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Veröffentlicht am 31.10.2023

Dreierlei

Endstation Malma
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Das Cover ist sehr schön. Dieser Greifvogel, der in der Luft schwebt. Ist er gerade auf Beutefang oder muss er selber fliehen?

Ich bin ein absoluter Schwedenfan. Ich mag die Natur dort, die Städte und ...

Das Cover ist sehr schön. Dieser Greifvogel, der in der Luft schwebt. Ist er gerade auf Beutefang oder muss er selber fliehen?

Ich bin ein absoluter Schwedenfan. Ich mag die Natur dort, die Städte und auch die Schriftstellenden.
So habe ich überlegt, ob es eine Stadt namens Malma gibt. Ich kenne den Malmasjön, einen kleinen See im Einzugsgebiet von Gnesta. Dort gibt es die Malma-Burg, die aktuell als Kongresszentrum und kleines Restaurant genutzt wird, und ein Schloss Öster-Malma. Es ist mittlerweile die Zentrale des Schwedischen Jägerverbundes mit Konferenzsälen und Kursen über Naturpflege. Aber einen Ort Malma kenne ich nicht.

Nun nimmt uns Alex Schulman mit auf eine Reise mit dem Zug. Eine Reise? Nein, es sind mehrere zu verschiedenen Zeitpunkten, aber auf der selben Strecke, aber das begreift man erst nach einigen Kapiteln. Dabei lernt man vorwiegend drei Personen kennen. Harriet, Oskar und Yana, von denen aber der männliche Part eher blass bleibt.
Vordergründig handeln die beiden Frauen sehr rational, aber im Verlauf des Buches zeigt es sich, dass sie durchaus voller Emotionen stecken.

Der Autor schreibt eher ruhig und leise, die Themen gehen dadurch umso mehr unter die Haut. Er führt in die Kindheit der Protagonistinnen und damit verarbeitet er auch ein Stück seiner eigenen (heftigen) Familiengeschichte. Er zeigt auf, wie manche frühen Erlebnisse oder Geheimisse sich auf die späteren Charaktere aller Beteiligten auswirkt.

Ich gebe dem Buch gerne vier Sterne, einen ziehe ich ab aufgrund meiner anfänglichen Verwirrtheit. Empfehlen kann ich es jedem, der große Liebesgeschichten und starke Tragödien mag.

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Veröffentlicht am 27.10.2023

Rhabarber-Vanille-Küchlein

Der späte Ruhm der Mrs. Quinn
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Auf dem Cover wird der Leserschaft eine Schokotorte mit Früchten serviert. Für Süßschnäbel ist das natürlich verlockend. Und das Bild passt ganz besonders gut zu der Geschichte. Immerhin geht es hier um ...

Auf dem Cover wird der Leserschaft eine Schokotorte mit Früchten serviert. Für Süßschnäbel ist das natürlich verlockend. Und das Bild passt ganz besonders gut zu der Geschichte. Immerhin geht es hier um eine Dame, die an einem Backwettbewerb teilnimmt.

Diese Dame ist 77 Jahre und seit etwa 60 Jahren mit Bernard verheiratet. Doch jetzt hat sie ein Geheimnis vor ihrem Mann, denn die Teilnahme verschweigt sie ihm zunächst. Doch es ist nicht das erste Geheimnis, das Jennifer Quinn hütet.

Die Geschichte, die Olivia Ford erzählt, beschreibt aber nicht nur die große Leidenschaft fürs Backen. Sie beinhaltet auch die Partnerschaft und das Älterwerden, das Ausleben von Träumen und das Beheimatet sein in der Familie.

Sehr schön ist die Idee, jedes Kapitel mit einem Gerichtnamen einzuleiten. Da gibt es Omelett, Brotpudding oder auch ein Picknick durch die Jahrzehnte.

Der Schreibstil der Autorin ist bildhaft, berührend und nahegehend. Dabei driftet sie nicht ins Kitschige ab. Süße Rhabarber-Vanille-Küchlein und Landbrot sind in harmonischem Einklang.

Manchmal verliert sich Olivia Ford ein wenig und dann kommt es zu kleinen Längen.
Ich persönlich hätte es begrüßt, wenn man im Anhang das eine oder andere Familienrezept zu finden wäre.

Alles in allem ist "Der späte Ruhm der Mrs. Quinn" ein schönes Buch für gemütliche Stunden am Kamin mit einer Tasse Kaffee oder Tee - und einem Stück Schokotorte mit Früchten. Und das können Frauen und auch Männer genießen.

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Veröffentlicht am 05.10.2023

Die Geschichte der Belle Gunness, gebürtige Brynhild Størset

Meine Männer
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Das Cover ist schon ein Blickfang, dieser aufgespießte Falter auf blauem Grund. Und dann der Titel "Meine Männer". Das hat mich neugierig gemacht. Und die Inhaltsangabe machte mich dann noch neugieriger, ...

Das Cover ist schon ein Blickfang, dieser aufgespießte Falter auf blauem Grund. Und dann der Titel "Meine Männer". Das hat mich neugierig gemacht. Und die Inhaltsangabe machte mich dann noch neugieriger, denn ich habe vor einiger Zeit ein Buch über mordende Frauen gelesen und da war auch die Geschichte der "Schwarzen Witwe" erwähnt, jener Belle Gunness, gebürtige Brynhild Størset, um die es auch im vorliegenden Buch geht.

Das Buch von Victoria Kielland ist mit 192 Seiten eher dünn, aber diese wenigen Seiten haben es in mehrfacher Hinsicht in sich.

Der Schreibstil ist ungewöhnlich. Zum einen durchaus sehr poetisch und ausgemalt. Zum anderen aber in lang verschachtelten Sätzen unruhig und vermeintlich unzusammenhängend. Im Verlauf des Lesens habe ich mich aber gerade dadurch in den Kopf von Belle / Bella / Brynhild versetzt gefühlt. Sie war sicher innerlich zerrissen und hatte wohl auch durch Verdrängungsmechanismen Erinnerungslücken.

Von den Morden erfährt man im Prinzip nicht sehr viel. Sie bleiben vage angedeutet, was ich im Nachhinein aber begrüße. Auch ansonsten fehlen viele Details, die man aus Beschreibungen der Taten in anderen Niederschriften kennt. Aber trotzdem ist das hier dargestellte Bild der Frau nicht unrund.

Ich habe mir das Buch anders vorgestellt, eher brutaler und barbarischer. Es ist düster und speziell, aber auch melancholisch und lyrisch. Etwas Besonderes, was man auch nicht jedem empfehlen kann.

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Veröffentlicht am 23.09.2023

Halt dien Muul, du oole Hex!

Als wir an Wunder glaubten
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Auf dem Buchcover steht ein stolzer schwarz weißer Hahn. Hähne gelten im Volksglauben als Symbol für Wachsamkeit und Kampfeslust. Er erinnert die Christen daran, sich vor dem Bösen in Acht zu nehmen. So ...

Auf dem Buchcover steht ein stolzer schwarz weißer Hahn. Hähne gelten im Volksglauben als Symbol für Wachsamkeit und Kampfeslust. Er erinnert die Christen daran, sich vor dem Bösen in Acht zu nehmen. So passt er hervorragend zu der Geschichte, die Helga Bürster in "Als wir an Wunder glaubten" erzählt.

Die Autorin nimmt uns mit, in das norddeutsche abgeschieden im Moor liegende Dorf Unnenmoor, in die Zeit kurz nach dem 2. Weltkrieg. Die Männer sind tot oder verschollen, die Frauen sind allein mit Haus, Hof und Kind. Von diesen Frauen lernen wir unter anderem Anni und Edith und einen Teil ihrer Geschichten kennen.

Der Roman ist ausgesprochen atmosphärisch geschrieben, man merkt, dass die Autorin das Leben auf dem norddeutschen Land kennt. Sie beschreibt die Szenen sehr bildhaft, charakterisiert die Personen deutlich. Was mir sehr gefällt, als Mädchen aus einem niedersächsischen Dorf, sind die eingestreuten plattdeutschen Dialoge.

Helga Bürster berichtet von den Kriegstraumen, Hexen, Wunderheilern, Geistern und Armut. Von Aberglaube und übler Nachrede. Man fühlt förmlich die Hoffnungslosigkeit und die Suche nach Orientierung.

Ich habe das Buch sehr gern gelesen, auch wenn es an manchen Stellen recht düster war. Es war vor allem aber auch spannend und letztlich auch Hoffnung machend. So vergebe ich gerne 5 Sterne.

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Veröffentlicht am 14.09.2023

Der Sohn von niemanden erzählt

Ich, Sperling
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Das Cover gefällt mir sehr gut, vielleicht weil ich gerade das Mosaiken für mich als Hobby gefunden habe. Ein schönes Blau, mit einem Vogel und die goldene Schrift. Und wenn man genau hinschaut, sieht ...

Das Cover gefällt mir sehr gut, vielleicht weil ich gerade das Mosaiken für mich als Hobby gefunden habe. Ein schönes Blau, mit einem Vogel und die goldene Schrift. Und wenn man genau hinschaut, sieht man die Schlange. Will sie den Vogel fressen?

"Ich, Sperling", diesen Titel trägt das neue 598 Seiten starke Buch von James Hynes.

Der Autor nimmt uns mit in das 4. Jahrhundert nach Christi, in das spanische Carthago Nova. Und diese Reise ist eine in vielerlei Hinsicht gewaltige Reise.

Ein alter Mann, der sich Jakob nennt, erzählt von seinem Leben. Er beginnt seine Erinnerungen in einer halbdunklen, heißen Küche eines Bordells, wo er als kleiner Junge auf einer rissigen Steinplatte sitzt. Schon bei den ersten Schilderungen wird einem bewusst, dass es hart und ruppig zugehen wird in seinem Dasein.

Der eigentlich namenlose Junge steht in der Hierarchie weit unten, noch unter den männlichen und weiblichen Sklaven.

Die Geschichte ist heftig, teilweise wirklich grausam. So, wie die Menschheit teilweise grausam war und auch noch ist.
Dabei ist der Schreibstil von James Hynes klar, ausgesprochen bildhaft und in den Bann ziehend. Ich konnte das Buch kaum aus den Händen legen.

Dass der Autor viel und gut recherchiert hat, merkt man sehr schnell. Auch wenn es ein fiktiver Roman ist, so hat er die Zeit und die Personen absolut glaubhaft dargestellt.

Das Buch ist brutal, tiefsinnig, leider in einigen Aspekten auch immer noch aktuell. Ich empfehle es mit allen 5 Sternen, wenn auch mit dem Hinweis, dass es sicher nichts für schwache Nerven oder schlechte Zeiten ist.

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