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Veröffentlicht am 07.04.2019

Wo ist die Zeitreise-App?

Das Herz der Zeit: Die unsichtbare Stadt
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Lena hat bei einem Unfall ihre Eltern verloren, als sie klein war, und wächst bei ihrer Tante auf. Sie ist ein typischer, fünfzehnjähriger Teenager, glaubt sie. Bis sie eines Tages in der Hinterlassenschaft ...

Lena hat bei einem Unfall ihre Eltern verloren, als sie klein war, und wächst bei ihrer Tante auf. Sie ist ein typischer, fünfzehnjähriger Teenager, glaubt sie. Bis sie eines Tages in der Hinterlassenschaft ihrer Eltern eine seltsame Uhr findet, aus der sie nicht schlau wird. Sie scheint Jahreszahlen zu zeigen, keine Uhrzeiten. Als sie versucht, mit Hilfe ihrer besten Freundin Bobby herauszufinden, was es mit dieser Uhr auf sich hat, macht sie einen seltsamen Jungen auf sich aufmerksam, der sie nicht nur zu verfolgen scheint, sondern sie auch in eine Welt bringt, die sie nicht kennt. In der unsichtbaren Stadt leben Zeitreisende - und was hat es mit dem Unfall ihrer Eltern auf sich?

Es gibt so Bücher, die haben einen fesselnden Klappentext und eine Idee, die man unbedingt lesen möchte. Dazu gehört auch dieses hier. Anfangs kommt die Geschichte arg kindlich daher, sodass man eher das Gefühl hat, es mit 11jährigen, statt vollpubertierenden Teenagern zu tun zu haben. So zügig und auch durchaus unterhaltsam sich das Ganze liegt, kränkelt es doch auch arg an vielen logischen Einzelheiten. Auch ist das Verhalten der meisten Personen selten nachvollziehbar, ganz sicher nicht derjenigen aus der unsichtbaren Stadt. Das Lektorat/Korrektorat arbeitete recht schlampig, was schade für die Autorin ist und zumindest in der nächsten Auflage, falls es dazu kommt, erneuert werden sollte. Da ich nicht gänzlich abgeneigt bin, den nächsten Teil zu lesen, schon allein, weil ich wissen möchte, ob mehr und logischere Erklärungen kommen, gebe ich äußerst schwachbrüstige drei Sonntagspunkte für die Geschichte.

Veröffentlicht am 04.04.2019

Ermüdende Soap Opera

Das Verschwinden der Stephanie Mailer
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1994, eine Kleinstadt im Stadt New York: Während eines Festivals sterben vier Menschen, brutal ermordet. Die Polizei tappt im Dunkeln und nur durch Zufall kommt man einem Verdächtigen auf die Spur.
2014: ...

1994, eine Kleinstadt im Stadt New York: Während eines Festivals sterben vier Menschen, brutal ermordet. Die Polizei tappt im Dunkeln und nur durch Zufall kommt man einem Verdächtigen auf die Spur.
2014: Jesse Rosenberg, einer der damals ermittelnden Beamten, möchte in den Ruhestand gehen, als ihn eine Journalistin anspricht. Ihr Name ist Stephanie Mailer und sie ist der Meinung, dass Rosenberg und sein damaliger Partner Derek Scott den Fall nicht gelöst haben und der wahre Mörder noch immer frei herumläuft. Das kann Jesse nicht auf sich beruhen lassen, ist er doch der "Hundertprozentige", weil er jeden Fall gelöst hat. Als er Nachforschungen anstellt, gesellt sich auch bald sein Ex-Partner dazu und als Stephanie verschwindet, wissen sie, dass die Journalistin recht hatte. Also rollen sie alles noch einmal von vorne auf und merken, da gibt es jemanden, der das nicht richtig cool findet.

Der Mörder von 94 ist nicht der Einzige, der das nicht richtig cool fand. Mir geht's genauso. Die einzig intelligente Person, die jemals in dem Buch auftauchte, war die titelgebende Lady, den Rest kann man in der Pfeife rauchen. Die ach-so-mega-begabten-schlauen-alles-durchschauenden Polizisten brauchen zwanzig Jahre für einen Fall, bei dem der Ansatz dem normal Krimi konsumierenden Leser bereits vor Seite 20 klar ist - immerhin kommt Jesse irgendwo um Seite 550 darauf. Sie - also die Ermittler - sind dabei nicht mal unsympathisch: Sie sind einfach nur prasselblöd und lassen sich von jedem Hergelaufenen auf der Nase rumtanzen. Das Buch liest sich, als hätte jemand eine Vorabendserie geschrieben. Alle Männer haben eine große Liebe, für die sie alles tun würden. Alle Frauen haben ein schweres Schicksal. Dabei agieren die meisten, als hätte jemand die Schauspieler von GZSZ auf die Seiten gebannt. Der "Kriminalfall" besteht aus Versatzstücken, die zwischen Agatha Christie und Arthur Miller hin- und hergeschoben wurden. Gäbe es keine Überschriften, in denen die erzählende Person erwähnt wird, wüsste man bei den einzelnen Erzählstimmen keinen Unterschied herauszufinden, und warum man auch innerhalb einzelner Sätze oder Abschnitte Perspektivwechsel einführen muss bleibt wohl auf ewig ein Geheimnis des Autors. Ich möchte nicht behaupten, dass ich hier völligen Schund gelesen habe. Literarisch wertvolle Ansätze konnte ich leider auch nicht erkennen.

Veröffentlicht am 31.03.2019

Tell The Wind And Fire

Golden Darkness. Stadt aus Licht & Schatten
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In einer nahen Zukunft, in der es statt der technischen Revolution eine magische gegeben hat, werden die Menschen strikt danach eingeteilt, was sie sind und wo sie dementsprechend leben. Es gibt die Lichtgestalten ...

In einer nahen Zukunft, in der es statt der technischen Revolution eine magische gegeben hat, werden die Menschen strikt danach eingeteilt, was sie sind und wo sie dementsprechend leben. Es gibt die Lichtgestalten in ihren Lichtstädten, die "helle" Magie wirken, es gibt die dunklen Magier, die sich auch von Tod und Blut ernähren und die eingesperrt sind in die Dunkelstadtghettos. Lucy hat es vor zwei Jahren geschafft, in die Lichtstadt zu wechseln und dort ist sie sogar mit dem Sohn eines der grausamen Politikers zusammen, die dafür verantwortlich sind, dass die Dunkelstädte unterdrückt werden. Doch eines Tages deckt sie ein Geheimnis gerade des Vaters von Ethan, ihres Freundes, auf und nur kurze Zeit später reißt es sie in einen Strudel von Ereignissen, der nicht nur ihr Leben zu zerstören droht.

Wenn man bedenkt, dass ich eigentlich nach dem sechsten Kapitel gar keine Lust mehr hatte, dieses Buch zu lesen und dann meine Bewertung betrachtet, könnte man schon ins Grübeln kommen. Ich hielt es nämlich bis dahin für eine relativ originelle Idee, aber trotzdem für die ausgelutschte Dystopieumsetzung mit dem typischen Dreiecksverhältnis. Tatsächlich konnte mich die Autorin ab dann ernsthaft überraschen, wofür sie allein schon Bonuspunkte verdient hat. Nicht nur, dass sich nichts mehr so entwickelte wie erwartet, zeigt sie etwas auf, das sich die wenigsten Autoren überhaupt trauen. Dass nämlich nicht unbedingt immer diejenigen, die unterdrückt wurden und sich dann erheben, als die besseren Menschen erweisen. Sie geht knallhart über Leichen, nimmt keine Rücksicht auf die möglicherweise zarten Gemüter ihrer LeserInnen und denkt auch nicht daran, Antworten zu geben. Denn Tatsache ist: Es gibt keine wirklichen Antworten auf Dystopien und Happy Ends gehören normalerweise in Märchen. Da kann ich auch ganz gut drüber hinwegsehen, dass einige Protagonisten recht blass blieben; das Ende hat mich fast erschüttert. Lucy jedenfalls ist - mit all ihren Lügen, ihrem Lächeln und ihrer scheinbaren Stille - eine starke Persönlichkeit, die mich beeindruckt hat. Es gäbe Raum für einen zweiten Teil, aber mir wäre es wirklich lieber, wenn das so stehenbliebe, denn so scheint mir der knallharte Abschluss mehr Wucht zu haben. Nicht für Prinzessinnen geeignet, die Keira Cass für die Hardcore-Königin der Dystopien halten.

Veröffentlicht am 29.03.2019

Hey Sherlock! Ich habe ein Rätsel für dich!

Running Girl
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Was tut ein Kerl mit 16, der extrem gut aussieht, hoch intelligent ist und trotzdem keinen Sinn im Leben findet? Richtig, er langweilt sich. Oder hängt mit seinen halbkriminellen Freunden am Kinderspielplatz ...

Was tut ein Kerl mit 16, der extrem gut aussieht, hoch intelligent ist und trotzdem keinen Sinn im Leben findet? Richtig, er langweilt sich. Oder hängt mit seinen halbkriminellen Freunden am Kinderspielplatz ab. Oder beides. Die Schule jedenfalls ist das Letzte, das bei Garvie Smith, dem Protagonisten, eine Rolle spielt.
Seine gelangweilte Routine wird unterbrochen, als eines Tages ein Mädchen ermordet wird, mit dem er einmal für vier Wochen zusammen war. Die Polizei, allen voran der junge Ermittler Singh, machen alles richtig, tappen jedoch trotzdem im Dunkeln. Und Garvie weiß, dass er nicht nur helfen kann, sondern auch muss, und auf seine eigene Art und Weise ermittelt er selbst.

Ich habe schon interessante Kritiken zu diesem Buch gelesen. Huh, der Junge kifft! Bei Holmes allerdings ist es cool und Ausdruck seiner gelangweilten Genialität. Huh, der schlechte Stil. Gerade die angeprangerten "Stilbrüche" fand ich mega: Wurden doch gelegentlich wie Polizeiprotokolle gewisse Gespräche geführt und statt dass sie dadurch die Geschichte trockener machten, lockerten sie die auf, besonders wenn man den unterschwelligen Humor dabei beachtet. Tatsächlich ist Garvie vielleicht nicht für jedermann/frau/divers ein Sympathieträger, denn er ist intelligent und er lässt diese Intelligenz raushängen. Auch dass er schwänzt und lieber sinnlos abhängt als fürs Leben zu lernen, mag für viele ein Problem sein. Mir jedoch hat gerade das gefallen, auch die Dynamik zwischen ihm und Inspector Singh - der keineswegs so dämlich ist, wie er im Klappentext dargestellt wird - gefällt mir. Dass ich dann doch einen halben Punkt abziehen muss, liegt an der über-mega-großen Coolheit, die Garvie selbst dann noch an den Tag legt, wenn er halbtot geprügelt und kurz vor seinem schmerzhaften Ende steht. So viel Klasse nehme ich einem 16jährigen, auch einem 60igen, um fair zu bleiben, dann doch nicht ab. Aber was soll's. Hat Spaß gemacht. Will mehr. 4,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 28.03.2019

Des toten Dichters Manuskript

Die Geisterseher
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1805, Weimar. Schiller liegt im Sterben, als er noch Besuch von zwei jungen Männern erhält, Wilhelm und Jakob Grimm. Er übergibt ihnen ein Manuskript, das sie seinem Freund Goethe bringen sollen. Doch ...

1805, Weimar. Schiller liegt im Sterben, als er noch Besuch von zwei jungen Männern erhält, Wilhelm und Jakob Grimm. Er übergibt ihnen ein Manuskript, das sie seinem Freund Goethe bringen sollen. Doch ist Goethe wirklich der Freund, für den er ihn hält? Immerhin starb kurze Zeit vorher bei einem von dessen Theatervorstellungen ein Schauspieler und auch Schiller überlebt nicht mehr lange, nachdem er Medizin von Goethe bekommen hat. Und dann ist da noch das Manuskript, hinter dem seltsame Gestalten her sind und die Gebrüder Grimm auf eine Odyssee jagen, deren Sinn ihnen lange verborgen bleibt.

Ich sollte es langsam einsehen, dass Kai Meyer und ich nicht kompatibel sind. Er hat - laut Klappentext - immer geniale Ideen, auch der Schreibstil passt, doch die Umsetzung ist zäh und langweilig. Dafür, dass es sich um eine Schauergeschichte handeln sollte, hatte ich eindeutig zu viel Gähnen im Programm während des Hörens. Ich hatte das Gefühl, dass hier einfach nur Namedropping betrieben wurde, Szenen aneinandergereiht, abgehakt, weiter. Bis zum Schluss war ich versucht, das wirklich nicht lange Hörbuch abzubrechen, lediglich die sehr guten Sprecher schafften es, mich bei der Stange zu halten.