Profilbild von Archer

Archer

Lesejury Star
offline

Archer ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Archer über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.11.2019

Ein Junge verschwindet

Missing Boy
0

Ted Conkaffey hat ein Problem: Als aus einem Hotel ein Junge verschwindet, wird er festgenommen und dort hingeschleppt, denn obwohl er mittlerweile nicht mehr verdächtig ist, ein Mädchen vergewaltigt zu ...

Ted Conkaffey hat ein Problem: Als aus einem Hotel ein Junge verschwindet, wird er festgenommen und dort hingeschleppt, denn obwohl er mittlerweile nicht mehr verdächtig ist, ein Mädchen vergewaltigt zu haben, sind viele Polizisten der Ansicht, es gäbe keinen Rauch ohne Feuer. Die Mutter des verschwundenen Kindes jedoch wendet sich hilfesuchend an ihn. Er und seine verrückte Partnerin Amanda sollen ihren Sohn suchen, der aus einem klassischen verschlossenen Raum verschwunden ist. Und dann gibt es da auch noch die Polizistin Joanna, die ihren eigenen Feldzug gegen Amanda betreibt ...

Um ehrlich zu sein, mochte ich Candice Fox' Hades-Trilogie nicht sonderlich, aber ich bin Fan der ersten Stunde von Ted und Amanda. Obwohl ich wirklich niemals in Australien in ein Verbrechen verwickelt werden möchte, denn die Polizisten sind scheinbar fast ausnahmslos minderbemittelt und/oder brutale Schläger. Aber ich mag die skurrilen Ermittler, deren Probleme nicht einfach mal 08/15 Frau weg, zu viele Überstunden oder sonstwas sind. Die hier könnten sich wirklich beschweren, tun es aber nicht, dafür einen verdammt guten Job. Rechnet man jetzt noch den eingängigen Schreibstil hinzu, das exotische Hinterland von Australien und die immer etwas anderen Fälle, ist es kein Wunder, dass ich mir eine Fortsetzung wünsche. Inhaltlich habe ich einen Kritikpunkt: dass der Täter zum Schluss tut, was er tut. Das war völlig unnötig, denn Ted war erstens raus aus der Ermittlung und zweitens fern jeglicher wirklicher Schlussfolgerungen, die er hätte beweisen können. Ansonsten wäre es mir noch lieb, wenn bei einem so hochpreisigen Buch auch das Lektorat hochqualitativ wäre, dem ist leider nicht so. Da muss sich Suhrkamp Kritik gefallen lassen und darf sich gern verbessern.

Veröffentlicht am 23.11.2019

Black Out

Draussen
1

Cayenne und Joshua leben ihr ganzes Leben am Rande der Gesellschaft, wenn nicht sogar im Wald. Ihr Ziehvater Stephan besteht darauf, ebenso, sie auf Nahkampftechniken, Survival und andere Dinge zu trainieren. ...

Cayenne und Joshua leben ihr ganzes Leben am Rande der Gesellschaft, wenn nicht sogar im Wald. Ihr Ziehvater Stephan besteht darauf, ebenso, sie auf Nahkampftechniken, Survival und andere Dinge zu trainieren. Die siebzehnjährige Cayenne hält das mittlerweile für übertrieben und lehnt sich immer öfter gegen Stephan auf. Doch dass er Recht hat, merkt sie eines Tages, als sie von einem Mann angegriffen und fast getötet wird. Doch damit ist es nicht getan. Durch heftige Unwetter kommt es in Deutschland zu einem Black Out, einem flächendeckenden Stromausfall. Und jemand aus den höchsten Kreisen hat noch eine Rechnung mit Stephan und den Jugendlichen offen.

Zuerst das Positive: Es war gut geschrieben. Damit beginnen und enden die Vorteile des Buches. Hier wird sich unter anderem extrem fleißig aus der Klischeekiste des Supermarkts für 99 Cent bedient. Der verfettete Verschwörungstheoretiker, der seine Bude verkommen lässt. Die blonde Sekretärin aus dem Ministerium, die sich flachlegen lässt, und deren Namen der Antagonist gleich wieder vergisst. Ein Wurzelzwerg von Reichsbürger, der so weit vorbereitet ist, dass er alles außer einer Atombombe übersteht. Ein Asiate, meist stoisch und natürlich in Kampfkunst geschult und loyal bis zum Schluss. Bei den Auswirkungen des Black Outs hatte ich das Gefühl, das gleichnamige Buch von Elsberg nochmal zu lesen. Das wäre alles nicht so übel, wie es sich jetzt anhört, wenn wenigstens die Ausgangsbasis für die ganze Geschichte einen logischen Untergrund besäße. Mit ein bisschen Nachdenken wird jedoch klar, dass man sich schon hier in Treibsand befindet. Wer sollte den Aussagen von Stephan und den Kindern glauben? Genau. niemand. Zwischendurch kann man sich auch fragen, wie es der schurkische Schurke überhaupt innerhalb der wenigen Jahre geschafft hat, in eine so hohe Position zu steigen, wie er besetzt. Aber das ist dann bei all dem, worüber man sich so Gedanken macht, nur noch Nebensache und macht das Buch dann auch nicht besser oder schlechter.

Empfehlung: Klüpfel/Kobr, bleibt bei euren Leisten im Allgäu.

Veröffentlicht am 21.11.2019

Im Fegefeuer

Bedford Hope
0

Zwanzig Jahre alt ist sie, als sie plötzlich an einem seltsam schmutzigen Ort erwacht. Das weiß sie noch. Doch ihr Name ist ihr entfallen und auch, wie sie hierhergekommen ist. Doch das ist noch nicht ...

Zwanzig Jahre alt ist sie, als sie plötzlich an einem seltsam schmutzigen Ort erwacht. Das weiß sie noch. Doch ihr Name ist ihr entfallen und auch, wie sie hierhergekommen ist. Doch das ist noch nicht das Schlimmste: Man verrät ihr, dass sie sich selbst umgebracht hat und sie daher nur die Wahl zwischen dem Vorhof der Hölle und der Hölle selbst hat. Würde sie sich für Ersteres entscheiden, müsse sie zukünftig als Dämon Hadriane Menschen dazu bringen, Böses zu tun. Das wiederum gestaltet sich recht einfach, denn die Auserwählten sind sowieso schon von Natur aus böse. Hadriane kämpft fortan gegen Schmutz in Bedford, ihrem Gewissen und den Mächten des Guten, die natürlich das Verführen von Leuten zu Schandtaten nicht wirklich cool finden. Sich dabei in einen Seraph zu verlieben, stand nicht auf dem Plan ...

Das ist mal eine originelle Lektüre, wie ich sie so noch nicht gelesen habe. Die Vorhölle beherbergt lauter skurrile Leute, angefangen von der rechten Hand des Teufels, einem fetten, undurchsichtigen Beamten (haben wir es nicht schon immer geahnt, dass diese die Schlimmsten sind?) bis hin zu gehörnten Dämonen und einem Halbkind, das sich zwischen Gut und Böse bewegt. Doch so wenig durchschaubar, wie das Personal des Teufels ist, gestaltet sich auch das Gottes. Eigentlich erwartet man von denen doch Güte und Verständnis, nicht Aktionen wie eine Terrorgruppe. Nein, hier ist nichts, wie es scheint, nicht einmal die Voraussetzung, wiie Hadriane überhaupt in dieser Umgebung landete. Kurzweilig, anders und Fragen aufwerfend und wenn man möchte, darf man sich gern auch in philosophische Gefilde vorwagen.

Veröffentlicht am 19.11.2019

Freunde, Fremde und Vertrauen

Wir zwei im Winter
0

Seit dem letzten Jahr sind Hase und Igel befreundet. Jetzt brechen die letzten Herbsttage an und sie nutzen die Zeit, die dem Igel vor seinem Winterschlaf noch bleibt, um zu spielen und sich an ihrer Freundschaft ...

Seit dem letzten Jahr sind Hase und Igel befreundet. Jetzt brechen die letzten Herbsttage an und sie nutzen die Zeit, die dem Igel vor seinem Winterschlaf noch bleibt, um zu spielen und sich an ihrer Freundschaft zu erfreuen. Da passieren zwei schlimme Sachen: ihr Winterquartier ist eingestürzt und dem Eichhörnchen, ihrem Freund, hat jemand alle Nüsse gestohlen, die es für den Winter gesammelt hat. Dem Kleinen droht der Hungertod! Ob die seltsamen Fremden, Bibel und Wiesel, für den Diebstahl verantwortlich sind?

Das ist so ein Buch mit Awe-Effekt. Es ist megasüß illustriert, dabei ist durchaus erkennbar, dass es sich um Igel, Hase, Wiesel, Bieber etc. handelt. Die Message ist natürlich für Erwachsene klar verständlich - nicht immer Fremde für alles verantwortlich machen und sich abwenden oder hetzen. Ob die Kleinen das verstehen werden? Ganz sicher! Es ist so kindgerecht aufbereitet, dabei ohne erhobenen Zeigefinger, dass ich überzeugt bin, dass die Botschaft ankommen wird. Ein tolles Kinderbuch, das nicht nur mir gefallen wird.

Veröffentlicht am 19.11.2019

Aktenzeichen XY

Der Mensch ist böse
0

In diesem Buch findet man dreizehn Kriminalfälle, die von äußerst bekannt bis zumindest in meinem Fall noch nie gehört/gelesen abwechseln. Dabei geht es quer durch das 20. und 21. Jahrhundert. Angefangen ...

In diesem Buch findet man dreizehn Kriminalfälle, die von äußerst bekannt bis zumindest in meinem Fall noch nie gehört/gelesen abwechseln. Dabei geht es quer durch das 20. und 21. Jahrhundert. Angefangen wird es jedoch mit einem Mann aus dem 19. Jahrhundert, der auch noch den Namen eines Detektivs trägt, den heutzutage jeder kennt: H. H. Holmes baute in den 80iger Jahren des 19. Jahrhunderts ein Hotel mit Fallen, verborgenen Gängen und Todeskellern, in denen er seine Opfer - fast durchweg junge Frauen - beobachten und ermorden konnte.

Doch wenn man glaubt, dass es immer die Fremden, Unbekannten sind, vor denen man sich fürchten muss, der irrt sich. Jarow zeigt sehr gut auf, dass die meisten Verbrechen innerhalb der Familie passieren und auch genau dort, wo man sich am sichersten fühlt: in den eigenen vier Wänden.

Was mir gut gefallen hat, ist, dass er seine Fälle nicht auf reißerische Art präsentiert, sondern in einem ruhigen und sachlichen Ton, der es auch an Respekt nicht fehlen lässt. Manche, wie das Verschwinden der Maggie McCann oder Rebecca Reusch, gingen durch die ganze Welt und wird sich fast jeder noch dran erinnern. Von einigen, wie den myseriösen Fällen in Frankreich oder Amerika, hatte ich zuvor noch nie gehört.

Allen gemeinsam ist, dass der Autor sie spannend zu erzählen weiß und am Ende eines jeden Falles ein paar Informationen dazu bietet, sei es allgemeiner Art oder durch ein Interview mit einem Profiler. Von daher war es eine rundum gelungene Präsentation wahrer Kriminalfälle. Mein einziger Kritikpunkt fließt nicht in die Bewertung mit ein und richtet sich an das Korrektorat, das nur mäßig beeindruckend war.