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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.03.2017

Diagnose Alopezie - eine einfühlsam und doch auch unterhaltsam erzählte Geschichte

Nichts wünsche ich mir mehr
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Zitate
"Die Krankheit tut noch mehr. Sie rüttelt an den Festen des Selbstbilds. An dem man jahrelang gesessen hat, mit feinem Pinselstrich. Ein Bild, das man mag oder auch nicht. Es ist nicht wichtig, ...

Zitate
"Die Krankheit tut noch mehr. Sie rüttelt an den Festen des Selbstbilds. An dem man jahrelang gesessen hat, mit feinem Pinselstrich. Ein Bild, das man mag oder auch nicht. Es ist nicht wichtig, denn die Hauptsache ist: Man kennt das Bild. Und nun soll alles anders sein?"
".... Mein Aussehen lenkt ab von der, die ich wirklich bin, denke ich. Aber wer bin ich eigentlich, jetzt, in diesem Moment? Und wer bin ich morgen? Oder: Wer will ich sein? (Wer kann ich noch sein?)"

Infos zur Krankheit
Alopecia Areata ist eine ungefährliche Haarausfall-Erkrankung die ohne Vorwarnung und in unterschiedlicher Ausprägung auftreten kann. Es wird geschätzt, dass in Deutschland etwa 1-1,5 Mio. Menschen davon betroffen sind, wobei nur bei etwa 10% der Betroffenen der Totalverlust der Kopf- und Körperbehaarung eintritt.
Quelle: https://www.aad-ev.de/%C3%BCber-alopecia/

Meine Eindrücke
Von der ersten Seite an hat mir die Geschichte gefallen. In lockerer und jugendlicher Sprache erfährt man, wie Katharinas Leben sich durch die Diagnose und den immer weiter fortschreitenden Verlust der Haare verändert. Es ist ein Schock und sie kann sich zuerst gar nicht vorstellen, wie ihr Leben künftig aussehen soll. Ihre größte Angst besteht darin, dass jemand etwas davon bemerkt. Wie werden ihre Freundinnen und ihre Mitschüler reagieren? Und wird sich jemals ein Junge in ein Mädchen mit Glatze verlieben? Am liebsten würde sie das Haus gar nicht mehr verlassen.
Zum Glück hat Katha eine ganz wunderbare Familie und gute Freundinnen, die ihr zur Seite stehen.

Glaubwürdig wird erzählt, was in Katha vorgeht, welche Gedanken und Ängste ihr durch den Kopf gehen. Auf den ersten Schock folgt die Suche nach einer Therapie oder einem Heilmittel, egal was man dafür in Kauf nehmen muss. Wie weit ist man bereit zu gehen, damit eine geringe Möglichkeit besteht, dass wieder Haare wachsen?

In unserer Zeit wird man oft nach seinem Aussehen beurteilt und ohne Haare fällt eine Frau einfach auf. Die Mitschüler tuscheln und dauernd wird man angestarrt. Damit muss man lernen klarzukommen und das ist nicht einfach. Katha lernt, dass es verschiedene Wege gibt mit der Erkrankung umzugehen und sie muss für sich selbst entscheiden, welcher der richtige für sie ist. Soll sie eine Perücke tragen, die so aussieht wie ihre alte Frisur, oder will sie sich jeden Tag mit einem neuen Look und einer anderen Perücke präsentieren, oder gar oben ohne gehen und sich wie Sinead O'Connor stylen? Wer will sie künftig sein und wie will sie wahrgenommen werden?

Obwohl es kein leichtes Thema ist, war das Buch nicht schwermütig. Oft wird die Handlung durch humorvolle Dialoge oder Erlebnisse aufgelockert. Die Balance zwischen Kathas ganz persönlichem Drama und unterhaltsamen Passagen ist perfekt gelungen.

Fazit: Die Geschichte eines jungen Mädchens, das an Alopezie erkrankt und einen Weg finden muss, damit klarzukommen - einfühlsam und kurzweilig in jugendlicher Ausdrucksweise erzählt.

Veröffentlicht am 01.03.2017

Schöne Geschichte

Im Schatten das Licht
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Sarah ist ein 14jähriger Teenager, der schon viel verloren hat. Als nun auch noch ihr Großvater ins Krankenhaus kommt, steht sie ganz alleine da. Es fällt ihr schwer sich anderen Menschen zu öffnen. Dabei ...

Sarah ist ein 14jähriger Teenager, der schon viel verloren hat. Als nun auch noch ihr Großvater ins Krankenhaus kommt, steht sie ganz alleine da. Es fällt ihr schwer sich anderen Menschen zu öffnen. Dabei hätte sie Hilfe so notwendig, denn dass sie als Jugendliche nicht alleine leben darf ist nur eines von vielen Problemen, die auf sie zukommen. Halt findet sie bei ihrem Pferd Boo, das sie über alles liebt.
Nicht immer verhält sie sich logisch, aber dieses Verhalten passt zu einem 14jährigen Teenager.

Natasha ist Anwältin mit besten Karriereaussichten. Als sie glaubt, ihre gescheiterte Ehe endlich verarbeitet zu haben, zieht ihr Noch-Ehemann Mac wieder in das gemeinsame Haus, bis es verkauft ist. Zwischen den beiden hängt so viel Unausgesprochenes in der Luft und man spürt sehr schnell, dass sie sich alles andere als gleichgültig sind, trotz neuer Partner. Und wie passt in das alles auch noch ein 14jähriges Mädchen inklusive Pferd?

In gewohnt flüssigem Schreibstil erzählt die Autorin diese schöne und emotionale Geschichte, in der zwei verletzte weibliche Hauptpersonen versuchen ihr Leben in den Griff zu bekommen und dass jede für sich ganz alleine. Ihnen zur Seite steht Mac, über den man mehrfach lesen kann, was für eine anziehende Wirkung er auf Frauen hat und wie charmant und einfühlsam er ist.
Bei den Nebenfiguren hat mir vor allem Cowboy John mit seiner liebenswert kauzigen Art und seinem trockenen Humor gut gefallen.

In dieser Geschichte nehmen das Reiten und die Liebe zu Pferden viel Raum ein und trotzdem steht doch das Zwischenmenschliche immer im Vordergrund.
Es geht um Liebe, Familie und um Vertrauen, das vor allem Sarah und Natasha lernen müssen.

Normalerweise beginne ich eine Rezension gerne mit dem Klappentext. Doch dieses Mal verzichte ich darauf, denn er enthält Handlungsschritte, die teilweise erst gegen Seite 400 passieren. Das hat für mich einen Großteil der Spannung aus dem Buch genommen, da ich ja bereits wusste was noch kommt. Zum Glück gab es auf dem Weg dahin noch einige dramatische Ereignisse und Wendungen, die dafür sorgten, dass die Seiten trotzdem nur so dahingeflogen sind.

Fazit: Eine schöne Geschichte, die mit Emotionen, Dramatik und überraschenden Wendungen unterhält.

Veröffentlicht am 25.02.2017

Road Trip - heraus aus der Trauer und zurück ins Leben

Für immer ein Teil von mir
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Seit sechs Monaten ist Ashlyn tot und während für viele Menschen aus ihrem früheren Umfeld das Leben wieder seinen normalen Gang geht, sind ihre Freunde Cloudy und Kyle immer noch in ihrer Trauer gefangen. ...

Seit sechs Monaten ist Ashlyn tot und während für viele Menschen aus ihrem früheren Umfeld das Leben wieder seinen normalen Gang geht, sind ihre Freunde Cloudy und Kyle immer noch in ihrer Trauer gefangen. Immer wieder erinnern sie Kleinigkeiten an Ashlyn und daran, was sie verloren haben.

Cloudy war Ashlyns beste Freundin. Sie waren beide mit Leidenschaft beim Cheerleading und sind gemeinsam durch Dick und Dünn gegangen. Cloudy hat das Gefühl, dass die Trauer alle Gefühle und ihr Leben so zusammendrückt, dass fast nichts mehr von ihr übrigbleibt.

Kyle war Ashlyns fester Freund und fühlt sich ohne sie verloren. Er spürt eine Leere in sich und weiß nicht, womit er sie füllen soll. Nichts macht ihm mehr Freude. Wie soll er da einfach so tun, als ob alles in Ordnung ist und sich mit seinen Freunden treffen, ins Training gehen und einfach weiterleben wie bisher?

Das bringt Cloudy auf die Idee gemeinsam mit Kyle, drei der Menschen zu besuchen, deren Leben durch Ashlyns Organspende gerettet wurden. Vielleicht würde das die Leere in ihm füllen?

Und so beginnt ein Road Trip auf dem die beiden Jugendlichen hoffen einen Weg aus ihrer Trauer heraus zu finden um sich anderen wieder öffnen zu können und nach vorne zu schauen in eine Zukunft ohne Ashlyn.

Mit leichter Hand beschreiben die Autorinnen die Gefühle und Gedanken von Kyle und Cloudy. Sicher hätte man hierbei noch mehr in die Tiefe gehen können, doch mir hat gerade gut gefallen, dass die Emotionen und der Schmerz nicht in aller Dramatik beschrieben werden, aber trotzdem allgegenwärtig sind.

In Rückblicken erlebt der Leser gemeinsame Momente von Ashlyn, Cloudy und Kyle, welche die unterschiedlichen Beziehungen deutlich und die Trauer verständlich machen. Ashlyn war ein Mensch mit vielen Stärken und liebenswerten Schwächen. Nach ihrem Tod hat sie nicht nur bei ihrer Familie eine schmerzhafte Lücke hinterlassen.

Durch die Geschichte wird deutlich, dass durch Organspenden Menschen ein neues Leben geschenkt werden kann. Wenn auch nicht sofort, so kann doch irgendwann dieses Bewusstsein helfen, den Verlust eines geliebten Menschen besser zu ertragen. Allerdings steht dieses Thema nicht im Vordergrund, sondern macht nur einen geringen Teil der Handlung aus.

Die Geschichte hat mir sehr gut gefallen und ich bin gerne mit den beiden jugendlichen Protagonisten auf die Reise gegangen. Aufgelockert wird die Handlung durch immer wieder aufblitzenden Humor, ein kleines Kätzchen und durch eine Liebesgeschichte, die niemanden überraschen dürfte, die deshalb aber nicht weniger schön ist.

Fazit: Eine schöne Geschichte um Trauer, Freundschaft, Familie und Liebe.

Veröffentlicht am 02.02.2017

Leider nicht mein Geschmack

Emma, der Kaktus und ich
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Nach dem Lesen des Klappentextes habe ich mich auf eine unterhaltsame und durchaus auch ironische Beziehungskomödie eingestellt. Doch darum geht es nur zu Beginn und am Ende des Buches. Dazwischen mutiert ...

Nach dem Lesen des Klappentextes habe ich mich auf eine unterhaltsame und durchaus auch ironische Beziehungskomödie eingestellt. Doch darum geht es nur zu Beginn und am Ende des Buches. Dazwischen mutiert Gerd nach seinem Rauswurf zu einem jämmerlichen Häufchen Elend voller Selbstmitleid und schildert den Lesern die verschiedenen Männer-Stadien nach dem Verlassen werden, was hauptsächlich auf jammern und viel Alkohol hinausläuft. Gerds Freund Stefan formuliert es treffend „Gerd, du bist unfassbar nervig“.

Rückblickend erzählt Gerd von peinlichen Erlebnissen in der Vergangenheit und wie er versucht hat bei den Frauen zu landen. Nebenbei geht unser Dauerstudent ab und zu zur Uni, wenn er Lust hat, aber eigentlich hat er zu gar nichts richtig Lust oder Antrieb. Auch seinen großen Traum, die Schriftstellerei, verfolgt er mit wenig Engagement. Irgendwie bekommt er gar nichts auf die Reihe und taumelt von einer skurrilen Peinlichkeit zur nächsten.

Stellenweise ist dies tatsächlich lustig. Doch oft wird das Geschehen so überspitzt und geschmacklos dargestellt, dass keine Lesefreude bei mir aufkommen wollte. Wahrscheinlich bin ich einfach nicht die richtige Zielgruppe.

Die Abschnitte mit Emma, oder wenn Gerd bei seiner Oma Bimbam zu Besuch war, habe ich gerne gelesen. Hier zeigt sich Gerd wirklich als liebenswerter Loser, wie im Klappentext angepriesen.

Ich lese gerne lustige und unterhaltsame Geschichten und es stört mich auch nicht, wenn der Inhalt sich anders entwickelt, als erwartet. Aber Humor ist bekanntlich Geschmacksache und meinen Geschmack hat der Autor leider nicht getroffen.

Veröffentlicht am 02.02.2017

Gefühlvolle Geschichte um Liebe und Armut

Im nächsten Leben vielleicht
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Tenleigh und Kyland leben in Dennville, einem Bergarbeiterort in den Appalachen. Vor Jahren gab es dort in der Grube eine Explosion, bei der 62 Männer ums Leben kamen, viele davon Familienväter. Die Familien, ...

Tenleigh und Kyland leben in Dennville, einem Bergarbeiterort in den Appalachen. Vor Jahren gab es dort in der Grube eine Explosion, bei der 62 Männer ums Leben kamen, viele davon Familienväter. Die Familien, die sie zurückließen, führen seit dem einen verzweifelten Kampf ums Überleben am Existenzminimum. Kyland hat nicht nur seinen Vater verloren, sondern auch seinen Bruder. Seitdem lebt er in Armut und muss Hunger leiden. Genau wie für Tenleigh gibt es für ihn nur eine Möglichkeit diesem Leben zu entfliehen – das Stipendium des Bergwerksunternehmens.
Beide lernen viel und setzen ihre ganze Energie ein, um ihr Ziel zu erreichen. Doch dann lernen sie sich näher kennen und obwohl beiden bewusst ist, dass ihre Liebe keine Chance hat, weil einer von ihnen bald die Stadt verlässt, können sie sich nicht gegen ihre Gefühle wehren.

Einfühlsam erzählt die Autorin vom Leben der beiden und wie sie sich langsam näherkommen. Es ist klar, wo das Ganze hinführt und trotzdem liest es sich schön, wenn zwei Teenager zum ersten Mal wirklich lieben und die Gefühle täglich tiefer werden. Umso spannender war für mich die Frage, wer von beiden das Stipendium bekommt und was dann passiert.

Die Liebesgeschichte nimmt eindeutig den meisten Raum der Handlung ein. Es gibt jedoch einige Personen und Nebenhandlungen, die mir sehr gut gefallen haben, weil sie etwas Abwechslung in die doch sehr ausführlich beschriebene Beziehung der beiden gebracht haben.

Es war schön und auch traurig mehr über die besonderen familiären Verhältnisse von Tenleigh und Kyland zu lesen. Diese haben ihr Leben geprägt, von dem sie uns abwechselnd als Ich-Erzähler berichten. Man bekommt als Leser eine Ahnung, was es heißt in Armut aufzuwachsen und wie schwer es ist sich ein besseres Leben aufzubauen.

Anfangs bin ich regelrecht in der Geschichte versunken und die Seiten sind nur so dahingeflogen. Doch gerade die ausführlich geschilderte Entwicklung der Beziehung der beiden, die mich anfangs so begeisterte, zog sich dann etwas in die Länge. Zum Glück bekommt die Autorin gerade noch rechtzeitig die Kurve, indem sie eine für mich unerwartete Entwicklung eingebaut hat, welche die Geschichte wieder etwas spannender werden ließ.

Der Schreibstil der Autorin ließ sich sehr angenehm lesen und die Geschichte der beiden wird bis zum Ende hin romantische Seelen zum Schwärmen bringen.

Für mich war diese Geschichte ideal zum Abschalten und Mitfühlen und ich habe sie sehr gerne gelesen.