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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.07.2020

Krieg der Wandler

Blue Scales
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In einer Welt, die der unseren gleicht, nur dass Gestaltwandler und Magier existieren, lebt die achtzehnjährige Christie Song mit ihrer Schwester und Mutter in einer Art Chinatown. Da ihr Vater im Gefängnis ...

In einer Welt, die der unseren gleicht, nur dass Gestaltwandler und Magier existieren, lebt die achtzehnjährige Christie Song mit ihrer Schwester und Mutter in einer Art Chinatown. Da ihr Vater im Gefängnis sitzt, mussten die Schwestern ohne höhere Ausbildung von der Schule abgehen und im gemeinsamen Laden arbeiten. Christie ist ein Kuckuckskind und wird daher von der Familienmatriarchin, ihrer Oma ignoriert oder mies behandelt. Doch dann kommen eines Tages Wölfe in die Stadt, die ein uraltes Ritual ausnutzen: das Duell. Ausgerechnet Christie, das schwächste Glied der Familie, soll einem ausgewachsenen Wolfswandler gegenüberstehen. Obwohl sie Drachenschuppen besitzt und ihr Vater ein roter Drache ist, kann sie sich nicht wandeln, doch sie ist nicht die Einzige, die in große Gefahr gerät.

Mich hat das Buch völlig überrascht. Abgesehen von den Anthologien und Christian Handel hatte der Drachenmondverlag bisher keine Bücher, die mich auch nur irgendwie überzeugen konnten. Das ändert sich mit diesem Reihenauftakt. Blue Scale ist kein (!!!) Liebesgedöns, es ist teilweise recht brutal und blutig. Die Welt ist eine Mischung aus chinesischen Triaden, Drachenwandlern, Wölfen, Katzen, Nekromanten. Wenn ich was zu meckern hätte, dann vielleicht, dass Christie zwar eine echt coole Protagonistin ist, aber ihr bis zum Schluss nicht gestattet wurde, sich ernsthaft weiterzuentwickeln und Dinge aus wirklich eigener Kraft zu gestalten. Ansonsten war es eine fesselnde Lektüre, die ich jedoch den Prinzessinnen und ihren Prinzenträumen nicht empfehlen kann.

Veröffentlicht am 19.07.2020

Der Kindermörder

White Sleep - Unschuldig in den Tod
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Nach ihrer schweren Verletzung ist Holly Wakefield wieder genesen, und schon bittet sie Bishop ein weiteres Mal um Hilfe. In einem weitläufigen Park wurde die Leiche eines Jungen gefunden, sorgfältig drapiert, ...

Nach ihrer schweren Verletzung ist Holly Wakefield wieder genesen, und schon bittet sie Bishop ein weiteres Mal um Hilfe. In einem weitläufigen Park wurde die Leiche eines Jungen gefunden, sorgfältig drapiert, als ob er schliefe. Doch es bleibt leider nicht bei diesem einen, denn schon ist wieder einer verschwunden. Und obwohl schnell ein Verdächtiger gefunden wird, entwickelt sich das Ganze zu einem Katz- und-Mausspiel, denn der Täter ist hochintelligent, organisiert und auf alle Eventualitäten vorbereitet. Die Zeit läuft, denn noch könnte der verschwundene Junge am Leben sein.

Vom ersten Band war ich überrascht. Es war ein gut geschriebener Krimi/Thriller, mit interessanten Protagonisten und einem Fall, der zu fesseln vermochte. Hätte der Autor es mit dem Finale nicht so maßlos übertrieben, wäre es ein 5-Punkte-Buch geworden. Die Leute hier sind natürlich noch dieselben und sie sind immer noch ziemlich cool. Allerdings fand ich den Fall relativ fad, zumindest wenn man dann die Lösung vor der Nase hatte. Die war für mich ehrlich gesagt weder sonderlich einleuchtend noch hat sich der megaclevere Täter als sonderlich megaclever herausgestellt. Mir fehlte hier ein wirkliches, geistiges Duell zwischen Holly und dem Täter, zumal Holly oftmals zu sehr aus dem Bauch raus agiert, "sie weiß es einfach", und das ist mir nicht genug.

Veröffentlicht am 15.07.2020

Dunkelheit und Schattenjack

Immernacht
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Lara Fox ist eine dreizehnjährige Waise, die als Tosher, als Kanalsammlerin ihr Leben fristet. Das Einzige, was sie noch von ihrer Mutter besitzt, an die sie sich nicht erinnern kann, ist ein seltsames ...

Lara Fox ist eine dreizehnjährige Waise, die als Tosher, als Kanalsammlerin ihr Leben fristet. Das Einzige, was sie noch von ihrer Mutter besitzt, an die sie sich nicht erinnern kann, ist ein seltsames Medaillon. Sie lebt in einer Welt, in der ein König herrscht mit Hilfe der bösen Mrs Hesters und ihrer Armee von Weißen Magiern. Magie selbst ist für das normale Volk verboten und das gilt auch für die Hexen auf der anderen Seite des Meeres. Als Lara eines Tages in den Abwässern der Kanäle ein seltsames Kästchen mit einem mechanischen Vogel findet, gerät sie in die Aufmerksamkeit von Schattenjack, einem bösartigen Gesellen, der nur den Befehlen von Mrs. Hesters gehorcht. Doch nicht nur dadurch ändert sich Laras Leben und sie gerät in einen Strudel von Ereignissen, die vor allem eines sind: lebensgefährdend.

Ich bin ein bisschen hin- und hergerissen bei dem Buch. Erwartet habe ich eine Lektüre mit viel Magie und eher kindgerecht/junge Jugendliche vom Klappentext her. Man bekommt auch tatsächlich eine originelle Art von Magie, die besonders Westernliebhabern passen dürfte, auch die Geschichte wirkt keinesfalls ausgelutscht. Was mich jedoch wirklich schnell gestört hat - weil eben nicht erwartet - war die Grausamkeit und Brutalität, die oftmals vorherrschte. Da werden Kehlen aufgeschlitzt, Leute für tot liegengelassen, nachdem man ihnen ein Messer in den Bauch gerammt hat, Augen ausgestochen, Menschen sterben fleißig an allen Ecken und Enden. Das war mir ehrlich gesagt way too much, schließlich wurde hier nicht das neue Panem vorgestellt. Von daher gibt's trotz interessanter Grundidee und sympathischer Protagonisten Abzüge: 3,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 13.07.2020

Die Welt in der Heimat

HOLIDAY Reisebuch: Hiergeblieben! – 55 fantastische Reiseziele in Deutschland
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Hiergeblieben! ist ein Reiseführer, der deutlich macht, warum der Spruch "Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute ist so nah" seine Berechtigung hat. Der Autor stellt 55 Reiseziele vor, von denen mir ...

Hiergeblieben! ist ein Reiseführer, der deutlich macht, warum der Spruch "Warum in die Ferne schweifen, wenn das Gute ist so nah" seine Berechtigung hat. Der Autor stellt 55 Reiseziele vor, von denen mir ein Großteil tatsächlich unbekannt war. Dabei scheint der Norden mit genau einer Sehenswürdigkeit vorne zu liegen, denn das Buch wird in 27 Sehenswürdigkeiten im Süden und 28 im Norden unterteilt.

Was ich richtig cool fand: Die vorgestellten Ziele werden immer mit berühmten Orten in der Welt verglichen und einander gegenüber gestellt. Da gibt es zum Beispiel im Pott einen hinduistischen Tempel, der sich nicht vor denen in Asien verstecken muss, einen schiefen Turm wie in Pisa, allerdings in Thüringen, die größte Hängebrücke an der Rappbodetalsperre, die vielleicht oder auch nicht die in der Schweiz übertrifft.

Man kann in Coburg Samba feiern wie in Rio, Geysire besuchen wie in Island und die Semperoper braucht sich vor keiner anderen in der Welt zu verstecken.

Ob man jetzt die Skyline von Frankfurt wirklich mit der von New York vergleichen muss oder Babelsberg mit Hollywood ist eine andere Sache. Fakt ist, wir haben in Deutschland viele Ziele, die es wert sind, angesehen zu werden, ohne den ökologischen Fußabdruck durch Tausende Flugmeilen zu vergrößern. Dazu kommt, dass auch andere Ausflugs- und Restauranttipps gegeben werden, sodass man nicht nur kulturell, sondern auch knurrmagenmäßig befriedigt wird.

Worauf ich in dem Buch allerdings gern mal verzichtet hätte, war der fehlgeleitete Machohumor des Autors. Vielleicht sollte in einer 2. Ausgabe mal ein sensibler Lektor noch mal über den Text gehen und ein paar Sachen dem Rotstift überlassen.

Veröffentlicht am 12.07.2020

Vice & Virtue

Cavaliersreise. Die Bekenntnisse eines Gentlemans
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Sir Henry Montague ist achtzehn, der Sohn eines englischen Grafen und trotzdem die liederlichste Person, die auf dem Erdball herumläuft. Zumindest wenn man seinen Vater fragt, der gern die Fäuste sprechen ...

Sir Henry Montague ist achtzehn, der Sohn eines englischen Grafen und trotzdem die liederlichste Person, die auf dem Erdball herumläuft. Zumindest wenn man seinen Vater fragt, der gern die Fäuste sprechen lässt. Um ihn auf den rechten Weg zu bringen, wird er auf Cavaliersreise geschickt, um sich in Europa mit mächtigen Personen zu treffen und seinen Charakter zu bilden. Begleitet wird er dabei von seinem besten Freund/heimlichen Crush Percy und seiner jüngeren Schwester, die in die Schweiz in eine Mädchenschule abgeschoben werden soll. Doch Monty und Gefährten haben Pech (oftmals durch ihn verursacht): Sie werden von Wegelagerern überfallen, er macht sich am französischen Hof unmöglich und dann sind da auch noch Piraten ...

Eigentlich mochte ich die Geschichte sehr gern. Sie war leicht erzählt und gab wirklich gute Einblicke in das 18. Jahrhundert und die Situation von queeren Leuten. Sie ging auf Rassismus ein, auf die Probleme von Frauen, die gern studieren wollten, aber nicht durften, streifte Geschichtliches. Alles mega eigentlich. Mich hat ein wenig Monty gestört, der wirklich ständig Probleme verursacht hat. Mir ist klar, dass man nichts gegen seine Gefühle tun kann - aber gleichzeitig bin ich auch überzeugt davon, dass man nicht jedes verdammte Mal danach handeln muss. Und vor allem alle seine Freunde und Retter in Gefahr zu bringen, ohne auch nur ein verdammtes Mal daraus zu lernen. Wenn er es wenigstens schaffen würde, sich auch mal selbst aus der Klemme zu befreien, wäre das nicht so übel. Aber Monty wäre schon Dutzende Male tot gewesen ohne seine Helfer. Es gab bis zum Schluss einfach null Entwicklung bei dem Kerl, sodass ich mich frage, warum Percy so unendlich lange zu ihm hielt. Am besten gefiel mir wirklich Felicity, die all die Eigenschaften besaß, die ich mir zumindest zum Teil für Monty gewünscht hätte. Und das Ende war zwar sehr happy, aber auch sehr unbefriedigend, denn ihre Situation hatte sich ja nicht geändert, ohne Geld, ohne nützliche Fähigkeiten. Das ist jetzt viel Gemecker, aber im Großen und Ganzen hat das Buch Spaß gemacht zu lesen.