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Veröffentlicht am 15.09.2024

Hanna hat Beerdigungen gehasst

Ein anderes Leben
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Das Cover vermittelt zunächst eine Art Leichtigkeit.
Seifenblasen, die nach dem Davonschweben dann aber doch platzen. Seifenblasen, die uns an unsere Kindheit erinnern vermögen. Seifenblasen, die wir als ...

Das Cover vermittelt zunächst eine Art Leichtigkeit.
Seifenblasen, die nach dem Davonschweben dann aber doch platzen. Seifenblasen, die uns an unsere Kindheit erinnern vermögen. Seifenblasen, die wir als Erwachsene kennen, sind meist flüchtige Ereignisse, die kommen und gehen. Sich selten erfüllen, nur plötzlich nicht mehr da sind. Seifenblasen, die übermitteln, dass das geschehen ist, eben geschehen ist. Es ist nicht rückgängig zu machen.

Die Inhaltsangabe und auch die Kommentare auf der Rückseite des Buches haben mich sehr neugierig auf das Buch gemacht. Und natürlich auch die Autorin. Caroline Peters, eine bekannte und sympathische Schauspielerin nicht nur in ihrer Rolle der Sophie Haas in der Serie "Mord mit Aussicht".

So freute ich mich auf das Buch, dass auch ein wenig Biografisches suggerierte.
Aber ich hatte ein wenig Probleme, so richtig in das Buch herein zu finden. Die Ich-Erzählerin ohne Namen erzählt von ihren Schwestern Laura und Lotta, deren Vätern Klaus und Roberto, ihrem Vater Peter, der auch Bow genannt wird und ihrer Mutter Hanna, die schon verstorben ist und deren Asche in einer Flaschenpost mittels Blei versenkt wurde. Und das ganze beginnt bei der Beerdigung von Peter bzw. Bow.

Und ganz ehrlich so richtig angenehm zu lesen wird es eher weniger. Klar, da sind so wunderbare Gedanken, wie die auf Seite 64. Da geht es darum, wie kleinere Kinder ihre Eltern bewundern und die größte Diskussionsbasis die Karotten und Kartoffeln auf dem Teller sind. Einfach herrlich beschrieben.
Oder auf Seite 163 über das Leben, wenn die Eltern geschieden sind.
Oder ganz zum Schluss: Menschen machen Fehler, aber wie soll man das seinen Kindern erklären.

Diese immer mal wieder auftauchenden Gedanken und Reflektionen, die daher kommen, wie eine schwebende Seifenblase sind so schön. Aber auch so schnell vorbei.

Keine der beschriebenen Personen ist so richtig nahbar, keine löst Empathie oder mehr aus. Auch sie treiben dahin wie Seifenblasen im Wind.

So ein wenig Biografie steckt dann auch wirklich in dem Roman. So hat ihre Mutter, die Literaturwissenschaftlerin Johanne mit Büchern zu tun, wie eben auch Hanna. Und zwei Geschwister gibt es auch, wenn auch einen Bruder und eine Schwester.

So richtig kann ich nicht sagen, wem ich das Buch empfehlen würde. Die drei Sterne vergebe ich aufgrund dieser ab und an auftauchenden tollen Gedanken.

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Veröffentlicht am 01.09.2024

Nach der Schlacht von Crécy

Winterwölfe
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Ich mag historische Romane und ich mag die britische Geschichte.
Dan Jones war mir zunächst als Populärhistoriker und Journalist bekannt. Als ich hörte, das er nun auch sein Debüt als Autor von historischen ...

Ich mag historische Romane und ich mag die britische Geschichte.
Dan Jones war mir zunächst als Populärhistoriker und Journalist bekannt. Als ich hörte, das er nun auch sein Debüt als Autor von historischen Romanen gegeben hatte, war ich natürlich gespannt.

Den ersten Band der Trilogie, "Die Essex Dogs" habe ich kaum aus der Hand legen können. Mit "Winterwölfe" ist nun also der zweite Band erschienen.

Die im ersten Band beschriebene Schlacht bei Crécy liegt nun hinter den Protagonisten. Nach dieser mit einem Triumph für die Engländer gewonnenen Schlacht ist vor der Belagerung der strategisch wichtigen Stadt Calais.

Das Buch beginnt Ende August 1346 und endet im Dezember 1346. Die Wege einiger Personen aus dem ersten Band kann man nun weiter mitgehen. Diese Wege führen durch die nächsten Begebenheiten in dem 100jährigen Krieg. Sie sind gekennzeichnet von Entbehrungen, Schmutz, Blut, Schmerz, Hunger und Tod. Aber es gibt auch Spuren von Menschlichkeit, Liebe und Sehnsucht.

Der Autor versteht es brillant, die belegten historischen Fakten mit den fiktiven Erfahrungen seiner Gestalten zu verweben. "Winterwölfe" ist Geschichtsunterricht der allerbesten Form.
Auch bei diesem immerhin 426 Seiten umfassenden Buch fiel es mir schwer, es aus der Hand zu legen.
Gelungen empfinde ich auch die Einteilung in die drei Abschnitte Flamen, Piraten und Bürger sowie die Landkarte zu Beginn.

Manche Passagen sind wirklich brutal und gehen unter die Haut. Manchmal riecht man förmlich den Unrat, hört die Schreie. Aber das bringt Krieg mit sich. Und gerade mit dieser Darstellung schreibt Dan Jones unterschwellig auch eine Apologie für den Frieden.

Man kann das Buch sicher auch lesen, wenn man den ersten Band nicht kennt. Aber wer will sich den schon entgehen lassen?

Ich empfehle das Buch mit fünf Sternen gerne weiter und ärgere mich höchstens darüber, dass es mit einem Cliffhanger endet und es sicher noch Zeit braucht, bis der letzte Band zu bekommen ist.

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Veröffentlicht am 18.08.2024

An der Küste von Maine

Unsere Jahre auf Fellowship Point
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Erst auf den zweiten Blick gefällt mir das Cover, aber dann richtig gut. Und es passt zu der Geschichte, zwei Frauen am Meer kurz vor Sonnenuntergang.

Alice Elliot Dark nimmt uns mit an einen fiktiven ...

Erst auf den zweiten Blick gefällt mir das Cover, aber dann richtig gut. Und es passt zu der Geschichte, zwei Frauen am Meer kurz vor Sonnenuntergang.

Alice Elliot Dark nimmt uns mit an einen fiktiven Landstrich an der Küste von Maine, dem Fellowship Point. Und damit wir uns ein richtiges Bild davon machen können, befindet sich zu Beginn des Buches eine Landkarte. So etwas mag ich ausgesprochen gern und blättere während des Lesens dann auch immer mal wieder dahin zurück.

Die Autorin, die 17 Jahre an diesem Werk geschrieben hat, erzählt von den langjährigen Nachbarinnen und Freundinnen Agnes Lee und Polly Wister. Die beiden können auf eine lebenslange Freundschaft zurück blicken, trotz ihrer sehr unterschiedlichen Lebensläufe. Während Polly mit ihrem Mann Dick, einem Philosophieprofessor, drei Söhne hat, war die erfolgreiche Kinderbuchautorin Agnes nie verheiratet. Als Agnes dann von ihrer Lektorin wahrlich gedrängt wird, ihre Memoiren zu verfassen, kommt so manches Verdrängte wieder zum Vorschein.

Ich hatte schon Respekt vor einem Buch mit 726 dicht bedruckten Seiten. Da muss schon rasch zu Beginn ein Funken überspringen, damit ich den Roman nicht bald wieder abbreche. Und genau das ist hier gelungen. Schon nach dem ersten von 42 Kapiteln war ich förmlich in das Buch eingetaucht, und das nicht nur, weil es ein verregnetes Wochenende war.

Alice Elliott Dark deckt die Vergangenheit der beiden Protagonistinnen unter anderem durch einige gehaltvolle Monologe oder Briefe auf. Das ist sehr einfühlsam, rhetorisch gelungen und bringt die Lesenden zum Nachdenken.

Das Buch handelt von Freundschaft, Familie, Ungerechtigkeiten, wunderschöner Natur und Feminismus und vielem mehr. Und dabei ist es nicht überfrachtet und glaubhaft.
Die Personen sind gut charakterisiert und die Landschaftsbeschreibungen absolut bildhaft.

Ich habe "Unsere Jahre auf Fellowship Point" gern gelesen und es wird noch einige Zeit in mir nachhallen. Ich kann es auf jeden Fall mit allen 5 Sternen empfehlen - nicht nur an verregneten Wochenenden.

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Veröffentlicht am 30.07.2024

Freiheit ist Liebe

Im Nordwind
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Der Blick auf das schön gestaltete Cover verrät: es geht nach Hamburg und es geht ein wenig in die Vergangenheit.
Erzählt wird die Geschichte von Alice, die im Arbeiterviertel Uhlenhorst mit ihrer Tochter ...

Der Blick auf das schön gestaltete Cover verrät: es geht nach Hamburg und es geht ein wenig in die Vergangenheit.
Erzählt wird die Geschichte von Alice, die im Arbeiterviertel Uhlenhorst mit ihrer Tochter Rosa und ihrem Mann Henk lebt.

Wenn ein Buch rund um die 600 Seiten hat, ist es mir wichtig, dass ich nicht erst mühsam einen Einstand finde, sondern am besten von Anfang an direkt mitgenommen werde. Das ist Miriam Georg auf jeden Fall gelungen.

Geschrieben hat die Autorin "Im Nordwind" in zwei Zeitebenen, zum einen um 1896 und zum anderen 1912/1913.

In dieser Zeit hatten Frauen gelinde gesagt wenig Rechte. Sie durften kein Land besitzen, nur mit Zustimmung eines Mannes Geld verdienen und beispielsweise auch nicht wählen. Frauen waren vorwiegend unmündig, im Prinzip stellungsgleich mit einem Kind. Erst 1958 wurde das Letztentscheidungsrecht des Ehemanns in allen Eheangelegenheiten ersatzlos gestrichen. Das ist noch gar nicht so ewig lange her, aber trotzdem mittlerweile schwer zu ertragen.

Und deshalb ist es auch nicht einfach, dass Alice sich von ihrem brutalen Mann Henk scheiden lassen möchte. Sie trifft sich dazu mit dem Anwalt John Reeven, der versuchen will, ihr zu helfen.

Die Protagonisten sind herrlich charakterisiert. Alice und ihrer niedlichen Tochter Rosa möchte man sofort helfen und von Henk befreien.
Aber auch die Nebenfiguren sind vielfältig und interessant gestaltet. Da mochte ich Johns Schwester Blanche gern, die so warmherzig ist.

Miriam Georg schildert das Leben im armen, dunklen Arbeiterviertel Uhlenhorst hervorragend und stellt dem das Gebiet am Feenteich gegenüber, in dem John mit seiner Verlobten Evelyn lebt.

Es werden viele Themen aufgegriffen. Das Sehnen und Hoffen, die Freiheit und Menschenrechte, die Menschlichkeit, Brutalität und Liebe. Trotzdem ist das Buch nicht überfrachtet. Eingewoben wird alles in die Stadtgeschichte, was mir richtig gut gefällt. Der Schreibstil ist lebendig, bildhaft und teilweise emotional.

Einzig ein Kritikpunkt wäre für mich der fiese Cliffhanger am Schluss. Wie gut, dass der zweite und finale Band schon im Oktober erscheinen soll. Und gegen ein Personenregister hätte ich auch nichts gehabt.

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Veröffentlicht am 19.07.2024

Weißt du, wo Rosalie ist?

Der Bademeister ohne Himmel
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Das Cover ist ziemlich einfach gestaltet, aber gerade durch diese Schlichtheit gefällt es mir gut. Und es hat einen eindeutigen Bezug zum Buch.

In "Der Bademeister ohne Himmel" lernen wir als erstes Linda ...

Das Cover ist ziemlich einfach gestaltet, aber gerade durch diese Schlichtheit gefällt es mir gut. Und es hat einen eindeutigen Bezug zum Buch.

In "Der Bademeister ohne Himmel" lernen wir als erstes Linda kennen. Sie ist ein 15jähriges Mädchen mit Selbstmordgedanken. Aus ihrer Perspektive wird das Buch erzählt. Sie berichtet von Kevin, ihrem intelligenten Freund, den sie seit sechs Jahren kennt und mit dem sie gerne ihre freie Zeit verbringt.
Und von Hubert, einem dementen 86jährigen ehemaligen Bademeister. Bei ihm wohnt die aus Polen stammende Ewa, die ihn pflegt. Und Linda löst Ewa montags, mittwochs und samstags ein paar Stunden ab, damit diese ein wenig Zeit für sich selbst hat.

Petra Pellini beschreibt diese Hauptcharaktere sehr lebhaft. Ich habe sie beim Lesen direkt vor mir sehen können.

Linda zweifelt an sich selbst und ist anderen gegenüber absolut empathisch. Diese Empathie ist nicht nur ein Vorteil für Hubert, auch Ewa und Kevin profitieren davon. Linda wirkt überraschend erwachsen. Sie schildert ihren Alltag feinfühlig und mit einer Portion Humor. Von ihr kann man gut lernen, einen leichteren, kreativen, liebevollen Umgang mit Demenz zu leben.

Der Autorin ist ein besonders Buch gelungen. Respektvoll und realitätsnah schreibt sie über Freundschaft, Enttäuschungen, Familie, Demenz, Depressionen und dem Miteinander der Generationen. Das ist aber weder überfrachtet noch einschläfernd, sondern würdevoll und glaubhaft.

Die Geschichte vom "Bademeister ohne Himmel" wird mich gedanklich noch einige Zeit beschäftigen. Ich vergebe alle 5 Sterne und empfehle es ausgesprochen gerne weiter.

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