Platzhalter für Profilbild

Batyr

Lesejury Profi
offline

Batyr ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Batyr über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.09.2018

Blick auf einen Erfolgsautor

Das Flimmern der Wahrheit über der Wüste
0

Bei der Lektüre der Leseprobe war ich ja noch Feuer und Flamme: selbst in jungen Jahren begeisterte Karl May-Leserin (Bände vom großen Bruder ausgeliehen), stürzte ich mich begeistert auf das gelieferte ...

Bei der Lektüre der Leseprobe war ich ja noch Feuer und Flamme: selbst in jungen Jahren begeisterte Karl May-Leserin (Bände vom großen Bruder ausgeliehen), stürzte ich mich begeistert auf das gelieferte Exemplar. Bedenklich stimmte nach dem ersten Blick der enorme Umfang: mehr als 600 Seiten - sollte das die Biographie eines Kolportage-Autors aus dem 19. Jahrhundert hergeben? Meine Sorge erwies sich als berechtigt. Der Autor ist sehr gewieft, wie er mit den verschiedenen Zeitebenen spielt. Aber die einzelnen Episoden, so amüsant sie im Verlauf der Erzählhandlung dargestellt werden, ziehen sich doch mächtig! Bereits nach der Hälfte des Textes weiß der Leser, wohin die Reise geht, und kommt zu dem Ergebnis: eine energische Kürzung hätte dem Roman mehr als gut getan!

Veröffentlicht am 08.09.2018

Wie wird man erwachsen?

Die Wahrheit über Dinge, die einfach passieren
0

Beim Erwachsenwerden kann vieles helfen - manchmal sogar Quallen! Und eine verständnisvolle Familie. Und eine Lehrerin. Und eine umfassende Neugier dem Leben gegenüber. ALLEM Leben! Dieses preisgekrönte ...

Beim Erwachsenwerden kann vieles helfen - manchmal sogar Quallen! Und eine verständnisvolle Familie. Und eine Lehrerin. Und eine umfassende Neugier dem Leben gegenüber. ALLEM Leben! Dieses preisgekrönte Debüt erforscht, was es heißt, am Leben zu sein. Dass Dinge einfach nur so passieren, kann Suzy nicht akzeptieren. Sie macht sich über vieles Gedanken: den Schlafrhythmus von Schnecken, die jährliche Zahl der Quallenstiche oder wie alt man ist, wenn das Herz 412 Millionen Mal geschlagen hat – gerade mal 12 Jahre. In dem Alter ist Suzys Freundin Franny im Sommer ertrunken, obwohl sie eine gute Schwimmerin war. Suzy muss herausfinden, wie das geschehen konnte. Es ist ein weiter, erkenntnisreicher Weg in eine Welt voller Wunder. Aber es ist auch der Weg in das Leben voller Schmerz, die Konfrontation mit der eigenen Unvollkommenheit. Suzy durchlebt eine schwere Zeit, bis sie begreift, dass der einzige Trost manchmal ist, Dinge anzunehmen, die man nicht ändern kann. Eine ergreifende Geschichte der Selbstfindung und ein großer Blick auf unsere Existenz.
Teilen
Weitere Rezensionen

Veröffentlicht am 08.09.2018

Berlin in den 60ern

Die Tote im Wannsee
0

Eine schöne Gemengelage: die demonstrierenden Studenten, der noch nicht lange zurückliegende Mauerbau, der konstante Schlagaustausch zwischen Ost und West, die Infiltration von DDR-Agenten in die westdeutsche ...

Eine schöne Gemengelage: die demonstrierenden Studenten, der noch nicht lange zurückliegende Mauerbau, der konstante Schlagaustausch zwischen Ost und West, die Infiltration von DDR-Agenten in die westdeutsche Gesellschaft, die muffigen Moralvorstellungen der Nachkriegszeit, ein Kommissar in unklarer Lebenssituation - und eine Frauenleiche im Wannsee. Wer sich an diese Zeit tatsächlich selbst erinnern kann, kommt aus dem zustimmenden Nicken gar nicht mehr heraus: genau so war?s! Raffiniert, wie die drei Autoren, die sich hinter dem Pseudonym Lutz Wilhelm Kellerhoff verbergen, authentische Details, Personen und Ereignisse in die Handlung einflechten. Das Personal des Romans repräsentiert die unterschiedlichsten Bevölkerungsschichten: die Transe Rita bildet da nur ein Sahnehäubchen. Ditt is Berlin!

Veröffentlicht am 30.08.2018

Neuer 'Deutscher Herbst'

Die letzte Terroristin
0

Welch ein Kontrast: in unserer Erinnerung die angespannte Atmosphäre der RAF-Vergangenheit, als die zunehmende Frequenz und der steigende Grad von Brutalität der verübten Verbrechen die Öffentlichkeit ...

Welch ein Kontrast: in unserer Erinnerung die angespannte Atmosphäre der RAF-Vergangenheit, als die zunehmende Frequenz und der steigende Grad von Brutalität der verübten Verbrechen die Öffentlichkeit zunehmend verunsicherten - und hier in unserer Gegenwart der wunderbar schnoddrige Tonfall des Autors - eine Lektüreverheißung!
Es ist Frühling im wiedervereinten Deutschland, und die Schlagwörter des Tages lauten Stasi und Dunkeldeutschland. Da kommt Georgi und setzt die RAF als Kontrapunkt. Zwei Gravitationszentren hat der Roman. Einmal die Treuhand, die‘s richten soll, die versprochenen blühenden Landschaften zu erschaffen. Dann das BKA, die gegenüber der neu aufgestellten RAF einen Tiefschlag nach dem anderen einstecken muss.
Und es gelingt dem Autor, ein faszinierendes Dreiergestirn der Protagonisten zu schaffen: Bettina, die eiskalte Aktivistin im Untergrund, Sandra, willig-unwillig in Hinblick auf ihre Rolle - und Kawert, frustriert aber zäh, nicht aufgebend.

Veröffentlicht am 21.08.2018

Mühsam dahinplätschernde Geschichte

Kampfsterne
0

Helikoptereltern, Tigermütter, grausige Einfamilienhaus-Idyllen, Männer in den Varianten Waschlappen oder Prügel-Macho: es geht hoch her in Alexa von Hennig-Langes neuem Roman. Der flapsig-treffsicher-witzige ...

Helikoptereltern, Tigermütter, grausige Einfamilienhaus-Idyllen, Männer in den Varianten Waschlappen oder Prügel-Macho: es geht hoch her in Alexa von Hennig-Langes neuem Roman. Der flapsig-treffsicher-witzige Tonfall täuscht nicht darüber hinweg, dass diese Siedlung ein Inferno darstellt!
Doch mit fortschreitender Lektüre tritt ein gewisser Übersättigungseffekt ein: es sind halt immer die gleichen Schläge, die die Autorin austeilt. Um dem angestrebten Flair der Achtziger Jahre Genüge zu tun, dienen die weiblichen Protagonistinnen als Sprachrohr feministischer Parolen. Aber mehr als ein mildes Lächeln vermögen diese Passagen beim Leser nicht hervorzurufen. Weitgehend erschöpft sich die Atmosphäre der Epoche auf die Erwähnung solcher Kinkerlitzchen wie Hotpants oder weißen Ikea-Möbeln. Schade, die Thematik hätte eine substantiellere geistige Durchdringung verdient als diese mühsam dahinplätschernde Geschichte!