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Veröffentlicht am 14.12.2020

Was wäre wenn?

Corona 2.0
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Das Buch
Wer braucht in Zeiten von Corona schon ein Buch über Corona? Dachte ich. Aber die Leseprobe hat mich neugierig gemacht, weshalb ich das Buch dann doch gelesen habe. Die Zuordnung als Thriller ...

Das Buch
Wer braucht in Zeiten von Corona schon ein Buch über Corona? Dachte ich. Aber die Leseprobe hat mich neugierig gemacht, weshalb ich das Buch dann doch gelesen habe. Die Zuordnung als Thriller halte ich nur für bedingt richtig, wenngleich die Geschichte sicherlich Tendenzen dazu hat.

Worum geht’s?
Ein Impfstoff gegen Corona ist auf dem Markt. Da die Impffreudigkeit der Deutschen nicht so hoch ist, wie es nötig wäre, erlässt die deutsche Regierung eine Impfpflicht. Allerdings steigen zeitgleich die Infektionszahlen und Todesfälle ins Unermessliche. Der Verschwörungstheoretiker Wahu spielt dem Journalisten Christian Wegener brisante Unterlagen der herstellenden Firma VaccuTech zu und bittet ihn, diese zu veröffentlichen. Und was wäre, wenn das gar keine Verschwörung ist, sondern bittere Wahrheit?

Charaktere:
Bedingt durch die Kürze des Romans kann man sicherlich nicht erwarten, dass die Figuren besonders vielschichtig sind. Der Leser lernt jedoch Christian Wegener und seinen Chef kennen, die zum Thema Impfung gegen Corona völlig unterschiedliche Meinungen zu haben scheinen. Während Christian längst nicht alles glaubt, was die Regierung sagt, sieht sein Chefredakteur das völlig anders und erwartet von Christian eine entsprechende Berichterstattung.

Christian ist eindeutig der Sympathieträger. Leider erfährt man wenig über seine Hintergründe. In der derzeitigen Situation ist er ziemlich auf sich allein gestellt und muss sich der Frage stellen, ob er die Informationen, die er von Wahu erhalten hat, wirklich veröffentlichen will. Die Konsequenzen daraus sind eher unvorhersehbar.

Die Handlungsweisen der deutschen Regierung und Staatsorgane werden meiner Meinung nach ganz gut porträtiert, selbst wenn sie im Vergleich zur Realität recht überzogen dargestellt werden. Hintergrund hierfür könnte allerdings sein, dass im Zusammenhang mit dem kürzlich erlassenen Ermächtigungsgesetzt ja auch in der Presse Vergleiche zum dritten Reich laut wurden. Diese Vergleiche werden hier noch etwas deutlicher dargestellt.

Bis auf Christian sind alle anderen Figuren eher als Nebencharaktere zu bezeichnen, die zwar auftauchen, aber nicht weiter beschrieben werden und meiner Meinung nach auch nicht immer einen Zweck erfüllen. Somit kann sich der Leser seinen eigenen Spekulationen hingeben. Wirklich kennenlernen tut er sie allerdings nicht.

Schreibstil:
Der Schreibstil ist flüssig und lässt sich gut lesen. Auffällig sind jedoch die vielen Rechtschreib- oder Tippfehler, die sich in ihrer Häufigkeit als störend erwiesen haben. Würde ich das Taschenbuch gekauft haben, hätte mich das sicherlich geärgert.
Ebenso ratlos hat mich der Prolog zurück gelassen. Zwar war es eben dieser, der mich neugierig gemacht hatte, aber eine Auflösung oder Konsequenz daraus gab es irgendwie nicht, weshalb ich mir die Frage stellte, was mir der Autor damit sagen wollte.

Am Ende hatte ich so ein bisschen das Gefühl, dass der Autor zwar eine gute Idee hatte, diese aber nicht bis zum Ende gedacht oder beschrieben war. Ich könnte mir vorstellen, dass die Geschichte wirkliches Potential für einen echten Thriller haben könnte, aber so wie sie jetzt dasteht eben nur ein Anfang sein kann.

Fazit:
Gute Idee, die nicht bis zum Ende geschrieben ist. Dazu zu viele Charaktere, die die Handlung wenig bis gar nicht beeinflussen. 2 von 5 Sternen.

Veröffentlicht am 13.12.2020

Großartig!

Verlorenes Gestern
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Das Buch:
Die Autorin legt hier den dritten und letzten Teil ihrer umfassenden Familiensaga um die Allenders vor. Es ist unbedingt empfehlenswert Teil 1 und 2 gelesen zu haben, da alle 3 Teile stets direkt ...

Das Buch:
Die Autorin legt hier den dritten und letzten Teil ihrer umfassenden Familiensaga um die Allenders vor. Es ist unbedingt empfehlenswert Teil 1 und 2 gelesen zu haben, da alle 3 Teile stets direkt aneinander anschließen. In diesem Roman werden die Jahre 1882 bis 1931 beschrieben - also eine Zeit einschneidener Umbrüche in den USA - und wie sich diese auf die Familienmitglieder auswirken.

Worum geht’s?
Nachdem Stuart seine Frau und Dara ihren Ehemann verloren haben, können sie endlich einander heiraten. Während in den USA die Industrialisierung fortschreitet, braut sich in Europa der erste Weltkrieg zusammen, an dessen Ende die Pandemie der Spanischen Grippe Millionen von Menschen weltweit dahin rafft. Und als sich eben alles wieder zu beruhigen scheint, trifft die Weltwirtschaftskrise die Familie mit voller Wucht. Wieder einmal scheint es so, als müsste die Familie nun endgültig zerbrechen, aber tut sie das?

Charaktere:
Einmal mehr hat mich die Autorin mit ihren vielschichtigen Charakteren beeindruckt. Über alle 3 Teile hat sie es geschafft, dass Stuart und Dara mein Lieblinge geblieben sind, selbst wenn ich so manche ihrer Entscheidungen nicht gutheißen konnte. Bedingt dadurch, dass Heike Wolf ihre Figuren aber so authentisch und vor allem lebendig gestaltet, ist es dennoch für den Leser möglich, zumindest zu verstehen, warum die Figuren handeln wie sie es tun.

Als Stuart ankündigte, dass er Dara heiraten wolle, nachdem diese eine wahre Odyssee mit ihrem Mann Maurice hinter sich gebracht hatte, hatte ich nur ein Wort im Kopf: ENDLICH! Das sahen nicht alle Familienmitglieder so. Aber ich hatte schon befürchtet, dass die Autorin den beiden dieses Glück nicht zuteil werden lassen würde. Bedingt durch ihr Alter treten Stuart und Dara dennoch weiter in den Hintergrund und überlassen in diesem Teil mehr ihren Kindern die Handlung. Das ist wenig verwunderlich, da nun einfach die nächste Generation das Ruder übernimmt.

Dieser Generationenwechsel ist allerdings auch geprägt von vielen Konflikten, denen sich die Figuren zu stellen haben. So ist es an Stuart seiner Tochter Louisa ein riesiges Eingeständnis zu machen, als diese ihm eröffnet, dass sie arbeiten gehen wolle - etwas, das für Stuart undenkbar ist. Eine Frau sollte nicht arbeiten müssen. Eben diese Generationenkonflikte prägen aber das Familienleben der Allenders und machen die Geschichte so unglaublich fühlbar. Jeder Leser wird sich in dem einen oder anderen Konflikt wiederfinden und sich auf die eine oder andere Seite stellen, denke ich. Dies ist eine Fähigkeit der Autorin, die sie durch alle 3 Bücher immer wieder unter Beweis gestellt hat.

Eine andere Fähigkeit ist es leider auch, ihre Charaktere sterben zu lassen, wenn es an der Zeit ist. Und in diesem Teil sterben - wie so oft - viel zu viele geliebte Figuren. Dies jedoch ist der Zeit geschuldet, in der Heike Wolf erzählt. Dabei schreibt sie so emotional, dass man sich dem nicht entziehen kann und vielmehr das Gefühl hat, man wäre mitten drin.

Abgesehen davon, dass jeder Charakter seine ganz eigene Persönlichkeit und seine eigenen Probleme hat, hat mich Douglas am meisten beeindruckt. Er hat sich im Verlauf der Geschichte völlig gewandelt. Zunächst mochte ich ihn mit seiner ganzen Art, seiner Kriegseuphorie z.B., so gar nicht. Nach dem Krieg hatte er sich zu einem - für meine Begriffe - egoistischen, verschwenderischen Typen entwickelt und wurde letztlich aber zu einem perfekter Ableger seines Vaters. Je weiter die Geschichte fortschritt, desto öfter hatte ich das Gefühl, dass Douglas doch mehr von seinem Vater mitbekommen hatte, als anfänglich angenommen. Es hat mich gefreut, dass auch er endlich begriffen hatte, dass Gefühle für einen anderen Menschen nichts schlechtes sind.

Cynthia - seine Schwester - hingegen ging mir gehörig auf die Nerven. Sie ist verwöhnt und war stets der Meinung, dass ihr alles zustünde, bevor überhaupt jemand anderer zu etwas Recht hätte. Oft hat sie mich an Natalya erinnert und ich hatte gehofft, dass sie die nächste Giftspritze werden würde. Denn ich muss gestehen, dass mir Natalyas Art zwar ebenfalls oft auf die Nerven ging, sie aber ein unerlässlicher Teil der Geschichte war und sie mir wirklich gefehlt hat.

Ich schätze jeder Leser wird seinen LIeblingscharakter finden. Allerdings ist es das Zusammenspiel aller Figuren, das die Geschichte zum Leben erweckt. Man hat zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass irgendein Charakter überflüssig sein könnte. Immer hat das Dasein einen Grund.

Schreibstil:
Heike Wolf schreibt brillant! Sie liefert mit absoluter Sicherheit die perfekte Mischung aus historischen Fakten, interessanten Charakteren und Emotionen. Bei ihr durchlebt der Leser wirklich jedwede Gefühlsregung. Beim Lesen ertappte ich mich oft bei einer regelrechten körperlichen Anspannung, wenn wieder einmal ein Konflikt oder eine Situation schier ausweglos zu sein schien - vom Taschentuchverbrauch ganz zu schweigen!

Sie schafft es, den Leser mit in das helle Licht zu nehmen, in dem alles rosig ist, nur um ihn dann in den Abgrund zu stürzen, weil sie einem liebgewonnenen Charakter Böses widerfahren lässt. Sie sagte selbst einmal dazu: “Aber so ist das Leben nun mal!” Und damit hat sie Recht, was der Grund ist, dass ihre Geschichten stets authentisch wirken.

Die Geschichten der Autorin lesen sich immer leicht, sodass der Leser in die Geschichte fallen kann. Mit jedem Satz vermittelt die Autorin etwas; es gibt keine Phrasen, keine Längen, keine Langeweile. Die Geschichte ist nicht künstlich verlängert, sondern sie braucht eben diesen Raum. Und ginge es nach mir, könnte die Geschichte länger gewesen sein.

Historische Fakten:
Fakten, mit denen Heike Wolf arbeitet, sind stets recherchierbar. Sie betreibt einen eigenen Blog, auf dem sie weitere Informationen zur Verfügung stellt und auf den es sich lohnt vorbeizuschauen. So lernt der Leser ganz nebenher auch etwas über die Geschichte der Zeit, des Landes, die Gepflogenheiten. Das macht die Geschichte für mich zusätzlich interessant.
Fazit:
Das Buch ist ein absolutes Muss für Liebhaber der historischen Literatur. Zwischen Emotionen hin- und hergerissen bleibt der Leser garantiert in der Geschichte, bis auch die letzte Zeile gelesen ist. 5 von 5 Sternen

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 03.12.2020

Wer kennt sein einzig wahres Spielzeug?

Waldo Wunders fantastischer Spielzeugladen - Wo Wünsche wahr werden
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Das Buch:
Es handelt sich hierbei um den zweiten Teil um den fantastischen Spielzeugladen. Zwar kann man diesen Teil ohne Kenntnis des ersten lesen, aber es macht deutlich mehr Spaß, wenn man weiß, wie ...

Das Buch:
Es handelt sich hierbei um den zweiten Teil um den fantastischen Spielzeugladen. Zwar kann man diesen Teil ohne Kenntnis des ersten lesen, aber es macht deutlich mehr Spaß, wenn man weiß, wie Lenni und Merle zu ihrer verantwortungsvollen Aufgabe kamen. Das Cover hat einen hohen Wiedererkennungswert und passt sich perfekt an das des Vorgängers an.

Worum geht’s?
Lenni ist Waldo Wunders Lehrling und will Spielzeugmacher werden. Zu diesem Zweck überträgt Waldo Wunder ihm und seiner Freundin Merle mehr und mehr Verantwortung über den Laden, während er sich selbst um seine Tomatenzucht kümmert. Es hat sich nämlich heraus gestellt, dass Lenni ein Gespür dafür hat, was die einzig wahren Spielzeuge seiner Kunden sind, während Merle ein Händchen für den Umgang mit den Spielzeugen im Laden hat. Alles könnte perfekt sein, wenn nur nicht die quälende Frage nach Lennis eigenem einzig wahrem Spielzeug ihn umtreiben würde.

Charaktere:
Wer Lenni und Merle noch nicht aus dem ersten Teil kennt, dem wachsen sie quasi sofort ans Herz. Allen anderen sind sie ab der ersten Seite wieder präsent.
Sie sind mit Herzblut bei der Sache und versorgen die Spielzeuge im Spielzeugladen trotz aller Widrigkeiten täglich… oder man sollte nächtlich sagen, denn genau dann sind sie nämlich zumeist im Laden. Am Tage verkaufen sie Spielzeuge an ihre Kundschaft und dabei geht es ihnen nicht darum, besonders schnell besonders viel Geld zu verdienen, sondern vielmehr darum, dem passenden Kunden das richtige Spielzeug zu verkaufen – das einzig wahre Spielzeug nämlich.

Ich empfand die beiden Kinder als überaus herzlich und verantwortungsbewusst. Sie verbindet eine offenbar unerschütterliche Freundschaft. Auch wenn die Situationen mal brenzlig wurden, haben sie nicht überreagiert. Z.B. gab es eine Situation, in der Lenni wohl wusste, dass die Oma das falsche Spielzeug für ihre Enkelin kaufen will, aber anstatt sich von deren Verhalten angegriffen zu fühlen, versuchte er sein Bestes sie zu überzeugen. Ein bisschen erschien mir das zu erwachsen, aber dennoch wirkte es authentisch; es passte zur Figur des Lenni. Überhaupt ist Lenni schon sehr selbstständig und umsichtig, da seine Mutter häufig in der Nacht im Krankenhaus arbeiten muss. Merle betreut schon seit dem ersten Teil Hunde aus dem nahen Tierheim.
Vielleicht können diese beiden Figuren so als Vorbild für die jungen Leser dienen. Mein Sohn jedenfalls mochte Lenni und Merle ebenfalls sehr. Diese Vorbildfunktion füllen die Kinder jedoch aus, ohne dass man das Gefühl hat, als würde die Autorin den Zeigefinger heben wollen.

Auch in diesem Teil spielte meine ganz persönliche Lieblingsfigur eine zentrale Rolle, selbst wenn Sir Richard – das dicke, allwissende Buch – diesmal nicht allzu oft zu Wort kam. Ich mag seine manchmal überhebliche Art mit der er Dinge erklärt. Trotz dieser Eigenschaft wirkt Sir Richard nie unangenehm. Vielmehr brachte er mich auch diesmal wieder zum Lachen. Gerade deshalb finde ich diese Figur so großartig. Als er Opfer einer Entführung wird, war ich ebenso entsetzt wie Lenni und Merle und war natürlich überaus gespannt, wie die beiden das Problem lösen würden.

Im Gegensatz zum ersten Band gibt es diesmal einen Gegenspieler – Falk von Falkenhausen. Er ist wunderbar geschrieben, sodass man sich ihn mit seinem verschlagenen Blick gut vorstellen kann. Er ist nicht furchteinflößend, aber auch der junge Leser stellt sehr schnell fest, dass mit ihm etwas nicht stimmt. Was genau wird auch bis zum Ende nur bedingt erklärt, aber ausreichend um zu verstehen, warum Falk tut, was er tut.

Mir gefällt die Mischung der unterschiedlichen Charaktere sehr und auch die Nebencharaktere sind wundervoll und machen das Bild des Spielzeugladens rund. Waldo Wunder tritt etwas in den Hintergrund und überlässt Merle und Lenni das Feld, sodass der Leser die Möglichkeit hat, sie noch besser kennenzulernen als im ersten Teil. Die Sympathie und Antipathie ist klar verteilt und für die Zielgruppe gut nachvollziehbar.

Schreibstil:
Das Buch lässt sich leicht und flüssig lesen. Die Sprache ist an die der Zielgruppe angepasst. Weder gibt es besonders lange Sätze noch besonders schwierige Wörter. So bleibt auch der nicht ganz so motivierte Leser gut in der Geschichte. Die Formulierungen sind manchmal so herrlich punktgenau getroffen, dass ich meinen Sohn in so mancher Situation gesehen habe. Ich gehe davon aus, dass der junge Leser sich deshalb auch gut mit dem Buch identifizieren kann.

Außerdem versteht es die Autorin hervorragend Spannung aufzubauen. Das zentrale Thema ist Lennis Herzensspielzeug. Der Leser rätselt die ganze Zeit mit, welches Spielzeug es denn sein könnte. Und auch eine falsche Fährte legt die Autorin sehr geschickt. Erst ziemlich zum Schluss wird Lenni klar, was doch eigentlich auf der Hand hätte liegen sollen.

Illustrationen / Eignung für Kinder:
Das Buch ist für Leser ab 8 Jahren ausgeschrieben. Zum Selbstlesen sollte der Leser m.M. jedoch vielleicht schon 1 oder 2 Jahre weiter sein, da der Umfang des Buches mit knapp 200 Seiten doch recht groß ist. Leseratten werden diese jedoch schnell verschlungen haben.

Illustrationen gibt es nicht mehr allzu häufig; die die es gibt, sind jedoch wunderbar passend zur Geschichte gestaltet. Zwei Seiten sind sogar im Nachtdesign – ebenfalls passend zur Geschichte – also schwarze Seite mit weißer Schrift; ein echter Eyecatcher, wie ich finde.

Am Ende des Buches findet der junge Leser einige Rätsel und ein Rezept zum Ausprobieren. Schade nur, dass es nicht so einfach ist, ein Cafe in den Wolken nachzustellen.

Alles in Allem ist das Buch für die Zielgruppe perfekt geschrieben und gestaltet. Es macht wirklich Spaß mit Lenni und Merle das Abenteuer zu erleben.

Fazit:
Ein tolles Buch für Kinder ab 8 zum Vor- und Selbstlesen, das alles hat, was eine gute Geschichte braucht – Spannung, Lachen und ganz viel dicke Freundschaft. Ich kann auch diesen Teil wärmstens empfehlen und hoffe sehr, dass es auch einen 3. Band geben wird. 5 von 5 Sternen.

  • Einzelne Kategorien
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  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.11.2020

Das Buch hält nicht, was es verspricht!

Die Republik
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Das Buch:
Sowohl der Titel als auch der Klappentext und die Leseprobe haben mein Interesse an diesem Buch geweckt. Mir gefiel die Idee ausnehmend gut, einmal zu beleuchten, was hätte sein können, wenn ...

Das Buch:
Sowohl der Titel als auch der Klappentext und die Leseprobe haben mein Interesse an diesem Buch geweckt. Mir gefiel die Idee ausnehmend gut, einmal zu beleuchten, was hätte sein können, wenn die DDR gesamtdeutsch gewesen wäre. Auch der Auftakt zeugte von einer sehr guten Idee, sodass ich mich wirklich darauf freute zu erfahren, wie der Autor dieses - sicherlich schwere - Thema umgesetzt haben würde. Nicht zuletzt soll hinter dem Pseudonym Maxim Voland ein Bestseller-Autor stecken, was natürlich zusätzlich reizt.

Worum geht’s?
Stasi Oberst Gustav Kuhn trägt sich mit dem Gedanken 2020 ein RWE (rechtswidriges Ersuchen) einzureichen, also einen Antrag auf ständige Ausreise aus der DDR. Diese Absicht teilt er seinem Patenkind Roland mit, während beide im Telecafe von Nadja bedient werden. Nach deren Feierabend beobachten Roland und Gustav einen Giftgasanschlag über dem Platz der Akademie, dem auch Nadja zum Opfer fällt. Daraufhin ändert Gustav seine Pläne…

Die Charaktere:
Ich konnte mich über die ganze Länge des Buches für keinen der Charaktere erwärmen. Alle Charaktere bleiben für mich irgendwie unnahbar, über keinen erfährt man einen wirklichen Hintergrund – z.B. warum er in welche Lage geraten war.

Oberst Kuhn hat ganz offensichtlich eine Affäre mit der deutlich jüngeren Nadja. Wie es dazu kam und warum sich die beiden irgendwann einmal zueinander hingezogen fühlten, bleibt völlig unklar. Dennoch ist sie der Auslöser dafür, dass er seine Pläne radikal ändert, als sie dem Giftgasanschlag zum Opfer fällt. Kuhn ist ein alternder, unzufriedener Stasi-Oberst, der sich das Missfallen seiner Vorgesetzten zugezogen hat und im Grunde auf dem Abstellgleis ungeliebte Abhördienste tätigt. Um bei den Ermittlungen um den Giftgasanschlag mitwirken zu können, bewirbt er sich um eine Stelle in der Hauptabteilung XII. Als Sonderermittler in einer anderen Abteilung beginnt er nun herauszufinden, wie es zu dem Anschlag kommen konnte und wer dahinter steckt.

Der französische Dolmetscher Chris fährt zur Beerdigung seines Urgroßvaters in die DDR und lernt dort seine Familie zum ersten Mal kennen. Viel Zeit bleibt ihm dazu allerdings nicht, denn bis auf Alicia – seine Cousine – wird diese vollständig ausgelöscht. Wer Chris wirklich ist, bleibt ebenso unklar wie die Aufklärung, was Alicia in der DDR tut. Lediglich Andeutungen lassen den Schluss zu, dass Alicia nicht ganz regelkonform in der DDR lebt.

Und dann ist da noch Harper eine Agentin des MI6, die quasi außerhalb der DDR zusammen mit ihrem Chef Bristol ebenfalls auf den Spuren des Giftgasanschlages ist. Bristol ist bereits ein alter Mann und verdient in seinem Job, dennoch erfährt der Leser wenig über ihn, ebenso wie über Harpers Vergangenheit.

Für mich standen die Charaktere nur in der jeweiligen Situation, aber für keinen schlug mein Herz. Obwohl sie über die meiste Zeit des Romans unter Waffenbeschuss standen, konnte sich etwas wie Mitleid oder dergleichen überhaupt nicht einstellen. Noch nicht einmal eine Abneigung gegen einen der Charaktere konnte ich während des Lesens fühlen.

Schreibstil:
Bereits nach der Leseprobe hatte ich bemerkt, dass der Schreibstil nicht so ganz nach meinem Geschmack ist, aber mich hat die Idee sehr gereizt. Im Vorwort gibt der Autor dem Leser einen Einblick in seine DDR. Das hat mir gut gefallen, denn so hatte ich eine Orientierung, wo genau der Autor ansetzt. Allerdings zeigt er während des Romans nicht sonderlich viel von seiner DDR. Z.B. erörtert er, dass sich seine DDR und das heutige China gut verstehen, eine Verbindung zwischen den beiden Ländern gibt es im Roman allerdings nicht.

Der Autor deutet auch bereits im Vorwort an, dass es einen unglaublichen Coup der Sowjets im Jahr 1949 gegeben haben soll, der zur gesamtdeutschen DDR führte. Was genau passierte, erfährt der Leser im Roman allerdings nicht. Entweder die Wissenden werden – bevor sie etwas sagen können – erschossen oder aber es bleibt auf andere Art und Weise ungesagt. Der Autor beginnt oftmals einen Spannungsbogen aufzubauen, lässt ihn dann aber durch den abrupten Tod einfach in sich zusammenbrechen. Zudem ist es bald recht voraussehbar, wann wieder einmal ein Gemetzel stattfinden würde.

Die Auflösung über den Coup 1949 findet im Nachwort auf etwa 1,5 Seiten statt. Der Autor schreibt dazu, dass er dem Leser überlassen möchte, ob er die Lösung wissen will oder nicht und ihm somit überlässt, das Nachwort zu lesen oder eben nicht. Ich war enttäuscht, denn genau das war ja der Punkt, der mich an dem Buch gereizt hat. Diesen dann auf nur 1,5 Seiten zu lesen, halte ich für nicht ausreichend.

Den Schreibstil habe ich als vergleichsweise anstrengend empfunden. Während die Charaktere blass bleiben – wenig menschlich, würde ich sagen – werden Szenen, in denen Menschen erschossen werden, sehr detailliert und über viele Seiten beschrieben. Darüber hinaus gibt es – aus meiner Sicht – übermäßig viele dieser Szenen.

Die Geschichte wird in 3 – eher voneinander unabhängigen – Handlungssträngen erzählt. Erst fast zum Schluss werden diese miteinander verbunden. Auch findet wenig Handlung wirklich in der DDR statt, oftmals befindet sich der Leser im Ausland, sodass der Autor sich meiner Meinung nach selbst die Möglichkeit genommen hat, seine DDR zu zeigen. Vielmehr werden einschlägige Klischees wie die Stasi und die NVA bedient. Die DDR des Autors scheint somit tatsächlich aus offiziellen und inoffiziellen Stasi-Mitarbeitern und den daraus resultierenden Intrigen untereinander zu bestehen oder aus Angehörigen der NVA. Wie das vermeintlich glückliche Volk aber tatsächlich lebt, zeigt er nicht.

Eine Szene fand ich wirklich interessant und spannend und das war Chris‘ Einreise in die DDR. Diese empfand ich auch als glaubwürdig. So könnte es in einem solchen Land wie dieser fiktiven DDR wirklich sein. Solche Szenen hätte ich mir deutlich mehr gewünscht.

Fazit:
Wer Romane mag, in denen es viele sehr blutige, sehr detailgetreu erzählte Schusswechsel gibt, der ist mit diesem Buch absolut gut beraten, wer allerdings etwas über eine fiktive DDR erfahren möchte, sollte die Finger von diesem Buch lassen. Ich kann den Roman leider so gar nicht empfehlen. 1 Stern.

Veröffentlicht am 03.10.2020

Wenn Träume zerplatzen und dann doch die Hoffnung obsiegt

Die Hafenschwester (2)
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Das Buch:
Es handelt sich bei diesem Buch um den zweiten Teil der Hafenschwester Trilogie. Er schließt nicht direkt an den ersten Band an. Dazwischen liegen ca. 15 Jahre. So ist der Roman zwar unabhängig ...

Das Buch:
Es handelt sich bei diesem Buch um den zweiten Teil der Hafenschwester Trilogie. Er schließt nicht direkt an den ersten Band an. Dazwischen liegen ca. 15 Jahre. So ist der Roman zwar unabhängig vom ersten Teil zu lesen, aber es lohnt sich auf jeden Fall bei Band 1 zu beginnen um Marthas Geschichte von Anfang an zu verfolgen.

Worum geht’s?
Wir schreiben das Jahr 1913 in Hamburg. Milli ist nach Amerika ausgewandert und Martha und Paul leben ein glückliches, gut situiertes Familienleben. Zwar darf Martha – bedingt durch ihre Eheschließung – nicht mehr arbeiten, dafür engagiert sie sich ehrenamtlich wie eh und je für die Ärmsten der Armen in Hamburgs Gängevierteln. Die perfekte Welt wird von einer Einladung Millis nach Amerika gekrönt, weil Marthas Patenkind Anna heiraten wird. Die Reise auf dem imposanten Imperator ist ein wirkliches Highlight. Doch kurz nach ihrer Rückkehr beginnt der erste Weltkrieg und Marthas heile Welt wird schwer erschüttert…

Die Charaktere:
Martha ist und bleibt die interessante Frau, die der Leser im ersten Teil bereits kennengelernt hat. Und trotzdem erscheint sie anders – reifer, älter. Sie ist DIE Hafenschwester, ihr guter Ruf eilt ihr stets voraus. Entgegen ihrer Vergangenheit ist sie heute eine anerkannte Persönlichkeit in Hamburg – und zwar in allen Gesellschaftsschichten. Sie ist bemerkenswert klug und schlagfertig und einfach der Sympathieträger der Geschichte. Ich mochte sie bereits im ersten Teil sehr und daran hat sich jetzt nichts geändert. Ihre Familie mit ihrem Mann Paul und ihren 3 Kindern empfindet sie als hohes Gut und sorgt entsprechend gut für sie. Als in den Wirren des ersten Weltkrieges ihre heile Welt zusammenzubrechen droht, behauptet sie sich um ihre Familie zu ernähren und zusammenzuhalten und hat sogar noch die Kraft, für so viele andere da zu sein.

Paul kommt schwerst verletzt aus dem Krieg nach Hause. Ja, er lebt, hat noch alle Gliedmaßen, dafür ist sein Gesicht schwer gezeichnet. Während Paul zunächst beinahe den Lebenswillen verliert, kümmert sich Martha nicht nur um sein seelisches Heil sondern mit aller Kraft auch um seine körperliche Genesung. Hierbei ist es beeindruckend mit welcher Vehemenz und Tatkraft sie sich dieser Aufgabe widmet.

Marthas Bruder Heinrich heiratet heimlich eine Chinesin – Li-Ming. Diese Figur ist aus meiner Sicht jene, die sich am meisten entwickelt. Bei ihrem ersten Auftreten wusste ich so gar nicht, wohin ich sie stecken sollte, hatte sogar kurz das Gefühl, dass sie ein negativer Part werden könnte, aber je weiter die Geschichte fortschreitet, desto sympathischer wird diese Frau. Der Leser erfährt von ihrem schweren Schicksal der gebundenen Füße, nimmt teil an ihrer Odyssee, als Heinrich im Krieg als verschollen gilt und lernt sie und ihre Traditionen immer besser kennen. Zunächst hat sie etwas Unnahbares an sich, sie scheint verschlossen, aber irgendwann offenbart sie sich Martha und wird letztlich zu einem wirklichen Familienmitglied. Mochte ich sie am Anfang nur bedingt, ist sie mir zum Ende der Geschichte jedoch sehr ans Herz gewachsen. Als Chinesin in Hamburg hat sie es sicherlich nicht leicht gehabt.

Heinrich ist ein Mann der Tat – ganz ähnlich wie seine Schwester. Als Kapitän zur See ist er alles andere als feige und das zeigt er hier auch sehr deutlich. Oftmals kann man die Sorge Li-Mings und Marthas nur allzu gut mitfühlen, wenn Heinrich wieder einmal zu lange nicht nach Hause kommt und nichts von sich hören lässt. Aber die Geschichten, die er im Anschluss zu berichten hatte, habe ich geliebt. Ich konnte ihn mir so richtig als Haudegen vorstellen, der immer ein Abenteuer mit nach Hause bringt.

Der Antagonist in diesem Roman ist der 1. Weltkrieg und gegen ihn scheinen all die sympathischen Figuren absolut machtlos zu sein. Es ist erschreckend mitzuerleben, wie eine politische Situation das Leben so nachhaltig verändern kann. Die stolze Stadt Hamburg liegt an seinem Ende zerstört am Boden – moralisch zerstört, weil seine Einwohner die Hoffnung verloren hatten.

Historische Fakten:
Die geschichtlichen Hintergründe des Romans sind exzellent recherchiert und nachweisbar. Die Beschreibungen des alten Hamburg sind so lebhaft und bildgewaltig geschrieben, dass sich selbst Nicht-Hamburger wohl beinahe zu Hause fühlen könnten. Für Leser, die sich in Hamburg auskennen, ist es eine Freude mit Martha durch die Straßen zu ziehen und viele Dinge wiederzuerkennen, weil es sie heute noch in moderner Form gibt. Die Autorin lässt den Leser in diese mondäne Stadt eintauchen, obwohl er von längst vergangenen Zeiten liest.

Mich haben insbesondere die medizinischen Hintergründe der Gesichtschirurgie und die Geschichte des ersten Weltkriegs gefesselt. Beide Stränge sind geschickt in die Schicksale der Figuren verwoben, sodass es noch nicht einmal auffällt, dass man gerade etwas Neues lernt. In diesem Roman wird Geschichte lebendig und ich dachte öfter, würde so Geschichtsunterricht gemacht werden, wie die Autorin ihren Roman schreibt, es gäbe viel mehr gute Noten. Die Mischung aus menschlichem Schicksal und Geschichte ist wundervoll!

Schreibstil:
Der Schreibstil der Autorin ist gewohnt bildhaft und leicht zu lesen. Sie beschreibt Orte und Figuren so, dass man sich fühlt, als stünde man genau dort in der Szene, über die man gerade liest. Das Buch beginnt sehr ruhig – ganz im Gegensatz zum ersten Band. Aber damit soll die gute Zeit zum Ausdruck gebracht werden. Es macht außerordentlich viel Freude sich der Historie hingeben zu können.

Und auch während des Krieges wird es nur bedingt wirklich laut. Die schrecklichen Erlebnisse im Frontgeschehen kommen nur selten zum Anklang, vielmehr beschreibt Melanie Metzenthin, welche Tragödien sich daheim in Hamburg ereignen. Die Lage der Menschen spitzt sich stetig zu und endet mit der Abdankung des Kaisers, des Werftarbeiterstreiks und der sehr raschen Einführung von Vergünstigungen im Arbeitsleben, die wir heute auch noch kennen.

Auffällig ist, dass – im Gegensatz zum 1. Band – die Politik recht kurz kommt. Und das obwohl Martha und Paul keineswegs ihr Interesse daran verloren hätten – im Gegenteil, sie sind weiterhin engagiert. Aber in dieser Geschichte stehen eindeutig andere Fakten im Fokus, welche toll verarbeitet und immer an die Figuren geknüpft sind. Nie hat der Leser das Gefühl belehrt zu werden. Vielmehr fängt Melanie Metzenthin die Stimmung zu jener Zeit ein, weshalb die Geschichte bis zur letzten Seite lebendig bleibt.

Obwohl Martha und Paul eine tiefe Liebe verbindet, gibt es in diesem Roman überhaupt keinen Kitsch. Sehr gekonnt bringt die Autorin diese Gefühle anders zum Ausdruck, man könnte sagen zwischen den Zeilen, aber dennoch fühlbar.

Fazit:
Ein weiteres gelungenes Werk dieser Autorin. Es ist eine Reise in die Vergangenheit – in die medizinische, die politische und die menschliche. Eine wundervolle Geschichte über zerbrochene Träume und neu gefundene Hoffnung. Für Fans historischer Romane ein Must read.

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