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Veröffentlicht am 15.09.2016

Am Ende der Welt

Sturmland - Die Reiter
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Der Klappentext verspricht uns eine düstere Dystopie. Immerhin ist die Natur am Ende, Stürme und Wildschweinhorden bedrohen die wenigen Außenposten in der schwedischen Wildnis und eine Regierung macht ...

Der Klappentext verspricht uns eine düstere Dystopie. Immerhin ist die Natur am Ende, Stürme und Wildschweinhorden bedrohen die wenigen Außenposten in der schwedischen Wildnis und eine Regierung macht einen auf Big Brother und überwacht alles und jeden. In dieser nahen Zukunft lebt Elin mit ihrer Familie recht isoliert von allem, was man Stadt oder Siedlung nennen kann. Mit Überwachungskameras beobachten sie die Grenzen ihres Landes, mit Pferden überwinden sie Entfernungen. Einerseits sind sie ziemlich hochtechnisiert, andererseits irgendwo in der Mitte des 20. Jahrhunderts stehen geblieben. Als eines Tages Elin und ihr Bruder auf dem Rückweg von einem Handelsposten überfallen und ihr Bruder gekidnapt wird, muss sie sich auf den Weg machen, ihn zu finden und die Verhandlungen zu seiner Freilassung führen. Wenn man erst sechszehn und auf sich allein gestellt ist, scheint das in so einer lebensfeindlichen Situation eine nahezu unlösbare Aufgabe.

Wie man an der Punktebewertung erkennen kann, hatte ich wohl mehr erwartet. Eine ausgearbeitetere Ausgangssituation, durchdachtere Geschehnisse. Ja, das Leben ist wohl nicht einfach. Aber ich hatte es mir noch bedeutend mühseliger vorgestellt, auch die ganze Sache um ihren Bruder. Das hätte alles viel, viel eindringlicher, erschütternder erzählt werden können. Stattdessen beschränkt sich Wahl darauf, seine Handlungen wie Stichpunkte abzuarbeiten, ohne näher auf irgendetwas einzugehen. Wie sich die Sache mit ihrem Bruder löst, zum Beispiel, war geradezu lächerlich in ihrer Einfachheit. Oder wie der Autor Leute killt. Sie drehte sich um, ups, da lag derjenige, der ihr helfen wollte. Oh, schade. Na, passiert halt.

Was soll ich sagen? Natürlich weiß ich, dass es ein Mehrteiler ist und man nicht alles in dem ersten Band unterbringen kann. Trotzdem wäre ein Hintergrund, der den Leser besser einführt, angebracht gewesen. Ob sich Band 2 in meinen Augen steigern konnte? Seht selbst.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Es funktioniert! Es lebt!

Steampunk 1851
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Anthologien sind wohl nicht jedermanns Sache, oder liegt es an der noch relativ unbekannten, wenn auch keineswegs jungen Sparte Steampunk? Selbst ich bin jedenfalls nur durch Zufall auf dieses Buch gestoßen, ...

Anthologien sind wohl nicht jedermanns Sache, oder liegt es an der noch relativ unbekannten, wenn auch keineswegs jungen Sparte Steampunk? Selbst ich bin jedenfalls nur durch Zufall auf dieses Buch gestoßen, und ich mag jede Art von Phantastik. Dabei ist diese Kurzgeschichtensammlung durchaus zu empfehlen, auch und gerade vielleicht für Steampunkeinsteiger.

Ich habe irgendwo gesehen, dass jemand kurz einzelne Geschichten aus einer Anthologie bewertet hat, und werde dieses System übernehmen:

Das Ende der Fiktion - Denise Mildes

Hier wurde Steam mit Vampiren verbunden, die klassische Geschichte von Shelleys "Frankenstein" anders erzählt. Interessanter Ansatz.

Das Wesen des Lichts - Sabine Frambach

Wer hätte gedacht, dass Foucault sein bekanntes Pendel mit Hilfe eines Dämons und einer Höllenmaschine konstruierte und genauso Lichtgeschwindigkeiten bestimmen konnte? Ich jedenfalls nicht.

Lykonium - Marco Ansing

Ein junger Mann soll auf der Londoner Weltausstellung dem Geheimnis eines Wunderenergiemittels auf die Spur kommen und trifft dabei nicht nur auf Geheimdienste, sondern auch auf Gestaltwandler und eine Verschwörung.

Das Meisterwerk - Andrea Bienek

Technikaffiner Polizist und sein Kollege lösen mit Hilfe einer seltsamen Maschine die Morde im, na ja, nicht gerade Orientexpress. Aber ein Zug und Vampire spielen eine Rolle. Klasse Idee und geschrieben.

R.S.O.C. - Hendrik Lambertus

Was vom Titel her klingt wie ein alter Weinbrand entpuppt sich in Wahrheit als rasantes, steamiges Geheimdienstabenteuer, in dem ein junger Offizier einem Geheimnis seines eigenen Körpers auf die Spur kommt und en passant die Bedrohung für das Empire erledigt. Zusammen mit den Kaninchen meine Lieblingsgeschichte dieser Anthologie.

Archibald Leach & die Rache der Toten - Markus Cremer

Leach und seine Assisten Sarah ermitteln auf der Weltausstellung und kommen einer gewaltigen Verschwörung auf die Schliche. Dabei treffen sie auf Untote, die sich als hilfreich erweisen und einen jungen Welteroberer, der seine Pläne besser hätte durchdenken sollen.

Tote Kaninchen - Luzia Pfyl

New York in der Mitte des 19. Jahrhunderts, Luftpiraten, Morde, tote Kaninchen und zwei Jägerinnen des Übernatürlichen. Das gibt dem Begriff "Punk" eine völlig neue Bedeutung und macht einfach nur Spaß.

Der Automat - Fabian Dombrowski

Ein philosophisch angehauchter Automat muss sich entscheiden, ob er selbst eine Wahl trifft oder die Befehle seines Meisters ausführt. Zugegeben, ich fand es ein wenig verwirrend, aber es ist gut geschrieben.

Die Kurzgeschichtensammlung ist kurzweilig, zum Teil amüsant und fast durchweg spannend und originell zu lesen. Auch die Auswahl und unterschiedlichen Geschichten in ihrer Abfolge wusste zu gefallen. Alles in allem würde ich diese Anthologie jederzeit empfehlen.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Hin und hergerissen

Nichts als die Wahrheit?
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An der Überschrift erkennt man es bereits: Einerseits finde ich es unheimlich wichtig, ein solches Thema mal zu Papier zu bringen. Denn im Rechtsstaat Deutschland läuft tatsächlich manches tatsächlich ...

An der Überschrift erkennt man es bereits: Einerseits finde ich es unheimlich wichtig, ein solches Thema mal zu Papier zu bringen. Denn im Rechtsstaat Deutschland läuft tatsächlich manches tatsächlich eher in die falsche Richtung und Justizia ist manchmal noch blinder als die Polizei erlaubt. Von daher finde ich es gut, dass der "Lügenprofessor" Steller sich des Themas annimmt. Offensichtlich gibt es jede Menge Bedarf an Menschen wie ihm, die anderen Menschen, wenn schon nicht an der Nasenspitze, so doch durch ihre Aussagen auf den Kopf zusagen können, wenn sie lügen.

Doch:

Das ist ein großes DOCH.

Herr Steller macht es zumindest mir nicht leicht. Er erklärt ein paar Theorien, anhand derer man wohl Lügen oder Wahrheit voneinander unterscheiden kann oder zumindest die Wahrscheinlichkeit von Lüge oder Wahrheit besser herausfindet. Er erzählt von Anzeichen, von gewissen Merkmalen, von kleinsten Widersprüchen. Er versucht seine Theorien anhand von Fallbeispielen zu untermauern, und genau da haperte es dann meistens bei mir. Ich fand die Art, wie er Theorie und Wirklichkeit interagieren lässt, nicht immer überzeugend, nicht wissenschaftlich haltbar. Nun bin ich natürlich kein Wissenschaftler und entscheide das aus dem Bauch heraus, was Herr Steller sicherlich schmunzeln ließe. Sei es, wie es sei.

Unglücklich gewählt fand ich auch, dass sich die meisten seiner Fallbeispiele auf sexuelle Taten bezogen. Bzw. auf angebliche sexuelle Übergriffe. Ja, ich bin überzeugt davon, dass es auch in diesem Anzeigenbereich Lügen gibt. Nicht gut hingegen finde ich, dass man den Eindruck gewinnen könnte, nahezu 90 Prozent aller Anzeigen in Bezug auf sexuelle Nötigung, Vergewaltigung oder Angriffe seien erlogen und erstunken. Das macht es tatsächlichen Opfern von Übergriffen sicherlich nicht einfacher, wenn sie ohnehin einem besonders männlichen Polizisten gegenübersitzen, der das für ein Kavaliersdelikt hält.

Zusammengefasst: Ja, richtig und wichtig, über Lügen, blinde Justiz und Opferschutz in jeder Hinsicht zu schreiben. Nur die Umsetzung zeugt nicht unbedingt von Sensibilität.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Erschreckend in seinem Realismus

BLACKOUT - Morgen ist es zu spät
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Ich habe das Buch ganz schön lange vor mich hergeschoben. Einerseits ist es ein rechter Klopper, andererseits dachte ich: Stromausfall, was kann daran schon interessant sein?

Tatsächlich ist daran jede ...

Ich habe das Buch ganz schön lange vor mich hergeschoben. Einerseits ist es ein rechter Klopper, andererseits dachte ich: Stromausfall, was kann daran schon interessant sein?

Tatsächlich ist daran jede Menge interessant. Obwohl ich wie jeder andere Westeuropäer den ganzen Tag von Strom abhängig bin, bin, nein, war ich bis zu diesem Zeitpunkt genauso ignorant, was diese Tatsache angeht. Mir war nicht bewusst, dass ein Stromausfall, der länger als die üblichen zehn Minuten dauert, so einen extremen Rattenschwanz an zuerst Unanehmlichkeiten, später sogar tödliche Gefahren nach sich ziehen kann. Das beginnt mit dem Problem, dass man nicht mal mehr die Toilettenspülung bedienen kann, endet dann aber auch noch lange nicht mit den Atommeilern, die nicht mehr gekühlt werden können und somit jeden Moment in die Luft gehen können. Von den menschlichen Dramen, die sich abspielen, ganz abgesehen.

Nimmt man jetzt keine "natürliche" Katastrophe dazu, die diesen Stromausfall auslöst, sondern eine zu allem entschlossene, terroristische Gruppe, ist das weltweite Chaos vorprogrammiert. Im wahrsten Sinne des Wortes. Und das ist genau das, was in diesem Buch passiert.

Elsberg hat dafür anscheinend sehr viel recherchiert. Das ist natürlich lobenswert, denn man hat die ganze Zeit das Gefühl, der Mann weiß, worüber er schreibt. Manchmal jedoch hätte man es wohl auch lieber gesehen, wenn er eben nicht alle seine Erkenntnisse verarbeitet hätte - nicht, weil es so unerträglich gewesen wäre, sondern weil es sich immer und immer wieder ... ja, eben wiederholt. Und ob der Protagonist in dem Fall ein Angestellter eines französischen, deutschen oder belgischen Atomkraftwerkes oder einer politischen Behörde ist, ist im Endeffekt echt belanglos, denn die Reaktionen sind doch mehr oder weniger dieselben.

Ich beanstande gar nicht mal so die vielen vorkommenden Personen. Wenn wir ehrlich sind, waren eh nur ein Dutzend von denen wichtig, und wer sich keine Dutzend Leute merken kann, dem ist eh nicht zu helfen. Ich kritisiere vielmehr, dass die relevanten Leute zu wenig wichtige Lesezeit bekamen. Daher auch diese extrem vielen Seiten, meines Erachtens nach hätte man das Ganze tatsächlich um locker 200 Seiten kürzen können, ohne Wesentliches fallen zu lassen.

Trotzdem: Ein Buch, über das ich immer noch gelegentlich nachdenke, und vor allem eines, das meine Auffassung von Strom und diversen Abhängigkeiten tatsächlich geschärft hat. In dem Sinne: echt wertvoll.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Auf der Jagd nach dem magischen Ripper

Die Toten im Schnee
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Dubric Byerly ist nicht nur ein Adliger und "Sicherheitschef" im Schloss Faldorrah. Er ist außerdem über siebzig Jahre alt, was in einem mittelalterlichen Setting schon einmal für Probleme sorgt, denn ...

Dubric Byerly ist nicht nur ein Adliger und "Sicherheitschef" im Schloss Faldorrah. Er ist außerdem über siebzig Jahre alt, was in einem mittelalterlichen Setting schon einmal für Probleme sorgt, denn Physiotherapeuten oder gescheite Ärzte haben die da jedenfalls nicht. Doch das sind nicht die einzigen Sorgen, die er hat. Er ist außerdem verflucht: Wird jemand im Schloss ermordet, sieht er dessen Geist. Und die Geister der Ermordeten nehmen es nicht einfach hin, wenn der Täter nicht sofort gefasst ist. Obwohl Dubric der Einzige ist, der sie sehen kann, werden sie ihm gegenüber auch gerne einmal gewaltätig. Richtig schlimm wird es, als ein Serienkiller im Schloss umgeht, der anscheinend selbst wie ein Geist umgehen und morden kann.

Was für ein Wahnsinnsdebüt! Was für tolle Charaktere! Selten habe ich so gut ausgearbeitete Protagonisten in einem Fantasyroman (oder jedem anderen Buch, was das angeht) gesehen, Leute, die tatsächlich "lebendig" wirken. Da ist nicht nur Dubric, der einem ratzfatz nahe steht, auch seine Untergebenen und Assistenten sind Männer und Jungen, für die man durchs Feuer gehen würde. Ab und zu gibt uns die Autorin sogar Einblick in die Gedankenwelt des Mörders - ob das notwendig ist, vermag ich nicht zu beurteilen, stören tut es jedoch sicherlich nicht. Der Schreibstil fesselt, hält fest und lässt nicht mehr los, bis die letzte Seite umgeblättert ist und dann sitzt man da und denkt "Ach, Menno!" Keine Panik, es gibt noch zwei Sequels!

Also: Wer intelligente Fantasy mit sympathischen Protagonisten und einem verdammt guten Setting sucht, ist hier absolut an der richtigen Stelle!