Erschreckend realistisch....
Gated - Die letzten 12 TageJeder kennt die Thematik: eine Sekte, die von einem Guru geführt wird und kein Außenstehender begreift, wie so etwas außer Kontrolle geraten kann. Ich war demnach mehr als neugierig auf dieses Buch, denn ...
Jeder kennt die Thematik: eine Sekte, die von einem Guru geführt wird und kein Außenstehender begreift, wie so etwas außer Kontrolle geraten kann. Ich war demnach mehr als neugierig auf dieses Buch, denn befasst sie sich mit exakt mit diesem Thema. Hauptfigur ist Lyla. Eigentlich ein Teenager wie du und ich, nur dass sie schon seit 10 Jahren gemeinsam mit ihren Eltern in einer kleinen Gemeinde lebt und sich mit Hilfe ihres Führers "Pioneer" auf den Weltuntergang vorbereitet. Nachdem das Weltende nur noch 12 Tage entfernt ist und sich die Gemeinde darauf vorbereitet, unter die Erde zu gehen, trifft Lyla auf Cody und beginnt Zweifel an ihren Leader zu hegen.
Ich fand dieses Buch wirklich erschreckend realistisch. Als Außenstehender aus einem normalen Umfeld kann man gar nicht begreifen, was Menschen dazu veranlasst, nur auf eine Person zu hören und für diese alles zu tun. Ich meine mich auch an eine reale Begebenheit zu erinnern, wo sich eine Sekte alle gemeinsam mit ihren Führer den Tod nahm. Ich muss sagen, die Autorin hat diese Thematik wirklich sehr gut rüber gebracht. Man erfährt einiges über die Menschen in dieser Sekte und über Pioneer- dem Antiheld und doch zugleich der Beschützer von seinen Leuten. Mit einigen Kapiteln wurde dem Leser verdeutlicht, wie Lyla und ihre Familie unter diese Regime kamen und was sie sich von diesem zu versprechen. Gewürzt wird das ganze zu Beginn jedes Kapitels mit Zitaten von Pioneer, aus der Bibel oder anderen echten Gurus.
Pioneer ist dabei sehr charismatisch. Ein einfühlsamer Mann, der alles für seine Schäfchen tut und auch Lyla liebevoll seine "kleine Eule" nennt. Aber sind sie nicht immer charismatisch- diese Führer einer Sekte? Hart aber herzlich ;)
Ich fand auch die Verwandlung von Lyla innerhalb des Buches auch sehr gut umgesetzt. Vertraut sie ihrem Pioneer zu Anfang des Buches bedingungslos, fängt diese Fassade mehr und mehr an zu bröckeln. Ihre Zweifel werden immer größer und irgendwann beginnt sie über die Handlungen von Pioneer nachzudenken und zu hinterfragen.
Cody- der Junge von Außen ist und bleibt dabei eher eine Randfigur, die zwar den Stein ins Rollen bringt, aber nicht die Geschichte ins Klischeehafte abstürzen lässt. Im Gegenteil: sie bleibt dezent im Hintergrund und vielmehr die Verwandlung von Lyla und die Vorbereitungen der Gemeinde auf den Untergang der Welt stehen im Fokus des Lesers.
Auch hat es die Autorin glänzend verstanden, den Leser in Spannung zu versetzen und viel wichtiger, ihn in dieser auch zu halten. Ich musste jedenfalls immer weiter lesen, weil ich wissen wollte, wie weit die Gemeinde für ihren Pioneer gehen würde.
Dieses Buch sollte man mal lesen- es ist erschreckend realistisch! Ich hoffe nur, dass ich mal nicht durch irgendwelche Gründe mein Schicksal in die Hände eines Gurus lege.