Rote Grütze mit Schuss
Der Dorfpolizist Thies Detlefsen hat auf seiner Außenstelle im nordfriesischen Fredenbüll eigentlich ein sehr ruhiges Leben. Die 176 Seelen Gemeinde bietet ihm kaum mehr als Falschparker und sonstige Kleinkriminalität. ...
Der Dorfpolizist Thies Detlefsen hat auf seiner Außenstelle im nordfriesischen Fredenbüll eigentlich ein sehr ruhiges Leben. Die 176 Seelen Gemeinde bietet ihm kaum mehr als Falschparker und sonstige Kleinkriminalität. Deshalb sitzt ihm die Verwaltung im Nacken und will seine Nebenstelle schließen.
Als Biobauer und Frauenheld Jörn Brodersen tot und ziemlich zugerichtet in seinem eigenen Mähdrescher gefunden wird, ist für Polizeiobermeister Detlefsen klar: Das war Mord – ein echter Mord, in seinem Zuständigkeitsbereich. Auch verschwindet zur gleichen Zeit die hübsche Swantje Ketels spurlos – war es eine Entführung?
Aufgrund der Fülle der Ereignisse wird für die Dauer der Ermittlungen die Kriminalhauptkommissarin Nicole Stappenbek aus Kiel nach Fredenbüll gesandt um mit ihm die merkwürdigen Fälle zu lösen.
Ein Küstenkrimi, der mal nicht auf Sylt oder in Hamburg, sondern praktisch im Nirgendwo spielt. In der kleinen Gemeinde kennt jeder jeden und jeder der Dorfbewohner scheint seine Geheimnisse zu haben. Alles ist sehr nah und an vielen Dingen mangelt es an Alternativen. So wird der einzige Postmann mal eben zum Gehilfen des Polizisten gemacht, die Dienstbesprechung in der einzigen Dorfkneipe „De Hidde Kist“ verlegt und alle Frauen haben Haare, Nägel und Bräunung aus dem Salon Alexandra, natürlich dem einzigen im Dorf.
Dadurch entsteht eine sehr dichte Atmosphäre, die Figuren haben tauchen in mehrfacher Funktion auf und die Zusammenhänge erschließen sich erst nach und nach.
Es handelt sich nicht um einen knallharten Krimi, sondern ist eine charmante Kriminalgeschichte mit viel Lokalkolorit. Die typisch norddeutsche Art gibt einem schnell das Gefühl, an einen bekannten Ort zu kommen – man kennt sich aus, obwohl einem alles neu ist.
Vor allem die Hauptprotagonisten in Form von Thies und Nicole geben der Geschichte eine tolle Würze – der etwas trottelige Dorfpolizist hat einen guten Instinkt und die abgeklärte, heuschnupfengeplagte Kommissarin bringt mit all ihrer Erfahrung und ihrer ruhigen Art nicht nur den Fall voran.
Da ich die Geschichte als Hörbuch konsumiert habe, ergeben sich daraus besondere Fragen: War die Geschichte gekürzt? Nein, es handelt sich um eine ungekürzte Lesung mit über 6 Stunden Spieldauer. Da das Ganze im mp3-Format auf CD gepresst wurde, fiel zum Glück das Wechseln der CDs aus. Andererseits lag das Hörbuch schon eine Weile im Regal, da mein altes Auto keine mp3-CDs unterstützt hat – alles hat eben Vor- und Nachteile.
Zum Sprecher: Ich gebe es zu – am Anfang fand ich Bjarne Mädels Lesart furchtbar. Innerhalb der ersten Stunde des Hörens wollte ich mehrfach abschalten. Ob das am Buch oder der Sprechweise des Schauspielers lag, kann ich im Nachhinein nicht mehr genau sagen. Zum Glück habe ich es aber sein gelassen. Je mehr die Geschichte fortschritt, desto besser wurde es. Die unterschiedlichen Personen wurden immer prägnanter getroffen und so entstand erst die beschriebene Tiefe der Erzählung.
Wer auf einen flockig leichten Krimi mit skurrilen Charakteren und dem besonderen Flair aus ist, der macht mit dem ersten von 6 Geschichten dieser Reihe von Krischan Koch nichts falsch. Beim Hörbuch ist etwas Geduld zur Gewöhnung gefragt, dann aber ist es ein wunderbares Buch. Allzu viel Tiefgang ist nicht erwarten, aber dafür lässt es sich locker am Stück hören, ohne dass es langweilig wird. Anderseits sind auch längere Pausen kein Problem, da die Anzahl der Handelnden, ebenso wie die Erzählweise einen nie überfordern.
Mein Fazit: Nicht perfekt, aber eine wirklich nette Geschichte! 4,5 von 5 Sternen, das ist doch schon mal was.