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Bianste

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.01.2018

Kleine Zielgruppe

Die 3-Tage-Woche
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Vorpahl und Lang, beide etwa 30, wollen mehr vom Leben haben und weniger arbeiten – soweit, so nachvollziehbar. Deswegen haben sie sich sehr genau umgeschaut, wo sich wie was sparen oder zusätzlich bekommen ...

Vorpahl und Lang, beide etwa 30, wollen mehr vom Leben haben und weniger arbeiten – soweit, so nachvollziehbar. Deswegen haben sie sich sehr genau umgeschaut, wo sich wie was sparen oder zusätzlich bekommen lässt. Doch leider sind einige ihrer Tipps zwar nicht wirklich illegal, aber zumindest fragwürdig, da einige der „Gewinne“, die sie anpeilen von anderen, zum Beispiel vom Steuerzahler, finanziert werden müssen.
Konsumverzicht wäre auch eine Möglichkeit. Wenn man weniger Geld ausgibt, muss man auch weniger verdienen.
Erstaunlich finde ich auch, dass tatsächlich davon ausgegangen wird, dass die meisten Menschen keiner Arbeit nachgehen, die ihnen Freude bereitet, bei der sie etwas bewirken, erreichen können und wollen.
Gleichzeitig handelt es sich um ein völliges Luxusproblem, dem sich überhaupt nur ein sehr kleiner Teil der Bevölkerung widmen kann. Wer für den Mindestlohn Haare schneidet, Senioren pflegt oder Mauern hochzieht, erhält hier keinen einzigen sinnvollen, hilfreichen Tipp.
Trotzdem ist das Buch nett geschrieben, alle Tipps sind gut belegt und lassen sich so nachrecherchieren. Auch kompliziertere Inhalte wurden gut verständlich präsentiert.

Veröffentlicht am 11.01.2018

Shakespeare sei Dank

Wie ich dank Shakespeare in Verona die große Liebe fand
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Glenn Dixon fährt nach Verona, um als Sekretär Julias Briefe zu beantworten. Seit vielen Jahren trudeln aus aller Welt Briefe an Romeos Julia in Verona ein. Daraufhin hat sich ein Verein gegründet, der ...

Glenn Dixon fährt nach Verona, um als Sekretär Julias Briefe zu beantworten. Seit vielen Jahren trudeln aus aller Welt Briefe an Romeos Julia in Verona ein. Daraufhin hat sich ein Verein gegründet, der versucht, all diese Briefe aufbauend, ermutigend, einfühlsam zu beantworten.
Glenn kommt aber auch nach Verona, um selbst Antworten zu erhalten. Er ist seit vielen Jahren in eine Frau verliebt, die ihn nicht liebt und betrachtet sein Liebesleben als eher erfolglos. Während seines Besuchs in Verona erinnert er sich immer wieder an das letzte Mal, als er Romeo und Julia mit einer Klasse behandelt hat, eine besondere Klasse, ein besonderes Leseabenteuer.
So erfährt der Leser zugleich ganz viel – teilweise in Originalzitaten – über Shakespeares Drama, ein wenig über die Entstehungsgeschichte, vor allem aber auch über die Hintergründe und die Diskussion um die historische Authentizität. Hat es die Familien Capulet und Montague in Verona jemals gegeben? Und wenn, hatten sie einen entsprechenden Streit? Weist eine Stelle in Dantes Werk daraufhin? Welche historischen Stätten in Verona sind wirklich historisch belegt und könnten einen Zusammenhang mit Shakespeares Liebesdrama haben? Welche Figuren sind historisch belegt?
Dies alles diskutiert Dixon in seinem Roman, teilweise ein wenig belehrend, zum größten Teil aber eingebettet in die Handlung der Story, sodass man es gut lesen kann. Wichtig ist auch, dass er an vielen Stellen die Bedeutung bestimmter Textaussagen erläutert und sie in Zusammenhang stellt mit der Liebe und dem Lebensgefühl seiner Schülerinnen und Schüler, die dadurch die Chance haben, den alten Text für sich zu entdecken und ihn sich anzueignen.
Als weiteres Thema hat sich Dixon ausführlich mit der Forschung rund um das Thema Liebe beschäftigt. Auch diese Informationen fließen in das Buch ein, dazu italienische Lebensart, Aufführungen von Opern und natürlich die Liebe – in all ihren Formen und Spielarten.
Insgesamt kann dieses Buch gut dazu beitragen, einen Zugang zu Shakespeares „Romeo und Julia“ zu gewinnen, ganz abgesehen davon, dass dieser Verein, der die Briefe an Juli beantwortet, eine wunderbare Idee ist und viel mehr Beachtung erfahren sollte.

Veröffentlicht am 08.01.2018

Eindrücklich

Rocket Boys. Roman einer Jugend.
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Sonny wohnt mit seiner Familie in Coalwood, einer Bergbaustadt, die allein zu diesem Zweck entstanden ist. Alle Häuser gehören der Zeche, (fast) alle Menschen arbeiten für die Zeche, und Sonnys Vater ist ...

Sonny wohnt mit seiner Familie in Coalwood, einer Bergbaustadt, die allein zu diesem Zweck entstanden ist. Alle Häuser gehören der Zeche, (fast) alle Menschen arbeiten für die Zeche, und Sonnys Vater ist so etwas wie der technische Leiter. Deshalb ist er fast nie Zuhause. Die Zeche ist sein Leben, und er will unbedingt, dass Sonny auch einmal in der Zeche arbeitet. Doch der hat ganz andere Träume. Denn zur gleichen Zeit ist ganz Amerika aufgeregt, weil es den Russen gelungen ist, ihren Sputnik ins All zu schießen und damit den Amerikanern weit voraus zu sein. Sonny beschließt, dass er später für Wernher von Braun arbeiten und das Raketenprogramm Amerikas voranbringen will. Zwar ist sein Vater, zumindest anfangs, strikt dagegen, doch seine Mutter, Elsie, unterstützt ihn dabei, denn sie will ihren Sohn auf keinen Fall unter Tage sehen.
Sonny hat ein paar gute Freunde, die zu jeder Schandtat bereit sind, und so werden sie die Rocket Boys und ziehen bald enorm viel Aufmerksamkeit auf sich, denn ihre Raketen fliegen besser, höher, als alle jemals gedacht hätten.
Der Untertitel „Roman einer Jugend“ deutet bereits an, worum es geht. Sonny Hickam erzählt mit viel Wärme von den Jahren, in denen er erwachsen geworden ist. Er musste Rückschläge hinnehmen, Verluste verarbeiten, mit den Mädchen ist das auch so eine Sache, doch er erfährt auch viel Unterstützung und Hilfe bei seinen Projekten, manchmal durchaus von unerwarteter Seite. Doch Sonny ist auch hartnäckig, willensstark und auch wenn er sich nach der Liebe und vor allem der Anerkennung seines Vaters sehnt, lässt er sich nicht lange von seinem Weg abbringen, wenn er die nicht erhält.
Insgesamt ist dieser Roman sehr einfühlsam erzählt. Er präsentiert eine noch gar nicht so lange vergangene Zeit, die dennoch nicht mehr präsent ist und schon ziemlich altmodisch anmutet. Auch die geschichtliche und soziale Dimension trägt zum breiten Bild bei, das der Roman vermittelt. Die Leser können eintauchen in Sonnys Welt, mit ihm mitfiebern und ihn ganz nah auf seinem Weg begleiten.

Veröffentlicht am 08.01.2018

Gemächlich

Lied der Weite
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Auch dieser Haruf-Roman entführt die Leser nach Holt, in die vom Autor für seine Romane erfundene Kleinstadt. Diesmal stehen der Lehrer Guthrie und seine Familie, vor allem die beiden Jungs Bob und Ike, ...

Auch dieser Haruf-Roman entführt die Leser nach Holt, in die vom Autor für seine Romane erfundene Kleinstadt. Diesmal stehen der Lehrer Guthrie und seine Familie, vor allem die beiden Jungs Bob und Ike, die schwangere Schülerin Victoria, Guthries Kollegin Maggie, die sich um Victiora kümmert, die MacPheron-Brüder und Iva Stearns, ein alte Dame, im Mittelpunkt.
Sie alle werden relativ ausführlich vorgestellt, bevor die Handlung beginnt, sich zu entfalten.
Das tut sie gemächlich, so wie in Holt alle noch viel Zeit haben, nimmt sich auch das Buch Zeit, seine Geschichte zu erzählen, die nicht spektakulär ist, in der kein Mord geschieht, in der einfach ganz normale Menschen ganz normale Dinge tun und dabei – trotz allem – ein klein wenig über sich hinauswachsen, lernen, sich verändern. Das geschieht lautlos und macht den Reiz dieses Romans aus.
Gleichzeitig bleiben die Figuren seltsam unzugänglich, wirken eindimensional.
Warum Haruf auf Anführungszeichen verzichtet, erschließt sich mir nicht. So kommen die Leser nicht in den Genuss von Gedanken der Figuren. Vielleicht hätte das etwas mehr Nähe erzeugt. Trotzdem verlebt man eine angenehme Zeit mit den Protagonisten und taucht ein wenig in das Lebensgefühl jener Jahre ein.
„Unsere Seelen bei Nacht“ desselben Autors hat eigentlich nur zwei Figuren, vielleicht gelingt es deshalb in diesem Buch besser, mit ihnen warm zu werden.

Veröffentlicht am 20.12.2017

Charmant

Die Villa der Zaubertiere, Band 01
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Die Sommerferien nahen und Felicitas ist unglücklich, weil sie nicht mit ihrer Freundin zusammen auf dem Ponyhof Urlaub machen kann. Dann fliegt auch noch ihr Kanarienvogel davon. Sie läuft ihm nach, um ...

Die Sommerferien nahen und Felicitas ist unglücklich, weil sie nicht mit ihrer Freundin zusammen auf dem Ponyhof Urlaub machen kann. Dann fliegt auch noch ihr Kanarienvogel davon. Sie läuft ihm nach, um in wieder einzufangen und gelangt so in einen ihr unbekannten Teil des Waldes.

Es handelt sich um die Villa der Zaubertiere, die von einem seltsamen Herrn geleitet wird, der Feli herein bittet und ihr eine Stelle als Hilfe anbietet. In dieser Villa werden Zaubertiere aufgepäppelt, gepflegt und betreut, bis sie an eine passende Familie als Haustier vermittelt werden können.
Staunend begleitet Feli Herrn Jams durch das Gebäude und lernt schnell die Einhörner, eine verfluchte Kröte, Zwergpferde, Feuersalamander, Hexenkatzen und einen Drachen kennen. Alle Tiere wurden von ihren vorherigen Besitzern (bei den Einhörnern zumeist ungezogene Prinzessinnen) schlecht behandelt und warten nun auf neue Besitzer, die gut zu ihnen sind.
Feli ist überglücklich und gern bereit, den Ferienjob anzunehmen, doch womit sie nicht gerechnet hat, ist, dass Herr Jams sie allein lassen muss. Nach einer kurzen Einweisung ist sie plötzlich für alle Tiere verantwortlich.
Sie lässt sich nicht entmutigen und beginnt mit der Arbeit, doch dann taucht eine Prinzessin auf.
Sehr viele Details sorgen dafür, dass diese Geschichte, die komplett aus Felis Sicht erzählt wird, so richtig ans Herz geht. Feli glaubt von sich selbst, dass sie eben immer Pech hat, weswegen alles schief geht, was sie anpackt. Doch sie lernt im Laufe der Geschichte, dass sie sich da wohl irrt. Sie ist sehr verantwortungsbewusst, liebevoll, zuverlässig und einfallsreich. Sie ist beharrlich und hilfsbereit.
So wird die Geschichte, die mit so viel Leichtigkeit und fantasievollen Kreaturen daherkommt, zu einem Text, der sowohl beim selber Lesen als auch beim Vorlesen seinen Charme entfaltet und die Leser/Zuhörer schnell dazu bringt, Felis eigene Einstellung zu sich selbst in Frage zu stellen.
Ganz nebenbei wird auch noch ein spannendes Abenteuer erzählt. Es geht um jede Menge mythologische Tiere (und einige neu erfundene), die alle ihre Probleme haben und ganz besondere Pflege brauchen.
Viele Details lassen den ersten Band der Reihe fast überquellen, eine skurrile Idee folgt der nächsten.
Jedes Buch ist liebevoll in Schwarz-Weiß illustriert, manchmal großformatig (bis zu einer Seite), manchmal nur mit einem Detail am Rand.
Inzwischen sind drei Bände erschienen. Immer steht eines der Tiere und seine Vermittlung im Mittelpunkt. Dabei entwickelt Feli sich jedes Mal ein Stückchen weiter.
1. Einhörner suchen ein Zuhause
2. Ein in Nest voller Überraschungen
3. Rettung für den Babyphönix
Fazit: Liebevoll gestaltete Bücher zum Träumen für alle tierliebenden Mädchen.