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Veröffentlicht am 13.10.2023

Umhauender neuer Romantasy Roman

Die Sonnenfeuer-Ballade 1: A Song to Raise a Storm
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In „A Song To Raise A Storm” von Julia Dippel, geht es um Sintha, eine Halb-Qidhe, welche sich mehr oder weniger durch ihr Leben schlägt und sich dabei um ihren kranken Vater kümmert. Als sie auf dem Weg ...

In „A Song To Raise A Storm” von Julia Dippel, geht es um Sintha, eine Halb-Qidhe, welche sich mehr oder weniger durch ihr Leben schlägt und sich dabei um ihren kranken Vater kümmert. Als sie auf dem Weg ihrem Vater Medizin zu holen in dem kleinen Dorf Ravenach eingeschneit wird, hat sie gleich mehrere Probleme: 1. sie muss ihrem Vater seine Medizin bringen, 2. kurz vorher wurde in Ravenach ein Mord verübt und 3. um diesen aufzuklären, tauchen Vakár auf, auch Todesbringer genannt. Sintha ist eine unregistrierte Qidhe mit illegalem Job, wodurch sie durch die Vakár wirkliche Probleme kriegen könnte. Vor allem deren Anführer, Arezander, könnte ihr wirklich gefährlich werden. Trotz erster Vorsicht wird Arez auf sie aufmerksam und heuert sie an, da ihm ihre Fähigkeiten in seiner Suche behilflich sein können. Durch unterschiedliche Umstände, wie einem weiteren Mord, oder dem Fakt, dass sie sich ein Zimmer teilen um Sintha zu schützen, kommen die beiden sich immer näher, doch sowohl der Mörder als auch ihre Geheimnisse stehen ihnen im Weg.

Ich persönlich fand das Buch fantastisch, wie bis jetzt jedes von Julia Dippel. Es war wunderbar originell, mit einer faszinierenden, komplett neuen Welt, und super spannenden, vielseitigen Charakteren, aber auch einigen bekannten und geliebten Tropes.

Ich bin ein genereller Fan Julia Dippels Schreibstil, aber auch in diesem Buch hat sie wieder absolut damit überzeugt. Durch die Mischung aus Humor und ernsteren Themen ist das Buch nicht vom Thema abgekommen, war aber trotzdem nicht so düster wie es hätte sein können und die Art und Weise wie sie die Gedanken ihrer Charaktere mit Sarkasmus zum Leben erweckt, verzaubert mich jedes Mal wieder.

Das Thema des Buches ist, unter anderem, sexuelle Gewalt. Der weibliche Hauptcharakter hat durch ihr Blut eine besondere Auswirkung auf Menschen und kann sie magisch um Dinge bitten, welche dann auch erfüllt werden- aber mit jeder Bitte begehren diese Menschen sie mehr und mehr und würden alles tun, um sie zu besitzen. Egal auf welche Weise, egal was sie davon hält. Die Umsetzung dieses Themas ist eine unglaublich schwierige und war in manchen Situationen meiner Meinung nach perfekt so, wie zum Beispiel die generelle Vorsicht die in Sintha ruht, der man anmerkt, wie sehr sie aus Erfahrung stammt. In anderen Situationen gab es Momente, die ich persönlich vielleicht ein bisschen anders gehandhabt hätte. Dabei kann es gut sein, dass das beabsichtig war und in den nächsten Teilen dazu noch eine Charakterwandlung kommt. Das halte ich vor allem deswegen für möglich, da gerade dieses Thema in einem anderen Buch von ihr schon angesprochen wurde. Das Beispiel dazu ist, dass der Love-Interest sie zwar explizit fragt, ob sie wirklich mit ihm schlafen möchte (also darauf achtet, sie zu nichts zu zwingen, was ich auch in diesem Fall wirklich gut finde) sie vorher aber schon geküsst und berührt hat, ohne auch nur ein Wort darüber zu verlieren. Das kam mir etwas seltsam vor, wenn es doch gerade um diese Frage geht. Auch hoffe ich, dass der Umgang mit dem Trauma, dass Sintha anscheinend hat, noch einmal deutlicher hervorgehoben wird.

Weiter geht es mit den Charakteren. Zu denen gibt es unglaublich viel zu sagen, denn sie sind so vielschichtig, dass es teilweise sehr schwierig ist, den Überblick zu behalten.
Sintha ist die Protagonistin des Buches. Sie ist stur und wild, hat aber auch moralische Grenzen und ein so starkes Mitgefühl mit anderen Wesen, dass es sie teilweise in Gefahr bringt. Sie ist nicht perfekt, was sie zu einer unglaublich erfrischenden Hauptfigur macht. Dadurch, dass sie zur Hälfte Qidhe ist, hat sie ziemliche Wut Probleme. Diese werden aber nicht einfach weggerechtfertigt, sondern sie ist stark genug, dies als Problem anzuerkennen und daran zu arbeiten.
Arez, oder auch Arezander, ist meiner Meinung nach einer der spannendsten Charaktere des Buches. Er ist Leiter der Vakár, auch Syr der Syrs genannt, und man merkt ihm relativ schnell an, dass er nicht nur bereit ist, selber auch wirklich Arbeit in dieser Position zu übernehmen, sondern auch, dass ihm das Wohl seines Volkes unglaublich wichtig ist und er bereit ist einiges zu tun, um dieses Volk zu schützen. Sins größtes Problem mit ihm ist seine sehr lang andauernde Unehrlichkeit und auch wenn diese in Bezug auf eine Fremde zwar verständlich ist, ist sie dennoch nicht wirklich schön und teilweise recht anstrengend.
Arezanders Skall ist eine Gruppenkonstellation, bei der ich mich wirklich auf die weiteren Szenen in den nächsten Bänden freue, weil ich kaum erwarten kann, das Sin in diese kleine Found Family aufgenommen wird. Jede Skall besteht aus 5 Vakáren, einschließlich Arez, und in diesem Fall sind das die Priesterin Zaha, welche, anders als menschliche Priesterinnen, diejenige ist, welche am meisten für Gewalt ist. Sie hat einen Wahrheitsschwur abgelegt und ist auch generell eine sehr direkte Persönlichkeit. Über Tye und Makeez hat man bis jetzt am wenigsten erfahren, außer dass Tye sehr ruhig ist und viel von Magie versteht, während Makeez sowohl der Vernünftige als auch der Pragmatische dieser Gruppe zu sein scheint. Ravin ist der jüngste der Truppe und auch erst am kürzesten dabei. Er ist sehr offen, flirtet mit mehr oder weniger jedem und ist angenehm humorvoll. Die Skall insgesamt ist eine unglaublich loyale Gruppe, der man anmerkt, dass sie alles füreinander und vor allem für Arez tun würden.
Auch die Nebencharaktere dieses Buches sind wunderbar ausgefeilt. Von erstaunlich mutigen Gastwirtinnen, bis zu anhänglichen Sängern und anfangs widerlichen aber dann irgendwann doch coolen Auftragsmördern ist alles dabei, was das Herz begehrt.

Alles in allem kommt das Buch wahrscheinlich mit auf meine Lieblingsbuchliste. Es macht unfassbaren Spaß zu lesen, ich konnte es kaum noch weglegen und allein die Welt ist so unfassbar spannend das ich die nächsten Teile kaum erwarten kann. Die Figuren handeln nachvollziehbar, die Plot-Twists hauen einen aus den Socken und die Orte sind so wunderbar beschrieben, dass man sich fühlt, als wäre man dort.

P.S.: Die Lösung, dass man sich aussuchen kann, ob man den Spice liest, indem man einen QR-Code an die Stelle packt, ist genial und kann ich nur unterstützen.

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Veröffentlicht am 11.07.2023

Ein Roman, welcher einem einige Probleme in der Gesellschaft aufzeigt

Hani & Ishu: Fake-Dating leicht gemacht
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In ‚Hani und Ishu, Fake-Dating leicht gemacht‘, geht es um die beiden bengalischen Mädchen, Ishita und Humaira (kurz, Ishu und Hani), welche in Irland auf eine Mädchenschule gehen. Das Buch beginnt mit ...

In ‚Hani und Ishu, Fake-Dating leicht gemacht‘, geht es um die beiden bengalischen Mädchen, Ishita und Humaira (kurz, Ishu und Hani), welche in Irland auf eine Mädchenschule gehen. Das Buch beginnt mit einer Szene aus Ishus Leben, in welchem sie einen Konflikt zwischen ihrer Schwester und ihren Eltern mitbekommt, in welchem ihre Eltern sauer werden, weil Ishus Schwester, Nikhita (auch Nik genannt), die Uni abgebrochen hat, und heiraten wird. Da Nik bis jetzt immer der Liebling ihrer Eltern war, sieht sie das als Chance an, und beschließt, Schülersprecherin zu werden, um sich den Stolz ihrer Eltern zu garantieren. Kurz darauf liest man von Hanis Coming-Out ihrer Freundinnen gegenüber, welches allerdings deutlich schlechter läuft als erhofft, da sie nicht als bisexuell akzeptiert wird, sondern ihre Freundin Aisling erst meint, dass sie lesbisch sei, und dann, dass Hani dass doch gar nicht wissen könne, wenn sie noch nie ein Mädchen geküsst hätte. Daraufhin erfindet Hani aus dem Stand heraus ihre Beziehung mit Ishu, die sie angeblich geheim gehalten habe. Die beiden Mädchen schließen also am nächsten Tag einen Deal: Ishu spielt Hanis feste Freundin, um Hanis Freundinnen zu zeigen, dass Hani wirklich auch auf Mädchen steht, und Hani, welche in ihrer Schule deutlich beliebter ist als Ishu, hilft Ishu, ihren Ruf aufzubessern, damit sie eine größere Chance darauf hat, Schülersprecherin zu werden. Von einem sehr süßen ersten Date zieht sich das ganze weiter über ein Doppeldate mit Hanis Freundinnen und scheint auch erst zu funktionieren, bis mehrere Konflikte auftreten, die auch zu einem heftigem Streit zwischen den beiden führen. Das Ende hat dann die meisten, wenn auch nicht alle Konflikte gelöst, und ist wunderbar aufbereitet.
Das Thema des Buches scheint auf den ersten Blick sehr offensichtlich, ist allerdings deutlich vielfältiger als erwartet. Es fängt an mit Homophobie und vor allem Biphobie, die sich vor allem in Hanis Freundinnen äußert, genauso wie Xenophobie und Islamfeindlichkeit bei den Freundinnen, und Rassismus, welcher vor allem auch im Lehrpersonal dargestellt wird. Allerdings behandelt das Buch auch elterlichen Druck, verbunden mit elterlicher Vernachlässigung, vor allem auch in dem Kontrast zu dem anderen Mädchen. Allerdings geht es auch viel um die bengalische (und teilweise auch indische) Kultur, und man lernt einiges dazu.
Die Umsetzung davon finde ich, soweit ich das als weißes, deutsches Mädchen beurteilen kann, sehr gut gemacht. Die Themen verzweigen sich nicht miteinander, sondern sind perfekt in die Leben der beiden eingearbeitet, ohne das man das Gefühl hat, dass es unrealistisch wird. Teilweise scheinen die Probleme sehr überwältigend, aber das tun sie ja auch oft im echten Leben, weshalb das komplett plausibel ist. Man muss allerdings mit der richtigen Erwartung drangehen, durch diese Themen ist viel Ungerechtigkeit vorhanden, zu einem Ausmaß, in dem man manche Menschen gerne einmal durchschütteln würde. Wer damit nicht umgehen kann oder vielleicht sogar von solchen Dingen getriggert wird, sollte da vorher drauf achten und das Buch vielleicht eher nicht lesen.
Nun würde ich zu den Charakteren kommen, und die sind in diesem Buch wirklich sehr faszinierend.
Ich würde bei Ishu anfangen, da die, meiner Meinung nach, die interessanteste Wandlung durchmacht, die ihr, meiner Meinung nach, auch wirklich gut tun wird. Ishu ist ein sehr direkter Mensch, die nicht wirklich mit ihrer Meinung hinterm Berg hält. Sie kommt teilweise als schroff rüber, und ist eher pessimistisch gestimmt, was unter anderem dazu führt, dass sie eine ziemliche Einzelgängerin ist. Auch mag sie einfach einen Großteil ihrer Mitschülerinnen nicht, teilweise auch, wegen derer rassistischen Einstellungen. Außerdem ist Ishu enorm ehrgeizig- was auch aus den Erwartungen resultiert, welche ihre Eltern schon immer in sie und ihre Schwester hatten. Über das Buch hinweg wird Ishu etwas offener, aber vor allem schafft sie es, sich ein bisschen von den Erwartungen ihrer Eltern zu lösen, und mehr auf ihre eigenen Bedürfnisse zu achten.
Als nächstes kommt Hani, und auch die legt eine spannende Wandlung hin. Sie ist ein eher ehrlicher Mensch, weshalb es ihr anfangs unglaublich schwer fällt, die Fake-Dating Sache durchzuziehen, ist es allerdings auch gewohnt, ihre Bedürfnisse nicht laut auszusprechen, um ihren Freundinnen nicht noch mehr aufzuzeigen, wie sehr sie sich von ihnen unterscheidet. Im Gegensatz zu Ishu, ist Hani Muslimin, und ihr ist ihr Glaube sehr wichtig, wodurch gegen Ende des Buches auch ein kleiner Konflikt mit ihrem Vater entsteht. Durch das Buch lernt Hani langsam, etwas mehr für sich einzustehen, und muss auch entscheiden, ob sie ebenfalls für Ishu einstehen kann.
Als nächstes kommen Hanis Freundinnen, Aisling und Deirdre. Die drei bilden seit Jahren ein Trio, Aisling und Hani kennen sich allerdings noch ein bisschen länger. Die beiden weigern sich, sich irgendwie in Hanis Situation hineinzuversetzen, und scheinen sich überhaupt nicht für Hanis Wohlbefinden zu interessieren. Man hat immer wieder Hoffnung, dass sie irgendwie doch erkennen, wie sie sich verhalten, aber gerade Aisling legt grundlegend manipulatives Verhalten an den Tag und Deirdre scheint oft so, als hätte sie keine eigene Meinung, und würde einfach nur alles tun, was Aisling ihr sagt.
Als letztes kommt mein persönlicher Lieblingscharakter: Ishus Schwester Nikhita. Man lernt sie kennen, als sie und Ishu anfangs zusammen Abendessen machen, und merkt direkt, dass die Schwestern sehr lange keine gute Beziehung zueinander hatten, was unter anderem auch daran lag, dass die beiden im permanenten Wettkampf um den Stolz ihrer Eltern standen. Doch Nik stellt sich über den Verlauf des Buches als wunderbare Schwester heraus, und sie ist ein wunderbarer Charakter, der Ishu auch bei ihrer Selbstfindung hilft.

Alles in allem fand ich das Buch echt gut gemacht. Es ist nicht unbedingt ein Gute-Laune Buch, sondern eher zum Nachdenken gedacht, aber das setzt es wirklich gut um, mit lockeren und sehr süßen Szenen zwischendrin, welche einen von den Problemen ablenken. Ich werde es garantiert weiterempfehlen, und der einzige Grund, warum ich 4,5 und nicht 5 Sterne gebe, ist wahrscheinlich meiner Erwartung verschuldet- ich hatte mit einem deutlich fröhlicherem Buch gerechnet, und war dementsprechend ein bisschen überfordert und nicht auf die teilweise schon deprimierenden Szenen vorbereitet.

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Veröffentlicht am 09.05.2023

Schön gemachte Kombo aus LGBTQIA+ und Fantasy

Yadriel und Julian. Cemetery Boys
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In „Yadriel und Julian“ geht es um Yadriel, ein trans, latein-amerikanischer Junge, welcher zusammen mit seiner Familie auf einem Friedhof in LA lebt. Yadriel gehört zu der Gemeinde der Brujx, eine Gemeinschaft ...

In „Yadriel und Julian“ geht es um Yadriel, ein trans, latein-amerikanischer Junge, welcher zusammen mit seiner Familie auf einem Friedhof in LA lebt. Yadriel gehört zu der Gemeinde der Brujx, eine Gemeinschaft aus unterschiedlichsten Latein-Amerikanern, die vor langer Zeit von ihrer Heiligen, Santa Muerte, Fähigkeiten verliehen bekommen haben, um kürzlich gestorbenen auf dem Weg ins Jenseits zu helfen. Diese Fähigkeiten sind auf Geschlechter aufgeteilt. Weibliche Brujx, Brujas, können noch Lebende heilen, und männliche Brujx, Brujos, kappen die Verbindungen zwischen Geistern und dem Gegenstand, welcher sie noch an die Erde bindet. Um diese Fähigkeiten nutzen zu können, hat jeder Brujx ein Portaje, was entweder ein Dolch oder eine Halskette ist, die mit Tierblut übergossen werden muss. Bei den richtigen Worten wird der gewünschte Effekt ausgelöst. Yadriel wünscht sich seit über einem Jahr, endlich seine Einführungszeremonie durchführen zu können. Da ihn die Gemeinschaft jedoch nicht als Jungen ansieht, wird sie ihm verwehrt, sodass er sie am Anfang des Buches heimlich, nur mit seiner Cousine Maritza, alleine durchführt. Kurz darauf geht ein Schock durch sämtliche Brujx- Yadriels Cousin Miguel ist gestorben, doch keiner weiß wie, und auch sein Geist ist nicht aufzufinden. In dem Versuch Miguel zu beschwören, beschwört Yadriel allerdings wen anderen: Julian. Julian geht auf Yadriels Schule, und ist erst einige Stunden vorher gestorben. In dem Versuch herauszufinden, wie Julian gestorben ist, und ob es seinen Freunden gut geht, lernen sich Yadriel und Julian besser kennen, und Yadriel wird schnell klar, dass er, trotz des Wissens, dass er Julian bald gehen lassen muss, dabei ist, sich heftig zu verlieben.
Mir hat das Buch unglaublich gut gefallen. Eins der Hauptthemen war das Transgender sein und ich fand es richtig spannend, bei Yadriels Erlebnissen dabei zu sein, und durch seine Augen zu erleben, wie sehr ein Binder stören kann, wie erniedrigend es ist, wenn einen Familienmitglieder misgendern, oder einem die Schule nicht erlaubt, auf die richtige Toilette zu gehen.
Die Umsetzung des Ganzen war echt fantastisch. Man hat bei Yadriel mitgefühlt, hat erlebt, wie es auf der anderen Seite ist, wenn man ausversehen Pronomen durcheinanderschmeißt, und zumindest mir hat es nochmal verdeutlicht, wie wichtig es doch ist, da wirklich drauf zu achten, da es immerhin um die Identität eines anderen Menschen geht. Auch die Darstellung der Kultur war sehr spannend, wobei man da das ein oder andere noch hätte ausführen können. Ein zwei Fragen sind mir am Ende noch offen geblieben, allerdings keine so großen, als das sie den Lesespaß kaputt gemacht hätten.
Die Charaktere fand ich wirklich faszinierend. Mein absoluter Liebling war Julian. Julian ist unglaublich energetisch und kann keine Sekunde still sitzen. Nichts ist im wichtiger als seine Freunde, und wenn man einmal in seinen inneren Kreis gelangt ist, kann man sich sicher sein, dass er alles für einen tun würde. Manchmal neigt er zwar zu Wutausbrüchen, die dann unschön enden können, aber hauptsächlich ist er ein unglaublich liebenswertes Energiebündel. Er war unglaublich authentisch, und ich kann Yadriel wirklich verstehen, dass er ihn so schnell so lieb gewonnen hat.
Der nächste wirklich interessante Charakter ist Maritza, Yadriels Cousine. Sie ist vegan- und scheidet somit automatisch aus der Gemeinschaft der Brujx aus. Sie weigert sich strikt zu heilen, und man merkt ihr sofort an, wie wichtig Yadriel ihr ist, und auch andersherum. Die beiden sind ein unzertrennliches Duo. Maritza weiß was sie will, und setzt das auch eisen durch. Ihr dabei zuzusehen, wie sie ihren eigenen Weg geht, ist wunderbar. Manchmal hätte sie etwas mehr auftauchen können, da sie in bestimmten Szenen zwar faktisch anwesend war, sich aber nicht wirklich beteiligt hat, obwohl Yadriel die Hilfe gut hätte gebrauchen können.
Dann gibt es noch Yadriel selbst. Er ist eher ruhig und introvertiert, der Meister seines eigenen, sortierten Chaos, und kämpft dafür, so akzeptiert zu werden, wie er ist. Seine Emotionen waren immer gut nachvollziehbar es war wunderbar, die Geschehnisse aus seiner Perspektive mitzuerleben. Mega interessant war es auch, den Kontrast zwischen Yadriel und seinem Onkel in ihrer Ansicht zu den Brujx zu sehen.

Alles in allem hat mir das Buch ganz gut gefallen. Es lies sich echt einfach lesen, war fesselnd und hatte unglaublich vielfältige Charaktere, bei denen man einfach nur dahin geschmolzen ist. Ich würde es definitiv weiterempfehlen, gerade wenn man nach mehr Büchern sucht, die sich sowohl mit Fantasy als auch mit der LGBTQIA+ Community beschäftigen.

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Veröffentlicht am 21.03.2023

Leider zu viele Zeitsprünge, um es richtig zu genießen

Denn ohne Musik werden wir ertrinken
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In „Denn ohne Musik werden wir ertrinken“, geht es um Hazel und Ian. Hazel hat gerade die Schule abgeschlossen, und sucht sich nun einen Job, um Geld für sich, ihre Mutter und ihre ungeborene Schwester ...

In „Denn ohne Musik werden wir ertrinken“, geht es um Hazel und Ian. Hazel hat gerade die Schule abgeschlossen, und sucht sich nun einen Job, um Geld für sich, ihre Mutter und ihre ungeborene Schwester zu sammeln. Sie liebt mit ihrer Mutter und ihrem Stiefvater Charlie. Charlie misshandelt ihre Mutter und ist der Grund, warum sie Drogenabhängig ist, da er der Hauptdealer der Stadt ist. Dementsprechend wenig kann sie ihn ausstehen und hat unterschiedliche Pläne für eine Flucht. Ian wurde früh von seinen, ebenfalls drogensüchtigen, Eltern verlassen, und lebt und arbeitet auf der Ranch seines Großvaters, auf der auch Hazel einen Job bekommt. Er ist in einer Band, welche immer erfolgreicher wird und wird anfangs als der typische Frauenheld dargestellt. Diese Darstellung verändert sich aber recht schnell als Hazel und Ian sich immer näher kommen, vor allem nachdem Hazel von Charlie rausgeschmissen wird, und Ian sie nach einigen Tagen bei sich aufnimmt. Doch Ians Band wird immer berühmter, und als sie von einem Manager gefunden werden, der Fan ihrer Musik ist, zieht Ian weg, ums zusammen mit seinen Freunden ihren Traum zu verwirklichen. Dadurch verkompliziert sich natürlich einiges, und als sowohl Hazel eine riesige Überraschung bezüglich ihrer Schwester erlebt, als auch Ian Erfahrungen macht, mit denen er nicht gerechnet hätte, wird ihre Beziehung deutlich auf die Probe gestellt.
Mir persönlich hat das Buch ganz gut gefallen, ich habe aber leider dennoch einen Haufen Kritikpunkte.
Fangen wir an mit den Charakteren. Ian und Hazel sind wirklich wunderschön ausgearbeitet. Beide haben super viele Facetten, und sind mega starke Charaktere, die alles geben, um das Happy End zu erreichen, dass sie verdient haben. Gerade Ians Wandel durch die Geschichte finde ich bemerkenswert, da er hinter seiner ganzen Fassade ein wirklich süßer Junge steckt, dem die Menschen um ihm herum unglaublich wichtig sind. Auch Hazel fand ich hier gut, nur dass sie mir an manchen Punkten ein klein bisschen zu perfekt war. Mein größeres Problem bei den Charakteren waren einige der Nebencharaktere. Big Paw und Holly, Ians Großeltern, sind noch wunderbar gelungen, bei der Band fängt es aber leider schon an zu bröckeln. Zwar werden sie im Verlauf des Buches immer menschlicher, aber manchmal hat man das Gefühl, dass ihnen allen eine Charaktereigenschaft zugewiesen wurde, und das wars dann. James ist der nette, Eric das Technikgenie und Marcus… der Frauenheld? Da bin ich mir nicht mal wirklich sicher. Das bessert sich allerdings, deswegen ist das nicht so schlimm. Ein viel größeres Problem hatte ich mit Hazels sogenannter bester Freundin, Leah. Leah kommt in vielleicht vier Szenen richtig vor, wird zwischendrin in Nebensätzen erwähnt und ist sonst unauffindbar. Sie kommt nur vor, wenn man vom Plot her jemand außer Ian braucht, dem Hazel sich anvertrauen kann und ihre einzige wirkliche Charaktereigenschaft ist, dass sie, genau wie ihr Bruder, nett ist. Mehr bekommt man nicht wirklich von ihr mit, und das finde ich mega schade, da Hazel zwischendrin erwähnt, das sie und Leah ständig Zeit miteinander verbringen würden, und sie inzwischen beste Freunde wären. Davon bekommt man leider fast nichts mit.
Machen wir direkt weiter mit Kritikpunkten. Mein nächster ist hier der Umgang mit Zeit. Während sich auf viele Szenen wunderschön fokussiert wird, werden ganz viele Szenen, die zum Aufbau von Freundschaften oder für den Plot wichtig gewesen wären, in drei Sätzen erwähnt, anstatt ihnen die Zeit zu geben sich zu entfalten, wie sie es verdient hätten. Wenn ich ehrlich bin, hätte man das Buch vielleicht sogar in zwei Teile teilen können, dann hätte man jegliche Beziehungen weiter ausbauen können. So wurden nicht nur Szenen übersprungen, die gezeigt hätten, wie sich Hazel mit der Band versteht, sondern auch Szenen, die am Ende zum Beispiel das Problem lösen. Es wäre recht einfach gewesen, dass ganze näher auszuführen, doch stattdessen wurden diese Szenen übergangen und haben so den Charakteren die Möglichkeit genommen, daran zu wachsen.
Doch ich habe auch einige Punkte die mir sehr gut gefallen haben. Der Schreibstil selbst war wunderschön. Es war echt einfach, alles um sich zu vergessen um Ian und Hazel zu folgen und dabei zu sein, wie sie unterschiedlichste Erfahrungen miteinander machen. Die Idee war etwas neues, zumindest in der Kombination von Ranch, einem Paar das schon zusammen war, bevor einer von beiden berühmt wurde und dazu noch das Drogenthema. Das fand ich sehr gut kombiniert und spannend gestaltet.
Auch Schauplätze wurden sehr gut dargestellt. Das Dorf selbst, allem voran die Ranch und Ians Haus waren so anschaulich dargestellt, dass man das Gefühl hatte, dabei zu sein, und es selbst zu sehen. Am allerliebsten mochte ich jedoch die Hütte der beiden, mit dem Sternenschau Loch und auch der Bedeutung dahinter. Das war echt wunderschön gewählt und mein Lieblingsschauplatz.

Alles in allem hat mir das Buch schon gut gefallen, ich hab nur leider zu viele Dinge, die mich dann doch gestört haben, als das ich dem Buch mehr als drei einhalb Sterne geben kann. Wer allerdings eine Liebesgeschichte mit dem Thema Berühmtheit sucht, und der sich hauptsächlich auf die Hauptcharaktere konzentriert, der wird hiermit definitiv viel Spaß haben.

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Veröffentlicht am 07.03.2023

Ein Buch zum entspannten Schmökern ohne große Erwartungen

17, Das erste Buch der Erinnerung
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In „17. Das erste Buch der Erinnerung“ geht es um Jo, kurz für Johanna, die ihr Leben lang mit ihrem Vater von einem Ort zum nächsten gezogen ist. Am Anfang des Buches kommen sie in Hamburg an, und Jo ...

In „17. Das erste Buch der Erinnerung“ geht es um Jo, kurz für Johanna, die ihr Leben lang mit ihrem Vater von einem Ort zum nächsten gezogen ist. Am Anfang des Buches kommen sie in Hamburg an, und Jo ist gar nicht begeistert. Nicht nur, dass es die ganze Zeit zu regnen scheint, auch musste sie zwei ihr sehr nah gekommene Freunde in Wien zurück lassen und legt sich direkt an ihrem ersten Tag in der Schule mit Finn an, einem der beliebtesten Jungen ihrer Schule, welcher aber leider ihrer Meinung nach keinen angenehmen Charakter hat. Die Situation wird nicht besser, als sie herausfindet, dass ihr Vater diesmal bleiben will. Nicht nur das, er hat auch eine neue Freundin, deren Wohnung von giftigem Schimmelpilz befallen wurde, und die deshalb mit ihrem Sohn zu Finn zieht. Als sich herausstellt, dass besagter Sohn Finn ist, ist Jo mit ihren Nerven am Ende. Dazu bemerkt sie auch, dass sie anscheinend in fremde Erinnerungen schlüpfen kann, wenn sie andere Menschen am Handgelenk berührt. Um dem ganzen die Krone aufzusetzen, fühlt sie sich unerklärlicher Weise zu Adrian hingezogen, ein für sich bleibender, gut aussehender Typ aus ihrer Klasse, der manchmal sehr nett und manchmal sehr unfreundlich ist. Das Buch ist ein erster Teil einer vierteiligen Serie.

Ich persönlich finde das Buch ganz gut. Nichts, was einen total von den Socken haut, aber auch definitiv nicht schlecht. Um mit den Charakteren anzufangen, finde ich Jo selbst an sich sehr sympathisch. Klar manchmal hat sie Gedanken, denen ich nicht zustimme, und ehrlich gesagt verstehe ich ihren Crush auf Adrian nicht so ganz, aber an sich ist sie sehr nett und eine angenehme Protagonistin. Ihr Vater nervt mich leider phänomenal. Ihm scheint die Meinung seiner Tochter zu egal was komplett egal zu sein, und sie ist laut ihm zwar seine Priorität, aber wirklich bemerken tut man das nicht. Nicht nur dass er ihr kein einziges Mal erklärt, warum sie ständig umziehen, sondern er nimmt auch keinerlei Rücksicht auf sie bei Finn und Leahs Einzug und erzählt Jo nichts über den Tod ihrer Mutter. Vor allem den letzten Punkt finde ich problematisch, da Jo ein Recht drauf hat, zu erfahren, was ihrer Mutter passiert ist. Das Duo aus Adrian und Louis fand ich leider ziemlich vorhersehbar, damit dass einer von ihnen auf nett macht und der andere auf distanziert, ihre Rollen im Endeffekt aber umgekehrt sind. Wen ich da deutlich interessanter finde ist Finn. Er ist zwar anfangs wirklich nicht nett, aber er bessert sich langsam, und man merkt ihm an, dass er offensichtlich auch ein Herz hat, gerade als er am Ende ein bisschen aufwärmt und Jo ihm von ihren Fähigkeiten erzählt. Leah gibt wirklich ihr bestes, und sie finde ich eigentlich auch ganz nett, da sie, anders als Jos Vater, zumindest ein bisschen zu merken scheint, wie wenig Finn und Jo der Umzug gefällt. Ein mir weiterer sehr sympathischer Charakter ist Conny. Sie hat einen nicht unbekannten Instagrammaccount und will unbedingt mal was mit Mode machen. Auf ihrem Kanal will sie verdeutlichen, dass man nicht mega dünn sein muss, um sich stylisch oder schön anzuziehen. Sie ist mir wirklich sympathisch und Jo bis jetzt auch keine schlechte Freundin.
Das Thema des Buches sind magische Kräfte in einer normalen Welt und das alltägliche Schulleben. Die Umsetzung davon finde ich auch ganz gut gemacht, vor allem weil Jo nicht direkt anfängt Panik zu schieben, sondern probiert herauszufinden, wann ihr Sprung in Erinnerungen wie passiert und ihr bestes gibt, das ganze so gut wie möglich zu verstehen. Sehr gut finde ich auch die Idee dahinter, dass sie zwar versucht sich abzuschotten, um beim nächsten Umzug nicht wieder so viel zu verlieren, es im Endeffekt aber doch nicht lassen kann. Das finde ich persönlich sehr realistisch und gut gemacht.
Der Schreibstil ist locker und das Buch lässt sich leicht lesen.

Als Fazit würde ich festhalten, dass ich das Buch okay finde. Es ist was Schönes zum nebenbei lesen, aber es nimmt einen nicht unglaublich mit oder hat eine ganz neue Geschichte zu erzählen. Wer also was entspanntes braucht, dem würde ich es empfehlen, aber wenn man was spannendes sucht, würde ich mich für ein anderes Buch entscheiden.

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