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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.08.2018

Blickt man zu lange in den Abgrund ...

Der Abgrund in dir
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... blickt der Abgrund irgendwann zurück.
Rachel Childs hat es endlich geschafft, sich ein Leben aufzubauen, wie sie es sich immer erträumt hat. Das war nicht immer einfach, denn sie wuchs bei einer kontrollsüchtigen ...

... blickt der Abgrund irgendwann zurück.
Rachel Childs hat es endlich geschafft, sich ein Leben aufzubauen, wie sie es sich immer erträumt hat. Das war nicht immer einfach, denn sie wuchs bei einer kontrollsüchtigen Mutter auf, die einst ein berühmtes Buch geschrieben hat und sich standhaft weigerte, ihr den Namen ihres Vaters zu verraten. Darunter hat Rachel immer gelitten und jahrelang nach ihm gesucht. Doch jetzt steht sie mitten im Leben und hat einen charmanten Mann an ihrer Seite, der sie in jeder Hinsicht unterstützt. Doch eines Tages wird alles, was sie dachte zu wissen, auf den Kopf gestellt - so sehr, dass sie sogar auf diesen Mann an ihrer Seite eine Pistole richten wird ...

Man hätte aus diesem Buch was richtig Gutes machen können. Dass Lehane schreiben kann, ist unbestritten, genauso unbestritten ist jedoch auch seine schreckliche Neigung der letzten paar Jahre, alles so dermaßen durchzukauen, dass jegliche Spannung flöten geht. Allein bei diesem Buch hätte man locker zweihundert Seiten streichen können, ohne dass die Aussagekraft gemindert worden wäre. Die unerträglich lahme Suche nach ihrem Vater hat schon dermaßen das Tempo rausgenommen, dass zumindest ich wirklich kämpfen musste, um überhaupt noch dabei zu bleiben, und obwohl es ab dem Moment, wo es dann mal mit der Geschichte wirklich losgeht, so einige Twists gibt, schaffen es lediglich die letzten 100 Seiten, so etwas wie einen Thriller zu gestalten. Das ist mir zu wenig, zu spät und bei diesem Ende auch zu wenig befriedigend.

Veröffentlicht am 18.08.2018

Blue blue eyes

Ein Augenblick für immer. Das erste Buch der Lügenwahrheit, Band 1
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June, die nichts lieber will, als in Oxford zu studieren, um Menschenrechtsanwältin zu werden, wird das letzte Schuljahr in England absolvieren. Zum Glück stammt ihr Vater von da, und sie hat einen Onkel ...

June, die nichts lieber will, als in Oxford zu studieren, um Menschenrechtsanwältin zu werden, wird das letzte Schuljahr in England absolvieren. Zum Glück stammt ihr Vater von da, und sie hat einen Onkel samt Herrenhaus und zwei megaheißen Fastsöhnen, wo sie wohnen kann. Bald schon findet sie heraus, dass mit den Fastsöhnen was nicht stimmt. Mal davon abgesehen, dass sie so megaheiß sind, dass sowohl Jungs als auch Mädchen permanent in Ohnmacht fallen, sobald sie auftauchen. Sie besitzen ungewöhnliche Gaben und nach einem Ausflug zu einem Steinkreis entdeckt auch June an sich Fähigkeiten, die ein bisschen ungewöhnlich anmuten.

Zwei Sätze in diesem Buch haben mir gut gefallen. Einmal fragt Preston June in etwa sinngemäß: Warum fallen Mädchen auf die größten Ar... cher rein? In diesem Moment hoffte ich so sehr, dass das Mädchen mal mit Reflektieren anfängt, aber warum? Der Typ ist heiß, passt schon. Und zum Schluss fragt sie sich das sogar selbst - natürlich nur, um die Antwort zu finden: Er ist heiß, passt schon. In diesem Buch wimmelt es vor Wiederholungen. Blaue Augen auf jeder Seite (leider niemals im Zusammenhang damit, dass mal einer was drauf kriegt), es werden Blicke geworfen oder ausgetauscht, Luft geholt und genickt, dass man damit ein eigenes Buch füllen könnte. Nicht zu vergessen die muskulösen Arme oder Brustkörbe, den berauschenden Körpergeruch (der sogar so intensiv ist, dass man ihn auf einem Motorrad unter einem Helm riechen kann - da kommt man schon ins Grübeln, vielleicht wäre Duschen mal eine Option?) und die Tatsache, dass Blake nicht nur das ungehobelste A...ch diesseits und jenseits des Kanals ist, sondern ständig fordert. Halte dich fern, halte dich raus, tu dies, tu jenes und June massiv zu Dingen zwingen möchte, die ihr widerstreben. Scheint aber alles in Ordnung zu sein, weil er ja heiß ist, passt schon. Dieses Mädchen verliert in seiner Gegenwart jegliche Würde und jeden Verstand, aber das ist bestimmt total romantisch. Ach, egal, die beiden Typen sind so heiß, dass die Trilogie nur ein Megaerfolg werden kann. Alles richtig gemacht. 1,5/5 Punkten.

Veröffentlicht am 15.08.2018

Juri und der Mann aus Stahl

Guten Morgen, Genosse Elefant
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Russland, 1954. Juri ist zwölf Jahre alt, na gut, eigentlich schon zwölfeinhalb und er ist ein Idiotnik, sagen die Erwachsenen. Dafür kann er aber nichts, weiß er, denn er ist als Kind - also als kleines ...

Russland, 1954. Juri ist zwölf Jahre alt, na gut, eigentlich schon zwölfeinhalb und er ist ein Idiotnik, sagen die Erwachsenen. Dafür kann er aber nichts, weiß er, denn er ist als Kind - also als kleines Kind - von einem Lastwagen überfahren worden und weil sein Papa im Moskauer Zoo arbeitet und Ahnung von Gehirnen hat, ist ihm bewusst, dass es in seinem Gehirn nicht so richtig funktioniert. Eines Nachts werden er und sein Papa abgeholt und in eine Datscha gebracht, und dort lernt Juri den Mann aus Stahl kennen, Stalin, den Großen Vater, den Führer seines Volkes. Eigentlich sogar gleich vierfach, denn der Stählerne hat drei Doppelgänger. Außerdem hat er viele Feinde, die meisten davon in seiner unmittelbaren Umgebung, weshalb er Juri zu seinem Vorkoster macht. Juri, das Kind, sieht und hört alles, und er begreift mehr, als mancher zu träumen wagt. Ein gefährliches Leben, das jederzeit schnell vorbei sein kann ...

Dadurch, dass der Hauptprotagonist jemand ist, der einerseits voller Naivität steckt, andererseits so unauffällig ist, dass ihn kaum jemand ernst nimmt, kommt er in eine einzigartige Lage, welche es ihm gestattet, uns ein Bild von den letzten Tagen Stalins zu zeichnen, das in seiner unfassbaren und doch kindlich unwertenden Sicht umso mehr Eindruck hinterlässt. Die sozialistischen Führer saufen, rauchen, foltern, töten so en passant, als wäre es nichts weiter als eine Fliege zu erschlagen. Jeder belauert den anderen und Stalin sitzt wie eine Spinne in der Mitte, lässt seine nächsten Mitarbeiter wie ein römischer Kaiser im Kreis tanzen, erniedrigt sie, macht sich über sie lustig, und wenn ihm danach ist, löscht er sie aus. Gleichzeitig macht er den Idiotnik Juri zu seinem einzigen Vertrauten, und wie könnte er auch nicht, bewahrt sich dieser doch bis zum Schluss eine rührende Unschuld, die einen fast in die Knie zwingt. Ein trauriges Buch, ein kluges, ein grausames, ein interessantes und auf gewisse Art einzigartiges Buch.

Veröffentlicht am 12.08.2018

Intergalaktische Friedensverhandlungen

Dina - Macht des Zaubers
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Dina Demilles nicht ganz normales Wirtshaus könnte geringfügig besser laufen. Geringfügig in dem Sinne, dass bald Gäste auftauchen sollten, sonst ist kein Geld mehr da, und Magie kann nun mal nicht alles. ...

Dina Demilles nicht ganz normales Wirtshaus könnte geringfügig besser laufen. Geringfügig in dem Sinne, dass bald Gäste auftauchen sollten, sonst ist kein Geld mehr da, und Magie kann nun mal nicht alles. Da taucht plötzlich der galaktische Schiedsmann George auf, der ausgerechnet bei ihr Friedensverhandlungen zwischen zwei völlig außer Rand und Band verhassten Völkern halten will. Dinas Haus ist das einzige, das sich eine Absage nicht leisten kann, und deshalb sagt sie zu - mit dem Ergebnis, dass sie lernen muss, Flöhe zu hüten. Wenn man kriegerische Vampire aus dem Weltraum und ebensolche kriegerischen Gegner sowie Kaufleute, die in deren Auseinandersetzungen geraten sind, als Flöhe bezeichnen möchte. Bald sieht es nicht nur so aus, als würden die Verhandlungen scheitern, sondern Dina beinahe ihr Leben und das verlieren, was ihr am teuersten ist.

Oh, Mann. Echt, so bekloppt sich das anhört, so genial ist es. Mittlerweile greife ich blind zu Ilona Andrews Büchern, weil ich genau weiß, was ich bekomme: toughe Frauen, coole Männer, viel Wortwitz, verbale Schlagabtäusche und eine Handlung, die so absurd wie amüsant und unterhaltsam ist. Das Autorenehepaar schafft Wesen, mit denen man selbst gern am Tisch säße, auch wenn das manchmal äußerst böse enden könnte. Selbst die obersten Oberschurken haben meistens einen coolen Grund, warum sie tun, was sie tun, weshalb ich die Bücher einfach nur mag. Es ist keine hohe Literatur, aber so wendungs- und einfallsreich, dass ich sie nur empfehlen kann. Gut gefallen hat mir in diesem Teil, dass sich das Liebesgedöns trotz allem in Grenzen hielt und genau so muss es sein. Her mit dem dritten Teil!

Veröffentlicht am 11.08.2018

Blumen und Briefe

Der Blumensammler
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1983: Peter Manyweathers ist der Inhaber einer kleinen Putzfirma und in seiner Freizeit gern in der Bibliothek. Eines Tages fällt ihm in einem Buch ein alter Brief in die Hände, in welchem ein junger Student ...

1983: Peter Manyweathers ist der Inhaber einer kleinen Putzfirma und in seiner Freizeit gern in der Bibliothek. Eines Tages fällt ihm in einem Buch ein alter Brief in die Hände, in welchem ein junger Student seiner Angebeteten von sechs außergewöhnlichen Blumen erzählt. Peter ist wie elektrisiert - er, der keine Hobbys besitzt, macht sich anhand des Briefes auf den Weg, weltweit die seltensten und ungewöhnlichsten Blumen zu suchen.
Gegenwart, 30 Jahre später: Professor Cole, ein Meeresbiologe, stirbt beinahe in seinem Einmannunterwassertauchboot. Der Wal, dem er sein Leben verdankt, trägt in seinem Magen ein Geheimnis herum: Die Blackbox des verschollenen Fluges M570.
Ebenfalls Gegenwart: Dove hat sein ganzes Leben lang darunter gelitten, ein Waise zu sein - und unter seinem Namen natürlich. In letzter Zeit quälen ihn dazu schreckliche Kopfschmerzen, aus denen Erinnerungen eines anderen Lebens steigen ...

Drei Handlungsstränge, die auf den ersten Blick nichts miteinander gemein haben, und doch verwebt sie Whitehouse zum Schluss zu einem gekonnten Ganzen. Ich mochte die Geschichte, auch wenn mich ein paar Dinge gestört haben. Das Foreshadowing zum Beispiel, das immer eingeblendet wurde, sobald Doves Kopfschmerzen begannen. Auch, dass nie geklärt wurde, was mit Peters Assistentin passierte oder wie diese Gedankenübertragung möglich war. Irgendwo in der Mitte gab es ein paar Längen, doch der Schluss konnte wieder sehr punkten, wobei ich mir über diese Schließung des Kreises mit Professor Coles Involvierung nicht ganz im Klaren bin - soll ich begeistert sein oder es als den endgültigen Abschuss ins zu sehr Unwahrscheinliche verbuchen? Trotzdem ein interessantes, unterhaltsames Buch.