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Veröffentlicht am 06.01.2022

Ein spannendes Setup, das sich dann leider etwas verliert

Das Therapiezimmer
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Worum geht’s?
Durch Zufall mietet sich der Psychologe Sam in der Kleinstadt, in der er aufgewachsen ist, Büroräume an, um hier seine Psychotherapiepraxis zu eröffnen. Er weiß nicht, dass durch einen Lüftungsschacht ...

Worum geht’s?
Durch Zufall mietet sich der Psychologe Sam in der Kleinstadt, in der er aufgewachsen ist, Büroräume an, um hier seine Psychotherapiepraxis zu eröffnen. Er weiß nicht, dass durch einen Lüftungsschacht alles, was in den Sitzungen erzählt wird, in den oberen Räumlichkeiten zu hören ist. Und auch nicht, dass der Zufall gar kein Zufall war.

Meine Meinung:
„Das Therapiezimmer“ von Aimee Molloy ist ein Buch, das auf einer absolut genialen Idee basiert. Das Cover schreit geradezu nach Thriller, es fängt spannend an und der Schreibstil der Autorin hat mich sofort mitgerissen. Die Grundidee, das Therapiezimmer, aus dem über einen Lüftungsschacht alles übertragen wird, das Haus, in dem das Zimmer ist, das verschlafene Städtchen, das alles ist einfach genial.

Auch die Charaktere mag ich. Annie, die frischgebackene Frau von Sam, leider liest man über sie viel zu wenig. Dann Sam selbst, der Therapeut. Auch er ein gelungener Charakter. Was mir auch sehr gut gefällt sind die anderen Personen im Dorf. Man fühlt sich in eine typische amerikanische Kleinstadt versetzt mit all den Charakteren die man aus dem Kino kennt. Den alternden Footballstar, die ehemalige Cheerleaderin – alle sind sie hier wiederzufinden.

Und die Geschichte fängt genial an. Als der Lüftungsschacht auftaucht, über den die Gespräche übertragen werden. Man denkt, man weiß, wer der Ich-Erzähler ist, doch plötzlich ist alles anders. Und da fängt es dann für mich leider an, verwirrend zu werden. Es gibt einfach zu viele lose Enden, die auch zum Ende des Buches hin nicht wieder zusammenfinden. Albert, der Vermieter, ist eine geniale Person, aber mir fehlt hier leider etwas mehr Tiefe. Mehr über seine Vergangenheit, mehr über die Gespräche mit Sam. Und gerade, als es immer spannender und spannender wird, überschlagen sich die Ereignisse und Erkenntnisse und es ist vorbei, bevor man wirklich drin ist. Das fand ich sehr schade, weil die Idee hinter dem Buch, der Background so fantasievoll wie genial sind und ich mir hier auch in der zweiten Hälfte so viel mehr erhofft habe und an Spannung und Wendungen hätte vorstellen können.

Fazit:
„Das Therapiezimmer“ von Aimee Molloy ist ein Thriller mit einem absolut faszinierenden Hintergrund und Grundgedanken. Es fängt spannend an mit der Entdeckung des Lüftungsschlitzes, durch den die Gespräche übertragen werden. Mit den Erzählungen des Ich-Erzählers über die eigenen Geheimnisse, mit dem Verschwinden von Sam – und ab da wird es dann leider, leider hektisch und undurchsichtig. Wo im ersten Teil des Buches so viel Potenzial war, das genial umgesetzt wurde, hat die Autorin leider am Ende etwas die Fäden verloren. Das Buch war gut geschrieben und ich habe es gern gelesen, aber ich hätte mir in der zweiten Hälfte mehr Tiefe gewünscht, mehr Wendungen. Mehr Hintergrundwissen. Es war plötzlich alles vorbei. Z.B. die Gespräche zwischen Sam und Albert – hier hätte man soviel mehr draus machen können. Aus der Suche und auch aus den Geschehnissen der Vergangenheit.

Dennoch gute 3 Sterne für dieses Buch, das auch einer wirklich genialen Idee basiert!

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Veröffentlicht am 04.01.2022

#chaosmitherzundhumor

Eine kurze Liste meiner Probleme (Mutter nicht mitgezählt)
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Worum geht’s?
Cressida hat ihr Leben alles andere als im Griff und dann stirbt unerwartet ihre Mutter Eveline mit genauen Anweisungen für ihre Beerdigung. Der Einzige, bei dem Cressida vermeintlich Halt ...



Worum geht’s?
Cressida hat ihr Leben alles andere als im Griff und dann stirbt unerwartet ihre Mutter Eveline mit genauen Anweisungen für ihre Beerdigung. Der Einzige, bei dem Cressida vermeintlich Halt findet, ist ihr Therapeut, den sie heimlich liebt.

Meine Meinung:
„Eine kurze Liste meiner Probleme (Mutter nicht mitgezählt)“ von Mimi Steinfeld ist ein Buch, das absolut kurzweilig und unterhaltsam ist und das mich immer wieder zum Lachen gebracht hat. Es ist ein Roman, bei dem die Seiten nur so dahinfliegen. Nicht tiefsinnig, nicht philosophisch, sondern die perfekte leichte Lektüre für graue Tage. Genauso ist auch der Schreibstil: Locker, pragmatisch und bildhaft.

Ich habe das Buch wirklich am Stück weggelesen. Wie kommt man nur auf solche Ideen? Cressida, das Chaos in Person! Wie kann in einem Leben so viel schiefgehen? Ihre Schwestern stehen dem in nichts nach. Eigentlich haben sie ihr Leben im Griff, aber dann doch nicht. Das Leben der drei ist ein absolutes aber geregeltes Chaos. Auch Lucinda, die Mitbewohnerin von Cressida, passt da perfekt mit rein. Und der ungewollte Mitbewohner Mika. Als dann noch der Hund Schröder dazukommt, ist die Clique wirklich mehr als perfekt. Die Charaktere waren allesamt absolut liebenswert. Ebenso die Tanten von Cressida.

Auch die Geschichte selbst: Man wusste nie, was als Nächstes kommt. Hinter jeder neuen Seite fast kam eine neue und noch verrücktere Story zum Vorschein! Ich habe mich lange nicht mehr beim Lesen eines Buches so amüsiert und hätte am Liebsten immer weitergelesen. Mehr erfahren über das Bistro, Mikas Oma, die Inhaberin des chinesischen Imbisses, über Cressida selbst und ihre restliche Familie und über Phil, ihren bisexuellen Kumpel und Kollegen. Es war keine tiefgründige Literatur aber das perfekte Buch, um dem wettermäßig grauen Alltag zu entfliehen und mit einem Lächeln auf dem Gesicht die Zeit verfliegen zu lassen.

Fazit:
„Eine kurze Liste meiner Probleme (Mutter nicht mitgezählt)“ von Mimi Steinfeld ist ein Buch, das einen wirklich vom wettermäßig grauen Alltag ablenkt. Die Fantasie, die unglaublichen Geschichten, alles, was Cressida und ihre Schwestern erleben – mehr als einmal durfte ich herzlich lachen! Der lockere Schreibstil, die genialen Geschichten, die Charaktere, die ich alle direkt ins Herz geschlossen hatte. Wenn man auf der Suche nach einer leichten Lektüre ist, die einem mit einem lustigen und herzlichen Chaos vom Alltag ablenkt, ist man hier genau richtig.

5 Sterne von mir für dieses geniale Buch, das mich wirklich sehr erheitert hat und das definitiv nach einer Fortsetzung schreit!

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Veröffentlicht am 02.01.2022

Spannung, Historie und starke Frauen

Die Hafenärztin. Ein Leben für die Freiheit der Frauen (Hafenärztin 1)
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Worum geht’s?
Dr. Anne Fitzpatrick kommt aus einer reichen Familie, hat ihr Leben aber der Unterstützung der hilfsbedürftigen Frauen verschrieben, für die sie in Hamburg ein Frauenhaus eröffnet. Helene, ...

Worum geht’s?
Dr. Anne Fitzpatrick kommt aus einer reichen Familie, hat ihr Leben aber der Unterstützung der hilfsbedürftigen Frauen verschrieben, für die sie in Hamburg ein Frauenhaus eröffnet. Helene, ebenfalls Tochter aus gutem Hause, eifert ihr nach. Als plötzlich zweit tote Frauen aufgefunden werden, schrecklich zugerichtet, steht die Zukunft des Frauenhauses auf Messers Schneide.

Meine Meinung:
„Die Hafenärztin – Ein Leben für die Freiheit der Frauen“ von Henrike Engel (Ullstein Buchverlage, Januar 2022) ist der erste Teil um die Ärztin Dr. Fitzpatrick. Die Autorin vereint in ihrem historischen Roman die Geschichte der Frauenbewegung mit einem spannenden Kriminalfall vor dem Hintergrund des historischen Hamburgs. Ihr Sprachstil lässt ihre LeserInnen direkt in das Hamburg der 1910er Jahre eintauchen, so plastisch sieht man die engen Gassen vor sich, die Häuser, der Trubel am Hafen. Das Buch ist ein absoluter Flashback in diese Zeit.

Hauptsächlich haben wir es mit drei Personen zu tun. Zum einen Dr. Anne Fitzpatrick, die aus London nach Hamburg, ihre Geburtsstadt, flüchtet, um dort unter falschem Namen Gutes zu tun. Ihre Vergangenheit bleibt vage, aber ich mag sie. Sie kommt aus wohlhabender Familie, ist stark, gibt nichts auf Konventionen. Sie ist, was für diese Zeit selten ist, eine studierte Frau und setzt sich und das Geld, das sie von ihrem Vater erhält, für die hilfsbedürftigen Frauen ein und engagiert sich für die Rechte und Gleichberechtigung der Frauen. Dann ist da noch Helene, die sportliche und eigenwillige Pastorentochter, die sich von ihren Eltern löst und im Rahmen des Buches erwachsen und selbstständig wird. Sie ist zielstrebig, weiß, was sie will und tut alles, um es zu bekommen. Und nicht zuletzt der fußballspielende Kommissar Berthold Rheydt, etwas verlottert aber sehr fokussiert. Auch er ein gelungener und sympathischer Charakter.

Dann die Geschichte selbst. Ich bin direkt eingetaucht in Kulisse der Stadt Hamburg in der damaligen Zeit. Es war spannend, die Polizei bei ihren Ermittlungen zu begleiten. Den Beginn der Kriminologie zu erleben. Die ersten Blutproben. Die ersten Faserproben. Unglaublich, wie damals ermittelt wurde im Vergleich zu heute! Dann die Suffragetten und ihr Kampf, auch hier durften wir einen Einblick erhalten. Die Frauenhäuser, die stärker werdenden Frauen. Das Buch war von Anfang bis Ende spannend und hatte dabei so viele interessante Infos - es war einfach nur genial! Die dusteren Gassen, die Jagd nach dem Mörder, das Finale am Schluss; ich freue mich jetzt schon auf den zweiten Teil und kann es kaum erwarten zu erfahren, wie es mit allen weitergeht! Mir sind die Protagonisten ans Herz gewachsen und ich freue mich darauf, ihnen bald wiederbegegnen zu dürfen!

Fazit:
Mit „Die Hafenärztin – Ein Leben für die Freiheit der Frauen“ beginnt Henrike Engel ihres historische Romantrilogie um Dr. Anne Fitzpatrick und ihren Kampf für Frauenhäuser, für die armen und misshandelten Frauen. Um ihre Geschichte herum rankt sich ein spannender Kriminalfall, ähnlich Jack the Ripper, und sie gerät selbst in den Fokus des Mörders. Unterstützt wird sie von Helene, einer Pastorentochter und Kommissar Berthold Rheydt. Die Charaktere im Buch waren mir so sympathisch! Es war spannend, die Ermittlungen mitzuerleben, von den Kämpfen der Suffragetten zu lesen, einzutauchen in das damalige Leben – sowohl der armen als auch besser betuchten Gesellschaftsschicht. Das Buch war lebendig, mitreißend und ich freue mich schon jetzt auf den nächsten Teil!

5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung von mir, ich hoffe, ich darf all die Menschen, die mir auf diesen Seiten begegnet sind und die mir ans Herz gewachsen sind, bald wiedersehen!

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Veröffentlicht am 30.12.2021

Wahrgewordene Alpträume

Der Herzgräber
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Worum geht’s?
Nach dem Selbstmord ihrer Mutter ordnet Heather deren Unterlagen und stößt dabei auf dem Speicher auf versteckte Briefe, die ihre Mutter mit einem berüchtigten Serienkiller ausgetauscht ...


Worum geht’s?
Nach dem Selbstmord ihrer Mutter ordnet Heather deren Unterlagen und stößt dabei auf dem Speicher auf versteckte Briefe, die ihre Mutter mit einem berüchtigten Serienkiller ausgetauscht hat. Und das schon ihr ganzes Leben lang. Woher kannte sie den Serienmörder und welche Geheimnisse hatte sie sonst noch vor ihrer Tochter?

Meine Meinung:
„Der Herzgräber“ von Jen Williams (Fischer Taschenbuch, Dezember 2021) ist ein Thriller, der mit den Alpträumen und Kindheitsängsten seiner LeserInnen spielt. Die Autorin bringt unheimlich faszinierende aber auch verstörende Fantasie ein, hat einen plastischen und mitreißenden Schreibstil und sowohl die Darstellung der Tatorte, als auch die Beschreibung der Natur und der Charaktere gelingt ihr gut. Die Kapitel, die in die Vergangenheit weisen, waren spannend und haben einen Eindruck hinter das Wesen des Mörders gegeben.

Heather macht in dem Buch die größte Entwicklung durch und ist zugleich die Hauptprotagonistin. Sie ist mit 16 von zuhause ausgezogen und hatte nie eine wirklich gute Beziehung zu ihrer Mutter. Dennoch möchte sie mehr über sie und ihre Vergangenheit herausfinden. Und findet damit zugleich auch über sich selbst unheimlich viel heraus. An ihrer Seite ist ihre Freundin Nikki, die sie unterstützt und immer für sie da ist. Außerdem Ben Parker, der mit dem Fall betraute Polizist. Allerdings hätte ich mir in Bezug auf die Protagonisten noch etwas mehr Tiefe gewünscht. Mehr über Nikki erfahren. Mehr aus der Beziehung zwischen Heather und Ben entstehen sehen wollen bzw. darüber, wie es mit ihnen weitergeht. Und überhaupt auch über Ben selbst und die Ermittlungen der Polizei. Und die ganzen anderen noch lebenden ehemaligen Bewohner der Kommune. Vieles kam einfach zu plötzlich.

Die Story selbst war genial gewählt. Sie hat mich dazu gebracht, nachts wieder mehr auf Geräusche zu hören. Alle Kindheitsängste, das Monster unter dem Bett, die Schritte auf dem Dachboden, hat die Autorin wieder zum Leben erweckt und immer wieder ist der Puls hochgeschossen. Ich war mitgerissen, der Aufbau der Ermittlungen von Heather war sehr gut dargestellt, man hat sich mit ihr gemeinsam auf die Fährte des Mörders und die Spuren der Vergangenheit begeben. Die Vermischung von Vergangenheit und Gegenwart war spannend. Hier hätte ich mir noch etwas mehr Tiefe gewünscht. Auch der Bezug der Märchen zu den Morden selbst war für mich nie ganz klar. Einige Stellen oder auch Personen, wie z.B. Ben, waren für die Ermittlungen und den Fortgang der Geschichte irgendwie nicht wirklich relevant, obwohl so viel Spannendes dahinter gewesen wäre und ich zu gerne mehr erfahren hätte. Dennoch war ich bis zum Ende gefesselt und der Showdown im Fiddler’s Wood war genial!

Fazit:
Mit ihrem Thriller „Der Herzgräber“ weckt Jen Williams die Kindheitsängste ihrer LeserInnen wieder zum Leben. Das Buch ist mitreißend, die Beschreibung der Tatorte, der Opfer wie auch der Orte und Menschen ist einfach genial. Es passt alles zusammen. Dann die Verwicklung der Vergangenheit mit der Gegenwart, die Fantasie – faszinierend und erschreckend. Lediglich der Bezug zu den Märchen ist mir nie ganz klar geworden und ich hätte gerne mehr von den polizeilichen Ermittlungen und auch von dem Ermittler erfahren. Er war hier irgendwie nur eine Nebenrolle, obwohl er für mich der sympathischste Charakter war.

Dennoch 4 Sterne von mir für diesen fantasievollen und genialen Fall!

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Veröffentlicht am 29.12.2021

Ein intensiver Rückblick in die Geschehnisse der 1970er Jahre

Unser kostbares Leben
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„Und du hast Fliegen gelernt.“ (Seite 608)

Worum geht’s?
Mainheim in den 1970er Jahren: Minka und Caro wachsen als Nachbarskinder auf und sind beste Freundinnen, obwohl ihre Eltern ganz unterschiedliche ...

„Und du hast Fliegen gelernt.“ (Seite 608)

Worum geht’s?
Mainheim in den 1970er Jahren: Minka und Caro wachsen als Nachbarskinder auf und sind beste Freundinnen, obwohl ihre Eltern ganz unterschiedliche Einstellungen zu Politik und Leben haben. Einstellungen, die auch die beiden Mädchen prägen. Durch das Netzwerken ihrer Väter wird den Freundinnen schnell klar, dass in der kleinen Industriestadt einiges nicht so ist, wie es sein soll und weitgehende Auswirkungen auch in ihre Zukunft haben wird.

Meine Meinung:
„Unser kostbares Leben“ von Katharina Fuchs ist ein Buch, das emotional und intensiv ist. Der Schreibstil der Autorin hat unheimlich viel Tiefgang und ist unglaublich Detailreich. Selten habe ich Worte gelesen, die so authentisch wirken und so unter die Haut gehen. Vor allem die Zeit, das Buch spielt in den 1970er und 1980er Jahren, war für mich als Kind der 1970er spannend, wenn ich damals auch noch zu klein war, um alles mitzubekommen und vieles nur vom Hörensagen kenne.

Umso spannender waren für mich die Themen, die die Autorin aufgreift. Sie nimmt die politischen Ereignisse, bringt sie mit ein. Dann die Versuche an Tieren und Heimkindern mit Psychopharmaka. Die Umweltzerstörung durch die Industrie. Das Kommunenleben und die Demonstrationen. Und für jedes dieser gut recherchierten Ereignisse erschafft sie einen Charakter, der so perfekt gewählt ist, dass alles noch lebendiger und realistischer wirkt. Besonders Maritas Schicksal ging mir zu Herzen. Ungeliebt, herumgeschubst. Ich hätte sie so gerne aus ihrem Leben herausgeholt und ihr ein besseres Leben ermöglicht! Aber auch die anderen Protagonisten, Minka, die in einer Kommune lebte und später in die Partei der Grünen eintrat. Caro, die einen Weg als Journalistin einschlägt. Claire, die außergewöhnliche Claire und Guy, mit dem alles erst begann. Ich mochte sie alle und auch der Charakter von Dr. Lavalette war perfekt gewählt und erschreckend real.

Und obwohl das Buch sehr umfangreich ist, wurde mir an keiner Stelle langweilig und die Seiten flogen nur so dahin – ich hätte ewig weiterlesen mögen. Die Autorin hat wirklich die 1970er Jahre wieder zum Leben erweckt, das damalige Gefühl lebendig werden lassen und ich war nicht nur Leserin ihrer Geschichte, sondern Teil der damaligen Zeit. Die Protestmärsche, die Experimente, die Kämpfe, die Nacht-und-Nebel-Aktionen – es war einfach genial, ein Teil davon zu sein!

Fazit:
Mit „Unser kostbares Lebe“ lässt Katharina Fuchs die 1970er Jahre wieder lebendig werden. Wir tauchen ein in eine Welt aus Politik, Netzwerken, Umweltkatastrophen. Erleben den Beginn der Partei Die Grünen. Die Aufstände der Jugend gegen die Umweltzerstörung. Besonders zu Herzen ging mir das Schicksal von Marita, die als Heimkind medizinischen Experimenten mit Psychopharmaka ausgesetzt war. Das Buch hat mich komplett gefangengenommen und zurückversetzt und ich hatte die ganze Zeit das Gefühl, selbst Teil der Geschichte zu sein.

5 Sterne von mir und eine absolute Leseempfehlung, das Buch war authentisch, intensiv und hat mich wirklich begeistert!

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