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Veröffentlicht am 29.03.2020

Die Geschichte des Lebens

Das Rätsel von Ainsley Castle
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Lizzy ist Halbwaise und ihr Vater hat eine neue Frau gefunden. Jetzt leben sie bei ihr irgendwo im Norden, abgeschieden auf einer Insel, in einem großen Hotel. Lizzy kommt damit überhaupt nicht klar - ...

Lizzy ist Halbwaise und ihr Vater hat eine neue Frau gefunden. Jetzt leben sie bei ihr irgendwo im Norden, abgeschieden auf einer Insel, in einem großen Hotel. Lizzy kommt damit überhaupt nicht klar - sie kann ihre Stiefmutter nicht leiden, hat Alpträume von ihr und fühlt sich allgemein auf der Insel verloren. Erst als sie den gleichaltrigen Mack kennenlernt, ändert sich das ein wenig. Doch dann taucht auch noch ein Mädchen auf, das genauso aussieht wie sie und sie erhält unheimliche Emails, in denen jemand perfekt ihr Leben beschreibt. Was geht hier vor? Die Jugendlichen begreifen, dass sie dieses Rätsel nur lösen können, wenn sie zusammenhalten.

Eigentlich ist die Idee und die Message in dem Buch ziemlich cool. Auch dass man sich mit knapp vierzehn ziemlich verloren fühlen kann, weiß jeder, der nicht gerade als Erwachsener auf die Welt gekommen ist. Allerdings hatte ich - gerade zu Anfang - ernsthafte Probleme mit dem Schreibstil. Die Autorin gefällt sich darin, abgehackte Sätze zu verwenden und jeden Satz mit "Ich" zu beginnen. Jetzt ist zwar Lizzy die Ich-Erzählerin, aber es klingt trotzdem blöd, wenn jeder Satz so beginnt. Sie kann die Geschichte auch nur schwer tragen, denn zumindest mir war das Mädchen nicht sonderlich sympathisch. Warum sich nach kurzer Zeit gleich mehrere Leute darum reißen, ihr aus der Patsche zu helfen, war mir eher unverständlich. Die Geschichte hat Potenzial, die Umsetzung war jedoch eher holprig.

Veröffentlicht am 28.03.2020

High Noon auf Amrun

Mordseekrabben. Ein Inselkrimi
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Eigentlich sind die großen Ferien und Thies' Frau Heike erwartet, dass der Dorfbulle von Fredenbüll mit ihr und den Kindern Urlaub macht. Doch uneigentlich ist Hochsaison zu Ferienbeginn - Thies muss die ...

Eigentlich sind die großen Ferien und Thies' Frau Heike erwartet, dass der Dorfbulle von Fredenbüll mit ihr und den Kindern Urlaub macht. Doch uneigentlich ist Hochsaison zu Ferienbeginn - Thies muss die rasenden Urlauber mit seinem Blitzer stellen. Deshalb setzt seine Frau mit den Zwillingen erst einmal allein nach Amrun über und findet gleich mal eine Leiche in ihrem Ferienappartement. Thies reitet zur Rettung ein, doch als er da ist, ist die Leiche weg. Sie ist allerdings echt schwer beschäftigt, diese Leiche, denn plötzlich taucht sie an verschiedenen Orten wieder auf und ab. Schlimmer als die Mord... Nordsee. Doch Thies bleibt nicht lange allein. Zusammen mit der Kieler Kommissarin Nicole und dem Stammtisch aus Fredenbüll ermittelt er und bald ist die sizilianische Mafia noch sein geringstes Problem.

Ich werde wahrscheinlich nie ein richtiger Fan der Reihe werden, aber um die Bücher zwischendurch zu hören, ist es mega geeignet. Zum großen Teil liegt das auch am Sprecher Bjarne Mädel, der ist nämlich genial. Es gibt Slapstick und Anspielungen auf berühmt-berüchtigte Filme, die Immobilienmafia trifft auf die einen italienischen Mafioso und wer Regiokrimis mag, aber die Schnauze vom Eberhofer voll hat, ist hier gut bedient, zumal man zugeben muss, dass Thies nicht halb so ein unsympathischer Idiot ist wie der Eberhofer. Ab und zu musste ich schmunzeln, es war kurzweilig, wie schon beim ersten Teil mochte ich die Auflösung nicht, aber eine Steigerung war enthalten. 3,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 27.03.2020

Minderbemittelte Protagonistin

GötterFunke 1. Liebe mich nicht
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Jess und ihre beste, megareiche Freundin Robyn melden sich in einem Sommercamp an. Schon bei der Hinfahrt passiert etwas Seltsames, das Jess hinterher als Albtraum bewertet. Im Camp angekommen begegnen ...

Jess und ihre beste, megareiche Freundin Robyn melden sich in einem Sommercamp an. Schon bei der Hinfahrt passiert etwas Seltsames, das Jess hinterher als Albtraum bewertet. Im Camp angekommen begegnen ihnen schon in den ersten Minuten lauter seltsame Leute mit seltsamen Namen wie Athene, Apoll oder Hera. Und Jess läuft einem Jungen über den Weg, der sie vom ersten Moment an fasziniert - Cayden. Was sie nicht weiß, dem Leser aber von einem weiteren Erzähler mitgeteilt wird, ist: Cayden ist eigentlich Prometheus, der sterblich werden will und deshalb mit Zeus einen Pakt geschlossen hat: Wenn er ein Mädchen findet, das sich nicht von ihm flachlegen lässt, wird er sterblich.

Gleich vorneweg: Ich habe nicht viel erwartet, schließlich kannte ich von der Autorin schon Bookless 1. Und ich mag die griechische Mythologie, ich dachte, dafür könnte es Bonuspunkte geben. Wie hier aber eben jene geradezu missbraucht wird, um eine schrecklich schlechte Geschichte zu erzählen, ist unbeschreiblich. Es fängt schon mal mit dem Pakt an, der zumindest bei mir auf völliges Unverständnis trifft. Wie sollte das Flachlegen oder eben nicht für Sterblichkeit sorgen? Ich hatte die Sache mit dem petite mort immer anders verstanden. Aber okay, lassen wir das mal so stehen. Auch dass es sich bei den Göttern und Titanen (was Prometheus übrigens ist, kein Göttersohn) um Jugendliche mit ihrem ganzen Pubertätskrampf handelt, können wir außen vor lassen. Oder dass Zeus nichts Besseres zu tun hat, als nervigen Jugendlichen Altgriechisch beizubringen - hey, es könnte schlimmer sein, er könnte Strickkurse anbieten. Obwohl, nein. So, wie sich der Göttervater in diesem Buch anstellt (ich meine, was ist mit seinem mächtigen Zorn und seiner Allmacht passiert?), würde er sich wohl mit einer Stricknadel ein Auge ausstechen und Odin Konkurrenz machen. Aber diese dümmliche Handlung und die noch dümmlichere Protagonistin haben mich dermaßen aufgeregt, dass ich sehr schnell davor stand, das Buch zu zerreißen - und nicht nur so metaphorisch wie jetzt.

Beispiel: Cayden trifft auf Jess. "Na, bist du vielleicht ein bisschen dumm?"

Jess: Also, eigentlich sollte ich mir das nicht gefallen lassen ... aber hach! Er hat so schöne grüne Augen!

Cayden macht mit jedem Mädchen rum, das bei drei nicht auf dem Baum ist und trifft dann auf Jess, um ihr einfach mal random sinnlose Vorschriften zu machen:

Jess: "Ich mache, was ich will ... aber hach, er sieht sooooooooooooo gut aus! Gleich falle ich in Ohnmacht, oh, mein Gott, er hat mich angelächelt!"

Das geht die ganze Zeit so. Allgemein sind die Mädchen in dem Camp ALLE notgeil - das Wichtigste in ihrem Leben ist es, einen der Typen abzuschleppen. Nichts gegen ein bisschen Spaß, aber jede einzelne verliert dabei ihren Verstand. Welche Message soll damit überbracht werden? Hey, Mädchen, ihr seid zwar alle dumm wie Stroh, aber ist egal, Hauptsache, ihr angelt euch einen Boyfriend?

Nicht zu vergessen, dass jede vorkommende Person aus Pappmaschee besteht: die hinterhältige, "beste" Freundin, die neue beste Freundin, der sooooo gut aussehende Den-will-ich-haben-Typ. Die wurden in der Gegend aufgestellt, bekamen einen Stempel auf die Stirn und keiner bewies in irgendeiner Form Qualitäten, die ihn authentisch machten.

Ich zweifle gerade ein bisschen an der Menschheit. Und wenn Götter so sind wie hier beschrieben, dann an denen erst recht. Rant Ende.

Veröffentlicht am 26.03.2020

Hinter'm Deiche liegt 'ne Leiche

Rote Grütze mit Schuss. Ein Küstenkrimi
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Biobauer Brodersen ist der heißeste Feger, den Bredenbüll zu bieten hat. Im Moment ist er aber auch der toteste. Nicht einmal er schafft es, hot as hell auszusehen, wenn er durch einen Mähdrescher gezogen ...

Biobauer Brodersen ist der heißeste Feger, den Bredenbüll zu bieten hat. Im Moment ist er aber auch der toteste. Nicht einmal er schafft es, hot as hell auszusehen, wenn er durch einen Mähdrescher gezogen wurde. Thies Detlevsen, der Dorfbulle, schwankt zwischen Begeisterung und Entsetzen. Begeisterung, weil endlich ein Verbrechen in seinem kleinem Ort passiert, denn seiner Dienststelle droht die Schließung. Entsetzen ist selbsterklärend. Doch es ist Wochenende, und er muss erst einmal allein anfangen zu ermitteln - bis schließlich eine Kommissarin aus Kiel die Morduntersuchung übernimmt. Und trotzdem passieren weitere Morde ...

Die Idee ist witzig, die Umsetzung nett. Richtig genial ist der Sprecher, der nicht nur herrlich den norddeutschen Dialekt draufhat, sondern sogar das Schniefen der allegiegeplagten Kommissarin hinbekommt. Trotz der Toten, die sich plötzlich in dem Ex-176-Seelen-Dorf stapeln, ist der Krimianteil gering. Es geht eher um die Beziehungen der Bevölkerung, natürlich alles ein bisschen überspitzt dargestellt; ich gebe zu, der Humor war nicht immer meiner, zwischendrin musste ich jedoch auch schmunzeln. Die Auflösung schließlich ließ mich ziemlich unbefriedigt zurück, aber alles in allem als kurzweiliges Hörbuch ist es okay.

Veröffentlicht am 25.03.2020

Jagd auf das Monster

Van Helsing vs. Jack the Ripper
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1886 ist Abraham van Helsing in Transsilvanien und ihm gelingt mit Hilfe von Mina und Jonathan Harker endlich, was er all die Zeit versucht hat: Dracula zu stellen und zu vernichten. Doch bevor er stirbt, ...

1886 ist Abraham van Helsing in Transsilvanien und ihm gelingt mit Hilfe von Mina und Jonathan Harker endlich, was er all die Zeit versucht hat: Dracula zu stellen und zu vernichten. Doch bevor er stirbt, flüstert Dracula van Helsing etwas zu, das diesen auch jetzt - zwei Jahre später - noch immer verfolgt, nicht einschlafen und zu Drogen greifen lässt. Doch wir schreiben jetzt 1888 und im Londoner Whitechapel geht der Terror um. Jemand, der sich Jack the Ripper nennt, bringt Frauen um und verspottet in Briefen die Polizei. Als Inspector Abberline nicht weiter weiß, fragt er seinen Freund van Helsing um Rat ...

Ein großes Lob geht hier an denjenigen, der die Storyline entworfen hat. Man merkt deutlich, dass er nicht mal eben nur den Wikiartikel über die Rippermorde gelesen, sondern sich wirklich damit beschäftigt und recherchiert hat. So lässt er den Ripper nicht nur die Canonischen Fünf killen, sondern beginnt früher, mit Marta Tabram, bei der sich die "Experten" noch immer nicht sicher sind, ob sie ein Opfer des Rippers ist oder "nur" ein "normales" Mordopfer (wenn ich das mal so zynisch sagen darf). Auch bei anderen Szenen merkt man deutlich, wie gut sich der Erzähler eingefuchst und das Ganze dann mit der Storyline um van Helsing verwoben hat, den er - ähnlich wie Sherlock Holmes - zu Drogen greifen lässt. Schon dadurch lässt er gewisse Zweifel und Twists in der Geschichte zu, die den Leser gut an der Nase herumführen. Warum es hier zwei Zeichner gegeben hat, kann ich nicht sagen, aber beide verstehen ihr Handwerk hervorragend, wobei mir der Erste noch einen Ticken besser gefällt. Für Leute, die Graphic Novels mögen und sich ein bisschen mit den Rippermorden beschäftigt haben, ist dieses Buch ein Must-Have.