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Veröffentlicht am 29.06.2023

Die Sprache des Unterbewusstseins

Deine Träume - Schlüssel zur Selbsterkenntnis
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Ich kaufte dieses Buch Anfang der 80-er Jahre in der zweiten Auflage. Die Seiten sind inzwischen vergilbt und nur bei besonders hellem Licht kann ich darin lesen. Aber ich tue es immer noch, weil jene ...

Ich kaufte dieses Buch Anfang der 80-er Jahre in der zweiten Auflage. Die Seiten sind inzwischen vergilbt und nur bei besonders hellem Licht kann ich darin lesen. Aber ich tue es immer noch, weil jene Inspirationen, die Ann Faraday damals zur Traumdeutung gab, immer noch lesenswert sind.

Das wertvolle des Ratgebers der amerikanischen Psychologin, die in Großbritannien studierte, ist m.E. die respektvolle Art, in der sie den Leser in die Welt der Träume einführt, ohne marktschreierische Patentlösungen anzubieten. Vielleicht gerade deshalb bietet der S. Fischer Verlag auch 44 Jahre nach der Erstveröffentlichung dieses Werk immer noch als Taschenbuch an.

Träume sind die Sprache des Unbewussten. Auf sie zu hören, sich an Bruchfestzen zu erinnern, die einem beim Aufwachen gegenwärtig sind, darüber nachzudenken und Schlussfolgerungen für eine kluge Lebensführung zu ziehen, das ist die Intention der Autorin. Dabei geht sie vielleicht ein bisschen zu akademich vor. Jedoch vermeidet sie es, sensationelle Heilserwartungen zu wecken, wie sie heutzutage im Esoterik-Business gerade zu Standard geworden sind
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Veröffentlicht am 29.06.2023

kluge Schriftsteller-Biographie

Als wär's ein Stück von mir
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Eine kluge Schriftsteller-Biographie, zum Jahreswechsel gelesen, als sich der Fake-News-Mob mal wieder an Hassorgien delektierte. Alles schon mal dagewesen, wie Carl Zuckmayer in seinem wunderbaren Buch ...

Eine kluge Schriftsteller-Biographie, zum Jahreswechsel gelesen, als sich der Fake-News-Mob mal wieder an Hassorgien delektierte. Alles schon mal dagewesen, wie Carl Zuckmayer in seinem wunderbaren Buch beschreibt. Der Titel ist das Zitat aus einer Passage, in der er seine abenteuerliche Flucht in der NS-Zeit beschreibt.

"Denke ich an die hellsten und an die schwärzesten Stunden in meinem Leben und im Leben derer, die mir nahestanden, so ist die Freundschaft wie ein festes, sichtbarliches, unzerreißbares Band hindurchgeschlungen. In den guten Zeiten war sie eine Steigerung im gegenseitigen Geben und Empfangen. In de Zeiten der Not wurde sie zu einem Anker, dem letzten, an den man sich hielt, zur Lotsenschaft, manchmal zum Rettungsring, und immer, auch in der Niederbrüchen, auch im Geschlagensein, blieb sie ein irdisches Fanal, ein Feuerschiff, ein Signal im Nebel. Selbst wenn der Tod die Freunde von meiner Seite riß - ich habe das allzu früh erleben müssen, und es geschieht immer wieder -, so war und ist es jedes mal, als wär's ein Stück von mir."

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Veröffentlicht am 29.06.2023

Packend geschrieben

Das Eulentor
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Mystery? Nie gelesen, kein Interesse. Ich stehe auf Politthriller und Esoterik, am liebsten als Kombination, wie beispielsweise Colin Cotterills Dr.-Siri-Reihe.

Andreas Gruber? Nie gehört. Und wenn auf ...

Mystery? Nie gelesen, kein Interesse. Ich stehe auf Politthriller und Esoterik, am liebsten als Kombination, wie beispielsweise Colin Cotterills Dr.-Siri-Reihe.

Andreas Gruber? Nie gehört. Und wenn auf dem Cover "Bestseller-Autor" steht, bin ich generell misstrauisch, denn selbst große etablierte Verlage verticken heutzutage ungenießbaren Trash unter diesem Label.

Luzifer-Verlag? Wohl einer dieser Kleinverlage, die unbegabten Schreiberlingen eine nutzlose Chance geben.

Oder?

Zugegeben, ich bin etwas old-fashioned. Vor einem Jahrzehnt bin ich noch Woche für Woche im Morgengrauen mit dem Rad an der Neiße entlanggefahren, den Gepäckträger voll mit dicken Thriller, Hörbüchern und Filmen, damals damals allesamt auf CD bzw. DVD, klopfte in Zittau meine Rezensionen ins Internet, samt Videopodcasts, zu jener Zeit völlig unbekannt, was der Firma letztendlich die Pleite brachte, und radelte nachmittags mit neuen Büchern, CDs und DVDs zurück, mit ziemlich plattem Hinterreifen ob der gewaltigen Last. All dies Woche für Woche über mehrere Jahre. Bei der Frankfurter Buchmesse staubte ich dann sogar eine dicke Ballatine's-Whiskeyflasche ab, im eleganten Buchschuber. Sich gleichzeitig betrinken und die Buchseiten umblättern, das war schon eine Meisterleistung. Good old times!

Und jetzt dies:

Eine 369 Seiten dicke Scharte, die mich gleich im Vorwort mit einer warmherzigen Schreibe empfängt, gänzlich uneitel, jedoch nicht kriecherisch devot, sondern neugierig macht wie wenn der Oberkellner einer Beisel in Wien die Tageskarte vorträgt und einem sein seiner Beschreibung des Palatschinkens das Wasser im Munde zusammenläuft.

Der Mann macht einfach nichts falsch:

Wenn schon Mystik, dann bitte die Klassiker H.P. Lovecraft (Cthulhu) oder Edgar Allen Poe (The Raven, vom Alan Parsons Project genial vertont. Andreas Gruber aus dem sumpfigen Grillenberger Becken in Niederösterreich auf halber Strecke zwischen Wien und Wiener Neustadt, wo das Herz von Kaiser Maximilians I., dem Weißkunig, unter dem Altar der St.-Georgs-Kapelle begraben liegt, erwähnt diese Autoren im Vorwort und tritt wahrlich in ihre Fußstapfen.

Schon im Prolog wird die Hauptfigur Nele derart elegant eingeführt, dass sich der Leser unschwer mit ihr identifizieren kann. Nur zwei Seiten weiter eine überraschende Wendung und man ist mitten drin in der Handlung.

Der Autor quält uns nicht mit langweiligem Info-Dumping, wie das Lesen der meisten filigran durchkonstruierten Verschwörungsthriller zur Qual macht, sondern streut sie ganz leicht ein, wie Zuckerstreusel oder eine kleine Erdbeere am Rande besagten Palatschinkens, ab Seite 23 im ersten Kapitel, das kurz und übersichtlich ist und wie alle 70 Kapitel mit einem Cliffhanger endet, sodass sich "Das Eulentor" in leicht verdaulichen Gabelbissen genießen lässt.

Dort im ersten Kapitel kommt auch schon die nächste überraschende Wendung in Form eines Massakers. Da Andreas Gruber sein Schreibhandwerk versteht, vermeidet er plastische Schilderungen von sadistisch zerschnittenen Frauenleibern, was bei eingangs erwähnten Bestsellerautoren heutzutage anscheinend zum guten Ton gehört. Eine gute Story und dreidimensionale Charaktere können auf derartiges Beiwerk verzichten.

Kurze Flashbacks wie auf Seite 32 im dritten Kapitel helfen dem Leser, geschehenes zu rekapitulieren. Und wenn dann im fünften udn sechsten Kapiel leichte Rückblenden eingebaut werden, stört das nicht den Erzählfluss, genauso wenig wie technische Begriffe in Kapitel sechs auf Seite 42, wenn von nachtsichttauglichem Cockpit, digitalem Moving-Map-System und taktischen Funkgeräte die Rede ist. Dieser Autor will nicht seine Eitelkeit befriedigen, sondern die werte Kundschaft bewirten - gleich jenen erfahrenen Oberkellnern in Beiseln der Wiener Josefstadt.

Merken Sie etwas?

In dieser Buchrezension fehlt eine Beschreibung des Inhalts. Darauf können Sie vergeblich warten. Ein Buch ist ein Buch, wenn man sich als Leser ernst genommen fühlt, wenn man allen Sorgen und Nöten des Alltags enthoben wird und sich ganz leicht in eine andere Welt hinein träumen kann. Nicht, dass Sie jetz schon wieder an die österreichische Gastronomie denken! Und wenn doch? Nun gut: Das Restaurant Wilder Mann in der Währinger Straße im 18. Bezirk, so in etwas zwischen Volksoper und der Grabstätte Ludwig van Beethovens, dort können Sie solide und schmackhaft speisen, und nebenbei gänzlich ungestört ein wenig der Literatur frönen. Ich spreche aus Erfahrung.

Postscriptum:

Die Widmung "Für Jürgen, Kritiker und Testleser der ersten Stunde" enthält zwar meinen Vornamen, doch schwöre ich beim Leben meiner Großmutter (die schon in den 60-ern starb), niemals nicht zuvor keinesfalls Kritiker oder gar Testleser dieses wirklich großartigen österreichischen Schauspielers gewesen zu sein!

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Veröffentlicht am 29.06.2023

Grandios verfasste Asylanten-Autobiografie!

Freitag ist ein guter Tag zum Flüchten
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Ein witziger Buchtitel, das neugierig macht, und ein Cover, das gute Unterhaltung verspricht, anstatt moralinsaurer Belehrung, wie man sich gegenüber Asylanten gemäß Political Correctness gefälligst zu ...

Ein witziger Buchtitel, das neugierig macht, und ein Cover, das gute Unterhaltung verspricht, anstatt moralinsaurer Belehrung, wie man sich gegenüber Asylanten gemäß Political Correctness gefälligst zu verhalten habe und dergleichen. Einzig zu bemängeln die Leseprobe auf der Umschlagrückseite. Wie altbacken, die literarische Qualität des Autors anhand einer Naturmetapher hervorzuheben, wie sie von allgewaltigen LektorInnen des deutschsprachigen Verlagsbusiness heutzutage verlangt wird wird, wenn sie Jungautoren die Gnade der Veröffentlichung erweisen. Jamalzadeh und Hepp leisten viel mehr, sie haben in ihrem Erstlingswerk Genre-übergreifend neuen Standards gesetzt.

Schon auf Seite 7 ein wirklich witziges Dialog-Gemisch aus Deutsch und Arabisch, wobei man Leser spätestens auf Seite 12 nicht mehr aus dem Lachen herauskommt, wenn es heißt: „Stell dir vor, du gehst in die Schule, und plötzlich dürfte niemand mehr Deutsch sprechen, sondern nur noch irgendein Chinesisch. Den darauf folgenden Dialog kann ich hier nicht wiedergeben, da meinem Laptop die sinologischen Piktogramme fehlen. Ich schwöre jedoch als sorgsamer Rezensent, dass man sich spätestens ab hier beruhigt im Caféhaus-Sessel zurücklehnen kann und das genießen, war nur wirklich gute Autoren zu leisten vermögen: Den Leser ernst nehmen, ihn angenehm unterhalten und in eine fremde Welt hineintragen!

Jene Welt, die des frauenverachtenden Taliban-Islamismus Afghanistans, ist hart und brutal. Man wird auf den folgenden Seiten mit viel Leid konfrontiert, das dort herrscht. Und zur Flucht gen Westeuropa steht Elyas in seinem autobiografischen Roman auch kein fliegender Teppich wie in Tausendundeiner Nacht zur Verfügung. Sein Buch ist voll Fakten und Erlebnisberichten. Die Gefahr von langweilendem Infodumping ist groß, zumal es in den letzten Jahrzehnten genug Fernsehberichte die so genannte Flüchtlingskrise medial eigentlich schon über die Maßen ausgewalzt ist.

Ein Blick auf die Danksagungen Seite 253ff verrät, dass Elyas Jamalzadeh durch Andreas Hepp, den ich an dieser Stelle Co-Autor nennen möchte, Unterstützung erhielt, zudem von professionellen LektorInnen – was jedoch nicht unbedingt zu einen guten Buch führen muss (siehe Privater Hinweis des Rezensenten). Ausschlaggebend ist für mich jedoch, dass der Autor ist in literarische Weise assimiliert hat, ohne seine Herkunft zu verleugnen. Natürlich mag ich Wien und die Österreicher habe Freunde dort und verliebte mich einst unsterblich in eine Burgenländerin namens Lisl – aber bittschön Herrschaften, das ist nun wirklich privat!

Was den Clash of Cultures betrifft, so fühle ich mich an des Hollywood-nominierten Spielfilm „I Love Vienna“ von 1991 erinnert, wo auf erfrischend witzige Weise die positiven Multikulti-Nachwirkungen der Österreichisch-Ungarischen Donaumonarchie wiederauferstehen. Übrigens war der im Iran geborene Afghane Elyas Jamalzadeh vor seiner Flucht über die Türkei und das Mittelmeer nicht nur Kinderarbeiter, Straßenhändler, Mitglied einer Jugendband und Boutiquebesitzer, sondern auch Hauptdarsteller eines iranischen Spielfilms, bevor schließlich im Oberösterreichischen Linz das Friseurhandwerk erlernte. Vielleicht rührt daher jener irrwitzige Humor, mit dem er seinen autobiografischen Abenteuerroman vorantreibt.

Man denkt beim Lesen unwillkürlich an Mark Twains "Tom Sawyer", Robert Louis Stevensons "Schatzinsel", Karl Mays "Durchs wilde Kurdistan", Jack Londons "Lockruf des Goldes", Ernest Hemingways "Fiesta", Jack Kerouaks "Unterwegs", Salman Rushdies "Mitternachtskinder" und Sven Regeners "Magical Mistery",
allesamt authentische Heldenerzählungen in Ich-Form, jedoch mit einem großen Unterschied: Elyas Jamalzadeh übernahm schon in frühester Jugend, gezwungenermaßen, die Rolle des Familienernährers, ähnlich wie es momentan, wenn die Rezensent diese Zeilen schreibt, bei Millionen junger Menschen im Ukraine-Kriegs sein wird. Es ist kein Spiel, auf dass er sich erlässt, sonder blutiger Ernst – ein Ernst, den er gegenüber uns Lesern auf heitere Weise vermittelt, gleich jenes jüdischem TV-Komiker, der jetzt in Kiew als Ziel von Mordkommandos sein Volk zum Durchhalten motiviert.

Dieses so genannte"Genre-Problem" wird die großen deutschsprachigen Verlagskonzerne, die in Zeiten von Corona auf bewährtes setzen, auf sadistische Thiller der üblichen Art, auf schon längst erschlaffte ehemalige Bestsellerautoren und Übersetzungen von Literatur, die sich auf dem englischsprachigen Buchmarkt durchgesetzt hat, davon abgehalten haben, das Buch in ihr Programm aufzunehmen und mit den üblichen Lektoratsvorgaben zu verhunzen. Mit Unterstützung der österreichischen Kulturforderung konnte es im kleinen Wiener Paul Zsolnay Verlag herauskommen, einst einverleibt aber nicht glattgebügelt von Münchner Carl Hanser Verlag.

Kommen wir zum eingangs kritisierten Leseprobe auf Umschlagseite 4. Das Autorenteam Jamalzadeh/Hepp hat weit mehr zu bieten als Naturmetapher, wie sie von Großrezensenten in TV-Literaturclubs stets gähnend langweilig vorgetragen werden. Anstatt auf den ersten Seiten uns Wohlstandsbürger beim Lesen von Flüchtlingsbiografien ein schlechtes Gewissen zu machen, verführen sie mit Allerwelts-Jugenderlebnisse, wenn sie auf Seite 19 schreiben:

"Ich liebte es, rauszulaufen vors Haus und mit den anderen Jungs auf den weiß-schwarzen Lederball einzudreschen, der mit dem Älterwerden nur noch ein Drittel so groß, dann nur mehr ein Viertel so groß, dann schließlich nur noch ein Fünftel so groß war wie ich."

Das erinnert mich sofort an Wolfgang Tilgners großartige Poesie im "Lied der Generationen" von den Puhdys:

"Als ich klein war, schien die Welt riesig groß, ziemlich groß..."

Ein Stück weiter auf Seite 36 stellen die Autoren in der Icherzählers-Rolle selbstbewusst klar:

"Ich erzähl nicht alles der Reihe nach. Das ist mein Buch, also darf ich das."

Die Macht der scheinbar allmächtigen Großverlags-Lektor-Zensur ist gebrochen. Auf der nächsten Seite 37 ein Beispiel für schwarzen Humor, wenn von prügelnden Koranlehrern berichtet wird:

"Wir mussten die Hände ausstrecken, und jedem von uns wurde ein paar Mal auf die Hände geschlagen. Einmal, als ich die Hand zurückgezogen hab, hat er sich mit dem Zweig, weil der so biegsam war, selbst in die Eier geschlagen" Das war witzig! Und dann bin ich von ihm verprügelt worden. Und – scheiß drauf - es war trotzdem witzig."

Das ist Literatur, dass hätte auf Umschlagseite 4 stehen müssen anstatt der dort abgedruckten Naturmetapher, die nichts, aber auch gar nicht über den literarischen Stil der Autoren aussagt.

Und weil's so schön ist, trotz all der geschilderten Schrecken, hier die auf den Seiten 52 bis 53 beschriebenen Gesichtsakne eines Geheimdienstmannes, der den kleinen Afghanenjungen in den Folterkeller steckt:

"So viele bunte Formen. Ein Kunstwerk! Rote Pickel, aufgekratzte Pickel, eitrige Pickel, (...) vielleicht sogar ganze Pickelfamilien, wie sich manche richtig zusammenkauerten auf der Hautoberfläche (...) I-don't-need-no-woman-Pickel, kompensierende Pickel, scheinbar zufriedene Pickel, an diesem Tag aufwachende Pickel, auf den Basar gehende Pickel (...) ihm genüsslich ins überraschte Gesicht blickende Pickel."

Verdammt nochmal, so etwas will ich kommenden Juno 2022 bei der Live-Übertragung beim altehrwürdigen Ingeborg-Bachmann-Preis hören, wenn Elyas Jamalzadeh und Andreas Hepp als Gewinner 25.000 Euro einsacken. Ich wette, die üblichen Verdächtigen der Literaturmafia trauen sich nicht!

Noch nicht genug Okay Leute. hier eine allerletzte Leseprobe von den Seiten 60 bis 61. Den Rest könnte ihr selber lesen! Ihr werdet bestens unterhalten und zugleich öffnet sich euer Horizont für die Welt dort draußen jenseits unserer mitteleuropäischen Luxusproblemchen.

"Und wo könnt man Elyas Jamalzadeh das Ende der Welt besser verbringen als in einem Keller nahe Teheran, einige Stunden vor der Abschiebung in das fremde Heimatland, in dem sie deine Familie in die Luft sprengen wollen, und in dem hennafarbene Bärte mit ihren Männern spazieren gehen, und in dem Mädchen ohne Jungs Jungs und Jungs Jungs sind, und in dem Kalaschnikows mit Hochzeitsgästen – echt, schau auf YouTube, da gibt's Videos davon! - tanzen?"

*

Zum Ende des Buches eine überraschende Wendung, die noch einmal deutlich zeigt, welch tödlicher Ernst hinter diesem genial erzählten Flüchtlingsdrama steckt. Ich wünsche dem Autor ein langes Leben. Seine literarisches Qualität erinnert mich in vielem an Wolfgang Herrndorf ...

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Veröffentlicht am 29.06.2023

Die ersten Hippies nach dem Zweiten Weltkrieg

Unterwegs
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Angeblich soll Jack Kerouac dieses Buch auf einer Endlos-Papierrolle geschrieben haben, die er zu Beginn seiner Reise als Hobo (Eisenbahnwaggon-Tramper) durch das Nachkriegs-Amerika in seine klapperige ...

Angeblich soll Jack Kerouac dieses Buch auf einer Endlos-Papierrolle geschrieben haben, die er zu Beginn seiner Reise als Hobo (Eisenbahnwaggon-Tramper) durch das Nachkriegs-Amerika in seine klapperige Schreibmaschine einspannte.

Ein schöner Mythos, auch ohne den dieses Buch ein absolutes Erlebnis ist. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es zwei Arten von Kriegsheimkehrern unter den US-amerikanischen Soldaten:

Die Einen zog es sofort in die boomende Industrie, um den Traum von Reichtum und Wohlstand zu verwirklichen, von Tellerwäscher zum Millionär, mit Farbfernseher, Coca Cola, Cadillac und Vorstadt-Einfamilienhaus Klimaanlage und Swimmingpool im Garten.

Der Anderen gelang es nicht, die Schrecken der Kriegserfahrungen durch Konsumrausch zu verdrängen. Sie berauschten sich mit weichen und harten Drogen, bleiben nach der Rückkehr in die USA innerlich heimatlos und zogen ziellos durch ihr weites Heimatland. Selten gelang es ihnen, an der Landstraße von Autos mitgenommen zu werden oder, wie auf diesem Cover einer Neuauflage abgebildet. mit eigenem Chromschlitten die Prärie zu durchqueren. Zumeist kletterten sie auf langsam vorbeifahrende Eisenbahnwaggons - eine nicht ganz ungefährliche Angelegenheit, wenn Zugschaffner klar Schiff machten, indem sie die ungebetenen Gäste bei voller Fahrt aus den Güterwaggons warfen bzw. mit lebensgefährlich an Schnüren aufgehängten Schraubenschlüssel von verdeckten Schlafplätzen auf den Waggonachsen ins Verderben stießen.

"On the Road" ist der Originaltitel. Im Grunde schuf Jack Kerouak schuf mit seinem Werk das Genre des Road Movie, denn niemand vor oder nach ihm konnte das abenteuerliche Leben freier Männer auf der Fahrt ins NIrgendwo besser schildern als er.

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