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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.02.2022

Innenansichten aus Rußland

DAFUQ
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Anja Romanowa muss für 10 Tage in den Arrest in Moskau, weil sie bei einer Demonstration gegen Korruption festgenommen wurde. Ihre Zelle teilt sie mit 5 anderen Frauen, die nicht verschiedener sein könnten. ...

Anja Romanowa muss für 10 Tage in den Arrest in Moskau, weil sie bei einer Demonstration gegen Korruption festgenommen wurde. Ihre Zelle teilt sie mit 5 anderen Frauen, die nicht verschiedener sein könnten. Da ist die blonde Schönheit, die sich ihren Lebensunterhalt durch Geschenke reicher Männer verdient; da gibt es eine alkohol- und drogensüchtige mit „echter“ Gefängniserfahrung; eine Frau, die bereits mit Mitte 20 in dritter Ehe verheiratet ist und deren weiter Mann starb. Sie alle haben eines gemeinsam: ihre Vergehen waren Kleinigkeiten und es war eher Willkür als Gesetz, was sie in der Zelle zusammenführt. Und da sind die Wächter: der gutmütige ältere, die junge unsichere und die ganz harte, der es Spaß macht, die Insassen zu schikanieren. Hier breitet sich die dunkle Seite Russlands in ihrer vollen Größe aus. Und für Anja ist es gleichsam eine Art Psychotherapie, findet sie doch hier im Gefängnis die Zeit und die Kraft, das schwierige Verhältnis zu ihrem Vater neu zu beleuchten und mit einer langjährigen Dreiecks-Liebesbeziehung abzuschließen.

DAFUQ malt ein sehr eindrucksvolles Bild von Russland und seinen Menschen: mal zart und liebevoll, dann wieder hart und abstoßend, ein Land voller unterschiedlicher Landstriche und ebenso unterschiedlicher Charaktere, voller Korruption und Machtwillen. Und Kira Jarmysch weiß, wovon sie schreibt, war sie doch selbst Pressesprecherin des prominenten Oppositionsführers Alexej Nawalny und war selber mehrfach im Gefängnis. Die Charaktere hätten für meinen Geschmack ein wenig mehr Tiefe verdient und auch die politischen Verhältnisse hätten etwas mehr unter die Lupe genommen werden können, daher ein Punktabzug.

Mein Fazit: junge Frauenliteratur aus Russland: liebevoll, hart, authentisch, lesenswert.

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Veröffentlicht am 16.02.2022

Spannend und gruselig

Der Herzgräber
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Heather Evans kehrt nach dem Selbstmord ihrer Mutter in ihre Heimatstadt, die mit 16 Jahren verlassen hatte, zurück, um den Nachlass ihrer Mutter zu ordnen. Dabei macht sie eine unglaubliche Entdeckung: ...

Heather Evans kehrt nach dem Selbstmord ihrer Mutter in ihre Heimatstadt, die mit 16 Jahren verlassen hatte, zurück, um den Nachlass ihrer Mutter zu ordnen. Dabei macht sie eine unglaubliche Entdeckung: einen Stapel Briefe, die ein Serienmörder an ihre Mutter geschrieben hat. Michael Reaves hat junge Frauen bestialisch ermordet, ihre Herzen entfernt und die Leichen regelrecht inszeniert und mit Blumen dekoriert in der freien Natur zurückgelassen. Was hat Heathers Mutter mit diesem Mörder zu tun? Während sie sich auf die Suche nach der Wahrheit begibt, geschehen wieder Morde in der selben Art. Und Heather ist in größerer Gefahr, als sie ahnt.

Der Herzgräber ist von der ersten Seite an spannend und mitreißend zu lesen. Man kann sich gut in Heather hineinfühlen, einer jungen Frau, die erkennt, dass sie eigentlich gar nichts übe ihre Mutter weiß. Gleichzeitig wird man in menschliche Abgründe der grauenvollsten Art geführt. Das ist stellenweise sehr hart und nur schwer zu ertragen. Dabei gibt es eine gehörige Portion Gruselfaktor, ein wenig Liebe und eine Reise in die Vergangenheit zu einer alternativen Hippie-Kommune. An manchen Stellen war es mir ein wenig zu verworren und das Ende war mir persönlich zu schnell erzählt, weswegen es nur 4 Sterne sind.

Mein Fazit: ein spannender, gruseliger harter Thriller. Perfekt für kalte Wintertage.

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Veröffentlicht am 16.02.2022

Thriller mit Horrorelementen

Der Angstsammler
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In einem Forum veröffentlicht der Psychiater Parker H. seine Aufzeichnungen über den wohl rätselhaftesten Fall seiner Karriere, in der Hoffnung, damit anderen Psychiatern Warnung und Hilfe sein zu können. ...

In einem Forum veröffentlicht der Psychiater Parker H. seine Aufzeichnungen über den wohl rätselhaftesten Fall seiner Karriere, in der Hoffnung, damit anderen Psychiatern Warnung und Hilfe sein zu können. Kurz nach seinem Studium hatte er eine Stelle in einer düsteren Nervenheilanstalt irgendwo in Neuengland angetreten und war dort auf den Patienten „Joe“ getroffen. „Joe“ galt als nicht therapierbar und äußerst gefährlich, hatten sich doch andere Patienten, Pfleger und Ärzte, die mit ihm zu tun hatten, umgebracht oder waren selbst ein Fall für die Psychiatrie geworden. Parkers Ehrgeiz war geweckt und so machte er sich auf, hinter das Geheimnis um den jungen Mann zu kommen.

Der Debütroman von Jasper de Witt hat durchaus Potential, die Story ist interessant und spannend erzählt, die Erzählweise in Form von Einträgen, die in einem Forum veröffentlicht werden, eine tolle Idee. Die Atmosphäre stimmt die meiste Zeit, die Hauptakteure sind auch gut charakterisiert. Allerdings konnte mich das Buch nicht ganz überzeugen. Für einen Horror-Roman sind die Horror-Elemente für einen Geschmack zu schwach, für einen Thriller ist das Ende zu unheimlich. Das Ende hat mich insgesamt etwas unbefriedigt zurückgelassen. Im Anhang gibt es dann noch ein Interview mit dem Autor, das sehr lesenswert ist.

Mein Fazit: eine spannende Gruselgeschichte, spannend und atmosphärisch, allerdings gelingt gegen Ende der Spagat zwischen Thriller und Horror nicht ganz

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Veröffentlicht am 16.02.2022

Ein neuer, faszinierender Blick auf Peter Pan

Die Chroniken von Peter Pan - Albtraum im Nimmerland
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Peter Pan war einer der Helden meiner Kindheit. Ich wollte sein, wie dieser Junge: frech, mutig, liebenswert, wollte wie er auf einer Insel voller Abenteuer und Freunde leben, Danke Feenstaub fliegen ...

Peter Pan war einer der Helden meiner Kindheit. Ich wollte sein, wie dieser Junge: frech, mutig, liebenswert, wollte wie er auf einer Insel voller Abenteuer und Freunde leben, Danke Feenstaub fliegen können und niemals erwachsen werden. In ihrem Roman Die Chroniken von Peter Pan erzählt Christina Henry die Vorgeschichte zu dem berühmten Kinderbuchklassiker von J.M. Barrie. Und was für ein Vorgeschichte… denn Peter lügt, wo es nur geht, er holt sich Kinder aus Andernorts auf die Insel Nimmerland als Spielkameraden, doch sie sind ihm vollkommen egal. Aus Spaß zettelt er Kämpfe mit den Piraten und den auf der Insel lebenden Kreaturen an, wohl wissend, dass nicht alle seiner „verlorenen Jungen“ es überleben werden.

Erzählt wird aus der Sicht von Jamie, dem ersten Jungen, der von Peter auf die Insel geholt wurde. Seinem besten Freund und wichtigsten Kameraden. Doch dieser muss erkennen, das Peter nicht der ist, der er vorgibt und es mehr Geheimnisse auf der Insel gibt, als er geahnt hat. Und so wird aus der Freundschaft zweier Jungen eine Feindschaft, die in die Weltliteratur eingehen soll. Geschrieben ist aus der Sicht eines Kindes und die Sprache ist entsprechend einfach gehalten. Das liest sich schnell und ist spannend, die Charaktere sind hervorragend ausgearbeitet, die Atmosphäre so dicht, dass man fast meint, selber dabei zu sein. Und ich muss gestehen, ich war stellenweise sehr traurig.

Mein Fazit: eine gelungene Märchenadaption mit Tiefgang. Absolut lesenswert!

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Veröffentlicht am 16.02.2022

Ein echtes Lesevergnügen

Ihr letztes Stück
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Das Bochumer Theatermilieu ist ein gefährliches Pflaster: nach einem gnadenlosen Verriss der Premiere von Schillers Räuber wird die Kulturredakteurin Leonie Gratz grausam zu Tode gefoltert aufgefunden. ...

Das Bochumer Theatermilieu ist ein gefährliches Pflaster: nach einem gnadenlosen Verriss der Premiere von Schillers Räuber wird die Kulturredakteurin Leonie Gratz grausam zu Tode gefoltert aufgefunden. Während sich Polizistin Lisa Bertram, die gerade erst aus Wolfenbüttel zu ihrem Lebensgefährten und Kollegen/Partner Henning Schmitt gezogen, zusammen mit diesem an die Aufklärung des Falls machen, erhält Privatdetektiv Mike Müller, befreundet mit den beiden Polizisten, den Auftrag, den verschwunden Vater des Intendanten des Schauspielhauses zu finden. Und dann ist da noch Helmut Jordan, ehemals Kripobeamter in Wolfenbüttel und jetzt – der Liebe wegen – Wirt in Bochum, genau gegenüber dem Schauspielhaus.

Mit „Ihr letztes Stück“ hat Arne Dessaul einen wunderbaren, spannenden und äußerst amüsanten Bochum- und Theater-Krimi geschrieben. Spannend ist er von der ersten Seite an, durch kurze, knackige Kapitel gut und schnell zu lesen. Besonders gut gefallen hat mir hier, dass Mike Müller als einziger aus der Ich-Erzähler-Perspektive berichtet. Das bringt noch mal einen ganz besonderen Pepp in das Geschehen. Ganz nebenbei lernt man so einiges über Shakespeare und seine Stücke sowie das Leben rund um die Bretter, die die Welt bedeuten. Die Kapitelüberschriften laden zudem auch zum Miträtseln ein, sind sie doch alle Lieder, Filmen oder literarischen Texten angelehnt oder sogar entliehen.

Mein Fazit: eine sehr unterhaltsame, spannende Lektüre. Das war mein erster, aber garantiert nicht min letzter Krimi von Arne Dessaul. Absolut lesenswert!

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