viele Möglichkeiten - da rennen in seinem Machtbereich Zauberer rum, die er um Hilfe bitten könnte, aber stattdessen mordet er lieber. Klasse Held. Ein echter Mann. Zumal er nicht mal selbst mordet, er lässt die Mädchen von einem Soldaten mit einem Seidentuch erdrosseln. Ist das nicht nett von ihm? Ein teures Seidentuch zu nehmen, wo es doch eine billige Schnur auch tun würde?

Ich hab so einen Hass auf dieses Buch. Der Schreibstil ist nämlich gar nicht schlecht, wenn die Autorin gewollt hätte, hätte was wirklich Märchenhaftes rauskommen können. Aber das. Aber DAS! Krank. Völlig krank.