Profilbild von Avalee

Avalee

aktives Lesejury-Mitglied
offline

Avalee ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Avalee über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 08.06.2017

Solides Ende

Der Weg der gefallenen Sterne
0

Jetzt, wo Gaia die neue Matrarch Sylums ist, führt sie ihr Volk etwa ein Jahr später durch das Ödland zurück in ihre Heimat: die Enklave und Wharfton. Dort möchten sie New Sylum gründen. Wie schon erwartet, ...

Jetzt, wo Gaia die neue Matrarch Sylums ist, führt sie ihr Volk etwa ein Jahr später durch das Ödland zurück in ihre Heimat: die Enklave und Wharfton. Dort möchten sie New Sylum gründen. Wie schon erwartet, werden sie von der Enklave nicht gerade wohlwollend empfangen, auch wenn sich während Gaias Abwesenheit viel verändert hat. Gaia wird vom Protektor festgesetzt und nur durch die Hilfe von Leon und seiner Schwester wird sie freigelassen und schafft es sogar, einen Deal mit dem Protektor zu machen, um Wasser für die Leute von New Sylum zu erhalten. Als er seinen Teil der Abmachung jedoch nicht einhält wird klar, dass härtere Maßnahmen ergriffen werden müssen. Da in Wharfton bereits länger Unzufriedenheit herrscht, finden sie in den dort lebenden Bewohnern Verbündete und auch innerhalb der Mauer sind längst nicht alle mit dem System zufrieden.

Dieser letzte Teil der Reihe dreht sich Hauptsächlich um die aussichtslosen Verhandlungen Gaias mit dem Protektor und den Maßnahmen, die die Bürger außerhalb der Enklave ergreifen, um doch noch gehört zu werden. Dass die Liebesbeziehung zwischen Gaia und Leon dabei in den Hintergrund rückt, ist angesichts solcher aufregender Ereignisse und der Situation im allgemeinen nachvollziehbar. Wieder einmal wird die Geschichte also (auch bezogen auf andere Punkte) sehr glaubwürdig gestaltet.
Gaia selbst stellt sich zwar als eine recht gute Matrarch heraus, da (nahezu) alle ihr vertrauen und folgen, kann ihre eigenen Wünsche aber auch nicht gänzlich unter die ihres Volkes ordnen. So folgt sie Leon voller Sorgen und Angst um ihn in die Enklave, um ihn zu suchen. Ihr Volk lässt sie dabei alleine und bringt sich selbst in Gefahr.
Das Ende wird noch einmal sehr nervenaufreibend und mir haben längst nicht alle Ereignisse gefallen – aber auch das trägt zur Glaubwürdigkeit der Story bei. Wäre alles glimpflich ausgegangen, hätte ich die Story wohl schlechter bewertet. Schließlich wäre das dann weniger gut vorstellbar.

Zusammenfassend finde ich das Finale um die Story der jungen Hebamme Gaia gelungen und sehr gut dargestellt. Ihre Geschichte hat mich beim Lesen teilweise kaum losgelassen und ich wollte unbedingt nach jeder Handlung der Figuren wissen, was nun als Reaktion folgen würde.



Schöne, solide, glaubwürdige Reihe!

Veröffentlicht am 08.06.2017

Gebrochen

Das Land der verlorenen Träume
0

Nachdem Gaia von einem Fremden im Ödland aufgelesen und nach Sylum gebracht wird, scheint zunächst alles besser zu werden. Doch dann wird ihr ihre Schwester mit der Begründung, dass sie allein in Gaias ...

Nachdem Gaia von einem Fremden im Ödland aufgelesen und nach Sylum gebracht wird, scheint zunächst alles besser zu werden. Doch dann wird ihr ihre Schwester mit der Begründung, dass sie allein in Gaias Obhut gestorben wäre, weggenommen. Weil Gaia Hebamme ist, nimmt sie aber eine wichtige Stellung in der Gemeinschaft ein. Als sie einer der Schwangeren heimlich zu einem Schwangerschaftsabbruch verhilft, begeht sie damit einen Verstoß gegen die Regeln Sylums. Ihr wird die Freiheit genommen und sie wird unter „Hausarrest“ im Mutterhaus gestellt, bis sie der Matrarch gestanden hat, wem sie zum Schwangerschaftsabbruch verholfen hat. Nun bleibt Gaia die Wahl: Wird sie diejenige verraten, die sich ihr anvertraut hat, um das Mutterhaus verlassen zu können? Bleibt sie stur, verrät niemandem ein Wort und bleibt im Mutterhaus gefangen? Oder verlässt sie das Mutterhaus ohne Erlaubnis und läuft damit Gefahr, ihre Schwester niemals wiedersehen zu dürfen?



Dieser Teil ist eine gelungene Fortsetzung der Geschichte um die junge Hebamme Gaia.

In diesem Fall ist auch der Titel „Das Land der verlorenen Träume“ besser gewählt als im ersten Teil, da sich Gaia im Toten Wald etwas völlig anderes erträumt hat als sie letzten Endes erwartet.

Im Verlauf zeigt sich, dass längst nicht alle Bürger (vor allem die Männer) in Sylum zufrieden mit dem System sind. Auch wenn Gaias Wille lange gebrochen scheint und man sich als Leser schon ein wenig darüber aufzuregen beginnt, so rappelt sie sich schließlich doch auf und versucht die Lage für alle zu verbessern. Damit beginnen die Veränderungen und es ist erstaunlich, wie wenig nötig ist, um den Unfrieden unter den Bürgern deutlich sichtbar zu machen.
Dass Gaia sich mit einer Art Vierecksbeziehung auseinandersetzen muss, fand ich teilweise übertrieben. Andererseits scheint es durch die gegebenen Umstände in Sylum doch nicht allzu weit hergeholt zu sein.
Zu Beginn des Romans hätte ich das Ende niemals auch nur ansatzweise vermutet, durch das Handlungsgeschehen wurde es aber elegant und nachvollziehbar herbeigeführt. Es hat mich sehr neugierig auf den dritten und letzten Teil gemacht.

Zusammenfassend ein sehr empfehlenswerter zweiter Teil.

Veröffentlicht am 08.06.2017

Modernste Dystopie in einer Welt, in der immer mehr virtuell möglich ist

Mind Games
0

Freunde und Partner finden, sich unterhalten, einkaufen, Online-Rollenspiele: Das alles ist heute schon möglich. Doch was passiert, wenn nahezu das ganze Leben virtuell abläuft? Wenn man sich durch ein ...

Freunde und Partner finden, sich unterhalten, einkaufen, Online-Rollenspiele: Das alles ist heute schon möglich. Doch was passiert, wenn nahezu das ganze Leben virtuell abläuft? Wenn man sich durch ein Implantat im Gehirn einfach von überall einloggen kann und es sich so anfühlt, als wäre man tatsächlich in einer dieser virtuellen Welten unterwegs und wenn ein Lebenserhaltungssystem dafür sorgt, dass man sich im Grunde nie wieder ausloggen muss … Würdest du noch in der Realität leben?

Luna ist eine Verweigerin und damit eine der wenigen, die sich gegen das beinahe ausschließlich virtuelle Leben in denen von PareCo erschaffenen Welten entschieden haben und deshalb kein Implantat trägt. Überraschend wird sie dennoch von PareCo zu einem Eignungstest eingeladen, der Intelligenz und Rationalität prüfen soll. Der Rationalitätstest erfolgt drastischer als erwartet und da Luna gegen die Regeln verstößt, ist sie sich sicher, durchgefallen zu sein. Unverhofft hat sie aber doch bestanden und wird auf die Unzugängliche Insel (kurz: Unzu) geschickt, wo sie fortan für PareCo arbeiten soll. Aber auf dem Weg dahin landet sie letztlich nicht dort, sondern, durch Gecko - einem Shacker, den sie bei dem Eignungstest kennenlernte - bei einer kleinen Gruppe, die sich gegen PareCo stellt und versucht deren illegale Machenschaften aufzudecken. Was geschieht auf Unzu wirklich? Luna beschließt, genau das herauszufinden; ebenso, wie Gecko zu befreien, der von PareCo entführt wurde und dessen Bewusstsein in einer virtuellen Welt gefangengehalten wird.

Dieses Buch stimmt einen nachdenklich über die Zukunft und was durch modernste Technik noch zu erreichen ist. Es ist gut vorstellbar, dass irgendwann tatsächlich vieles virtuell möglich ist und man sich dort sogar bewegen und Dinge fühlen und vielleicht sogar riechen und schmecken kann wie in einer realen Welt. Auch deshalb hat Mind Games mich für sich eingenommen. Ich begann mir die Frage zu stellen, ob auch ich mir ein Implantat einsetzen lassen würde und ich denke eher nicht. Es ist eine Sache, so viele virtuelle Möglichkeiten zu haben und sie auch zu nutzen, aber eine ganz andere, sich etwas ins Gehirn einbauen zu lassen, von dem man nicht hundertprozentig sagen kann, wozu diese Technik imstande ist. Und genau das wird vielen in dieser Story auch zum Verhängnis, denn Gegenstände in der realen Welt und nicht nur online mit allen Sinnen wahrzunehmen, die eigentlich nicht da sein sollten, ist doch etwas, womit keiner der Implantatbesitzer rechnet. Dennoch ist es realistisch, dass trotzdem nahezu alle Zweifler der breiten Masse folgen und sich den sozialen Zwängen unterwerfen.

Das Ende war sehr spannend, driftete allerdings bezogen auf Luna ein wenig ins Phantastische ab, was der Story selbst aber nicht schadet. Darüber hinaus nahm der Schluss eine sehr überraschende Wendung. Unerwartet Schauderhaft ist dafür wohl der beste Ausdruck. Und eben das macht die Story für mich noch ein bisschen besser. Auch, wenn ich mir einerseits ein anderes Ende gewünscht hätte.

Wie auch schon die Gelöscht-Reihe, hat auch dieser Roman von Teri Terry mich nach einer kurzen Einführungsphase sofort mitgerissen. Innerhalb weniger Tage hatte ich es durch. Also: Daumen hoch!

Veröffentlicht am 06.06.2017

Mitreißend und düster

Die Jäger der Nacht
0

Gene, einer der letzten Menschen, lebt unerkannt unter Lebewesen, die den Menschen zum Verwechseln ähnlich sehen. Allerdings sind sie keine: Sie meiden die Sonne, trinken nichts, lachen, weinen und lieben ...

Gene, einer der letzten Menschen, lebt unerkannt unter Lebewesen, die den Menschen zum Verwechseln ähnlich sehen. Allerdings sind sie keine: Sie meiden die Sonne, trinken nichts, lachen, weinen und lieben nicht, blinzeln nicht einmal und die Menschen – von ihnen Hepra genannt und wie Vieh behandelt – sind unter ihnen eine begehrte Delikatesse, weshalb diese auch so gut wie ausgestorben sind.
Zunächst beschreibt Gene sein beschwerliches Leben, in dem es vor allem gilt, unerkannt zu bleiben. Das bedeutet unter anderem aufzupassen, nicht zu schwitzen und somit Gerüche zu verströmen, denn das würde ihn sofort entlarven und die anderen in Raserei versetzen.
Dann wird eine Hepra-Jagd veranstaltet und die Teilnehmer ausgelost. Gene ist einer von ihnen; wie auch Ashley-June, auf die er schon länger ein Auge geworfen hat. Innerhalb einer Einrichtung werden die Teilnehmer auf die bevorstehende Jagd vorbereitet. Gene weiß, dass er keine Chance hat: Er kann unmöglich mit den anderen mithalten, die viel schneller sind als er; bei dem Versuch würde er bereits zu schwitzen beginnen und das würde ihn als Menschen enttarnen; versucht er es nicht, erkennt ebenfalls jeder, dass er anders ist. Ihm bleibt nur eine Möglichkeit: Er muss sich gleich zu Beginn das Bein brechen, auch wenn das ebenfalls ein Risiko darstellt. Doch ist das wirklich die einzige Möglichkeit?

Nachdem einem ein guter Einblick in die Welt von Gene mit all ihren Gefahren gegeben wird, beginnt die eigentliche Story. Gene, der vor allem damit gut durchs Leben gekommen ist, so wenig aufzufallen wie möglich, sieht sich plötzlich der Aufmerksamkeit aller ausgesetzt. Das Überleben wird für ihn um einiges schwerer. Da er nichts aus seinem Zuhause mitnehmen kann, hat er keine Seife, keinen Rasierer, kein Wasser: Alles Dinge, die ihm helfen, unerkannt zu bleiben. Man bekommt sofort ein mulmiges Gefühl und ahnt, dass das für ihn nicht gutgehen kann. Tatsächlich entkommt er einige Male nur haarscharf der Entdeckung. Vor allem der Wassermangel macht ihm zu schaffen, weshalb er sich tagsüber unter die Glaskuppel mit ihrem See wagt, wo die Menschen zwar gefangen, doch bis zur Jagd sicher leben. Hier wird es interessant, da Gene erstmals seit Jahren auf andere Menschen trifft. Man merkt, dass Gene die Menschen dort, auch wenn er selbst einer ist, für minderbemittelt und wie die anderen für Vieh hält. Aber er lässt sich eines besseren belehren.
Außerdem fragt man sich von Anfang an, was für eine Persönlichkeit Ashley-June hat. Ist sie genau wie die anderen? Oder kann Gene ihr vertrauen?

Man kann sagen, dass diese Story zum Ende hin immer spannender wird. Darüber hinaus hat sie ein recht offenes Ende, weswegen man eigentlich sofort mit dem zweiten Teil beginnen möchte. Alles in allem auf jeden Fall eine sehr mitreißende Geschichte.

Veröffentlicht am 06.06.2017

Entdeckung der Vergangenheit

Die Stadt der schweigenden Berge
0

Der Roman handelt von der Studentin Amarna, die alles über die Kultur der Hethiter erfahren möchte und sich von dieser magisch angezogen fühlt. Vor allem aber von deren Hauptstadt Hattuša. Sie hat Albträume ...

Der Roman handelt von der Studentin Amarna, die alles über die Kultur der Hethiter erfahren möchte und sich von dieser magisch angezogen fühlt. Vor allem aber von deren Hauptstadt Hattuša. Sie hat Albträume und spürt, dass diese mit ihrem drängenden Wunsch, selbst nach Hattuša zu reisen, zusammenhängen. Ihr Vater verbietet ihr, diesen Ort aufzusuchen, schweigt sich aber über den Grund aus. Ebenso wie über ihre Kindheit und ihre verstorbene Mutter, denn Amarna erinnert sich nicht mehr an ihre ersten acht Lebensjahre. Paul, der in Amarna verliebt ist, ermöglicht ihr schließlich gemeinsam mit ihm nach Istanbul zu reisen. Dort lernt sie den Armenier Arman kennen und lieben. Durch ihn bietet sich Amarna die Gelegenheit, sich einem Sondierungstrupp nach Hattuša anzuschließen. Nach und nach entdeckt sie dabei ihre Vergangenheit.

Es ist sehr spannend, Amarnas Erinnerungslücken mit ihr zu füllen und immer mehr über ihre Kindheit und über ihre sich entwickelnde Beziehung zu Arman zu erfahren. Arman ist eine sehr interessante Person. Man lernt ihn kennen und weiß nicht, was man von ihm halten soll. Ist er so, wie er es Amarna erzählt oder lügt er, wie Merten (ein enger Freund von Amarnas Vater) es ihm unterstellt und ist durch und durch böse? Man kann nur schwer glauben, dass Arman Amarna nur benutzt. Deshalb ist es auch irritierend, dass jemand offenbar versucht, Amarna zu schaden (Teile einer Statue stürzen auf sie nieder, jemand macht ihr Pferd wild und zerstört ihre Sondierungsarbeit). Sie ist davon überzeugt, dass es nicht Arman ist, doch hat sie recht?

Carmen Lobato weckt mit ihrem Roman das Interesse an die Hethiter und ihrer Hauptstadt. Sie hat die hethitische Geschichte gekonnt in ihren Roman mit eingebunden, indem sie auch Abschnittsweise von der Großkönigin der Hethiter Puduhepa und ihrem Mann Hattušili erzählt und inhaltlich mit ihrem Werk verbindet.

Nachdem ich den Roman durchgelesen hatte, habe ich sofort Bilder von Hattuša im Internet aufgerufen. Es war spannend zu entdecken, wie die Stadt tatsächlich aussieht.
Da ich auch ein Fan von Liebesromanen bin und mich für Archäologie ein Stück weit interessiere, hat mir die Story sehr gut gefallen. Ich kann "Die Stadt der schweigenden Berge" nur weiterempfehlen.