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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.11.2019

Im Fegefeuer

Bedford Hope
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Zwanzig Jahre alt ist sie, als sie plötzlich an einem seltsam schmutzigen Ort erwacht. Das weiß sie noch. Doch ihr Name ist ihr entfallen und auch, wie sie hierhergekommen ist. Doch das ist noch nicht ...

Zwanzig Jahre alt ist sie, als sie plötzlich an einem seltsam schmutzigen Ort erwacht. Das weiß sie noch. Doch ihr Name ist ihr entfallen und auch, wie sie hierhergekommen ist. Doch das ist noch nicht das Schlimmste: Man verrät ihr, dass sie sich selbst umgebracht hat und sie daher nur die Wahl zwischen dem Vorhof der Hölle und der Hölle selbst hat. Würde sie sich für Ersteres entscheiden, müsse sie zukünftig als Dämon Hadriane Menschen dazu bringen, Böses zu tun. Das wiederum gestaltet sich recht einfach, denn die Auserwählten sind sowieso schon von Natur aus böse. Hadriane kämpft fortan gegen Schmutz in Bedford, ihrem Gewissen und den Mächten des Guten, die natürlich das Verführen von Leuten zu Schandtaten nicht wirklich cool finden. Sich dabei in einen Seraph zu verlieben, stand nicht auf dem Plan ...

Das ist mal eine originelle Lektüre, wie ich sie so noch nicht gelesen habe. Die Vorhölle beherbergt lauter skurrile Leute, angefangen von der rechten Hand des Teufels, einem fetten, undurchsichtigen Beamten (haben wir es nicht schon immer geahnt, dass diese die Schlimmsten sind?) bis hin zu gehörnten Dämonen und einem Halbkind, das sich zwischen Gut und Böse bewegt. Doch so wenig durchschaubar, wie das Personal des Teufels ist, gestaltet sich auch das Gottes. Eigentlich erwartet man von denen doch Güte und Verständnis, nicht Aktionen wie eine Terrorgruppe. Nein, hier ist nichts, wie es scheint, nicht einmal die Voraussetzung, wiie Hadriane überhaupt in dieser Umgebung landete. Kurzweilig, anders und Fragen aufwerfend und wenn man möchte, darf man sich gern auch in philosophische Gefilde vorwagen.

Veröffentlicht am 19.11.2019

Freunde, Fremde und Vertrauen

Wir zwei im Winter
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Seit dem letzten Jahr sind Hase und Igel befreundet. Jetzt brechen die letzten Herbsttage an und sie nutzen die Zeit, die dem Igel vor seinem Winterschlaf noch bleibt, um zu spielen und sich an ihrer Freundschaft ...

Seit dem letzten Jahr sind Hase und Igel befreundet. Jetzt brechen die letzten Herbsttage an und sie nutzen die Zeit, die dem Igel vor seinem Winterschlaf noch bleibt, um zu spielen und sich an ihrer Freundschaft zu erfreuen. Da passieren zwei schlimme Sachen: ihr Winterquartier ist eingestürzt und dem Eichhörnchen, ihrem Freund, hat jemand alle Nüsse gestohlen, die es für den Winter gesammelt hat. Dem Kleinen droht der Hungertod! Ob die seltsamen Fremden, Bibel und Wiesel, für den Diebstahl verantwortlich sind?

Das ist so ein Buch mit Awe-Effekt. Es ist megasüß illustriert, dabei ist durchaus erkennbar, dass es sich um Igel, Hase, Wiesel, Bieber etc. handelt. Die Message ist natürlich für Erwachsene klar verständlich - nicht immer Fremde für alles verantwortlich machen und sich abwenden oder hetzen. Ob die Kleinen das verstehen werden? Ganz sicher! Es ist so kindgerecht aufbereitet, dabei ohne erhobenen Zeigefinger, dass ich überzeugt bin, dass die Botschaft ankommen wird. Ein tolles Kinderbuch, das nicht nur mir gefallen wird.

Veröffentlicht am 19.11.2019

Aktenzeichen XY

Der Mensch ist böse
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In diesem Buch findet man dreizehn Kriminalfälle, die von äußerst bekannt bis zumindest in meinem Fall noch nie gehört/gelesen abwechseln. Dabei geht es quer durch das 20. und 21. Jahrhundert. Angefangen ...

In diesem Buch findet man dreizehn Kriminalfälle, die von äußerst bekannt bis zumindest in meinem Fall noch nie gehört/gelesen abwechseln. Dabei geht es quer durch das 20. und 21. Jahrhundert. Angefangen wird es jedoch mit einem Mann aus dem 19. Jahrhundert, der auch noch den Namen eines Detektivs trägt, den heutzutage jeder kennt: H. H. Holmes baute in den 80iger Jahren des 19. Jahrhunderts ein Hotel mit Fallen, verborgenen Gängen und Todeskellern, in denen er seine Opfer - fast durchweg junge Frauen - beobachten und ermorden konnte.

Doch wenn man glaubt, dass es immer die Fremden, Unbekannten sind, vor denen man sich fürchten muss, der irrt sich. Jarow zeigt sehr gut auf, dass die meisten Verbrechen innerhalb der Familie passieren und auch genau dort, wo man sich am sichersten fühlt: in den eigenen vier Wänden.

Was mir gut gefallen hat, ist, dass er seine Fälle nicht auf reißerische Art präsentiert, sondern in einem ruhigen und sachlichen Ton, der es auch an Respekt nicht fehlen lässt. Manche, wie das Verschwinden der Maggie McCann oder Rebecca Reusch, gingen durch die ganze Welt und wird sich fast jeder noch dran erinnern. Von einigen, wie den myseriösen Fällen in Frankreich oder Amerika, hatte ich zuvor noch nie gehört.

Allen gemeinsam ist, dass der Autor sie spannend zu erzählen weiß und am Ende eines jeden Falles ein paar Informationen dazu bietet, sei es allgemeiner Art oder durch ein Interview mit einem Profiler. Von daher war es eine rundum gelungene Präsentation wahrer Kriminalfälle. Mein einziger Kritikpunkt fließt nicht in die Bewertung mit ein und richtet sich an das Korrektorat, das nur mäßig beeindruckend war.

Veröffentlicht am 17.11.2019

Arzt im Knast

Knast
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Joe Bausch ist seit mittlerweile über dreißig Jahren Gefängnisarzt in Werl, einer der ältesten Gefängnisanlagen in Deutschland. Hier sitzen fast nur schwere Knackis ein, Leute, die viel Zeit ihres Lebens ...

Joe Bausch ist seit mittlerweile über dreißig Jahren Gefängnisarzt in Werl, einer der ältesten Gefängnisanlagen in Deutschland. Hier sitzen fast nur schwere Knackis ein, Leute, die viel Zeit ihres Lebens im Gefängnis verbracht haben oder bei denen abzusehen ist, dass sie noch viel Zeit hier verbringen werden. Als junger Arzt hat Bausch diesen Job vielleicht auch nicht für immer machen wollen, doch im Prinzip ist er genauso lebenslänglich dort gelandet wie seine Patienten. So beobachtet er tagein tagaus das Treiben im Knast, macht sich Gedanken darüber und hat auch einiges zu sagen.

Ich habe letztes Jahr das zweite Buch des Autors gehört, Gangsterblues. Das hat mir gut gefallen, weil es viele Beispiele seiner Patienten enthielt, die mal nicht so 08/15 sind wie die relativ üblichen True Crimes. Ich dachte, das hier könnte eine Art erster Teil davon sein, doch tatsächlich berichtet Bausch nur wenig über reelle Beispiele, sondern erklärt, wie das Leben im Knast abläuft. Das ist nicht per se uninteressant, aber es wiederholt sich zu oft. Viele Einsichten Bauschs sind auch interessant und man hofft, dass er in seinem Streben, das Leben in diesen Anstalten zu optimieren, Erfolg haben wird, doch alles in allem hat es sich in diesem Erstling von ihm zu oft im Kreis gedreht, um noch durchweg als spannendes Sachbuch durchzugehen.

Veröffentlicht am 15.11.2019

Sturmprinz

Sturmprinz
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Elodie hat nach dem Tod ihrer Ziehmutter niemanden mehr. Was ihr bleibt, ist sehr wenig Geld und ein Dolch. Mit diesem, so wurde ihr erzählt, kann sie den grausamen Herrscher töten, der das Land unterdrückt. ...

Elodie hat nach dem Tod ihrer Ziehmutter niemanden mehr. Was ihr bleibt, ist sehr wenig Geld und ein Dolch. Mit diesem, so wurde ihr erzählt, kann sie den grausamen Herrscher töten, der das Land unterdrückt. Er mordet unkontrolliert, doch niemand kann ihn aufhalten. Doch als sie sich dem Schloss nähert, wird sie bestohlen und bei der Verfolgung des Diebes stürzt sie in einen unterirdischen Gang und verletzt sich. Zum Glück rettet sie Liam, ein junger Mann, der mit Freunden im Wald lebt, und nimmt sie mit. Er pflegt sie gesund und die beiden verlieben sich, doch immer wieder stößt sie Liam von sich. Als Elodie genug hat, macht sie sich auf, ihre Aufgabe zu erfüllen und das Erbe ihrer Herkunft anzutreten, doch sie hätte nie gedacht, wie menschlich das Monster sein kann, das sie töten will.

Es ist ein Märchen und als solches bekommt es natürlich ein Happy End. Gut geschrieben ist es allemal und doch kann ich ihm nicht die volle Punktzahl geben. Natürlich muss in einem Märchen alles so ausgehen, dass Held und Heldin am Ende gut dastehen, aber hier ging mir vieles viel zu einfach. Ich bin auch nicht sicher, ob ich die teilweise extrem moderne Sprache gut finden soll oder nicht. Was mir aber recht gewesen wäre - die Logik zum Schluss. Die ganze Zeit ging es darum, dass das Land ausgeblutet ist und Kohle braucht und daher müssen megareiche Prinzessinnen her, doch plötzlich spielt das alle keine Rolle mehr, die Liebe zählt und keiner tut was dagegen? Wie gesagt, nichts gegen Happy End, aber es darf auch bei einem Märchen etwas logischer zugehen.