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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.01.2019

"Leben heißt ... nicht vor dem Tod zu sterben."

Kinderzimmer
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Die Mütter der Kinder von Ravensbrück bekommen in diesem Roman eine Stimme - viele Stimmen für viele Ermordete, viele gar nicht ins Leben Gelassene.

"Leben heißt ... nicht vor dem Tod zu sterben." (S. ...

Die Mütter der Kinder von Ravensbrück bekommen in diesem Roman eine Stimme - viele Stimmen für viele Ermordete, viele gar nicht ins Leben Gelassene.

"Leben heißt ... nicht vor dem Tod zu sterben." (S. 93).

Die Lektüre tut weh und lässt verzweifeln. Wann habe ich das letzte Mal beim Lesen geweint? Für Eltern ist es kaum auszuhalten zu lesen, was unsere Großeltern für Verbrechen begangen haben - auch und gerade an Kindern.

Wem das Leid noch nicht ganz deutlich gewesen ist, das die Deutschen mit ihren Konzentrationslager über die Menschen gebracht haben (viellecht das größte unter vielen anderen
Verbrechen), der lese diesen vielstimmigen Roman. Der Anfang mag nicht so literarisch sein, der Roman gewinnt an Dichte und Intensität mit jeder Seite.

Allen Geschichtsklitterern, Revanchisten und Schlussdebattenspinnern, die die Zeit des Nationalsozialismus für einen "Fliegenschiss" halten, verordne ich dieses Buch zur Pflichtlektüre.

Veröffentlicht am 18.01.2019

Eine meisterhafte Miniatur - buchstäblich zeitlos!

Aura
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Eine der schönsten Liebensgeschichten, die ich kenne; eine Geschichte voller geheimnisvollem Zauber, liebesblinder Hingabe und rauschhaftem vergessen. Besonders gelungen finde ich die Aufhebung von Zeit ...

Eine der schönsten Liebensgeschichten, die ich kenne; eine Geschichte voller geheimnisvollem Zauber, liebesblinder Hingabe und rauschhaftem vergessen. Besonders gelungen finde ich die Aufhebung von Zeit und Raum, die Einebnung der Frage, wie alt man selbst ist, wie alt der Partner oder welchen Unterschied dies macht, Liebe Ist zeitlos.

Ich habe kein Buch häufiger verschenkt, als dieses Bändchen.

Veröffentlicht am 18.01.2019

Mehr als nur ein Partyspaß ...

Fragebogen
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… aber als ein solcher auch verwendbar: Die vielen klugen Fragen, die Frisch dem Leser aufträgt zu bedenken, lassen sich auch als Anlass nehmen, gemeinsam laut zu denken, sich zu vergleichen und ein wirkliches ...

… aber als ein solcher auch verwendbar: Die vielen klugen Fragen, die Frisch dem Leser aufträgt zu bedenken, lassen sich auch als Anlass nehmen, gemeinsam laut zu denken, sich zu vergleichen und ein wirkliches Gespräch zu führen. Ich habe das Buch zunächst allein gelesen, mir über die Fragen Gedanken gemacht (und über meine Antworten) und mich über die Aktualität der Themen gewundert und gefreut. Und dann haben wir in größerer Runde über einige Fragen diskutiert - das war erhellend und spannend zugleich.

Ich denke, dass man grade als Heranwachsender sich die Fragen Frischs einmal zu Gemüte geführt haben sollte.

Veröffentlicht am 18.01.2019

Michelangelo über die Schulter schauen

Erzähl ihnen von Schlachten, Königen und Elefanten
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Enard versteht es meisterlich, eine Lücke in der Biographie des sonst so ausgeforschten Künstlers, Baumeisters und Architekten Michelangelo zu entdecken und auch zu nutzen. "Keine Quellen? Hurra! Platz ...

Enard versteht es meisterlich, eine Lücke in der Biographie des sonst so ausgeforschten Künstlers, Baumeisters und Architekten Michelangelo zu entdecken und auch zu nutzen. "Keine Quellen? Hurra! Platz für eigene Gedanken!" Und diese Gedanken verweben Michelangelos Geldklammheit, sein Künstlergeschick als Abhängiger von Geldgebern mit charakterlichen Schwächen (auch päpstlichen) sowie der Lebenswelt des Orients. Dass man sich auf jeder Seite nicht sicher sein kann, ob es so gewesen ist oder Enard es sich ausgedacht hat, beweist den exakt getroffenen Tonfall, die stimmige Atmosphäre. Hätte gern auch ein wenig länger sein können!

Veröffentlicht am 18.01.2019

Eine Klasse für sich

Das Lied des Blutes
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Vaelin Al Sorna begegnet dem Leser als der berühmteste Gefangene seiner Zeit: In weit ausholenden Rückblicken erzählt der Historiker Vernier das Leben dieses ungewöhnlichen Mannes, der als „Rabenschatten“ ...

Vaelin Al Sorna begegnet dem Leser als der berühmteste Gefangene seiner Zeit: In weit ausholenden Rückblicken erzählt der Historiker Vernier das Leben dieses ungewöhnlichen Mannes, der als „Rabenschatten“ Namensgeber für die ganze Trilogie ist, die mit dem „Lied des Blutes“ eröffnet. Chronologisch nähert sich die Lebensgeschichte der Gegenwart Verniers, beginnt aber bei dem Jüngling, der von seinem hochstehenden Vater beim Sechsten Orden abgegeben wird, um dort zum Ordenskrieger ausgebildet zu werden.

Es ist diese Handlung des Heranwachsenden und seiner Mitstreiter, die in derselben Klasse das Noviziat durchleben, die dem Roman sein taufrisches Fluidum verleiht: Al Sorna ist jung, sein Potenzial entfaltet sich erst, das Schicksal legt seine Vorausdeutungen auf sein Leben, aber noch wachsen und lernen wir Leser mit ihm und seinen Gefährten. Bald ist auch klar, dass diese Gefährten aus seiner Schulklasse selbst „eine Klasse für sich“ sind und in das große Schicksal des Kontinentes eingewoben wurden.

Spannend wird es, als die Gegner Al Sornas das Schicksal in die eigene Hand nehmen wollen und dem meisterlichen Schwerteleven ans Blut wollen. Das Ganze wird zu einem abenteuerlichen Entwicklungsroman, einer tollen Ableitung des Harry-Potter-Faszinosums einer bedrohten Schule/Ordensbrug und schließlich zu einem epischen Schlachtengemälde.

Al Sorna bewegt sich in den höchsten Sphären des Königreichs, sollte gar einmal die Prinzessin heiraten, und so ist es folgerichtig, dass die Protagonisten der Handlung ganz vorne mit dabei sind.

Ein großartiger Auftakt einer Trilogie, die anschließend leider abflacht und ihren Tiefpunkt im dritten Band finden wird. Das tut aber diesem Band keinen Abbruch, der auch „eine Klasse für sich“ ist: intelligente, lesenswerte Fantasy.