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Veröffentlicht am 19.09.2018

Folge dem weißen Tiger

Der Welten-Express (Der Welten-Express 1)
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Flinn ist dreizehn, stammt aus einer Familie, bei der man höflich sagen kann, es seien schwierige Verhältnisse, und vermisst ihren um zwei Jahre älteren Bruder, der spurlos verschwunden ist. Ihre Abende ...

Flinn ist dreizehn, stammt aus einer Familie, bei der man höflich sagen kann, es seien schwierige Verhältnisse, und vermisst ihren um zwei Jahre älteren Bruder, der spurlos verschwunden ist. Ihre Abende verbringt sie an einem stillgelegten Bahnhof, bis ... ja, bis sie eines Abends nicht nur einen geisterhaften weißen Tiger dort sieht, sondern auch eine altmodische Dampflok, die dort einfährt. Kurzentschlossen und im letzten Moment schwingt sie sich in den Zug, der sich als der Welten-Express entpuppt. Sie kennt diesen Namen, denn auf dem letzten Lebenszeichen ihres Bruders - einer Karte - ist genau dieser Zug zu sehen. Wie es sich herausstellt, beherbergt der Welten-Express nicht nur wunderbare Dinge wie Magie und echte Freunde, sondern auch Geheimnisse - und einige davon könnten sich als tödlich erweisen.

Eigentlich kann man über dieses Buch dasselbe sagen wie über die Schüler des Zuges: Es hat Potenzial. Die Zutaten für eine magische Geschichte sind alle vorhanden, doch hat man auch ständig das Gefühl, vieles schon einmal bei Anna Ruhes Mount Caravan oder Harry Potter gelesen oder gehört zu haben. Und das zum Teil besser durchdacht. Auch bei ihnen fragt man sich gern mal, warum die Kinder nicht alle grottenblöd sind, wo doch der Unterricht teilweise so abwegig ist, aber hier wird mit gerade mal fünf Fächern, bei denen ich null praktischen Wert erkennen konnte, der Vogel abgeschossen. Dann ist magische Technologie verboten oder zumindest nicht gern gesehen, aber der gesamte Zug basiert darauf. Anstatt dass Flinn gleich mal einen Erwachsenen oder ihrem Bruder gleichaltrigen Schüler fragt, wo dieser ist, macht sie ein Riesengeheimnis draus, ohne dass man dahinter die Motivation versteht. Die Hintergrund-Ideen und ein Großteil der Umsetzung hat mir schon gefallen, trotz der ganzen Kritikpunkte, aber hier fehlt ein gewisser Logikanteil, der auch gern in Kinder- und Jugendbüchern verwendet werden darf und meiner Meinung nach in den Fortsetzungen des Buches gesteigert werden muss. Als Buch wären es 3/5 Punkten geworden, als Hörbuch, um die Leistung des Sprechers zu würdigen, der einen guten Job erledigt hat, runde ich auf 3,5 Punkte auf.

Veröffentlicht am 04.09.2018

Spürhund

Oberons blutige Fälle
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Oberon ist der irische Wolfshund des Eisernen Druiden und als solcher auch geistig mit seinem Herrchen verbunden. Für einen Hund ist er recht schlau und verständig, und das kommt ihm auch zugute, als er ...

Oberon ist der irische Wolfshund des Eisernen Druiden und als solcher auch geistig mit seinem Herrchen verbunden. Für einen Hund ist er recht schlau und verständig, und das kommt ihm auch zugute, als er mit mysteriösen Fällen konfrontiert wird. Das erste Mal passiert es auf einer Hundespielwiese, als er erfährt, dass lauter preisgekrönte Hunde gestohlen werden. Natürlich muss er mit Atticus dieser Sache nachgehen und dank seiner Spürnase und Atticus' Fähigkeiten, kommen sie recht schnell auf eine heiße Spur. Auch der zweite Fall, ausgelöst von einem nach der Weltherrschaft strebenden Eichhörnchen (sagt Oberon) lässt sie dank ihrer Fähigkeiten nicht lange im Dunkeln.

Mir gefiel, wie aus der Sicht des Hundes berichtet wurde, mit lauter Eigenheiten, die man Hunden so nachsagt. Zum Beispiel, dass sie kein Konzept für Zeiten haben, anhand eines Hinterteils Charakterzüge erkennen oder auch die Vorliebe für bestimmte Handlungen oder Fressen. Die Fälle selbst hätten gern spannender sein dürfen, aber es ist natürlich schwierig, Spannung aufzubauen oder gar aufrecht zu erhalten, wenn einer der Protagonisten ein geradezu übermächtiger, der Zauberei fähiger Druide ist. Da ist mir vieles zu schnell und einfach gelöst worden, aber witzig und unterhaltsam war das Ganze schon, von daher gibt's 3,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 25.07.2018

Cluedo live

Die edle Kunst des Mordens
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Clara Annerson schreibt eigentlich Liebesromane, doch das soll jetzt der Vergangenheit angehören. Auf der Suche nach einer geeigneten Location stößt sie im Museum auf eine verrückte Truppe: den Rudolfsbund, ...

Clara Annerson schreibt eigentlich Liebesromane, doch das soll jetzt der Vergangenheit angehören. Auf der Suche nach einer geeigneten Location stößt sie im Museum auf eine verrückte Truppe: den Rudolfsbund, Geschichtsinteressierte, die sich für Kaiser Rudolf interessieren. Einige von denen haben auch genügend Geld, um alles, was von dem Kaiser jemals angefasst wurde, zu erwerben. Ausgerechnet Clara schafft es, eine Einladung zu einem Dinner der Rudolfsbündler zu bekommen, auf einem richtigen schlossähnlichen Landsitz. Ein perfekter Ort für einen Mord! Denkt Clara und reist dahin. Doch plötzlich wird aus ihrer Fantasie grausame Realität und in der Bibliothek findet sich eine Tote. Die Reiche ist die Leiche! Und sie bleibt nicht die Einzige …

Zuerst muss man wissen, dass wir es hier mit einem Cosy Crime zu tun haben, wirklich schlimme Szenen finden sich nicht. Stattdessen stolpert Clara hier in perfekter Amateurdetektivmanier von einem Fettnäpfchen ins nächste, was durchaus amüsant sein kann. Ein bisschen Cluedo-Feeling, ein bisschen Agatha Christie meets Wiener Charme/Scham (wenn man an die Polizei denkt). Ich war über den Lösungsweg nicht ganz glücklich, weil er mir ein bisschen zu plötzlich daherkam und ich freunde mich auch nur ungern mit megaheißen Loveinterests an, die heldenhaft auf einem weißen Schimmel zur Rettung reiten (bildlich gesprochen), aber alles in allem hat mich der erste Fall von Clara gut unterhalten und ich bin nicht abgeneigt, sie auf weiteren Abenteuern zu begleiten. 3,5/5 Punkten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Charaktere
  • Atmosphäre
  • Lesespaß
Veröffentlicht am 20.07.2018

Mord ist meine Sprache

Der Alphabetmörder (Ein Grall-und-Wyler-Thriller 1)
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Zurück in den Westerwald. Jan Grall hat bestimmt keinen Wert darauf gelegt, in seine alte Heimat zu reisen, doch was bleibt ihm übrig, wenn seine Dienste als Fallanalytiker aka Profiler benötigt werden? ...

Zurück in den Westerwald. Jan Grall hat bestimmt keinen Wert darauf gelegt, in seine alte Heimat zu reisen, doch was bleibt ihm übrig, wenn seine Dienste als Fallanalytiker aka Profiler benötigt werden? Zusammen mit seiner Partnerin Rabea Wyler soll er herausfinden, was einen Täter dazu bewegt, Leute nicht nur umzubringen, sondern ihnen auch Zitate von Buchanfängen dazuzulegen und ein Stück Rinde in den Mund zu stopfen. Doch der Fall ist kein Kinderspiel. Der verantwortliche Hauptkommissar hält nichts vom Profiler-Hokuspokus, die verantwortliche Chefin der Sonderkommission war einst mit Jan liiert und die Gegend an und für sich hält auch nicht unbedingt schöne Erinnerungen für den hypersensiblen Grall bereit. Gut, dass seine Schweizer Partnerin gut auf ihn eingestimmt ist und auch mal übernehmen kann, wenn bei ihm gar nichts mehr geht ... und doch scheint der Mörder ihnen immer einen Schritt voraus zu sein.

Es gibt viele Gründe, dieses Buch gut zu finden. Dass die meisten Charaktere gut ausgearbeitet sind und authentisch rüberkommen, die Beschreibungen der Tatorte, Handlungen und der Gegend, die Spannung, die zwischen den Analytikern und einem Teil der Ermittler besteht. Der schnelle, spannende Schreibstil. Die Idee, das Grundgerüst.
Doch dann wiederum tappt der Autor in die Klischeefalle. Alleingang einer Hauptperson, die dramatisch endet - einfach nur um der Dramatik Willen, einen logischen Grund gibt es dafür nicht. Ein paar andere logische Schnitzer, die allein für sich nicht stören, aber doch vermeidbar gewesen wären.
Alles in allem ist es ein guter Einstieg in eine Reihe, aber da besteht noch ein bisschen Handlungsbedarf, der Mut, wirklich auf eigenen Füßen zu stehen und das Ding durchzuziehen. Ich bin gespannt, ob der Autor mich mit dem nächsten Band so richtig mitreißen kann - die Voraussetzungen dafür hätte er jedenfalls. 3,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 11.07.2018

Denkanstöße

Die Kunst, einfache Lösungen zu finden
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Probleme können manchmal übermächtig werden, zumindest könnte man ab und zu diesen Eindruck erhalten. Viele Leute zeichnet aus, dass sie Schwierigkeiten haben, damit umzugehen. Und um genau darum geht ...

Probleme können manchmal übermächtig werden, zumindest könnte man ab und zu diesen Eindruck erhalten. Viele Leute zeichnet aus, dass sie Schwierigkeiten haben, damit umzugehen. Und um genau darum geht es in diesem Buch - den Umgang mit den Problemen. Dazu muss man sich erst mal bewusst machen, worin das Problem eigentlich besteht. Ist es wirklich der Partner, der stets und ständig der gleichen, unangenehmen Eigenschaft frönt? Oder die Arbeit, die man nicht mehr schafft, weil man sich überfordert fühlt? Und sind die endgültigen Lösungen auch wirklich die besten?

Christian Ankowitsch stellt Fragen, die erst einmal banal klingen, und er vertritt eine im ersten Moment streitenswerte Meinung: Auch für die übermächtigsten und komplexesten Probleme sind die einfachsten Lösungen in der Regel die besten. Kann das so sein? Unterstreichen tut er seine Meinung anhand von Fallbeispielen und er zitiert immer wieder Psychologen, Therapeuten oder andere Fachleute. Das soll für Auflockerung sorgen, für mich war es ein wenig too much. Das ewige Zitieren immer gleicher Fachleute störte mich auf Dauer - nur mal angenommen, das, was eben jene Fachleute äußern, sei falsch, dann müsste seine ganze These auf tönernen Füßen stehen. Er selbst hat dafür das klassische Beispiel des Broken Windows genannt, von daher hätte ich erwartet, dass er sich nicht selbst so angreifbar macht. Im besten Fall hat er Glück und was er schreibt, stimmt alles. Im schlechtesten Fall hat er sich einen Bärendienst erwiesen. So oder so kann aber dieses Buch am Ende für jeden individuell ohnehin nur Denkanstöße geben, und einige davon scheinen mir auch umsetzbar. 3,5/5 Punkten.